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Danke...

Verfasst: 02:05:2008 6:56
von Angela
... dass mir hier endlich mal die rosarote Brille entrissen wird!

Ich habe ein Kind mit Down Syndrom. Bisher war ich immer der Meinung, ich könnte Voruteile abbauen und zeigen, dass das Leben auch mit diesem Kind weiter geht, dass es liebt und geliebt wird, indem ich mit ihr raus gehe. Indem ich sie überall dabei habe, auf dem Spielplatz, beim Einkaufen, bei allen dörflichen Aktivitäten.
So war es auch gestern geplant, eine schöne Vatertagstour mit der Feuerwehr und anschließendem Grillen.

Durch Eure Meinungen in Bezug auf behinderte Menschen in der Öffentlichkeit bin ich jedoch endlich darauf gekommen, dass meine Tochter auch ein Stein des Anstoßes sein kann. Dass ihr Anblick auf manche störend wirken kann, ihr Lächeln oder gar eventuelles "antatschen" ekelerregend ist. Beim Grillen gestern hab ich die ganze Zeit überlegt, ob nicht eventuell jemanden die BRatwurst quer im Hals stecken bleibt, weil ja auch meine Tochter mit am Tisch sitzt.

Ich werde selbstverständlich meine Haltung gegenüber Aufklärungsarbeit in der Öffentlichkeit überdenken.

Wisst Ihr, vor der PPD hätte ich gesagt, scheiß drauf, jetzt erst Recht.
Jetzt sitze ich hier, bin in ein ziemlich tiefes, schwarzes Loch gestürzt und traue mich nicht mehr raus, weil ich keine Ahnung habe, wem ich damit den Tag vermiese. Ich traue keiner Beteuerung mehr, dass meine Tochter süß sei, offensichtlich denken ja sehr viele anders. Warum also nicht die arme, bedauernswerte Mama anlügen oder sich zumindest politisch korrekt verhalten.

Falls sich jemand findet, der die Kosten übernimmt werde ich logischwerweise auch meine Mutter-Kind-Kur absagen - ich will ja keinem den Kurerfolg nehmen. Da muss ich dann ja logischerweise zurück stecken, schließlich ist es ja nicht zuzumuten, dass jemand anders als eine liebende Mutter mit meinem Kind zu tun hat.

Einige hier haben mich sehr verletzt und mir ganz viel Vertrauen genommen, in mich und in andere. Ich wünsche trotzdem allen hier, dass ihre Kinder nie so krank werden, nie durch einen Unfall oder eine Krankheit eine Einschränkung erfahren, dass sie sich mit dem Thema Behinderung weiter auseinander setzen müssen.

Sehr traurige und verzweifelte Grüße!

