PPD verhindern durch gepl. Kaiserschnitt möglich?
Verfasst: 14:10:2005 10:37
Hallo liebe Leidensgenossinnen,
ich bin leider erst vor ein paar Tagen auf diese wirklich hilfreiche Internetseite gestoßen. Hätte ich diese Seite nur schon viel früher gefunden, es wäre mir viel erspart geblieben. Aber nun erst mal zu dem was mich zu Euch führt:
Ich erwarte in ein paar Wochen mein zweites Kind. Ich habe bereits einen vierjährigen Sohn, den ich, nach einer für mich vollkommen traumatisierenden Geburt, bekommen habe. Ich möchte Euch jetzt nicht das ganze Geburterlebnis schildern, das würde den Rahmen hier sprengen. Außerdem ist eine Geburt ja ein individuelles Erlebnis, das von jedem anders empfunden wird. Für mich war es jedenfalls einer der schlimmsten Momente in meinem Leben. Es war nicht mal so sehr der reine Geburtsschmerz der für mich so schrecklich war, sondern die Hoffnungslosigkeit und Leere, die in den vielen Stunden der Geburt in mir aufstiegen. Ich ging voller Motivation und Freude auf mein Kind in die Geburt. Unter der Geburt (die leider sehr lange gedauert hat und per Saugglocke beendet wurde) gingen in mir alle Emotionen und mein ganzes Selbstvertrauen verloren und es machte sich eine Leere in mir breit, die ich so vorher noch nie empfunden habe. Als mein Kind endlich draußen war, kam ich mir nur noch vor, wie eine Hülle. Kaputt und unfähig irgendwas zu fühlen. Keine Mutterliebe, keine Freude, einfach nichts. Dieser Zustand hielt in der Form bei mir mehrere Monate an, und ich wußte damals noch nicht, dass es sich um PPD handelte. Ich dachte, dass das eben normal sei. Es erwartet ja auch jeder, dass man mit einem gesunden Baby eigentlich nur glücklich sein kann. Ich hatte aber die üblichen Symptome, die mit einer PPD einhergehen. Daraus entwickelte sich ein depressiver Dauerzustand (auch mit vielen Selbstmordgedanken), den ich nach über zwei Jahren nicht mehr ausgehalten habe und ich dann endlich zu einer Psychiaterin gegangen bin. Ich habe dann für ein Jahr Medikamente genommen (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) und bin nun seit einem weiteren Jahr in einer Gesprächstherapie, die mir sehr hilft.
Ich dachte, dass ich nun bereit für ein zweites Kind sei. Nun bin ich, wie gesagt, wieder schwanger, und die Geburt liegt nun in einigen Wochen wieder vor mir. Alle schlechten Erinnerungen sind wieder da und natürlich die Angst, schon wieder traumatisiert zu werden und wieder durch die Hölle einer PPD zu gehen. Natürlich ist diese Befürchtung Dauerthema von mir bei meiner Frauenärztin sowie in meiner Psychotherapeutie. Meine Frauenärztin (die eigentlich gegen Kaiserschnitte ist) rät in meinem Fall zu einem gepl. Kaiserschnitt um ein Trauma zu umgehen, da sie der Ansicht ist, dass Frauen, die sich bewußt für einen KS entscheiden, eher nicht darunter leiden evtl. „versagt“ zu haben. Dieser Ansicht ist meine Therapeutin im Grunde genommen auch, allerdings meinte sie, ich solle mir überlegen, dass man ein schlechtes Geburtserlebnis durch ein schönes quasi auch „ersetzen“ kann. Doch wer kann mir garantieren, dass es ein „schönes Erlebnis“ wird, bzw. ich durch meine Angst nicht total blockiert bin, und das ganze wieder danebengeht? Niemand. Die Psyche spielt ja auch eine wesentliche Rolle bei der Geburt. Und Angst erzeugt Verkrampfung, die Folgen brauche ich ja nicht weiter erklären. Ich war jetzt schon mal im Krankenhaus, um meinen Fall zu besprechen. Das Gespräch war total gut und verständnisvoll von Hebamme und Arzt. Sie haben die Indikation für einen gepl. KS auch ganz klar gesehen, raten mir aber, es natürlich trotzdem erstmal „normal“ zu probieren (schon wegen dem möglichen positiven Erlebnis, das mir ja auch helfen könnte). Sie lassen mir dennoch alle Möglichkeiten, mich kurzfristig umzuentscheiden (egal in welche Richtung). Das ist ja schon mal sehr gut für mich.
