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Kinderwunsch trotz Depressionen, wer hat Erfahrungen?

Verfasst: 12:07:2008 20:53
von ines
Hallo ihr Lieben,

ich bin neu hier, habe mich auch vorgestellt (falls jemand meine "Geschichte" genauer nachlesen möchte) und habe eine spezielle Frage.

Ich leide seit gut einem Jahr an Depressionen und Angstzuständen, habe mich letztes Jahr auch für sechs Wochen selber in eine Klinik einliefern lassen, nehme seitdem ein Antidepressivum (Citalopram, 30mg pro Tag) und habe bereits einen zweijährigen Sohn. Mir geht es inzwischen wesentlich besser, was aber sicherlich auch großteils an den Medis liegt, zumindest nehmen sie mir die Spitzen der schlechten Phasen, wenn ich überhaupt mal wieder eine habe. Toi toi kommt das sehr selten vor.

Nun hegen wir den Wunsch nach einem zweiten Kind und ich möchte euch fragen, ob ihr Erfahrungen bezüglich einer Schwangerschaft trotz Depressionen habt??? Die Medis muss man dann ja absetzen und es könnte natürlich die Angst entstehen, dass es dann wieder schlimmer wird. Hattet ihr auch eine solche Situation, habt ihr euch irgendwie bzw. speziell darauf vorbereitet, falls ihr trotz Depris und Medis schwanger werden wolltet?

Ich werde für Infos und Erfahrungsberichte mehr als dankbar!
Alles Liebe wünscht
INES.

Verfasst: 12:07:2008 22:54
von Geli
Hallo Ines,

du wirst das mit der 2. SS schaffen. Es gibt hier einige Frauen, die dies mit Unterstützung und Therapie geschafft haben.

Es kommen sicherlich noch einige Antworten.

Nur schon einmal vorab:
Es gibt in Berlin ein Forschungsinstitut, die sich speziell mit Medikamenten während der SS und Stillzeit beschäftigen. Dort kann sich dein Arzt telefonisch informieren, welches AD bei Dir in Frage käme. Auch die Dosierung und Einnahmezeit. Es gibt nämlich für diese Zeit spezielle Präparate, die genommen werden können. Manche - oder die meisten - Ärzte machen es sich nämlich einfach und sagen, man solle keine nehmen.

Hier der Link:
http://www.bbges.de/content/index1a6a.html

Außerdem noch ein Institut in Ravensburg:
http://www.reprotox.de/438.0.html

Verfasst: 13:07:2008 16:38
von Ava
Hallo Ines,

ich finde es sehr leichtfertig, an dieses Thema so heranzugehen, wie meine Vorschreiberin es Dir vorschlägt, so nach dem Motto nur Mut und Du schaffst das und alles wird gut. Das ist leider ziemlich naiv und nur die Hälfte der Wahrheit.
Das Thema Kind nach einer PPD und Rückfallrisiko ist ein ganz schwieriges und empfindliches, weil keiner Dir genau sagen kann, was Dich erwartet. Da ist einfach alles möglich. Es kann sein, dass Du keine PPD mehr bekommst, und alles läuft wunderbar glatt, es kann aber genauso sein, dass es Dich wieder erwischt. Also Mutmachen in diesem Forum finde ich total wichtig, aber die Augen öffnen ist mindestens genausowichtig in dieser schwierigen Frage, schließlich ist eine PPD kein Spaziergang.
Hast Du einen Therapeuten, mit dem Du diese Frage besprechen kannst? Sicher ist es auch ein guter Weg, die Frauen hier im Forum nach ihren Erfahrungen zu fragen, denn da sind einige, die Erfahrung damit haben.
Ich zum Beispiel habe ein zweites Kind bekommen, nach PPD beim ersten, und ich habe voll wieder eine PPD gekriegt, und zwar noch schlimmer als die erste. Heute geht es mir wieder gut und ich bin wieder gesund, es hat halt beim zweiten Mal sehr lange gedauert, viel länger als das erste Mal, und es ist die Frage, ob Dein Partner, Familie usw. auch noch einmal den langen Atem haben, das alles mitzutragen und mit Dir durchzustehen. Mich hat es zum Beispiel die Ehe gekostet, diese zweite PPD. Für mich ist das inzwischen voll in Ordnung so, und ich wünsche mir weder den Mann noch mein "altes Leben" zurück, aber der Weg bis dahin, das jetzt so rundheraus sagen zu können, war kein einfacher.
Frag´ am besten mal die anderen.
Alles Gute
Ava