Verfasst: 02:05:2008 8:53
von ubure
Liebe Angela,

ich weiß, Du wirst es mir wohl kaum glauben, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, wie Du Dich fühlst. Eine Mutter will ihr Kind ja schützen, behindert oder nicht, ganz egal. Man liebt es, und das bedingungslos. Und das ist gut so.
Es ist klar, dass Dir dieses Thema natürlich weh tut! Bitte versuche aber zu verstehen, dass hier verschiedene Dinge zusammenkommen: jemand, der selbst am Boden ist, völlig unsicher und extrem sensibel (wie wir halt alle waren/sind durch unsere Krankheit) kommt zur Kur, was an sich ja schon eine große Veränderung ist. Und da ist er nun zum Großteil mit Menschen mit Behinderung zusammen. Das IST für viele Menschen erst mal schwierig, denn die meisten Leute sind eben nie oder ganz selten mit Behinderten zusammen und haben somti ganz selbstverständlich Berührungsängste.das wäre aber dasselbe, wenn man einfach so in eine Gruppe von Senioren geschmissen wird, oder was weiß ich, Amerikanern. Es ist einfach nicht alltäglich für die meisten.
Du verdirbst niemandem den Tag, wenn Du rausgehst mit der Kleinen, und das weißt Du. Aber Du weißt auch, dass es eben Menschen gibt, die diese Berührungsängste haben und andere eben weniger. Das ist aber ncihts Persönliches und hat nichts mit der Liebenswürdigkeit Deiner Tochter zu tun. Mir persönlich geht es so, dass ich, wenn ich ein Kind sehe, ich es entweder mag oder nichts damit anfangen kann, behindert oder nicht. Das ist halt immer eine Frage der Chemie und ch denke, es geht vielen Menschen so. Hattest Du denn schon mal die Erfahrung gemacht, dass sich jemand konkret an Deinem Kind stößt? Ich denke nicht, dass man, wenn man jemanden mit Behinderung kennen lernt und sich mit ihm auseinandersetzen kann, diesen Menschen eklig findet etc. Aber es ist wahrscheinlich wirklich schwierig, auf eine Menge Menschen mit verschiedenen Behinderungen zu treffen, weil das die meisten Menschen überfordert, eben weil sie das nicht kennen und nicht damit vertraut sind. Es ist fremd, deshalb ist man vorsichtig, rein instinktiv.
Ich weiß nicht, ob ich mich verständlich machen konnte, aber es ist keineswegs so, wie Du es empfindest, obwohl ich deine Reaktion sehr gut verstehen kann.

LG,
Inez

P.S.: Ich denke nicht, dass es ein Problem gewesen wäre, wenn es eine gemischte Gruppe gewesen wäre - weißt Du, was ich meine? Ich hoffe es sehr!

Verfasst: 02:05:2008 10:04
von hanna
Liebe Angela

Auch ich kann Deine Verletztheit gut verstehen und selbst mich als Mutter von zwei "nichtbehinderten" Kindern befremden natürlich statements wie "ich kann mit Behinderten nichts anfangen" enorm und ich kann solche Gefühle auch nicht nachvollziehen. Letztlich ist es aber Ausdruck einer Unerfahrenheit, Unbeholfenheit und Unsicherheit gegenüber MEnschen, die anders scheinen. Und mit Dir oder Deiner Tochter hat das nichts zu tun.
Jule's SItuation war allerdings wohl auch eine Ausnahmesituation, in der man ohnehin wenig Energie hat. Dass es einige von uns zusätzlich Energie kostet, Menschen mit Behinderungen zu begegnen und mit ihren Schicksalen sich auseinanderzusetzen (damit meine ich nicht Kinder mit Down Syndrom, sondern Kinder, die nach Unfällen z.T. schwer behindert sind), muss man einfach akzeptieren. Was hatte ich für Diskussionen mit meinem Mann über pränatale Diagnostik (ich wollte gar nichts testen, mein Mann hätte am liebsten von Anfang an alle Tests gemacht). Diese Diskussionen mit ihm waren für mich sehr schwierig und schmerzhaft. Ich habe vor meinem Studium mit schwerbehinderten Kindern, vor allem cerebral gelähmten Kindern gearbeitet (ich wollte früher Musiktherapeutin werden), Down Syndrom ist für mich schon fast keine Behinderung. Mein Mann hingegen hat keinerlei Erfahrungen mit behinderten Menschen. es hat viel gebraucht, bis ich seine Ängste akzeptieren konnte und nicht dachte: Mein Gott, mein eigener Mann hat eine katastrophale moralische Einstellung. Wir haben letztlich aber keine Tests gemacht, d.h. auch er hat meine Sichtweise akzeptieren können.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich irgend jemand stört an der Anwesenheit Deiner Tochter, im Gegenteil. Falls es wirklich Leute gäbe, die mit ihrer Anwesenheit Mühe hätten, hat das nichts mit Deiner Tochter zu tun, sondern mit deren Einstellung, die "nicht stimmt". Du darfst nicht zulassen, dass sich solche EInstellungen auf Dich oder Deine Tochter auswirken.
Niemand kann Dir (oder Deiner Tochter) ein schlechtes Gefühl vermitteln, ohne Dein Zutun oder Einverständnis!
Lg Hanna

