Eigentlich bin ich schon lange bei euch...

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Esther

Eigentlich bin ich schon lange bei euch...

Beitrag von Esther »

allerdings nur als Leserin. Inzwischen hat sich mein Leidensdruck so erhöht, dass es mir ein Bedürfnis wurde, zu schreiben.
Ich bin 35 Jahre alt, wohne in der Schweiz, habe ein Haus,einen wunderbaren Mann und zwei tolle Söhne. Eigentlich ist bei mir alles perfekt... bloss ich nicht.
Der ältere Sohn ist 3, er kam in der 37. Wo per Kaiserschnitt zur Welt, weil ich keine Kindsbewegungen mehr spürte. Er war viel zu klein, da meine Plazenta viel zu klein war. Nach 2 Wochen in der Neonatologie konnten wir ihn nach Hause nehmen. Abgesehen davon, dass er sich langsam entwickelte, ich zu wenig Milch hatte und er sowieso nie recht trinken wollte, war es eine sehr glückliche Zeit. Ich genoss sie in vollen Zügen und freute mich auf den zweiten Sohn, der 19 Monate später zur Welt kam. Schon in der ersten Schwangerschaft war mir lange schlecht, in der zweiten hielt die Übelkeit 9 Monate lang an, was sehr belastend war. Wegen schlechten Herztönen musste auch der zweite Sohn per Kaiserschnitt zur Welt kommen. Er war gesund, schrie aber vom ersten Tag an, konnte nicht schlafen und hatte bald Krämpfchen. Die ersten Monate waren die Hölle, vor allem, weil auch der erste Sohn sehr anstrengend wurde. Nach ca. 5 Monaten ging es mir so mies, dass ich überzeugt war, ich hätte eine PPD. Erstaunlicherweise ging es mir aber bald wieder recht gut. Ich fand es zwar immer noch äusserts anstrengend mit den Kindern, aber psychisch ging es.
Vor 5 Monaten merkte ich, dass irgendetwas nicht mehr so stimmte, dann ging es psychisch zwei Monate lang bergauf und bergab. Ich hoffte immer, es würde wieder vorbeigehen. Schliesslich ging es nur noch bergab. Ich verlor jegliche Lebensfreue, hatte kaum Kraft, den Alltag hinter mich zu bringen und glaubte, es würde nie mehr vorbeigehen.Ich war dauernd unruhig und nervös. Da mein Hausarzt mich nicht so recht verstehen konnte, ging ich zur Gynäkologin, die mir dann Cipralex 10 mg verschrieb. Wie war ich glücklich, als ich schon nach kurzer Zeit einen positiven Effekt merkte! 5 Wochen ging es stetig bergauf... aber dann einfach wieder runter.... Ich bin so frustriert...
Bianka

Beitrag von Bianka »

Hallo liebe Esther,

herzlich Willkommen und schön das Du Dich hier vorstellst.

Also als ich Deinen Beitrag las,hab ich gleich gedacht. Du und Deine Kinder haben sicherlich auch ein Geburtstrauma durch die Kaiserschnitte.

Dein Hausarzt und Deine FA kann ich nicht verstehen. Haben sie Dir keine Psychotherapie vorgeschlagen ? Ich glaube das wäre wirklich dran,daß Du Dich mal richtig aussprechen kannst. Hast Du da schon mal drüber nachgedacht,Dir professionelle Hilfe zu holen ? Guck was Du brauchst und hol Dir Hilfe. Das mobilisiert ungemein.
Was macht Dir Spaß,was sind Deine Hobbies ?
Balu

Beitrag von Balu »

Lieber Esther,

das was Du beschreibst kennen wohl viele hier im Forum. Du hast eine sehr anstrende Zeit hinter Dir. Dein Großer ist erst 3 Jahre alt und Deine Batterie ist vermutlich total leer. Dann passiert es einfach, dass man in eine Depression rutschen kann, in der man keine Freude oder Energie mehr spüren kann.

