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warum hilft einem niemand?
Verfasst: 21:11:2008 19:07
von Kirschblüte
ich war vor ein paar tagen bei meinem hausarzt. seit etwa einem jahr denke ich schon, ich bräuchte antidespressiva. ich war oft beim arzt, aber habe mich nie getraut, danach zu fragen. jetzt habe ich es endlich geschafft, ihn zu bitten, mir AD zu verschreiben. und was gibt er mir? johanniskraut. ich habe ihm gesagt, dass ich das schonmal genommen habe, es nicht gewirkt hat und ich gerne etwas richtiges hätte. und er hat nur gesagt "das reicht schon". er hat mich nicht mal gefragt, wie es mir geht. gar nichts. und dann mein er ich bräuchte ja nichts stärkeres.
es war wirklich eine überwindung und sehr schwer, überhaupt einem arzt zu sagen, dass ich AD möchte.
ich fühle mich ganz elend und glaube, dass mir nie jemand helfen wird. ich will doch hilfe, aber keiner hilft mir. der therapeut sagt "das sollte aber nach so langer zeit wieder gut sein", der hausarzt glaubt mir nicht, dass es mir schlecht geht.
ich habe nicht den mut nochmal zum arzt zu gehen.
ich lese immer eure geschichten und wie es euch geht, und denke immer, das könnte ich sein, genauso fühle ich mich auch. und ihr bekommt auch richtige ADs. vielleicht liegt es an mir, man nimmt mich halt einfach nicht ernst. ich kenne 3 leute, die AD bekommen haben, obwohl sie gar nicht depressiv sind. nur weil sie mal vor dem arzt geheult haben oder nen schlechten tag hatten. mir kommt es so vor als würden die ärzte AD manchen einfach hinterherwerfen. und ich bitte darum und brauch es wirklich, aber bekomme es nicht.
ich war grad dabei, das bad zu putzen. das geht sonst ganz schnell. aber ich hab es nicht geschafft weiter zu machen. ich steh nur da, grüble, bin sauer auf die ärzte und vor allem auf mich, weil ich so bin. ich hasse das, ich hasse mich. es kozt mich so an. ich steh nur da, kurz vorm heulen, mein herz schlägt schnell und ich hoffe, dass es wieder vorbei geht und ich weitermachen kann.
ich hätte nur gern ein medikament, das ich in solchen momenten nehmen kann. gegen die angst und dieses sch.. gefühl. ich fühle mich wie gelähmt.
aber ich schaff es nicht. ich kann das nicht überwinden und es wird auch nicht wieder. ich weiß inzwischen, dass ich es alleine nicht schaffe. ich will doch nur hilfe. wieso ist das so schwer und warum nimmt einen kein arzt ernst?
ich hoffe das war nicht zu verwirrend, ich bin total durcheinander zur zeit. und ich hab stimmungsschwankungen. nur das die guten momente echt kurz sind.
danke fürs zuhören,
liebe grüße
Verfasst: 21:11:2008 19:10
von Cara
Oh man, bei sowas platzt mir echt der .....
kannst du den Arzt wechseln? hab was ähnliches durch, hab leider nicht viel Zeit...
meld dich wieder
LG
Verfasst: 21:11:2008 19:41
von Kirschblüte
ich hab den arzt erst gewechselt. weil ich mich bei meinem alten arzt auch nicht ernstgenommen gefühlt habe.
viele haben mir erzählt, wie toll und nett und verständnisvoll der andere arzt ist. nur ich merk das nicht, wenn ich bei ihm bin.
ich glaube, dass es echt an mir liegt. ich kann mich nicht öffnen. aber ich glaube auch, dass es ihn nicht interessiert und er nie zeit für mich hat. andere erzählen mir immer, wie nett der arzt neulich war und wie toll er ihnen geholfen hat. nur bei mir nicht. das muss doch an mir liegen. vielleicht bin ich ein schlechter patient. ich glaub dass mich keiner leiden kann, weil ich nicht so glücklich bin wie die anderen. das ist ja nicht nur bei dem arzt so.
es ist wie ein teufelskreis und man fällt immer tiefer. ich habe nicht die kraft und den mut mich zu ändern, ich kann es einfach nicht, es geht nicht.
liebe grüße
Verfasst: 21:11:2008 20:10
von ubure
Liebe Kirschblüte,
es tut mir so leid, dass Du so behandelt wirst. Aber vergiss eines ganz schnell wieder: Du bist weder ein schlechter Patient (wann ist man denn ein schlechter Patient

?) noch stimmt es sicher nciht, dass Dich keiner leiden kann!
Das Problem bist nicht Du, sondern die Ärzte. Oh Mann, es scheint, dass es zumindest eine Wahrheit gibt, und zwar die, dass es unter den Ärzten eindeutig zuviele Stümper gibt.
Also, Hausarzt ist generell schlecht, denn die Chancen, dass sie so einer mit der Thematik auskennt, sind nicht sehr hoch, eher niedrig...nein, eher bodenlos. Also, bitte suche Dir einen Psychiater, vielleicht gibt es einen in Deiner Nähe, der auf der Experten-Liste auf der S-u-L-Homepage steht.
Dann dürfte das AD kein Problem mehr sein.
No.2: such Dir einen anderen Therapeuten. Deiner taugt mit seiner Aussage wohl ebenso viel wie Dein Hausarzt. Ideal ist es, wenn Psy und Therapeut zusammenarbeiten. Aber das gibt es auch nicht so oft.
