Hallo ich bin Neu, und endlich habe ich Euch gefunden
Verfasst: 10:08:2008 11:45
Im Oktober 2006 habe ich meinen kleinen Sohn entbunden. Die Schwangerschaft und die Geburt verliefen komplikationslos. Aber schon im Kreissaal hatte ich das Gefühl meinen Teil der „Arbeit“ getan zu haben und den Wunsch, man möge mir das Kind einfach abnehmen. Keine glückseelige Freude oder ähnliches. Mein Mann war zu Tränen gerührt, und ich war nur froh, dass es vorbei war. Das Kind war mir vollkommen fremd. Es roch auch noch falsch (kann einer das verstehen?).Im Krankenhaus die Zeit stand ich permanent unter Strom, ich bekam keinerlei Ruhe, immer Leute, die ich kaum kannte, und die mir unbedingt gratulieren wollten. Das Stillen klappte gut. Der Stillraum war der einzige Raum, um dem Besuchsterror zu entkommen. Auch im Nachhinein fühle ich immer noch Angst und Unruhe in mir, wenn ich an das Krankenhaus denke. Ich bekam überhaupt keinem Schlaf, Rooming in kann furchtbar sein. Auch wenn ich meinen Kleinen nachts auf dem Säuglingszimmer ließ, um meine Bettnachbarin nicht zu stören und dann zum Stillen geweckt wurde, so wurde ich dann auch immer wach, wenn ihr Kind weinte. Dann die Angst nach Hause zu müssen und völlig überfordert zu sein. Angst vor dieser ungeheuren Verantwortung für einen Menschen, den man gar nicht kennt. Muß vielleicht erklären, dass meine Familie nicht in meiner Nähe wohnt, und ich sie sehr vermisse. Aber ich habe mich im Krankenhaus unglaublich verstellt, habe eine Rolle gespielt. Wollte nicht lästig oder unnormal sein. Einmal habe ich versucht mit einer Krankenschwester auf der Station zu sprechen, über meine Angst und Panik und dass ich das Kind nicht bei mir haben möchte. Sie antwortete nur völlig genervt: " Aber sie sind doch die Mutter!!" Danach hatte ich das Gefühl nichts mehr sagen zu dürfen und die Zähne zusammenbeißen zu müssen. All diese Empfindungen schienen mir zwar nicht normal zu sein, aber was weiss man schon beim ersten Kind.
Dann begann die Zeit des „ Schreiens“ nach ca. 1,5 Wochen zu Hause fing mein Sohn an zu schreien und nichts, gar nichts konnte ihn beruhigen. Jetzt weiss ich, das wir ein Schreikind hatten, und einfach die Zeit überstehen hätten müssen, aber das sagt dir ja keiner. Jarne schaffte es 8 Stunden am Stück durchzuschreien. Ich schlief und aß so gut wie gar nicht mehr. Hatte Angst durch meine Ernährung die Blähungen beim Stillen hervorzurufen. Dann die gut gemeinten Ratschläge verschiedener Verwandter, die mir sagten er würde das Schreien durch meine Nervosität bei mir abtrinken, oder ob er vielleicht einfach nicht satt würde. Manchmal wudere ich mich, dass ich ihn weiter gestillt habe, trotz all des Zweifelns. Aber es war das einzige, was von Anfang an gut geklappt hat. Dann alle Stationen um andere Ursachen für das Schreien auszuschließen, der Osteopath, Kinderarzt, dann Babymassage, Kügelchen, Sab Simlex, Windsalbe, Kümmelzäpfchen, alles ohne Erfolg. Ich hatte wirklich das Gefühl wahnsinnig zu werden. Unglaubliche Aggressionen und Verzweiflung haben sich abgewechselt. Und permanent das schlechte Gewissen mein Kind nicht lieben zu können und gleichzeitig das Gefühl zu haben das mein Kind mich hasst. Da er jeden körperlichen Kontakt bei den Koliken als unangenehm empfand. Anfang 2007 hatte ich schon das Gefühl nicht mehr weiter zu können. Die Koliken gingen nahtlos in die Zähne über, das Schreien und Rumgetragen werden wollen nahm kein Ende. Das Gefühl niemand anderem außer meinem Mann dieses Kind zumuten zu können, dass so erbärmlich schrie. Bei einem Besuch bei meinen Eltern haben meine Mama, meine Papa und ich irgendwann nur noch geweint, weil man Jarne nicht beruhigen oder helfen konnte. Zu der Zeit hatte ich sehr starke Aggressionen. Sie richteten sich gegen mein Kind und sehr stark auch gegen meinen Mann, der ja in seinen alten Alltag zurückkehrte. Ich habe ihn angeschrien oder geweint, wenn er nach Hause kam. Ich fühlte mich unglaublich einsam und alleingelassen. Ich empfand mein Dasein als Last, hatte das Gefühl meinen Mitmenschen mit meinem Gejammere unendlich auf den Geist zu gehen. Fand niemanden, dem es genauso erging wie mir. Aber ich hatte mich über die Konzentration auf mein Kind gar nicht mehr beobachtet oder gefühlt. Ich existierte nur noch.