Verfasst: 02:05:2008 11:03
von kathrin66
hallo angela,

habe leider erst jetzt mitbekommen,was hier gelaufen ist.

ich kann dir nur sagen,ich denke nicht so!!!!!!!!!!!!!!

aber denn noch glaube ich, du wirst immer solche menschen treffen. leider.

viele wissen bestimmt nicht,wie sie damit umgehen sollen. allerdings finde ich,
es ist eine ausrede.

der andere teil hat einfach vorurteile gegenüber behinderten und bei ausländern gehts weiter. da läuft mir die galle über!

ich wünsche dir die kraft,die mutter kind kur durchzuziehen.sie soll für euch zur erholung sein.such dir muttis,mit denen du kannst und geniesse es.

ich bin in gedanken bei dir und hoffe,du kannst die aussagen aus dem forum "vergessen" bzw. verarbeiten.

ganz liebe grüße
kathrin

Mangelnde Toleranz ?!

Verfasst: 02:05:2008 12:00
von Suse07
Liebe Angela,

ich selbst bin Lehrerin für Förderschulen und dementsprechend mit unterschiedlichlichsten Kindern zusammen.
Was ich von ihnen gelernt habe ist neben so viel Lebensfreude, spontanes und direktes Verhalten vor allem Offenheit und TOLERANZ !!!

Diese TOLERANZ vermisse ich bei DIR !!!

Ich finde, dass du doch JEDEM seine eigene Hemmschwelle und auch Gefühle bezüglich behinderter Menschen zugestehen solltest!

Egal - warum auch immer - aus Hilflosigkeit, Unbedarftheit, schlechten Erfahrungen oder auch MANGELNDEN ERFAHRUNGEN oder auch Enttäuschtheit über ein befremdliches und angstauslösendes Kurerlebnis - es steht doch JEDEM seine eigene Gefühlswelt zu !!!

Na klar ist die Wortwahl auch entscheidend - und kann sehr verletzen.
Aber da solltest du auch überlegen, aus welcher Situation heraus die harten Worte fielen.
Aber dass du daraus GENERELL und für dich PERSÖNLICH solche Konsequenzen daraus ziehst wie "Vertrauen verloren" finde ich sehr schade.

LG,
Suse

PS: Vielleicht hast du gar nicht so unrecht mit der rosaroten Brille, denn es wird IMMER Menschen geben die Dich oder deine Tochter ehrlich süß finden - oder auch NICHT. Aus welchen Gründen auch immer. Das IST so - bei behinderten und NICHT behinderten Menschen.
Oder wie "ubure" so schön schrieb bei Senioren, Amerikanern... :wink:

Verfasst: 03:05:2008 7:28
von Marika
Hallo ihr Lieben!

Liebe Angela, ich finde du reagierst ein wenig über. Schau, Jule leidet an PPD und sollte sich in der Mutter-Kind-Kur erholen. Aber sie kam in eine Situation in der wohl 99 % aller Frauen hier überfordert gewesen wären. Wie ubure schreibt, wäre das sicher auch der Fall gewesen, wenn sie in eine Reha für Krebspatienten, Senioren... usw. gekommen wäre. Es ist doch nicht wirklich förderlich, wenn jemand der krank ist, dazu noch in eine ihm völlig fremde Situation kommt - ich denke Integration muss und findet ja auch in der Praxis sehr gut anders statt.

Ich denke, dass es allen Patienten (ob nun mit Krebs, Behinderung, PPD, usw....) auf jeden Fall zu gute kommt, wenn sie in eine Reha bzw. Kur kommen, in der sie auch auf Menschen mit dem gleichen Thema oder Krankheit antreffen. Schon wegen dem AUSTAUSCH!!!! Wenn jemand psychisch angeschlagen ist, dann ist es einfach viel zu viel erwartet, dass er/sie sich dann auch noch mit einer neuen Situation zurecht findet. So jemand ist auch nicht in der Lage zu arbeiten, weil eben auch das "Neu" wäre.

