Bin ebenfalls neu (welch kreativer Titel...)...
Verfasst: 25:11:2007 22:19
Hallo!
Ich versuche es mal mit meiner Vorstellung, denn ich glaube doch, dass ich irgendwie hierhin gehöre.
Ich habe einen Sohn, Benjamin, der 8 1/2 Monate alt ist.
Die Geburt war der Horror, verblasst aber langsam (doch schon). Er wurde letztendlich mit der Saugglocke geholt, nachdem er nicht weitergerutscht ist und die Wehen auch aufhörten. Ich hatte ihn direkt auf dem Bauch und freute mich auch darüber, dass es ein Sohn war, denn wir wollten es vorher nicht wissen.
Trotzdem wartete ich auf dieses "unbeschreibliche Glücksgefühl" von dem ich so viel gehört hatte.
Ich hab unheimlich viel Blut verloren und es wurde eine Stunde oder so an mir herumgenäht (Dammschnitt, -riss und Scheidenriss). Mein Kreislauf war im Keller.
Im Krankenhaus dann war so viel Trubel, da Benjamin einen Tag nach Vollmond zur Welt kam. Das mit dem Stillen hat überhaupt nicht funktioniert. Die Schwestern nahmen sich keine Zeit. Ich durfte nicht aufstehen wegen meines Blutverlustes (HB-Wert 7). Nicht jede Schwester wusste davon und einige schüttelten nur den Kopf, wenn ich Nervensäge mal wieder klingelte, weil ich die Bettpfanne brauchte (und glaubt mir, das wollte ich auch nicht).
Alles tat weh. Sitzen zum Stillen. Auch der Nacken von runtergucken auf den Kleinen, ob er denn nun trinkt... Ich freute mich unsagbr auf Zuhause. Montags war die Geburt, Freitags sollte es nach Hause gehen. Benjamin wurde ein bißchen gelb, was aber normal sei. Das Gewicht war (angeblich) in Ordnung, obwohl ich ihn ja nicht stillen konnte. Durch sein Geburtsgewicht von 4340 g hatte er aber ein bißchen Reserven.
Ich versuche mich ein bißchen kurz zu halten.
Freitags dann der Schock: Gelbsucht und eine Neugeborenen-Infektion. Verlegung in die Kinderklinik. Mutter-Kind-Raum.
Benjamin kam unter dieses UV-Licht und Infusionen zuerst über die Hand, dann über den Kopf. Stillen (GERADE hatte es in der Geburtsklinik funktionieren wollen) klappte wieder gar nicht mehr. Es wurde zugefüttert und ich habe abgepumpt.
So haben wir unsere erste Woche, die wir Zuhause sein sollten, in der Klinik verbracht. Mein Mann war immer den ganzen Tag da. Morgens kam er, abends ging er. Dazwischen hat er den Haushalt noch geschmissen und unsere vielen Tiere versorgt.
Nach 8 Tagen konnten wir nach Hause.
Endlich Ruhe. Routine im Wickeln, waschen und An- und Ausziehen hatten wir zum Glück schon.
Dann kamen die Heultage. Ich kam mit der Aussage meiner Hebamme nicht klar. Danach hätte Benjamin nicht auf normalem Wege zur Welt kommen dürfen. Das Krankenhaus hätte unverantwortlich gehandelt. Mutter UND Kind hätten dabei draufgehen können. Und das mit dem Stillen sollte ich doch aufgeben, würde eh nicht mehr klappen. Ich solle weiter Abpumpen.
Das wollte ich aber nicht einsehen. Zwei Wochen lang haben wir Fertigmilch gefüttert, dann hat mich der Ehrgeiz gepackt. Nachdem Benjamin nun schon 4 Wochen aus der Flasche und der Brust gemeinsam ernährt wurde, hab ich es fertiggebracht, dass er satt wird durch das Stillen allein. Meine Milchproduktion kam ins Laufen durch häufigeres Anlegen und Geduld (die ich sonst eigentlich kaum habe, es sei denn ich habe mir was in den Kopf gesetzt).
Nachdem ich das „Projekt“ geschafft hatte, kam die Zeit, wo ich wieder ans Arbeiten dachte. Ich selbst hab mir die reine Mutterschutzzeit gegeben, um 100% für mein Baby da zu sein. Das klappte aber nicht. Das Arbeiten nicht und auch der Haushalt nicht. Die Hebamme stellte ihre Besuche ein, als Benjamin 8 Wochen alt war, obwohl ich voll gestillt hatte (ich habe erst viel später erfahren, dass ich als voll stillende Mutter mehr Anspruch gehabt hätte). Meine Eltern, die nicht weit weg wohnen, gehen beide noch voll arbeiten, mein Mann sowieso und ich fühlte mich unsagbar alleine.