Nur fällt mir die Entscheidung allerdings doch sehr schwer, und ich habe Angst, dass mich das in ein neues Dilemma führt. Momentan bin ich mehr auf KS eingestellt. Könnte mich ein KS vor einer erneuten PPD schützen? Gehöre ich zu den Frauen, die vielleicht ein „natürliches Geburtserlebnis“ gar nicht brauchen? Der Gedanke, dass die Geburt nach Plan läuft, d.h. dass ich weiß, was auf mich zukommt, sagt mir, ehrlich gesagt, eher zu. Bekomme ich danach mein Kind in den Arm und kann unbelastet „neu anfangen“? Kann das wirklich so sein? Es kommt mir zu einfach vor. Will ich kneifen? Gibt es hier vielleicht andere, die ähnliches erlebt haben und mir mit Rat zur Seite stehen können?
Ach ja, ich will natürlich niemandem, der einen traumatischen Kaiserschnitt erlebt hat, mit meinem Beitrag Salz in die Wunden streuen. Sollte ich jemanden mit irgendeiner Äußerung in meinem Beitrag verletzt haben, täte es mir sehr leid, das lag nicht in meinem Sinne.
Jetzt ist der Beitrag doch noch so lang geworden. Tut mir leid, es ging einfach nicht kürzer.
Liebe Grüße und schon mal recht herzlichen Dank für Rat und Hilfe von Euch,
Tizia
PS: Die Liste über die Selbsthilfegruppen funktioniert leider nicht. Gibt es denn auch eine Gruppe im Raum KA?
ich bin leider erst vor ein paar Tagen auf diese wirklich hilfreiche Internetseite gestoßen. Hätte ich diese Seite nur schon viel früher gefunden, es wäre mir viel erspart geblieben. Aber nun erst mal zu dem was mich zu Euch führt:
Ich erwarte in ein paar Wochen mein zweites Kind. Ich habe bereits einen vierjährigen Sohn, den ich, nach einer für mich vollkommen traumatisierenden Geburt, bekommen habe. Ich möchte Euch jetzt nicht das ganze Geburterlebnis schildern, das würde den Rahmen hier sprengen. Außerdem ist eine Geburt ja ein individuelles Erlebnis, das von jedem anders empfunden wird. Für mich war es jedenfalls einer der schlimmsten Momente in meinem Leben. Es war nicht mal so sehr der reine Geburtsschmerz der für mich so schrecklich war, sondern die Hoffnungslosigkeit und Leere, die in den vielen Stunden der Geburt in mir aufstiegen. Ich ging voller Motivation und Freude auf mein Kind in die Geburt. Unter der Geburt (die leider sehr lange gedauert hat und per Saugglocke beendet wurde) gingen in mir alle Emotionen und mein ganzes Selbstvertrauen verloren und es machte sich eine Leere in mir breit, die ich so vorher noch nie empfunden habe. Als mein Kind endlich draußen war, kam ich mir nur noch vor, wie eine Hülle. Kaputt und unfähig irgendwas zu fühlen. Keine Mutterliebe, keine Freude, einfach nichts. Dieser Zustand hielt in der Form bei mir mehrere Monate an, und ich wußte damals noch nicht, dass es sich um PPD handelte. Ich dachte, dass das eben normal sei. Es erwartet ja auch jeder, dass man mit einem gesunden Baby eigentlich nur glücklich sein kann. Ich hatte aber die üblichen Symptome, die mit einer PPD einhergehen. Daraus entwickelte sich ein depressiver Dauerzustand (auch mit vielen Selbstmordgedanken), den ich nach über zwei Jahren nicht mehr ausgehalten habe und ich dann endlich zu einer Psychiaterin gegangen bin. Ich habe dann für ein Jahr Medikamente genommen (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) und bin nun seit einem weiteren Jahr in einer Gesprächstherapie, die mir sehr hilft.