Verstehst du? Es geht hier gar nicht um den Respekt gegenüber behinderten Menschen oder gar um die Liebe zu ihnen. Es geht hier um eine Mutter, die sehr krank ist und in einer Kur in der sie die EINZIGE ist mit einer psychischen Krankheit, NICHT gesund werden kann! Denn durch das was sie hier gesehen hat, konnte sie sich nicht auf SICH und ihre Genesung konzentrieren - wie auch - sie grübelte ja ständig über die Menschen mit Behinderung nach und das hätte wohl jede von uns gemacht. Es würde ja auch nix bringen, wenn sie eine Selbsthilfegruppe der anonymen Alkoholiker ginge - man braucht ja den Austausch mit Menschen, die das gleiche durchgemacht haben. Und das konnte Jule in dieser Kur ganz einfach nicht. Also war die Kur total umsonst für sie.

Liebe Angela, bitte versuch diese Seite einwenig zu sehen. Behinderte Menschen, sind eine ganz große Bereicherung für unser Leben und die Integration von diesen ganz wundervollen Wesen ist etwas ganz Wichtiges und für mich Normales. ABER: diese Integration muss vorwiegend in unserer Gesellschaft stattfinden, nicht auf einer Kur, wo einer psychisch kranken Mama in diesem Fall keine Möglichkeit geboten wurde, sich über ihr Leiden aus zu tauschen. Hier wurde einfach jemand wegen der "Quote" in diese Kur gesteckt, um der Integration "Zahlen" zu bringen.
Aber das ist eigentlich auch eine Diskreminierung von Jule bzw. psychisch kranken - so kann man es auch sehen. Psychisch Kranke haben genau so ein Recht auf eine Kur, um sich zu erholen und Gleichgesinnte zu finden, wie jeder andere Mensch - ob behindert oder auch nicht.

P.S. Ich in ja wieder gesund und habe die PPD überstanden. Wenn ich jetzt auf erholung ginge, wegen z.B. einem Operation am Knie, dann möcht ich ehrlich gesagt NICHT in eine Reha für psychisch Kranke, obwohl ich selber betroffen war. Denn ich möchte mich dann über mein Knie unterhalten und so wertvolle Tipps bekommen um wieder gesund zu werden. Das bedeutet aber keine Abwertung oder Diskriminierung gegenüber psychisch Kranken -wie auch, bin ich doch selber ehemals Betroffene!!! Ich hoffe, du verstehst, was ich sagen will! :wink:

Liebe Grüße von

Verfasst: 03:05:2008 8:27
von Cara
Hallo Angela..

ich bin selbst mit zwei behinderten Cousins aufgewachsen, einer hat das Down-Syndrom und einer hat aufgrund einer schweren Op Wachstums- Motorik- und Lernbehinderungen...und ich kann dir sagen: Sie werden geliebt und zwar ehrlich!!
Aber bedenke, dass wir Menschen ``Gewohnheitstiere`` sind. Damit meine ich, dass wir alle erstmal unsicher reagieren, wenn wir etwas nicht kennen. Und so war es auch bei Jule. Sie ist mit völlig anderen Erwartungen zur Kur gefahren.
Verliere dein Vertrauen nicht, dein Kind wird geliebt und hat vorallem selbst ein Gespühr für Menschen, die es lieben.
Fahr zur Kur und tausch dich aus, dass steht dir und deinen Kindern zu und wenn da wirklich jemand ist, der ein Problem mit Behinderungen hat (Und damit meine ich nicht jemanden wie Jule, der nur Unsicher ist und dessen Erwartungen nicht erfüllt wurden), dann ist es so. Jeder, auch gesunde Mensch, trifft immer wieder auf andere Menschen, die einen nicht mögen, mit seinem Aussehen Probleme hat etc....
aber glaub mir, es gibt natürlich sehr viele Menschen, die dein Kind lieben, es süß finden und gern mit ihm zusammmen sind, dass weiß ich!!