Ich probierte es mit einer Krabbelgruppe, als Benjamin 3 oder 4 Monate alt war. Die anderen Kinder waren alle älter. Es war fürchterlich. Alle Mütter kannten sich scheinbar untereinander (alle aus dem gleichen Dorf). Es wurden bloß Namen der Kinder ausgetauscht. Die der Mütter waren uninteressant. Das Ganze ging 1,5 Stunden. Schon nach einer Dreiviertelstunde hatte Benjamin genug. Horror.
Rückbildungsgymnastik – andere Mütter kennenlernen... ging erst im September los. Babyschwimmen im August. Das war auch soweit ok. Mittlerweile war mein Kind aber das doppelte vom Geburtsgewicht, also 9 Kilo. Das nahm mir mein Rücken, genauer meine Bandscheiben, sehr übel. Ich bekam Krankengymnastik.
Wir fuhren in den Urlaub, aber selbst dort konnte ich mich nicht so recht entspannen. Wir hatten eine Ferienwohnung, aber ohne die beschriebene Terrasse. Das heißt, ab 18 Uhr, wenn Benjamin ins Bett ging zu der Zeit, saßen wir fest. So empfand ich das zumindest. Ich war immer froh, wenn ich mal mit unserem Hund spazieren gehen konnte. Raus aus der „Falle“.
Da ich ja stillte, konnte ich mir auch nicht ohne schlechtes Gewissen Freiraum schaffen. Auch Zuhause nicht. Denn es könnte ja sein, dass er wach wird und ich dann nicht greifbar bin. Mein Mann wirkte etwas unbeholfen mit dem kreischenden Baby. Er war immer schnell daran nach der Flasche zu rufen, weil er meinte mir damit einen Gefallen zu tun. Er wollte mich entlasten damit. Mir wurde da schon einiges immer zu viel.
Als Benjamin dann genau am Tag seines halben Geburtstages die Brust nicht mehr annahm morgens, war ich irgendwie froh. Endlich konnte ich wieder ausgehen, mal ein Bierchen trinken. Und ich konnte mir auch endlich härtere Medikamente gegen meine Rückenschmerzen geben lassen. Und auch geröntgt werden.
Aber auf einmal fiel ich in ein tiefes Loch. Mein Rücken machte nicht mehr mit und ich stillte nicht mehr. Ich war gar nichts mehr wert als Mutter. Ich wurde nicht mehr gebraucht. Tragen konnte ich mein Kind nicht oder nur unter Schmerzen und füttern konnte ihn auch der Papa.
Mehr als einmal kam mir der Gedanke einfach zu gehen. Ich war (bin) unheimlich eifersüchtig auf das Verhältnis zwischen Papa und Sohn. Obwohl ich andererseits natürlich froh bin, dass es so ist.
Aber wo bleibe ich?
Ich gehe nicht aus und Zuhause bin ich unnütz. Ich kann wegen meinem Rücken kaum den Haushalt schmeißen, mein Kind nicht so durch die Gegend tragen wie andere Mütter das tun (dabei hatte ich extra das Tragetuch gekauft). Dann konnte ich auch nicht arbeiten, weil ich einen Schreibtischjob habe und kaum sitzen kann. Außerdem hat Benjamin nie dann geschlafen, wenn ich arbeiten musste. Und WENN er dann einmal geschlafen hat, habe ich drei Kreuze gemacht und bin völlig erschöpft aufs Sofa gefallen oder habe den Haushalt wenigstens zum Teil in Ordnung gebracht.
Manchmal habe ich etwas gearbeitet, wenn Benjamin wach war. Er war dann im Laufstall oder in der Wippe.
Welch Rabenmutter, die nicht einmal die wenige Zeit, die ihr Sohn wach ist, zu ausgiebigem Spiel und Förderung und Spaziergang oder sonst was nutzt. Dabei beschäftigt er sich sehr gut mit sich selbst eine Weile lang. Das ist ja auch nicht schlecht (der Verstand weiß das).
Außerdem habe ich für Benjamin immer selbst gekocht, weil das günstiger ist und nicht so viel Arbeit ist, wenn man einfriert. Mein Verdienst fällt ja schließlich weg, weil ich zu nix komme.
Der Stand jetzt: Ich bin letzte Woche an der Bandscheibe operiert worden. Papa hat drei Wochen unbezahlten Urlaub und ist höchstselbst meine Haushaltshilfe, die von der Krankenkasse bezahlt wird.
Ich weiß nicht. Die erhoffte Ruhe bekomme ich auch nicht, weil wir uns ständig in die Haare bekommen und ich nicht ohne schlechtes Gewissen entspannen kann. Außerdem kann man ja sooo viel machen, wenn Papa schon mal da ist.
Vielen Dank fürs Lesen des Romans, der er eigentlich gar nicht werden sollte.