Ich dachte, dass ich nun bereit für ein zweites Kind sei. Nun bin ich, wie gesagt, wieder schwanger, und die Geburt liegt nun in einigen Wochen wieder vor mir. Alle schlechten Erinnerungen sind wieder da und natürlich die Angst, schon wieder traumatisiert zu werden und wieder durch die Hölle einer PPD zu gehen. Natürlich ist diese Befürchtung Dauerthema von mir bei meiner Frauenärztin sowie in meiner Psychotherapeutie. Meine Frauenärztin (die eigentlich gegen Kaiserschnitte ist) rät in meinem Fall zu einem gepl. Kaiserschnitt um ein Trauma zu umgehen, da sie der Ansicht ist, dass Frauen, die sich bewußt für einen KS entscheiden, eher nicht darunter leiden evtl. „versagt“ zu haben. Dieser Ansicht ist meine Therapeutin im Grunde genommen auch, allerdings meinte sie, ich solle mir überlegen, dass man ein schlechtes Geburtserlebnis durch ein schönes quasi auch „ersetzen“ kann. Doch wer kann mir garantieren, dass es ein „schönes Erlebnis“ wird, bzw. ich durch meine Angst nicht total blockiert bin, und das ganze wieder danebengeht? Niemand. Die Psyche spielt ja auch eine wesentliche Rolle bei der Geburt. Und Angst erzeugt Verkrampfung, die Folgen brauche ich ja nicht weiter erklären. Ich war jetzt schon mal im Krankenhaus, um meinen Fall zu besprechen. Das Gespräch war total gut und verständnisvoll von Hebamme und Arzt. Sie haben die Indikation für einen gepl. KS auch ganz klar gesehen, raten mir aber, es natürlich trotzdem erstmal „normal“ zu probieren (schon wegen dem möglichen positiven Erlebnis, das mir ja auch helfen könnte). Sie lassen mir dennoch alle Möglichkeiten, mich kurzfristig umzuentscheiden (egal in welche Richtung). Das ist ja schon mal sehr gut für mich.
Nur fällt mir die Entscheidung allerdings doch sehr schwer, und ich habe Angst, dass mich das in ein neues Dilemma führt. Momentan bin ich mehr auf KS eingestellt. Könnte mich ein KS vor einer erneuten PPD schützen? Gehöre ich zu den Frauen, die vielleicht ein „natürliches Geburtserlebnis“ gar nicht brauchen? Der Gedanke, dass die Geburt nach Plan läuft, d.h. dass ich weiß, was auf mich zukommt, sagt mir, ehrlich gesagt, eher zu. Bekomme ich danach mein Kind in den Arm und kann unbelastet „neu anfangen“? Kann das wirklich so sein? Es kommt mir zu einfach vor. Will ich kneifen? Gibt es hier vielleicht andere, die ähnliches erlebt haben und mir mit Rat zur Seite stehen können?
Ach ja, ich will natürlich niemandem, der einen traumatischen Kaiserschnitt erlebt hat, mit meinem Beitrag Salz in die Wunden streuen. Sollte ich jemanden mit irgendeiner Äußerung in meinem Beitrag verletzt haben, täte es mir sehr leid, das lag nicht in meinem Sinne.
Jetzt ist der Beitrag doch noch so lang geworden. Tut mir leid, es ging einfach nicht kürzer.
Liebe Grüße und schon mal recht herzlichen Dank für Rat und Hilfe von Euch,
Tizia
PS: Die Liste über die Selbsthilfegruppen funktioniert leider nicht. Gibt es denn auch eine Gruppe im Raum KA?