Viele liebe Grüße
Cara

Verfasst: 03:05:2008 20:07
von stinki
ich misch mich mal kurz ein

ich hab auch ne mutter-kind-kur gemacht. und es waren einige mütter dabei, die verhaltensauffällige teilweise ads- kinder mitbrachten.
auch wenn sie in der minderzahl waren, haben mich begegnungen mit ihnen und den kindern immer aufgewühlt. es war für mich schon anstrengend, nur zuzusehen, wenn eine stressige situation passierte.
und die geschichten von zu hause...au weia die trugen auch nicht gerade zu meiner erholung bei.

ich denke, eine kur sollte eine kur sein. es spielt keine rolle, ob behinderte kinder oder ein zweiwöchiger stromausfall keine erholung bieten. die kur war umsonst.

ich kann jule verstehen. ich glaube, angela sollte das einfach nicht persönlich nehmen.
und ich habe auch nichts gegen kinder (ob down oder ads oder "normal"), aber mal drei wochen ganz ohne wäre auch schön. und? bin ich jetzt auch ein schlechter mensch???

Ich war es wohl

Verfasst: 03:05:2008 21:11
von Jule2006
Hallo Du,
ich weiß, daß du dich sehr verletzt fühlst durch meine email hier im Forum. Ich wollte dich keinesfalls verletzen, es tut mir entsetzlich leid, daß du dich durch meine email jetzt so verletzt fühlst. Ich kann nur noch einmal sagen, Behinderte werden zu viel abgeschirmt und wir wissen nicht, wie wir damit umgehen sollen. Du bist mit deinem Kind aufgewachsen, ich würde auch anders denken, wenn ich mit einem solchen Kind aufwachsen würde. Ich würde mich darauf einstellen können, Hilfe evtl. bekommen, ich würde es lieben, was auch immer mit ihm ist, aber wir sind es einfach nicht gewohnt, wir wissen nicht, wie wir uns verhalten sollen, sag es doch einfach, was du möchtest, wie wir uns verhalten sollen. Weil es wirklich so ein empfindliches Thema ist, nicht wegen des Kindes sondern der Mutter oder Eltern, die sowieso immer superempfindlich reagieren. Sag mir, wie soll ich mich verhalten? Ich habe es in den 3 Wochen in diesem Haus nicht gelernt, naja, vielleicht ein bissi, ich bin mehr ohne Scheu auf die Kinder zugegangen, aber das schien wohl genug. Ich war der Außenseiter, weil ich als einzige mit gesundem Kind anreiste. Ich habe mit den Kindern geredet, gespielt und alles. Ich habe nichts gegen sie und ich habe es auch nicht vorgespielt. Wenn jemand mal übertrieb, dann - es kam in 3 Wochen einaml vor - bin ich aufgestanden, sobald genug Leute neben mir saßen und es nicht auffiel, ich konnte nicht mehr. Ich bin es einfach nicht gewohnt. In einer Kur will ich nicht mit fremden Situationen kämpfen, sondern mich erholen, aber das war nix. Es waren einige Kinder da, die trotz Behinderung total knuffig und süß waren. Auch in meiner Nachbarschaft sind einige Behinderte. Behinderte können genauso süß sein, wie nichtbehinderte. Aber für eine Mutter Kind Kur war es doch recht ungewohnt. Ich habe immer geglaubt, man könne sich erholen und nicht mit neuen Situtationen sich bekannt machen zu müssen. 3 Wochen sind herzlich wenig Zeit, zu lernen mit Schwerstbehinderten umzugehen. Und ich wollte keinen CrashKurs im Umgang mit Behinderten. Okay, jetzt habe ich ihn und bin auch froh darüber einerseits, aber eine Mutter Kind Kur war das nicht. Ich wollte dich wirklich nicht verletzen, ich sage oft die falschen Worte, oder drücke mich falsch aus. Die Menschen sind wirklich nur unsicher, was sicher kein Trost ist für dich, aber wir haben keine Ahnung. Sag es mir, was du dir wünscht und ich werde es verbreiten. Ich bin einfach zu unwissend um es selber herauszufinden. Was ist dir denn lieber? Guckt man weg, ist die Mutter zu recht beleidigt, guckt man hin, heißt es was glotzte so? Sag ich, wie süß, denkt die Mutter Schwindler/in. Es ist egal, wie wir uns verhalten, du mußt wohl selber an dir arbeiten und auch fremde Hilfe annehmen. Ich würde mich auch lieber von fremder Hilfe stärken lassen, als käme meine Mutter oder mein Freund angetrottelt.
Kann sein, daß ich teilweise die falschen Worte wählte oder zu direkt bin, weil ich ein Fettnäpfchen- Weitschwimmer bin. Ich wünsch dir alle Stärke der Welt solche Menschen wie mich und andere zu überstehen.
Liebe Grüße
Sue