Liebe Grüße,
Yvonne
Ich versuche es mal mit meiner Vorstellung, denn ich glaube doch, dass ich irgendwie hierhin gehöre.
Ich habe einen Sohn, Benjamin, der 8 1/2 Monate alt ist.
Die Geburt war der Horror, verblasst aber langsam (doch schon). Er wurde letztendlich mit der Saugglocke geholt, nachdem er nicht weitergerutscht ist und die Wehen auch aufhörten. Ich hatte ihn direkt auf dem Bauch und freute mich auch darüber, dass es ein Sohn war, denn wir wollten es vorher nicht wissen.
Trotzdem wartete ich auf dieses "unbeschreibliche Glücksgefühl" von dem ich so viel gehört hatte.
Ich hab unheimlich viel Blut verloren und es wurde eine Stunde oder so an mir herumgenäht (Dammschnitt, -riss und Scheidenriss). Mein Kreislauf war im Keller.
Im Krankenhaus dann war so viel Trubel, da Benjamin einen Tag nach Vollmond zur Welt kam. Das mit dem Stillen hat überhaupt nicht funktioniert. Die Schwestern nahmen sich keine Zeit. Ich durfte nicht aufstehen wegen meines Blutverlustes (HB-Wert 7). Nicht jede Schwester wusste davon und einige schüttelten nur den Kopf, wenn ich Nervensäge mal wieder klingelte, weil ich die Bettpfanne brauchte (und glaubt mir, das wollte ich auch nicht).
Alles tat weh. Sitzen zum Stillen. Auch der Nacken von runtergucken auf den Kleinen, ob er denn nun trinkt... Ich freute mich unsagbr auf Zuhause. Montags war die Geburt, Freitags sollte es nach Hause gehen. Benjamin wurde ein bißchen gelb, was aber normal sei. Das Gewicht war (angeblich) in Ordnung, obwohl ich ihn ja nicht stillen konnte. Durch sein Geburtsgewicht von 4340 g hatte er aber ein bißchen Reserven.
Ich versuche mich ein bißchen kurz zu halten.
Freitags dann der Schock: Gelbsucht und eine Neugeborenen-Infektion. Verlegung in die Kinderklinik. Mutter-Kind-Raum.
Benjamin kam unter dieses UV-Licht und Infusionen zuerst über die Hand, dann über den Kopf. Stillen (GERADE hatte es in der Geburtsklinik funktionieren wollen) klappte wieder gar nicht mehr. Es wurde zugefüttert und ich habe abgepumpt.
So haben wir unsere erste Woche, die wir Zuhause sein sollten, in der Klinik verbracht. Mein Mann war immer den ganzen Tag da. Morgens kam er, abends ging er. Dazwischen hat er den Haushalt noch geschmissen und unsere vielen Tiere versorgt.
Nach 8 Tagen konnten wir nach Hause.
Endlich Ruhe. Routine im Wickeln, waschen und An- und Ausziehen hatten wir zum Glück schon.
Dann kamen die Heultage. Ich kam mit der Aussage meiner Hebamme nicht klar. Danach hätte Benjamin nicht auf normalem Wege zur Welt kommen dürfen. Das Krankenhaus hätte unverantwortlich gehandelt. Mutter UND Kind hätten dabei draufgehen können. Und das mit dem Stillen sollte ich doch aufgeben, würde eh nicht mehr klappen. Ich solle weiter Abpumpen.
Das wollte ich aber nicht einsehen. Zwei Wochen lang haben wir Fertigmilch gefüttert, dann hat mich der Ehrgeiz gepackt. Nachdem Benjamin nun schon 4 Wochen aus der Flasche und der Brust gemeinsam ernährt wurde, hab ich es fertiggebracht, dass er satt wird durch das Stillen allein. Meine Milchproduktion kam ins Laufen durch häufigeres Anlegen und Geduld (die ich sonst eigentlich kaum habe, es sei denn ich habe mir was in den Kopf gesetzt).
Nachdem ich das „Projekt“ geschafft hatte, kam die Zeit, wo ich wieder ans Arbeiten dachte. Ich selbst hab mir die reine Mutterschutzzeit gegeben, um 100% für mein Baby da zu sein. Das klappte aber nicht. Das Arbeiten nicht und auch der Haushalt nicht. Die Hebamme stellte ihre Besuche ein, als Benjamin 8 Wochen alt war, obwohl ich voll gestillt hatte (ich habe erst viel später erfahren, dass ich als voll stillende Mutter mehr Anspruch gehabt hätte). Meine Eltern, die nicht weit weg wohnen, gehen beide noch voll arbeiten, mein Mann sowieso und ich fühlte mich unsagbar alleine.