Auch ich habe es nie verstanden, dass meine Rahmenbedingungen in denen ich lebe eigentlich optimal sind nur ich war irgendwie nicht richtig am Leben sondern spürte nur Leere, Unruhe und Traurigkeit. Aber glaube mir, es gibt tatsächlich ein erstrebenswertes Leben nach Deiner "Sinnkrise". Diese Verstimmung hat oftmals ihren Sinn, in dieser Zeit werden Mechanismen in Gang gesetzt, die auch ein Umdenken bewirken. Die Frage von Bianka, ob Du Dir therapeutische Hilfe gesucht hast ist schon richtig. In einer Therapie würdest Du erfahren können, warum Du Dich so schlecht fühlst, vornehmlich aber kannst Du Deine Gefühle dort ansprechen und oft ist dann ein Umdenken möglich.

Auch ich habe lange AD genommen und hatte 25 kg zugenommen. Ich machte eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie mit 50 Stunden und dennoch dauerte es einfach doch eine lange Zeit, bis ich mich wieder fand. Aber die Zeit kommt, da kannst Du ganz sicher sein. Ich weiss, wenn man in dieser Falle steckt hat man wenig Zukunfstfreude. Aber die Krankheit ist doch nur ein Wink, sich zu stellen und nachzusehen. Sie bleibt nicht ewig, da sei Dir sicher...

Meine Kinder sind jetzt 14,12 und 7 und ich hatte nach Kind 1 und 3 PPD. Aber es geht mir wirklich wieder gut und ich kann diese Krisen im Nachhinein für mich annehmen. Ich habe mich verändert und habe wieder zu mir gefunden oder besser gesagt ich habe mich neu gefunden.

Ich wünsche Dir alles Gute...

Balu
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Esther!

Ein liebes Hallo auch von mir an dieser Stelle. Ich freue mich sehr, dass du dich entschloßen hast, aktiv mitzuschreiben. :D

Wie die Mädels vor mir schon geschrieben haben, finde ich eine Therapie auch sehr sinnvoll. Mir hat sie sehr geholfen heraus zu finden, warum ich in die Depression gerutscht bin. Und dieses Verstehen wiederrum hat mich wieder "heil" gemacht.

Mit einem AD in Kombi mit einer Therapie hast du eine ganz große Chance, wieder gesund zu werden und deine Seele heilen zu lassen. Gerade nach KS sind psychische Probleme sehr häufig. Ich selber hatte auch einen und habe lange nur die körperliche Belastung gesehen. Aber dass auch Seele bei einer Geburt sich öffnet (bei einem KS sogar "gewaltsam", wie meine Hebi das im Nachhinein bezeichnete) habe ich erst später erkannt - leider.

Ganz wichtig sind auch regelmässig Auszeiten von all dem heimischen Trubel. Kannst du hin und wieder mal was für dich ganz alleine machen? Also die Kiddis abgeben und gemütlich mit ner Freundin bummeln oder ähnliches? Ich habe lange gebraucht, um mir das regelmässig zu gönnen, weil ich immer dachte - das brauch ich nicht und Zeit habe ich auch keine.... Aber nachdem mein Psychiater mir das immer wieder "eingebläut" hat, hab ich doch angefangen, mir Auszeiten zu nehmen . Und: Sie wirken WUNDER!!!

Liebe Esther, schön dass du da bist!

Schöne Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Esther

Danke!

Beitrag von Esther »

Hallo ihr Lieben!

Habe mich heute morgen sehr darüber gefreut, schon Antworten erhalten zu haben. Es tut unheimlich gut, sich verstanden zu wissen!
Ich bin dran, eine Therapie zu machen. Allerdings konnte ich erst zweimal gehen, da meine Psychologin ziemlich ausgelastet ist. Aber ich weiss, dass das für mich sehr wichtig ist. Ich gebe auch seit einer Zeit die Kinder jeweils am Do für einen halben Tag einem privaten Hütedienst ab. Das entlastet mich, aber es ist halt schon so, dass die Besserung nicht von einem Tag auf den anderen eintritt. Darüber bin ich manchmal sehr frustriert... Aber in diesem Forum habe ich gesehen, dass es fast nie schnell geht und dass man Geduld haben muss. Das muss ich jetzt auch so annehmen.
Darüber, dass es mit den Kaiserschnitten zu tun haben könnte, habe ich mir noch nicht Gedanken gemacht... ich werde das sicher in der Therapie ansprechen.

Vielen Dank noch einmal und liebe Grüsse

Esther
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