Danke Marika

Verfasst: 03:05:2008 21:25
von Jule2006
Vielen Dank Marika, du hast mir aus dem Herzen gesprochen, ich kann mich leider nicht so gut ausdrücken wie du, aber du hast es genau auf den Punkt getroffen. Jule

Verfasst: 05:05:2008 9:28
von Angela
Danke für Eure Antworten.
Nochmal zur Erklärung: Ich kann verstehen, dass die Kur als solches ein Reinfall war und vielleicht auch keine Erholung. Ich war noch auf keiner Kur und weiß nicht, wie viel man da mit den anderen zu tun hat beziehungsweise sich rausziehen kann, aber ich kann nachvollziehen, dass diese Kur nicht das war, was geplant war.
Ich hab auch nichts gegen die teils sehr plastische Sprache des BEitrages gehabt, manchmal muss man halt drastisch formulieren und auszudrücken, um was es geht.
Was mich verletzt hat war der Halbsatz "Man macht sich bereits Gedanken, wenn man beim Einkauf ein Kind mit Downsydrom sieht, ..." in diesem Zusammenhang.
Vielleicht oder eher bestimmt hat mich das ganze natürlich auch zu einem Zeitpunkt erwischt, wo ich selber ziemlich unten war, auf jeden Fall hat mich dieser Halbsatz einfach fertig gemacht. Und nach wie vor kann ich nicht einschätzen, inwieweit diese Aussage in mein Leben reinragt.
Ich habe immer stark darauf geachtet, wie sich mein Kind in der Öffentlichkeit benimmt, habe aber altersentsprechendes Verhalten hingenommen. So habe ich Trotzanfälle beim EInkaufen (mit Geschrei und Hinschmeißen etc.) von Gesa zwar nicht toll gefunden, aber als Phase gesehen (was es ja ist) und bin davon ausgegangen, dass auch alle anderen das so sehen. Jetzt werde ich versuchen, die EInkäufe ohne GEsa durchzuziehen, bis sie über diese Phase hinweg ist, oder plane die Beschwichtigungsbrezel mit ein. Ich möchte nicht, dass sich jemand auf den Schlips getreten oder belästigt fühlt oder gar denkt, naja, die ist halt behindert, da sieht man mal wieder...
Wie gesagt, bis zu diesem Beitrag war mir in doofen Situationen (wie eben bei solchen Trotzanfällen) zwar nicht wohl in meiner Haut, aber ich konnte sie hinnehmen. Jetzt werde ich alles tun, um so etwas zu vermeiden.
Nach langem langem Nachdenken bin ich zu dem Schluß gekommen, dass ich meine Kraft weiterhin dahin nutzen werde, über das DS aufzuklären und somit mein Kind nicht verstecken werde. ICh werde noch mehr Zeit und Energie darauf verwenden, dass mein Kind ein Musterbeispiel an Höflichkeit wird und ich sie überall vorzeigen kann. Ich werde meinen Mut zusammen nehmen, und die Leute weiterhin mit der Behinderung meiner Tochter konfrontieren, damit es eines Tages vielleicht normaler wird, dass auch diese Menschen hier unterwegs sind. Ich glaube und hoffe (auch wenn der Glaube momentan arg angeknackst ist), dass in unserem Bekanntenkreis Gesa so genommen wird, wie sie ist. Ein kleines Mädchen, dass viel Spaß hat, alle zum Lachen bringen kann, zu gern flirtet, sofort merkt, wenn es einem schlecht geht... - und auch trotzt, meckert, stur ist wie ein kleiner Esel. Ich hoffe und bete, dass hier in unserem Dunstkreis keiner mehr ins NAchdenken kommt, wenn er uns sieht.

