Meine Geschichte
Verfasst: 13:12:2007 12:36
Hallo,
Bei mir ist erst in diesem Herbst, nachdem meine Tochter fast drei war, klar geworden ist, dass ich wohl eine PPD hatte/habe.
Mir ist sehr schnell nach der Geburt meiner Tochter klar geworden, dass etwas nicht stimmt. Mir ging es schlecht, ich war unglücklich, von meiner Tochter überfordert, wusste nicht, was ich tun soll, wenn sie schreit. Das Schlimmste waren für mich die Tage allein mit ihr. Ich wusste nicht, was ich mit mir anfangen sollte, habe stundenlang mit ihr auf dem Sofa gesessen und nichts anderes auf die Reihe bekommen und darauf gewartet, dass mein Mann heimkommt. Ich habe mich total im Stich gelassen gefühlt, allein mit dem, was mir doch das Liebste und Wichtigste sein sollte und habe mich für die schlechteste Mutter der Welt gehalten. Ich habe zwar schon daran gedacht, eine PPD zu haben, wusste auch von einer Tagesklinik, die darauf spezialisiert ist, aber habe dann immer wieder gedacht, nein, dass muss auch so gehen, du musst es eben besser machen. Ich war völlig überfordert, am Ende meiner Kräfte und habe aber immer gemeint, funktionieren zu müssen, habe mir viel zu wenig Ruhe gegönnt und war im Grunde total erschöpft. Es ging mir immer halbwegs gut, wenn jemand bei mir war, aber dieses Alleinsein hat mich fertig gemacht. Leider kam auch eine mächtige Wut dazu, ein unglaublicher Hass, weil sie mich so gefordert hat, weil ich das Gefühl hatte, sie frisst mich auf, ich habe keine Rechte, bin ihre Sklavin, aber ich muss das alles aushalten, weil ich ihre Mutter bin. Ich habe nicht ertragen, dass sie ihren Willen geäußert hat, wo ich mich doch verbogen habe bis zum letzten um zu funktionieren. Ich merke manchmal noch, dass ich will, dass sie sich genauso klein macht, wie ich es tue, dass sie nicht stärker sein soll als ich.
Ich habe dann, als meine Tochter drei Monate alt war, einen Arzt aufgesucht, der Frauenarzt und Psychologe war und habe dann von meiner Wut erzählt, woraus er schloss, ich hätte keine PPD. Das wars dann, er hat mich wieder heimgeschickt und ich war so enttäuscht. Als meine Tochter 9 Monate war, habe ich dann einen ersten Therapieversuch
gemacht, den ich im Nachhinein aber als gescheitert beurteilen würde. Es fiel kein einziges Mal das Wort PPD ich kam mir überhaupt nicht verstanden vor und meine Situation hat sich in dieser Zeit auch nicht wesentlich gebessert.
Einige Monate später sind wir in eine andere Stadt umgezogen und ich habe dafür alle Reserven zusammengenommen, endlich die Chance auf eine Veränderung! Ich habe hier dann schnell zu einem Mütterzentrum Kontakt gefunden und hatte das erste Mal das Gefühl, gut aufgehoben und willkommen zu sein. Allein das hat die Situation deutlich verbessert, dazu habe ich mir eine Tagesmutter gesucht, wodurch ich auch etwas Entlastung hatte. Aber leider gab es immer wieder Rückfälle, immer wieder Situationen, in denen ich wegen Kleinigkeiten völlig überfordert war und auch meine Tochter geschlagen habe, nicht als Erziehungsmittel, sondern aus vollkommener Verzweiflung.
Nach so einer Situation habe ich dann in diesem Frühjahr eine Erziehungsberatung aufgesucht, wo mir dann zu einer Therapie geraten wurde, die ich inzwischen auch angefangen habe. Bei der neuen Therapeutin fühle ich mich auch sehr wohl und es wurde eben das erste Mal klar, dass es wohl doch eine PPD ist, mit der ich immer noch kämpfe, trotz dieser Wut, die in mir ist. Ich habe in der Therapie mal gesagt: "Wenn ich mir erlaubt hätte, zusammenzubrechen, hätten alle gesagt, es ist eine Wochenbettdepression, aber ich habe es mir nicht erlaubt und deswegen war es keine". Ich habe das immer noch in mir, dass ich funktionieren muss, koste es, was es wolle und das ich mich nicht abgrenzen darf, weil ich dann schlecht bin. Mir ist inzwischen aber auch klar geworden, dass mich das Thema Depression schon seit meiner frühen Jugend verfolgt, für mich war dieser depressiv gefärbte Zustand schon normal, konnte mir gar nicht mehr vorstellen, dass man sich auch anders fühlen kann.
Inzwischen ist die Situation deutlich entspannter, sicher auch, weil meine Tochter inzwischen in den Kindergarten geht, aber ich lerne allmählich, mir zuzugestehen, Bedürfnisse zu haben und eigene Ziele zu entwickeln. Ich bin sicher noch nicht am Ende meines Weges - und womit ich immer leben muss sind die Schuldgefühle, weil ich meine Tochter geschlagen habe. Ich kann mir noch nicht verzeihen und habe Angst, meine Tochter emotional geschädigt zu haben, wobei es bisher nicht so aussieht, zum Glück. Ich hoffe, ich kann ihr eines Tages erzählen, was passiert ist und mich entschuldigen. Ich tröste mich damit, dass ich früh Hilfe gesucht habe, leider ohne Erfolg, aber es quält mich, dass nach drei Jahren alles immer noch nicht vorbei ist und ich mich nicht als "normale" Mutter fühlen kann.