Ab Mai ging es Jarne besser. Aber meine Erschöpfung und Niedergeschlagenheit blieb. Konnte mich zu nichts aufraffen und hatte zum ersten Mal das Gefühl Hilfe zu benötigen. Wollte nicht mehr aus dem Haus gehen. Mein Frauenarzt meinte aber durch das Schreikind sei ich völlig fertig. So hoffte ich auf unseren Urlaub, und hielt aus. Im Juli kam dann der Zusammenbruch. Alle Reserven die ich hatte waren aufgebraucht. Durch eine Magendarmgrippe ging ich zur Hausärztin und erzählte ihr unter Tränen von meinen Gefühlen und der Verzweiflung. Sie überwies mich direkt zu einer Psychotherapeutin. Trotzdem hat es noch knapp 14 Tage gedauert, bis ich dort einen Termin machte. Ich war da schon nicht mehr in der Lage normal zu kommunizieren. Wollte am liebsten nur noch schlafen und in Ruhe gelassen werden. Was Jarne aber ja nicht zuließ.
Dann der Arztbesuch:Eine unglaubliche Erleichterung, dass ich eine Krankheit hatte und dass diese geheilt werden konnte. Ich hätte mit dieser tauben Gefühllosigkeit auch nicht mehr weiterleben wollen. Dachte meine Familie und mein Kind seien ohne mich besser dran. Meine ganze Familie hatte unglaubliche Angst in der Zeit. Meine Mama kam jede Woche für zwei drei Tage um uns zu helfen.
Und dann begann die Odyssee durch den Medikamentendschungel. Es dauerte bis November bis ich die richtigen Medikamente und die richtige Dosierung bekam. Zwischen durch die Zweifel, ob der Arzt was taugt, weil immer noch keine Besserung eintrat. Die unglaublichen Nebenwirkungen, von schlagartiger Müdigkeit, so dass ich innerhalb von einer halben Stunde schlafen mußte, bis hin zu einer Gewichtszunahme von 8 kg.
Dann plötzlich das Auftauchen aus dem Nebel. Ich lebte wieder. Zwischendurch gab es am Anfang noch schlechte Tage aber jetzt bin ich schon lange stabil und genieße meinen ersten Sommer mit meinem Sohn. Endlich habe ich mein Mutterdasein angenommen und kann es genießen. Ich nehme immer noch Medikamente, fühle mich aber aufgrund dessen nicht schlecht. Ich habe seit Juli letzten Jahres versucht Kontakt mit betroffenen Frauen zu bekommen. Leider erfolglos. Weder mein Frauenarzt noch die Hebamme konnten mir helfen. Was ich sehr erschrekcnd fand. Meine Hebamme habe ich gefragt, warum sie in den Geburtsvorbereitungskursen nicht zumindestens mal erwähnt, das es die schlimme Art von Depession gibt. Sie meinte das wolle sie nicht, weil dann alle Frauen nach der Geburt meinen sie hätten so etwas. Ich hatte sie auch nach anderen betroffenen Frauen oder nach einer Silbsthilfegruppe gefragt, aber beides konnte sie mir nicht nennen. Sie gab mir dann die Telefonnummer von Pro Familie Osnabrück. Bei meinem Frauenarzt lief es ähnlich. Meine Therapeutin verwies mich ans Internet. Schatten und Licht hat damals meine Fähigkeiten überfordert. War zu dem Zeitpunkt nicht mal mehr fähig zu Telefonieren. War verstummt mit dem Gefühl das das Reden ja eh nix bringt. Wenn ich zu dieser Zeit drei Worte am Tag mit meinem Mann gesprochen habe, war das viel. Meine Therapeutin sagte vermutlich wäre ich ohne meinen Sohn nicht mehr am Leben. Nur er hat mich dazu gebracht aufzustehen und ihn zu versorgen. Zu mehr hatte ich auch keine Kraft mehr.