@ Suse07: ICh habe lange über Deine Aussage nachgedacht, ich sei Intolerant. Ich verstehe nicht, warum iener sagen darf, dass es ihm mit einer Situation schlecht geht, und ein anderer (hier also ich) nicht. Weil die Situation, mit der es mir schlecht geht, ein BEitrag aus dem Forum ist?
Ich bin mir bewusst, dass wir nicht jedermanns Freund sein können. Aber ich habe nie gedacht, dass allein unser ANblick ausreicht, um Menschen zum Nachdenken (und in diesem Zusammenhang kam das sehr negativ rüber) bringen können.
Da Du jedem seine eigene Gefühlswelt zugestehst, gehe ich davon aus, dass ich irgendwas in Deinem Beitrag falsch verstanden habe. Denn dann musst Du auch mir zugestehen, dass es mir schlecht geht und ich darüber schreibe.

@ stinki: Nein, DU bist kein schlechter MEnsch, keiner hier ist das. Mich würde bloß interessieren, wie Du dann Kuren zuteilen willst. Muss ich zu Hause bleiben, weil ich ein Kind mit Behinderung habe? Dürfen nur Mamas von "normalen" Kindern eine Kur haben? Was ist "normal"?

@ Jule2006: Ich hab eben schon versucht, zu erklären, wie es mir mit Deinem Beitrag ging. Ich kann verstehen, dass es Dir in der Kur nicht gut ging und Deine Erwartungen enttäuscht wurden, und das tut mir auch ehrlich leid für Dich. Mein Aufhänger war auch der Halbsatz über das Einkaufen...
Du fragst, was Du tun sollst. ICh kann Dir nur sagen, wie ich empfinde. Ich versuche, das Thema Down Syndrom "normal" werden zu lassen, indem ich Gesa überall mit hinnehme. Sie ist seit Geburt jedes Mal mit beim Einkaufen, sie war beim Delfi (ähnlich Pekip), sie geht in die Musikschule, in einen intergrativen Kindergarten, wird bald in den Sportverein eintreten, wenn sie das Alter hat in die Feuerwehr. Sie ist auf dem Spielplatz, auf der Straße, auf allen Dorffesten. Und dort würde ich mir wünschen, dass sie einfach so behandelt wird, wie jedes andere Kind auch. Dass sie angelacht wird, wenn sie lacht, dass sie geschimpft wird, wenn sie Blödsinn macht. Nicht mehr und nicht weniger. Mir muss keiner erzählen, dass sie süß ist oder was die Leute meinen, was sie alles tolles kann. Ich will auch kein Mitleid, weil das komplett fehl am Platz ist. Wenn jemand uns nicht mag, okay, bitte, aber erst, wenn er uns ein wenig kennen gelernt hat und nicht nach einem Blick auf die Behinderung und nur die Behinderung.
Ich hoffe, Du kommst über Dein Kurerlebnis hinweg und schaffst es eventuell sogar eine neue Kur bei der KK durchzuboxen.

@ All: Danke für die netten Worte. Ich werde versuchen, die Behinderung im Alltag weiter bekannt zu machen und "normal" werden zu lassen.

Meine Kur? Keine Ahnung... ich habe ja auch psychische Probleme, aber auch ein behindertes Kind im Schlepptau. Vielleicht (hoffentlich) ist das Haus, was für uns geplant ist, ja so "durchmischt", dass es keine Probleme gibt, dann belästigen will ich niemanden mit Gesa.

