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Mein Sohn ist sooooooo aggressiv
Verfasst: 10:04:2008 11:16
von Lena75
Hallo zusammen,
unser Sohn ist 3 1/4 Jahre alt, ich hatte lange mit meiner PPD zu kämpfen, mittlerweile bin ich aber aus dem Gröbsten raus. Auch dank ADs und Therapie. Nur unser Sohn ist - das hört sich jetzt echt gemein an - (weiterhin) sehr problematisch und raubt mir sehr viele Nerven. Er ist extrem aggressiv, schon als Säugling war er ein Schreibaby und hat(te) Null Frustrationstoleranz. Er ist wirklich auch sehr niedlich: witzig, sehr wissbegierig und aktiv, aber er bekommt seine Wutausbrüche einfach nicht unter Kontrolle. Wir versuchen wirklich so gut wie möglich zu unterstützen, aber oft haben wir das Gefühl, dass er einfach toben WILL! Und das zig Mal am Tag, das geht unglaublich an die Nerven. Ich komme oft schon gar nicht mehr "runter", weil ich weiß, dass bald der nächste Tobsuchtsanfall kommt.
Ich will ihn bestimmt nicht schlecht reden, aber es fällt mir schwer, ihn "vorbehaltlos" zu lieben, weil dieses Verhalten so unglaublich an den Nerven zehrt.
Wir haben schon Erziehungsberatungen aufgesucht, die aber auch nicht helfen konnten. Und - so ganz nebenbei erwähnt - bin ich ja auch Pädagogin --- aber mit meinem eigenen Kind überfordert. Super Bankrott!
Geht es einigen von euch auch so? Dass ihr nicht mehr wisst, wie ihr mit den Aggressionen eurer Kinder umgehen sollt? Habt ihr Lösungen gefunden?
Außerdem frage ich mich natürlich zwangsläufig immer, ob ich ihn durch meine PPD so aggressiv "gemacht" habe.
Hat irgendjemand eine Idee? Ich wäre euch sehr dankbar!
Hallo
Verfasst: 10:04:2008 11:54
von Nickolakala
Hallo Lena,
also 1. mal hast Du ihn sicher durch Deine PPD NICHT aggressiv gemacht. Bitte such die Schuld nicht an Dir !!!!
Mein Vorschlag wäre: einfach die Tobsuchtsanfälle nicht beachten und nicht so wichtig nehmen (ja ich weiss ist superanstrengend und man könnte platzen vor Wut.). Der kleine Kerl merkt das nämlich sehr schnell. Oder ihn in sein Zimmer bringen und ihm sagen, wenn er sich wieder benehmen kann, dann kann er gerne wieder rauskommen.........vielleicht hilft ihm das???
Ansonsten wie wärs mit Bachblüten???
Hm, hoffe, dass ich Dir etwas helfen konnte........
VG Nicole
Verfasst: 10:04:2008 18:27
von MarjoRM
Hallo Lena!
Ich hatte heute auch Gespräche mit unserer Kindergartenleiterin und einem Erziehungsberater. Zunächst mal ist mein Töchterchen im KiGa der Sonnenschein vom Dienst

und zuhause nennen wir sie meist "Terrorfrosch" oder "Tyrannofroschus annika"
Ich bin ja schon froh, daß sie sich im KiGa benimmt, aber zuhause ist sie manchmal die reinste Folter, brüllt für jedes bischen los, oft für Dinge, die wir überhaupt nicht beeinflussen können, so nach dem Motto "Ich will aber nicht daß es jetzt regnet!" und macht grundsätzlich nichts, worum man sie bittet.
Der Erz. Berater meint, ich sollte mir das nicht so sehr zu Herzen nehmen und solche Ausbrüche soweit möglich einfach ignorieren.
Ob ich das hinkriege, weiß ich auch noch nicht, könnte schwierig werden, wenn Anni mir dabei am bein hängt oder so...
Ich glaube, unsere Kinder verhalten sich ganz normal, nur wir "PPDlerinnen" sind halt dünnhäutiger als andere Mütter und ziehen uns den Schuh immer gleich an.
Wahrscheinlich müssen wir einfach lernen, mehr an uns abprallen zu lassen
- leichter gesagt, als getan, ich weiß, aber ich werd's versuchen.
LG, Marjo
Verfasst: 11:04:2008 16:01
von SuSana
Liebe Lena,
bei mir gab es auch ähnliche Situationen...und ich bin Heilerziehungspflegerin