Viele Grüße
Katrin
Bei mir ist erst in diesem Herbst, nachdem meine Tochter fast drei war, klar geworden ist, dass ich wohl eine PPD hatte/habe.
Mir ist sehr schnell nach der Geburt meiner Tochter klar geworden, dass etwas nicht stimmt. Mir ging es schlecht, ich war unglücklich, von meiner Tochter überfordert, wusste nicht, was ich tun soll, wenn sie schreit. Das Schlimmste waren für mich die Tage allein mit ihr. Ich wusste nicht, was ich mit mir anfangen sollte, habe stundenlang mit ihr auf dem Sofa gesessen und nichts anderes auf die Reihe bekommen und darauf gewartet, dass mein Mann heimkommt. Ich habe mich total im Stich gelassen gefühlt, allein mit dem, was mir doch das Liebste und Wichtigste sein sollte und habe mich für die schlechteste Mutter der Welt gehalten. Ich habe zwar schon daran gedacht, eine PPD zu haben, wusste auch von einer Tagesklinik, die darauf spezialisiert ist, aber habe dann immer wieder gedacht, nein, dass muss auch so gehen, du musst es eben besser machen. Ich war völlig überfordert, am Ende meiner Kräfte und habe aber immer gemeint, funktionieren zu müssen, habe mir viel zu wenig Ruhe gegönnt und war im Grunde total erschöpft. Es ging mir immer halbwegs gut, wenn jemand bei mir war, aber dieses Alleinsein hat mich fertig gemacht. Leider kam auch eine mächtige Wut dazu, ein unglaublicher Hass, weil sie mich so gefordert hat, weil ich das Gefühl hatte, sie frisst mich auf, ich habe keine Rechte, bin ihre Sklavin, aber ich muss das alles aushalten, weil ich ihre Mutter bin. Ich habe nicht ertragen, dass sie ihren Willen geäußert hat, wo ich mich doch verbogen habe bis zum letzten um zu funktionieren. Ich merke manchmal noch, dass ich will, dass sie sich genauso klein macht, wie ich es tue, dass sie nicht stärker sein soll als ich.
Ich habe dann, als meine Tochter drei Monate alt war, einen Arzt aufgesucht, der Frauenarzt und Psychologe war und habe dann von meiner Wut erzählt, woraus er schloss, ich hätte keine PPD. Das wars dann, er hat mich wieder heimgeschickt und ich war so enttäuscht. Als meine Tochter 9 Monate war, habe ich dann einen ersten Therapieversuch
gemacht, den ich im Nachhinein aber als gescheitert beurteilen würde. Es fiel kein einziges Mal das Wort PPD ich kam mir überhaupt nicht verstanden vor und meine Situation hat sich in dieser Zeit auch nicht wesentlich gebessert.
Einige Monate später sind wir in eine andere Stadt umgezogen und ich habe dafür alle Reserven zusammengenommen, endlich die Chance auf eine Veränderung! Ich habe hier dann schnell zu einem Mütterzentrum Kontakt gefunden und hatte das erste Mal das Gefühl, gut aufgehoben und willkommen zu sein. Allein das hat die Situation deutlich verbessert, dazu habe ich mir eine Tagesmutter gesucht, wodurch ich auch etwas Entlastung hatte. Aber leider gab es immer wieder Rückfälle, immer wieder Situationen, in denen ich wegen Kleinigkeiten völlig überfordert war und auch meine Tochter geschlagen habe, nicht als Erziehungsmittel, sondern aus vollkommener Verzweiflung.
Nach so einer Situation habe ich dann in diesem Frühjahr eine Erziehungsberatung aufgesucht, wo mir dann zu einer Therapie geraten wurde, die ich inzwischen auch angefangen habe. Bei der neuen Therapeutin fühle ich mich auch sehr wohl und es wurde eben das erste Mal klar, dass es wohl doch eine PPD ist, mit der ich immer noch kämpfe, trotz dieser Wut, die in mir ist. Ich habe in der Therapie mal gesagt: "Wenn ich mir erlaubt hätte, zusammenzubrechen, hätten alle gesagt, es ist eine Wochenbettdepression, aber ich habe es mir nicht erlaubt und deswegen war es keine". Ich habe das immer noch in mir, dass ich funktionieren muss, koste es, was es wolle und das ich mich nicht abgrenzen darf, weil ich dann schlecht bin. Mir ist inzwischen aber auch klar geworden, dass mich das Thema Depression schon seit meiner frühen Jugend verfolgt, für mich war dieser depressiv gefärbte Zustand schon normal, konnte mir gar nicht mehr vorstellen, dass man sich auch anders fühlen kann.
Inzwischen ist die Situation deutlich entspannter, sicher auch, weil meine Tochter inzwischen in den Kindergarten geht, aber ich lerne allmählich, mir zuzugestehen, Bedürfnisse zu haben und eigene Ziele zu entwickeln. Ich bin sicher noch nicht am Ende meines Weges - und womit ich immer leben muss sind die Schuldgefühle, weil ich meine Tochter geschlagen habe. Ich kann mir noch nicht verzeihen und habe Angst, meine Tochter emotional geschädigt zu haben, wobei es bisher nicht so aussieht, zum Glück. Ich hoffe, ich kann ihr eines Tages erzählen, was passiert ist und mich entschuldigen. Ich tröste mich damit, dass ich früh Hilfe gesucht habe, leider ohne Erfolg, aber es quält mich, dass nach drei Jahren alles immer noch nicht vorbei ist und ich mich nicht als "normale" Mutter fühlen kann.
Viele Grüße
Katrin