ich bin seit längerem immer mal wieder sporadische stille Mitleserin und möchte mich aber heute mal bei Euch allen vorstellen.
Ich finde es super, dass es dieses Forum gibt und damit zu sehen, dass man mit seinen Ängsten und Problemen nicht alleine ist.
Zu meiner Geschichte. Ich bin 35 Jahre alt. Habe zwei Söhne im Alter von fast 7 (Schulanfänger) und fast 5 Jahre.
Ich litt nach der Geburt meines ersten Sohnes auch an einer postpartalen Depression. Im Nachhinein kann ich wohl sagen, dass diese Depression und die Ängste bereits während der Schwangerschaft leicht angefangen haben. Ich hatte wirklich vor allem Angst, was die Schwangerschaft und die Gesundheit meines Kindes anging. Auch vor der Geburt hatte ich panische Angst. Mein Kleiner Sohn lag in Beckenendlage und somit bekam ich einen geplanten Kaiserschnitt. Ich hatte noch nie solche Angst um meine Leben. Der Kaiserschnitt war einfach nur schrecklick. Ich hatte keinerlei Glücksgefühle, dass ich jetzt gleich mein Kind zur Welt bringen würde........... Nur Angst. Sie haben mir meinen Sohn aus dem Bauch gerissen und zurück blieb nur eine leere Hülle. ICH.
So habe ich mich gefühlt. Mein Sohn war geboren und ich bin gestorben. Schrecklich. Diese Leere läßt sich schwer beschreiben. So allumfassend, so traurig und so tief. Schon im Krankenhaus hatte ich schreckliche Angst, jemand könnte mir mein Kind stehlen. Ich bin nicht mehr aufs Klo gegangen, wenn der Kleine im Zimmer war und habe ihn vor dem Duschen immer zu den Schwestern ins Schwesternzimmer geschoben. Ich hatte eine verschobene Wahrnehmung. Alles war so dumpf und verschoben um mich herum. Ich sagte das auch den Ärzten. "Das ist normal in den ersten Tagen, das vergeht wieder". Nun ja, vergangen ist leider gar nichts, denn es entwickelte sich daraus eine handfeste postnatale Depression.
Ich muss dazusagen, dass wir damals gerade ein Haus gebaut haben. Mein Lebensgefährte ist zudem noch selbständig ist war damals nur am arbeiten. Unter Tags gearbeitet und abends dann auf der Baustelle.
Ich wurde vom Krankenhaus nach Hause gefahren und dann war ich allein. Allein mit mir und meinem Kind, den ich plötzlich nicht mehr anschauen konnte, ohne die schrecklichsten Gedanken im Kopf zu haben. Ich konnte den Geschirrspüler nicht mehr ausräumen ohne beim Anblick eines Messers in totale Panik zu verfallen. Ich konnte meinen Sohn nicht mehr baden, ohne zu denken, ich werf ihm gleich den Föhn ins Wasser. Um meine Rolle als perfekte Mutter nicht zu verlieren, habe ich natürlich keinem was davon gesagt. Rund um mich herum waren ja alle total glücklich um happy über meinen lieben Sohn. Omas und Opas waren stolz wie bolle usw. Nur ICH war gerade dabei, verrückt zu werden.................
Ich habe mich monatelang selber mit dem Problem herumgeschlagen, bis die Sache so schlimm wurde, dass ich mir selber nicht mehr traute und ich wirklich todesangst hatte, mir und dem Kleinen was anzutun. Ich war ÜBERZEUGT davon, ein Monster zu sein, meinem Sohn was anzutun und ein lebenlang in der "Klappse" zu verbringen...............
Ich konnte alleine nicht mehr weiter. Ich habe mich meinen Eltern anvertraut und die haben super zu mir gestanden. Sie haben mich nicht mehr alleine gelassen mit dem Kleinen und ich bin endlich zum Arzt gegangen. Zwar hat es eine zeitlang gedauert, bis ich den richtigen gefunden habe........... Mein Hausarzt hat es mit Johanniskraut versucht, was in meinem Zustand ja wirklich nichts geholfen hat.
Ich habe dann ca. 1,5 Jahre Paroxetin genommen und damit die Postpartale Depression überwunden. Dann wurde ich plötzlich wieder schwanger. Ich hatte so eine Angst, dass ich nun wieder ins Loch zurückfallen würde. Ich musste natürlich mit dem AD absetzten.
Während der Schwangerschaft hatte ich zwar die - ich sage mal - natürlichen Gedanken und Ängste, aber Zwangsgedanken hatte ich nicht.
Nach der Geburt (22 Stunden und mit Saugglocke) habe ich vorstichtshalber zwei Wochen wieder Paroxetin genommen, um einen erneuten Ausbruch der Krankheit zu verhindern. Hat auch geklappt. Keinerlei Depressionen.
Vor ein paar Monaten haben wir uns entschlossen, nochmal ein Kind zu bekommen. Da hat es bei mir wieder ein wenig angefangen. Ich habe sehr viel nachgedacht, ob ich das wohl schaffe. Hin und her und hin und her. Nun ja, vor ca. 6 Wochen habe ich nun beschlossen, die Pille (Valette) abzusetzen und mal zu schauen, was passiert.
Und als ich meine 1. Menstruation bekam, kamen auch die Zwangsgedanken und die Panikatacken wieder zurück. Ich hatte so eine schreckliche Angst.
Nun frage ich mich, ob es durch das Absetzen der Pille zu derartigen Hormonschwankungen kommen kann, dass man wieder so eine Art PPD bekommen kann???? Oder ist das eher als eine Art Rückfall zu bewerten??????
Da ich ja jetzt kein Kind bekommen habe, habe ich noch mehr Angst vor diesen Gedanken, weil es ja eigentlich KEINE PPD sein kann oder??????
Und vor einer erneuten Schwangerschaft habe ich auch schon wieder schreckliche Angst, weil ich jetzt gemerkt habe, wie schnell man wieder in so eine Angst und Zwangsgedankenspirale abrutschen kann.
Ich freu mich aber, hier bei Euch zu sein. Denn allein durch das Lesen der Beiträge verliert man ein wenig von der Angst.
LG Grüße
supermario
Und sorry wegen dem langen Roman