. Das Problem ist, das man wenn man selber in der Situation steckt, nicht mehr objektiv sein kann. Unsere Kinder kennen unsere "Knöpfchen" die sie drücken müssen sehr genau, um uns aus unserm "Konzept" zu bringen. Ganz wichtig ist, das man solche "Ausraster" nicht persönlich nimmt, sie machen es nicht um uns zu ärgern. Ich bin der Überzeugung, das es immer ein Hilfeschrei ist...leider ist es nicht immer erkennbar, woran es liegt.
Ich habe als es ganz extrem wurde zufällig etwas gelesen, was mir sehr weiter geholfen hat. Die ganze Geschichte zu erzählen, wäre jetzt zu lang, aber mir wurden einige Dinge klar....
ich habe ihn nicht als Persönlichkeit erkannt...ich war durch die PPD so mit mir beschäftigt, das ich nicht gemerkt habe wer er ist und was er wirklich braucht. Ihm war z.B. ganz wichtig so selbständig wie möglich sein zu dürfen....ich habe oft nicht erkannt, was er schon selber machen kann (wollte ja auch fertig werden, ich empfand alles nur als Stress

. Er wollte seine Phantasie mit basteln und malen ausleben...leere Joghurtbecher, Pappe und Tesa....er baute richtige Projekte (in seinen Augen

) und ganz wichtig war ein klarer geregelter Tagesablauf in dem er feste Grenzen hatte. Aber innerhalb der Grenzen brauchte er größt möglichen Raum sich entfalten/entwickeln zu können und Knuddeleinheiten, die auch zu kurz kamen, vor allem als es mir schlecht ging war ich froh meine Ruhe zu haben, und wenn ich mal knuddeln wollte, hatte er keine Lust