Schön, dass ich Euch jetzt gefunden habe. Vielleicht gibt es ja auch jemanden in meiner Nähe mit dem ich mich auch mal so treffen könnte. Komme aus der Nähe von Osnabrück. 30 km nördlich.
Astrid
Dann begann die Zeit des „ Schreiens“ nach ca. 1,5 Wochen zu Hause fing mein Sohn an zu schreien und nichts, gar nichts konnte ihn beruhigen. Jetzt weiss ich, das wir ein Schreikind hatten, und einfach die Zeit überstehen hätten müssen, aber das sagt dir ja keiner. Jarne schaffte es 8 Stunden am Stück durchzuschreien. Ich schlief und aß so gut wie gar nicht mehr. Hatte Angst durch meine Ernährung die Blähungen beim Stillen hervorzurufen. Dann die gut gemeinten Ratschläge verschiedener Verwandter, die mir sagten er würde das Schreien durch meine Nervosität bei mir abtrinken, oder ob er vielleicht einfach nicht satt würde. Manchmal wudere ich mich, dass ich ihn weiter gestillt habe, trotz all des Zweifelns. Aber es war das einzige, was von Anfang an gut geklappt hat. Dann alle Stationen um andere Ursachen für das Schreien auszuschließen, der Osteopath, Kinderarzt, dann Babymassage, Kügelchen, Sab Simlex, Windsalbe, Kümmelzäpfchen, alles ohne Erfolg. Ich hatte wirklich das Gefühl wahnsinnig zu werden. Unglaubliche Aggressionen und Verzweiflung haben sich abgewechselt. Und permanent das schlechte Gewissen mein Kind nicht lieben zu können und gleichzeitig das Gefühl zu haben das mein Kind mich hasst. Da er jeden körperlichen Kontakt bei den Koliken als unangenehm empfand. Anfang 2007 hatte ich schon das Gefühl nicht mehr weiter zu können. Die Koliken gingen nahtlos in die Zähne über, das Schreien und Rumgetragen werden wollen nahm kein Ende. Das Gefühl niemand anderem außer meinem Mann dieses Kind zumuten zu können, dass so erbärmlich schrie. Bei einem Besuch bei meinen Eltern haben meine Mama, meine Papa und ich irgendwann nur noch geweint, weil man Jarne nicht beruhigen oder helfen konnte. Zu der Zeit hatte ich sehr starke Aggressionen. Sie richteten sich gegen mein Kind und sehr stark auch gegen meinen Mann, der ja in seinen alten Alltag zurückkehrte. Ich habe ihn angeschrien oder geweint, wenn er nach Hause kam. Ich fühlte mich unglaublich einsam und alleingelassen. Ich empfand mein Dasein als Last, hatte das Gefühl meinen Mitmenschen mit meinem Gejammere unendlich auf den Geist zu gehen. Fand niemanden, dem es genauso erging wie mir. Aber ich hatte mich über die Konzentration auf mein Kind gar nicht mehr beobachtet oder gefühlt. Ich existierte nur noch.
