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Heilung durch Klagen - Bericht zum Mut machen

Verfasst: 10:11:2008 21:31
von Geli
Folgenden Bericht habe ich heute bei uns in der Zeitung gefunden. Er hat mir so gefallen, dass ich diesen für euch abschreiben möchte. Es spiegelt uns so sehr wieder. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns hier im Forum mitteilen können oder auch später einmal bei unseren Mitmenschen. Also, nur Mut. Es gibt immer jemand, der euch hört. Lasst es raus, denn es befreit.

Heilung durch Klagen

In den letzten Tagen habe ich in meiner stillen Zeit die Klagelieder gelesen. Über mehrere Kapitel wird herzzerreißend das erfahrene Leid geschildert und es Menschen und Gott geklagt. Die vielen Wiederholungen zeigen, der Verfasser kann gar nicht vehement genug sagen, wie weh alles tut. Als ich die einzelnen Verse las, wurde mir noch einmal neu deutlich, welchen Stellenwert "gutes" Klagen hat. Es ist Einspruch gegen jede Art von Verdrängung. Denn die will selbst Gott nicht. Er lädt uns ein: Schüttet euer Herz vor mir aus (Psalm 62,9). Und da dürfen wir sagen: Mein Herz ist krank! (Klagelieder 1,22)

Müssen wir also zu einer Klagekultur zurückkehren?
Um Himmels willen, höre ich einige sagen, es wird doch schon genug gemotzt! Da haben sie allerdings Recht. Gemotzt wird genug, aber eben nicht geklagt. Für mich gibt es hier einen Unterschied. Echtes Klagen bedeutet: Ich fasse in Worte, was meine Seele belastet. Ich finde Sprache für meine inneren Vorgänge, schreie meine Not heraus. Motzen dagegen ist ein Rumnörgeln in mehr oder weniger viel Sprache, in dem spontane Eindrücke und verbale Seitenhiebe stoßweise vorgetragen werden.

Nun heißt es, alle Deutschen seien zweisprachig. Sie könnten deutsch und meckern. Vielleicht eine witzige Bemerkung und doch steckt etwas Tragisches darin. Ja, wir können enorm gut meckern, aber ob wir auch richtig klagen können? Ob wir uns Zeit nehmen, einem vertrauten Menschen oder Gott selbst unser Herz so richtig auszuschütten und alles zu sagen, was uns belastet, was uns Mühe und Angst macht? Ich bin überzeugt davon, dass wir durch Klagen zur Heilung kommen können. Denn wenn wir klagen, verdrängen wir nicht.

"Im Klagen vernarben Wunden. Und Narben sind Augen, die die Not des anderen besser erkennen und die Zukunft im Vertrauen auf Gottes Allmacht neu schauen." (Erich Purk). Also: Gut geklagt ist halb gewonnen!


Geschrieben von Angelika Marsch - Missionsleiterin von Wycliff Deutschland mit Sitz in Holzhausen.