. Es war oft eine Gradwanderung....aber wir haben es geschafft.
lg SuSana
Verfasst: 14:04:2008 10:29
von Geli
Hallo Lena,
ich möchte dir gerne über meine Erfahrung berichten und Hoffnung machen:
Unser Sohn ist inzwischen 7. Schon als Baby war er sehr lebhaft, immer unterwegs und auch sehr hartnäckig. Komischerweise im Kindergarten später total anders, so dass sie mich schon ansprachen (03/2006), er sei so ruhig, zurückgezogen, manchmal richtig unsicher usw. Zuhause aber genau das Gegenteil: Aggressionen, Diskussionen, Tonangebend und so weiter.
Da die Einschulung ein Jahr später sein sollte, machten sie uns darauf aufmerksam, ihn auf ADS/ADHS und Wahrnehmungsstörung untersuchen zu lassen (das war 03/06). Im Oktober 06 bekamen wir einen Termin dort. Und es folgten weitere 5 Monate mit Untersuchungen, in denen noch nichts feststand. Es kam durch des Motopäden dort heraus, dass es nicht ADHS wäre, aber er hätte eine Hörwahrnehmung, d. h. das Gehörte und vor allem das Gehörte in größeren Gruppen überfordert ihn und dadurch reagiert er im Kiga so. Zuhause fühlt er sich wohl. Da kann er loslegen. Aber Regeln, Zuhören und Umsetzen Fehlanzeige. Wir hatten immer das Gefühl, er VERSTEHT es nicht und wir konnten noch so viel wiederholen. So waren wir auch oft sehr wütend und auch aggressiv. Mich hat es oft zum Weinen gebracht und ich habe an mir gezweifelt.
Im April 2007 bekam ich dann auf Anraten einer Bekannten und Hebamme den Tipp, mit ihm zu einem Osteopathen / Craniosakraltherapeuten zu gehen. Seine Erklärungen waren die Erleuchtung und uns fiel es wie Schuppen von den Augen. Er hatte schon eine Hörwahrnehmung, aber dadurch verstärkt, dass sein 1. Halswirbel etwas schief saß. Das erklärte auch die Symtome in seiner Babyzeit: Spucken, Unruhe, Blähungen, auch Berührungswiderstreben und auch Schreien. Die sog. Schreikinder oder auch das KISS-Syndrom fallen darunter. Dort liegt das Gefühlswahrnehmungszentrum des Gehirns am Hinterkopf. Wenn dort blockiert ist, kann die Region nicht gut genug versorgt werden. Er sagte, es wäre, als liefe man mit schiefem Horizont durch die Gegend.
Nach den Behandlungen (allein schon bei den ersten beiden - es waren insgesamt 3) war er wie verändert. Sein Charakter an sich war der gleiche, aber er war wesentlich verständiger, das Gesagte kam bei ihm an, er wollte kuscheln und insgesamt war er ruhiger. Es war super toll. Wir haben uns gefreut. Seitdem hat er sich gemausert und inzwischen in der Schule kommt er auch zurecht. Ich kann es auf jeden Fall empfehlen. Da kann man noch so viel Erziehungsarbeit leisten, es nützt nichts. Und alle aus der Familie kommen in Selbstzweifel. Besonders wir PPDer.
Vielleicht findest du jemand bei dir in der Gegend. Und kostenmäßig ist dies machbar. Wir gehen jetzt immer so alle 4 Monate zur Mobilisierung hin. Ich denke an dich und wünsche Euch viel Glück.
Verfasst: 15:04:2008 9:27
von Angela
Ich würde auch mal mit einem Arzt darüber sprechen, ob nicht Wahrnehmungsstörungen, ADS/ADHS oder eventuell autistische Züge dahinter stecken könnten.
Des weiteren würde ich schauen, ob er vielleicht unterfordert ist. Gib ihm Aufgaben, basteleien, vielleicht kann er sogar schon einfache Rechenaufgaben? Auch Hochbegabung kann sich so äußern.
Viel Erfolg, ich kenn das GEfühl der absoluten Hilflosigkeit nur zu gut!
DANKE!!
Verfasst: 23:04:2008 19:53
von Lena75
Ihr Lieben,
vielen Dank für eure wirklich hilfreichen Ratschläge! Ich hatte leider nicht eher Zeit zu antworten, bei mir war extrem viel los. Daher melde ich mich erst heute, was aber natürlich nicht heißt, dass ich kein Interesse hätte!
Das mit dem Osteopathen werde ich mal versuchen, das finde ich sehr spannend.
Ansonsten habt ihr schon Recht: Solche Anfälle sollten an mir besser abprallen, aber das ist nun mal leichter gesagt als getan.
ADS und Autismus würde ich eigentlich ausschließen, obwohl ich als Pädagogin da natürlich nicht perfekt darin bin, eine Diagnose zu stellen.
Aber was du gesagt hast, SuSana, passt wohl ganz gut. Ich wollte immer vor allem meine Ruhe haben.
Ich habe mittlerweile auch endlich - nach drei Jahren - einen wirklich sinnvollen Tipp von meiner (neuen) Therapeutin bekommen: Sie meinte, ich wäre in den letzten drei Jahren immer nur vor ihm innerlich "geflüchtet", aus Angst, der Junge würde mich wieder so massiv belasten wie in den ersten Wochen und Monaten. Und das würde ihn aggressiv machen. Deshalb sollte ich mir immer wieder überlegen, wann ICH Spaß daran hätte, mit dem Kleinen was zu machen. Dann bräuchte ich keine Angst haben, dass er über mein Leben bestimmt und alles entscheidet. Und dann bräuchte ich nicht mehr zu "flüchten".
Und: Eine Woche habe ich das jetzt ausprobiert, und in dieser Woche ging es wirklich besser!!! Keine Ahnung, ob das jetzt wirklich auf Dauer besser wird, aber ich habe Mut gefasst.
Und noch was Schönes ist passiert: Ich bin wieder schwanger!!!
Verfasst: 24:04:2008 7:48
von Nora
Hallo Lena,
freut mich, dass es jetzt besser läuft. Weißt Du, ich hab auch so einen Kleinen zuhause, der sehr lebhaft und temperamentvoll ist. Und manchmal kann er auch sehr agressiv sein. Ich kann dich also verstehen, dass Dich das an Deine Grenzen bringt. Ich hab manchmal Tage, da gehe ich voller Anspannnung in den Kiga um ihn abzuholen und warte förmlich darauf, dass er wieder ausflippt. Oft ist es unnötig. Aber ich bin leider noch nicht so unbefangen mit ihm im Umgang. Aber es ist viel besser geworden als noch vor einem halben Jahr. Die Aussage Deiner Therapeutin finde ich sehr interessant. Vielleicht war das zwischen mir und meinem Sohn auch so.
Seit ich meinen sohn verstärkt in alles einbeziehe, was ich so mache (kochen, putzen, einkaufen , etc.) ist es zwischen uns besser geworden und ich glaube, dass er so meine Nähe braucht und gerne haben möchte.
Und herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft. Ich freu mich sehr für Dich!
LG,
Nora