Verfasst: 13:07:2008 21:11
von ines
Danke Geli, danke Ava für eure Antworten.
Ich finde beides hilfreich und korrekt. Natürlich darf man an so eine Sache wie eine 2. SS trotz bekannter Depression nicht leichtfertig herangehen, gewiss nicht. Deshalb informiere ich mich ja darüber. Meine jetzige Depression bzw. der Beginn davon im letzten Jahr hatte nichts mit einer Postnatalen Depression zu tun, sie stand also nicht im Zusammenhang mit der ersten SS, die da ja auch schon über ein Jahr her war. Zumindest meinten meine Ärzte das so.
Die Info mit dem Institut in Berlin und den Medis, die es doch gibt, finde ich sehr hilfreich und zugleich auch beruhigend, denn ich glaube vor dem Absetzen meiner Tabletten hätte ich wirklich am Meisten Angst, da ich einfach nicht weiß, welchen Einfluss das haben kann.
Ich danke euch für eure Meinungen und bin für jede Ermutigung und auch Warnung dankbar!
Lg,
INES.

Verfasst: 14:07:2008 7:15
von claudia
Hallo Ines,

ich habe selber drei Kinder.Beim ersten PPP vor jetzt fast 12 Jahren.Trotzdem haben wir uns für ein weiteres Wunschkind entschieden ,
mit ganz viel verschiedenen Prophylaxemaßnahmen und verschiedensten Hilfsmöglichkeiten nach der Geburt war ich sicher,das kommt nicht nochmal!
Ich hatte dann eine zweite PPP,im stationären Therapieverlauf etwas kürzer als die erste,in der Symptomatik etwas anders,aber im weiteren Verlauf der ersten doch ähnlich.
Ich habe eine depressive Phase im Anschluß an beide Psychosen gehabt,die mir das erste Jahr mit Babies verleidet haben....

Beim dritten Kind war die SS ungeplant und es hat lange gedauert,bis ich mein ungeborenes Kind annehmen konnte.Mit medikamentöser Therapie habe ich keine weitere PPP bekommen.

Für mich war in beiden Folgeschwangerschaften nach der ersten PPP aber wichtig,das ich zwischenzeitlich wieder stabil ohne Medilamente war.
Besonders nach dem ersten Baby haben mein Mann und ich uns entschlossen,den zweiten Versuch erst zu starten,wenn ich mich gesund und stabil genug für ein zweites Baby fühlen würde.

Beim dritten Baby fühlte ich mich ebenfalls schon wieder so stabil,das ich
ein halbes Jahr vor der SS keine Medikamente mehr nehmen mußte.Zwischen allen drei SS lagen jeweils immer knapp drei Jahre.

Die Entscheidung,wann ist jetzt der richtige Zeitpunkt,empfinde ich doch immer als sehr individuell. Ebenso steht jede/r selbst in der Verantwortung,eine SS unter Medikamenten oder ohne Medikamente zu beginnen.
Bei einer vorhergehenden seelischen Erkrankung finde ich es aber total wichtig,das man sich vor einer neuen SS ausreichend mit den Ursachen der ersten Erkrankung auseinandergesetzt hat.Wenn möglich sollte doch sichergestellt sein,das diese Ursachen austherapiert und verarbeitet sind.

Aber das ist meine sehr persönliche Meinung dazu....

Trotzdem liebe Grüße und eine für euch passende Entscheidung wünsch ich Dir,

Claudia

Verfasst: 15:07:2008 2:57
von Ava
Hallo Ines,

ich möchte mich Claudia anschließen. Auch ich finde es aus meiner Erfahrung sehr wichtig, die Gründe, die zur PPD geführt haben, sehr genau anzuschaueh. Das kannst du zum Beispiel in einer Therapie tun, das habe ich getan - bei mir zum Beispiel war - beide Male - ein Auslöser der PPD meine hochproblematischen frühkindlichen Erfahrungen mit meiner Mutter. Die Schwangerschaft und Geburt hat mich beide Male in meine eigene Baby- und Kinderzeit zurückkatapultiert, jedenfalls fühlte ich das so, und da liegt - bei mir persönlich - der Hund begraben. Ich habe mir in einer sehr guten Therapie die frühen Schrecken meiner Kndheit genauer angeschaut - und trotzdem ließ sich ein weiterer Rückfall in eine PPD nach dem zweiten Kind nicht verhindern - da sind einfach ungelöste Gefühlskonflikte, immer noch - und das, obwohl meine Therapie sehr gut war.
Aber jeder F all liegt anders, und jede Geschichte ist anders. An die Wurzeln der PPD zu gehen und die eigenen Schwachpunke vor einer neuen SS gut, sogar sehr gut, zu versorgen, ist bestimmt gut und wichtig!
Der Abstand zwischen beiden SS war bei mir sieben Jahre, und auch das fand ich sehr gut. Ich fühlte mich wieder stark genug, eine SS und Geburt zu bewältigen. Das ist auch eine wichtige Voraussetzung.

