Hallo, möchte mich gern vorstellen

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Stern

Hallo, möchte mich gern vorstellen

Beitrag von Stern »

Ich habe im November 2006 eine Tochter per Kaiserschnitt entbunden, am zweiten Tag nach der Geburt ging es mir nicht so gut, ich konnte nicht mehr schlafen, war sehr aufgeregt und weinerlich. Ich fühlte mich total kraftlos.

Das Stillen hat auch nicht geklappt und jede Schwester hat mir etwas anderes übers Stillen erzählt, ich war total durcheinander und hatte Angst mein Kind bekommt nicht genug zum Essen. Am vierten Tag habe ich mich selbst aus dem KH entlassen, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe und die Hoffnung hatte, zu Hause wird alles besser.

Es wurde nur noch schlimmer, ich hatte Selbstmordgedanken und Angst meinem Kind etwas anzutun, das hat mich total fertig gemacht. Mein Frauenarzt meinte nur es sind die Hormone, der Hausarzt gab mir homäopatische Tropfen und sagte das ist eine leichte Wochenbettdepression und wenn die Tropfen nicht helfen kann ich ja noch ein paar Antidepressiva Tbl nehmen. Ich war total fertig, hab mich nicht verstanden gefühlt und den Arzt gewechselt, meine neue Ärztin eine Homäopathin gab mir Globuli und Johanniskraut Tbl. hoch dosiert, aber es wurde nur leicht besser, die Selbstmordgedanken waren weg aber ich war weiterhin total ängstlich, nervös, konnte schlecht schlafen und immer diese schlimmen Gedanken, hab schon jede Hoffnung aufgegeben das es wieder besser wird.

Nach ungefähr vier Monaten hat man bei mir eine Schilddrüßenüberfunktion diagnostiziert und ich wurde behandelt. Auf meine Bitte hin bekam ich eine Überweisung zum Psychologen wo ich im November 2007 mit einer Verhaltenstherapie begann, die Verhaltenstherapie hat mir sehr geholfen , mein Therapeut nahm mir die Angst ich könnte meinem Kind etwas antun, er meinte das sind nur Gedanken !

Weil es mir wieder sehr gut geht, ist die Therapie zu Ende, aber sollten wieder schlechte Zeiten kommen (was ich nicht hoffe) kann ich mich an den Psychologen wenden.

Wenn ich zurück denke macht es mich natürlich noch sehr traurig das ich die ersten Monate mit meiner Tochter nicht genießen konnte, aber ich bin so froh das alles wieder gut ist, man darf die Hoffnung nicht verlieren.

Die Zeit hat mich jedoch auch stärker gemacht, ich weiß ich kann alles schaffen, ich muß nur meinem Körper vertrauen. Mein Mann und ich wünschen uns auch wieder eine Kind, ich habe jedoch schreckliche Angst das es mir wieder so schlecht gehen könnte. Vielleicht gibt es im Forum Frauen bei denen beim zweiten Kind alles ok war. Ich weiß jetzt aber auch an wen ich mich wenden kann wenn es mir wieder schlecht geht, ich habe einen super Psychologen, eine gute Hausärztin und einen neuen Frauenarzt, das ist meine einzige Hoffnung.

Leider ist es so das Frauen auf diese Krankheit nicht genug vorbereitet werden, im Geburtsvorbereitungskurs wird über so etwas nicht gesprochen ! die Frauen sollten jedoch vorbereitet sein sollte es zu einer Wochenbettdepression kommen, denn wenn ich gewußt hätte das ich nicht die Einzige bin der es so geht und wenn ich wüßte was man dagegen tuen kann wäre es für mich eine große Hilfe gewesen. Ich finde auch das sich die Hebammen mehr mit diesem Thema befassen sollten, meine Hebamme hat sich nämlich auf diesem Gebiet nicht ausgekannt.

Als ich schwanger war dachte ich wenn das Kind da ist habe ich gleich eine feste Bindung zu ihm und ich koche über vor Liebe, es ist jedoch so das die Liebe erst wachsen muß, das weiß ich jetzt auch.

In unserer Gesellschaft sind alle Mütter überglücklich und schaffen alles mit links, unglückliche Mütter das gibts nicht den das ist leider weiterhin ein Tabuthema. Ich schäme mich nicht dafür eine Wochenbettdepression gehabt zu haben und das sollte keine von uns !!

Zum Schluß noch an alle denen es noch nicht so gut geht, ihr dürft die Hoffnung nicht verlieren es wird wirklich wieder besser, sucht euch Hilfe redet darüber, lasst die Gedanken zu - als bei mir diese schrecklichen Gedanken kamen, sagte ich mir - ach ihr schon wieder, was gibts !

Ich empfehle euch auch das Buch "Sorge dich nicht lebe " von Dale Carnege sowie das Buch "Ängste verstehen und bewältigen" von Doris Wolf.

Alles Gute ! :wink:
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo liebe Stern,

da bist du nun also!!! Schön dich unserer Mitte zu haben und ein herzliches Willkommen.

Ich kann dir total beipflichten: Es wird viel zu wenig aufgeklärt was die PPD und die PPP betrifft. Auch für mich kam die PPD so unerwartet und ich hatte nicht mal eine Ahnung, dass es das überhaupt gibt. Den Babyblues kannte ich zwar, dachte aber immer - die müssen sich doch nur zusammen reißen. Tja, bis es mich traf und das "nicht wissen" um diese Krankheit hat alles noch viel schlimmer gemacht.

Auch ich schäme mich kein bisschen wegen meiner überstandenen Wochenbettdepression - im Gegenteil, sie hat mir neue Wege eröffnet und die nutze ich heute bewußt. Daher ist mir die Aufklärung und das Brechen dieses Tabus so wichtig geworden.

Ich hoffe, du fühlst dich wohl bei uns und freue mich auf einen tollen Austausch!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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