Ab Mai ging es Jarne besser. Aber meine Erschöpfung und Niedergeschlagenheit blieb. Konnte mich zu nichts aufraffen und hatte zum ersten Mal das Gefühl Hilfe zu benötigen. Wollte nicht mehr aus dem Haus gehen. Mein Frauenarzt meinte aber durch das Schreikind sei ich völlig fertig. So hoffte ich auf unseren Urlaub, und hielt aus. Im Juli kam dann der Zusammenbruch. Alle Reserven die ich hatte waren aufgebraucht. Durch eine Magendarmgrippe ging ich zur Hausärztin und erzählte ihr unter Tränen von meinen Gefühlen und der Verzweiflung. Sie überwies mich direkt zu einer Psychotherapeutin. Trotzdem hat es noch knapp 14 Tage gedauert, bis ich dort einen Termin machte. Ich war da schon nicht mehr in der Lage normal zu kommunizieren. Wollte am liebsten nur noch schlafen und in Ruhe gelassen werden. Was Jarne aber ja nicht zuließ.
Dann der Arztbesuch:Eine unglaubliche Erleichterung, dass ich eine Krankheit hatte und dass diese geheilt werden konnte. Ich hätte mit dieser tauben Gefühllosigkeit auch nicht mehr weiterleben wollen. Dachte meine Familie und mein Kind seien ohne mich besser dran. Meine ganze Familie hatte unglaubliche Angst in der Zeit. Meine Mama kam jede Woche für zwei drei Tage um uns zu helfen.
Und dann begann die Odyssee durch den Medikamentendschungel. Es dauerte bis November bis ich die richtigen Medikamente und die richtige Dosierung bekam. Zwischen durch die Zweifel, ob der Arzt was taugt, weil immer noch keine Besserung eintrat. Die unglaublichen Nebenwirkungen, von schlagartiger Müdigkeit, so dass ich innerhalb von einer halben Stunde schlafen mußte, bis hin zu einer Gewichtszunahme von 8 kg.
Dann plötzlich das Auftauchen aus dem Nebel. Ich lebte wieder. Zwischendurch gab es am Anfang noch schlechte Tage aber jetzt bin ich schon lange stabil und genieße meinen ersten Sommer mit meinem Sohn. Endlich habe ich mein Mutterdasein angenommen und kann es genießen. Ich nehme immer noch Medikamente, fühle mich aber aufgrund dessen nicht schlecht. Ich habe seit Juli letzten Jahres versucht Kontakt mit betroffenen Frauen zu bekommen. Leider erfolglos. Weder mein Frauenarzt noch die Hebamme konnten mir helfen. Was ich sehr erschrekcnd fand. Meine Hebamme habe ich gefragt, warum sie in den Geburtsvorbereitungskursen nicht zumindestens mal erwähnt, das es die schlimme Art von Depession gibt. Sie meinte das wolle sie nicht, weil dann alle Frauen nach der Geburt meinen sie hätten so etwas. Ich hatte sie auch nach anderen betroffenen Frauen oder nach einer Silbsthilfegruppe gefragt, aber beides konnte sie mir nicht nennen. Sie gab mir dann die Telefonnummer von Pro Familie Osnabrück. Bei meinem Frauenarzt lief es ähnlich. Meine Therapeutin verwies mich ans Internet. Schatten und Licht hat damals meine Fähigkeiten überfordert. War zu dem Zeitpunkt nicht mal mehr fähig zu Telefonieren. War verstummt mit dem Gefühl das das Reden ja eh nix bringt. Wenn ich zu dieser Zeit drei Worte am Tag mit meinem Mann gesprochen habe, war das viel. Meine Therapeutin sagte vermutlich wäre ich ohne meinen Sohn nicht mehr am Leben. Nur er hat mich dazu gebracht aufzustehen und ihn zu versorgen. Zu mehr hatte ich auch keine Kraft mehr.
Schön, dass ich Euch jetzt gefunden habe. Vielleicht gibt es ja auch jemanden in meiner Nähe mit dem ich mich auch mal so treffen könnte. Komme aus der Nähe von Osnabrück. 30 km nördlich.
Astrid