Ich probierte es mit einer Krabbelgruppe, als Benjamin 3 oder 4 Monate alt war. Die anderen Kinder waren alle älter. Es war fürchterlich. Alle Mütter kannten sich scheinbar untereinander (alle aus dem gleichen Dorf). Es wurden bloß Namen der Kinder ausgetauscht. Die der Mütter waren uninteressant. Das Ganze ging 1,5 Stunden. Schon nach einer Dreiviertelstunde hatte Benjamin genug. Horror.
Rückbildungsgymnastik – andere Mütter kennenlernen... ging erst im September los. Babyschwimmen im August. Das war auch soweit ok. Mittlerweile war mein Kind aber das doppelte vom Geburtsgewicht, also 9 Kilo. Das nahm mir mein Rücken, genauer meine Bandscheiben, sehr übel. Ich bekam Krankengymnastik.
Wir fuhren in den Urlaub, aber selbst dort konnte ich mich nicht so recht entspannen. Wir hatten eine Ferienwohnung, aber ohne die beschriebene Terrasse. Das heißt, ab 18 Uhr, wenn Benjamin ins Bett ging zu der Zeit, saßen wir fest. So empfand ich das zumindest. Ich war immer froh, wenn ich mal mit unserem Hund spazieren gehen konnte. Raus aus der „Falle“.
Da ich ja stillte, konnte ich mir auch nicht ohne schlechtes Gewissen Freiraum schaffen. Auch Zuhause nicht. Denn es könnte ja sein, dass er wach wird und ich dann nicht greifbar bin. Mein Mann wirkte etwas unbeholfen mit dem kreischenden Baby. Er war immer schnell daran nach der Flasche zu rufen, weil er meinte mir damit einen Gefallen zu tun. Er wollte mich entlasten damit. Mir wurde da schon einiges immer zu viel.
Als Benjamin dann genau am Tag seines halben Geburtstages die Brust nicht mehr annahm morgens, war ich irgendwie froh. Endlich konnte ich wieder ausgehen, mal ein Bierchen trinken. Und ich konnte mir auch endlich härtere Medikamente gegen meine Rückenschmerzen geben lassen. Und auch geröntgt werden.
Aber auf einmal fiel ich in ein tiefes Loch. Mein Rücken machte nicht mehr mit und ich stillte nicht mehr. Ich war gar nichts mehr wert als Mutter. Ich wurde nicht mehr gebraucht. Tragen konnte ich mein Kind nicht oder nur unter Schmerzen und füttern konnte ihn auch der Papa.
Mehr als einmal kam mir der Gedanke einfach zu gehen. Ich war (bin) unheimlich eifersüchtig auf das Verhältnis zwischen Papa und Sohn. Obwohl ich andererseits natürlich froh bin, dass es so ist.
Aber wo bleibe ich?
Ich gehe nicht aus und Zuhause bin ich unnütz. Ich kann wegen meinem Rücken kaum den Haushalt schmeißen, mein Kind nicht so durch die Gegend tragen wie andere Mütter das tun (dabei hatte ich extra das Tragetuch gekauft). Dann konnte ich auch nicht arbeiten, weil ich einen Schreibtischjob habe und kaum sitzen kann. Außerdem hat Benjamin nie dann geschlafen, wenn ich arbeiten musste. Und WENN er dann einmal geschlafen hat, habe ich drei Kreuze gemacht und bin völlig erschöpft aufs Sofa gefallen oder habe den Haushalt wenigstens zum Teil in Ordnung gebracht.
Manchmal habe ich etwas gearbeitet, wenn Benjamin wach war. Er war dann im Laufstall oder in der Wippe.
Welch Rabenmutter, die nicht einmal die wenige Zeit, die ihr Sohn wach ist, zu ausgiebigem Spiel und Förderung und Spaziergang oder sonst was nutzt. Dabei beschäftigt er sich sehr gut mit sich selbst eine Weile lang. Das ist ja auch nicht schlecht (der Verstand weiß das).
Außerdem habe ich für Benjamin immer selbst gekocht, weil das günstiger ist und nicht so viel Arbeit ist, wenn man einfriert. Mein Verdienst fällt ja schließlich weg, weil ich zu nix komme.
Der Stand jetzt: Ich bin letzte Woche an der Bandscheibe operiert worden. Papa hat drei Wochen unbezahlten Urlaub und ist höchstselbst meine Haushaltshilfe, die von der Krankenkasse bezahlt wird.
Ich weiß nicht. Die erhoffte Ruhe bekomme ich auch nicht, weil wir uns ständig in die Haare bekommen und ich nicht ohne schlechtes Gewissen entspannen kann. Außerdem kann man ja sooo viel machen, wenn Papa schon mal da ist.
Vielen Dank fürs Lesen des Romans, der er eigentlich gar nicht werden sollte.
Liebe Grüße,
Yvonne