Alles Gute

Ava

Verfasst: 15:07:2008 13:27
von ines
Hallo!

Nochmal danke für eure Antworten.
Also ich denke ein wesentlicher Unterschied zwischer meiner und einem Großteil eurer Geschichten ist, dass meine Depressionen und Angstzustände nichts mit der Gebrut meines Sohnes zu tun haben, es war also keine PPD. Ich bin erst über ein Jahr nach der Geburt erkrankt und der Auslöser war unser damaliger Hund (siehe meine Vorstellungs-Email). Das war der Auslöser für all die emotionalen Probleme, welche ich seit der Beziehung meines Freundes mit ihm und ganz besonders auch mit meinen Eltern hatte. sie haben die Beziehung von Beginn an nicht gut geheißen und das belastet mich sehr. Ich will es meinen Eltern immer recht machen und dieser Konflikt hat mich im Endeffekt soweit gebracht.
Ich hätte also ansich keinerlei Angst vor der Schwangerschaft und Geburt ansich. Meine erste SS war so easy, ebenso die Geburt, ein Traum. Hatte die ganze SS keinerlei Beschwerden, bin bis zum letzten Tag mit unserem Hund im Feld rumgeturnt und hatte dann einen Tag nach Termin eine quasi durch einen Rizinusöl-Cocktail ausgelöste Spontangeburt, ich lag nur kanpp über eine Stunde im Kreissaal. Also Angst davor hab ich nicht, ganz im Gegenteil.
Meine Angst liegt eher dabei, ob durch dei Hormonumstellung o.ä. meine Ängste wieder durchkommen könnten, speziell, wenn ich kein AD mehr nehmen würde. Ich mach mich dann immer selbst verrückt und achte auf jedes noch so kleine Körpersignal. Obwohl ich das schon sehr gut im Griff habe.
Im Endeffekt denke ich, dass ich das nie ganz loswerde, weil ich eben die Depressionserfahrung habe. Ich würde meiner Meinung nach auch in zehn Jahren, auch wenn ich schon längst keine AD mehr nehme, wieder die Erinnerungen und Ängste in mir haben, dass es ja doch wieder durchkommen könnte.

Hm, was meint ihr dazu?

LG!

Verfasst: 16:07:2008 7:25
von claudia
Hallo Ines,

möchte Dir nochmal kurz eine Rückmeldung geben...

Eine PPD kann auch mal gegen Ende des ersten Lebensjahres nach der Geburt eines Kindes auftreten,ich meine in der Literatur sogar eine Angabe von bis zu 2 Jahren pp gelesen zu haben.

Habe in Deinem Vorstellungsbericht auch nochmal nachgelesen...Auch ich hatte bei den beiden ersten Kindern in beiden SS absolut keine Probleme,die Geburten waren beide i.O.,keinerlei depressive/psychotische Vorerkrankungen in meinem Leben...um nichts in der Welt,hätte ich vor den Geburten gedacht,das es mich nach den Geburten "so aus den Latschen kippt".

Die familiären Probleme/Ablehnung meines Mannes in meiner "Ursprungsfamilie",speziell meine Eltern,kenne ich auch.Ich wage zu behaupten,oft trägt man so viele Belastungen mit sich herum und "packt es zur Seite",ohne sich mit den Problemchen zu beschäftigen und auseinanderzusetzen.Nach einer Geburt können auch soviel unbewußte,eigene frühkindliche Erfahrungen wieder hochkommen(s.Ava und da kann ich mich einreihen)...der Übergang vom "selber Kind sein" zum "selber Mutter werden/sein"(,vielleicht auch "selber Vater werden?") kann ,so glaube ich ,so viele alte Wunden wieder aufreißen lassen...

Ihr zwei seid noch so jung...gebt euch ein kleines wenig mehr Zeit,um eine stabile Familie zu werden.Eine eigenständige kleine Familie,die die Meinungen und Bestätigungen der anderen-wer immer das auch sein mag-gar nicht so sehr braucht,weil ihr selber für euch entscheiden könnt....

Wünsche dir das Beste,mit AD und Psychotherapie bist Du schon auf einem guten Stück weiter,

Claudia