Verfasst: 05:05:2008 12:58
von Suse07
Hallo Angela,

es ist gut, dass ich dich mit meinem Beitrag über Intoleranz zum Nachdenken gebracht habe. Und noch besser ist, dass du zu dem Schluss gekommen bist, dein Vertrauen in die Umwelt NICHT zu verlieren.

Denn genau DAS meinte ich.
Ich verstehe sehr gut, dass du dich bei Jules Beitrag nicht gut gefühlt hast. Ich finde auch richtig, dass du dies laut bekundest !! Denn dann denkt man vielleicht mehr über seine Wortwahl oder auch Fragezeichen im Kopf nach.
Was ich aber NICHT nachvollziehen konnte war deine heftige Reaktion des "Vertrauensverlustes". Ich finde halt, mit solchen Verletzungen muss man leben lernen und darf daraus nicht die Konsequenzen ziehen zu verallgemeinern oder sich zu verstecken.

LG,
Suse

Verfasst: 06:05:2008 0:33
von Jule2006
Was mich verletzt hat war der Halbsatz "Man macht sich bereits Gedanken, wenn man beim Einkauf ein Kind mit Downsydrom sieht, ..." in diesem Zusammenhang.

Ich meinte damit nicht, daß man schockiert ist, oder sich tierische Gedanken macht, sondern es fällt einem auf und man übersieht es einfach nicht. Aber im nächsten Moment ist es wieder vorbei und vergessen. Ich meine, das kannst du jetzt natürlich wieder falsch auffassen, aber ich meine, daß es nur auffällig ist, aber nicht unangenehm. Worte über das Internet sind leicht mißzuverstehen. Ich habe selber mit Krankheiten zu tun, die für jedermann mißzuverstehen oder gar tabu sind - nein, keine körperlichen, sondern psychischen und weiß, wie man drum kämpfen muß. Nun hat der Kampf Gottseidank ein Ende, alle wissen seit gestern drum und akzeptieren es. Damit kann ich leben. Und jeder sollte versuchen mit seiner oder der Krankheit des Kindes zu leben. Es ist gut, daß du sie überall mit hinnimmst und du mußt dich hier auch nicht rechtfertigen, lass die anderen einfach denken, was sie wollen, Hauptsache du liebst dein Kind, der Rest soll dir shitegal sein, auch wenn du mich dazu zählen solltest.
Liebe Grüße
Sue

Verfasst: 06:05:2008 1:11
von Jule2006
@ Suse07: ICh habe lange über Deine Aussage nachgedacht, ich sei Intolerant. Ich verstehe nicht, warum iener sagen darf, dass es ihm mit einer Situation schlecht geht, und ein anderer (hier also ich) nicht. Weil die Situation, mit der es mir schlecht geht, ein BEitrag aus dem Forum ist?

Ich glaube es geht dir nur schlecht, weil du mit der Situation nicht zurecht kommst und wir machen es nur schlimmer. Vielleicht solltest du professionelle Hilfe beanspruchen, musste ich auch, für mich auch ein schwerer Schritt. Aber ich glaube nicht, daß wir der Auslöser sind, daß du dich wegen irgendeinem schrägen Spruch schlecht fühlst. Wenn du ein kInd hast, was nicht ganz gesund ist, mußt du lernen, damit umzugehen, wenn es sicher nicht einfach ist. Aber egal was sein Kind hat, Liebe ist doch bedingungslos, da kann doch jeder daherkommen. Und nochmals sorry, wenn du meinen "Einkaufsspruch" mißverstanden hast. Wenn du dein Kind liebst und dazu stehst, dann würde dich das doch nicht interessieren, was jemand wie ich sage, womit ich nicht meine, daß du es nicht liebst, oh Gott, ich und meine Ausdrucksweise, zwei verschiedene Welten. :evil: Laß die Leute reden, wollte ich nur sagen. Und wenn mir das egal wäre, hätte ich nicht bereits 300 emails auf dein Thema hin geschrieben.
LG
Sue[/i]