Du machst das auf alle Fälle richtig Du weißt, was Du brauchst, und Du wirst es auch bekommen.
Bitte jetzt nicht den Kopf hängen lassen, auch wenn momentan alles nciht so toll ist. Ruf gleich morgen in ein paar Praxen an und lasse Dir einen Termin geben, ruhig ein bisserl betteln, weinen macht sich auch nicht schlecht (der Zweck heiligt die Mittel, oder?).
Liebe Grüße,
Inez
Verfasst: 21:11:2008 20:17
von Dobby
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Verfasst: 21:11:2008 20:38
von Kirschblüte
liebe inez,
du sagst das so leicht. ich soll einfach bei einem psychiater anrufen. das klingt vielleicht kindisch, aber ich trau mich nicht, so einfach da anzurufen. dann heißt es nur wieder "ach sie haben doch nichts, das wird schon wieder".
es war schon eine unglaublich große überwindung, den hausarzt wegen AD zu fragen. ich habe mich richtig schlecht und unwohl gefühlt.
das nervt, das geht schon ewig so.
@ dobby: ich würde gern auf mein bauchgefühl hören, aber ich weiß gar nicht, wann ich das lezte mal ein gutes bauchgefühl hatte. nur neulich in der apotheke, da hat zum ersten mal jemand mit mir so über das thema geredet, als wäre es eine ganz normale erkrankung. der apotheker hat mich ziemlich nett beraten. nur blöd, dass der kein arzt ist
danke für eure antworten, liebe grüße
Verfasst: 21:11:2008 22:37
von Dobby
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Verfasst: 22:11:2008 11:23
von Kirschblüte
ja ich frag den apotheker mal. ich fand das echt unglaublich wie er mich beraten hat, als hätte ich eine erkältung oder irgendwas "normales".
ich rede mal mit meiner schwester, ob sie mir helfen kann, irgendwo anzurufen oder so.
ich habe in lezter zeit immer solche stimmungsschwankungen. kennst du das auch? wenn grad etwas gut ist, dann will ich gar nicht drüber nachdenken was ich eigentlich habe. ich denk dann es geht schon wieder, wenn ich erst mal die ausbildung hinter mir hab und teilzeit arbeite. dann will ich auch gar nicht hier ins forum gehen und weiß nicht mehr wo eigentlich mein problem ist und was mit mir los ist. und dann grüble ich wieder so viel, dass man ein buch mit meinen gedanken schreiben könnte. ich muss manchmal einfach von den leuten weg, bei der arbeit gehe ich öfter auf die toilette, nur um mal alleine zu sein oder zu heulen.
ich bin nächste woche bei meiner frauenärztin, ich nehme mir mal vor, sie nochmal zu fragen, ob sie mir was verschreibt. mal schaun, ob ich den mut finde. ich glaub dass was mit meinen hormonen nicht stimmt.
liebe grüße
Verfasst: 22:11:2008 11:33
von Dobby
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Verfasst: 22:11:2008 16:58
von Geli
Hallo Kirschblüte,
rede mit deiner Frauenärztin darüber. Und lass dich nicht darauf ein, dass das mit der Geburt nun ja schon zu lange zurückliegt. Dir geht es ja schon seit Geburt so schlecht. Sag ihr auch, dass dein HA dich nicht ernst nimmt. Ansonsten wechselst du den Hausarzt.
Ist in deiner Nähe eine Selbsthilfegruppe? Wenn du dort anrufst, haben sie gewiss noch andere Adressen von Ärzten in deiner Gegend. Denn es stehen ja nicht alle Ärzte auf der Liste von S + L.
Mit deinem Hausarzt:
Ich kann mir die Pappnase so richtig vorstellen. Wie er da sitzt, dich nur anstarrt und sagt: "So schlimm ist es doch nicht!" Und dir dann nur Johanniskraut empfiehlt. Das ist wahrscheinlich so einer, bei dem man erst umfallen muss, ehe er sich mal bequemt. Der ist doch nur für Erkältungen zu gebrauchen. Aber wer weiß, ob auch dafür? Falls du doch noch hingehen wirst, sag ihm klipp und klar, dass du zu einem Facharzt (Psychiater) willst. Mach dir auf jeden Fall einen Termin. Wenn dein HA dann keine Überweisung ausstellt, sagst du, du gehst woanders hin. Wäre auch zu überlegen, ob du das nicht sowieso machst.
Ich wünsche dir, dass der Apotheker dich unterstützt. Denn du hast eine Depression. Und die ist genauso behandelbar wie ein Husten. Es liegt auch nicht an dir, dass du meinst, du wärst selbst schuld. Du bist eine starke Frau und eine gute Mutter und Ehefrau. Dein Mann müsste sich auch mal mehr mit dem Thema PPD befassen. Da stellt man nicht die Frage "Warum?". Es ist einfach so. Du fühlst dich nicht und das genau ist die PPD, die dich schon seit der Geburt unbehandelt belastet. Rationales Denken und Handeln, Fragen nach dem Wieso? und Weshalb? bringen einem in diesem Gefühlschaos nichts. Erst wenn du wieder stabil bist wäre z.B. eine Gesprächstherapie für dich gut. Aber so wie ich dich jetzt einschätze, ist das einfach zu viel.
Falls du dich telefonisch beraten lassen willst von einem Ärzteteam einer Mutter-Kind-Klinik, habe ich hier eine sehr gute Kontaktadresse. Völlig unabhängig kannst du dort anrufen und deine Geschichte erzählen. Das gibt auch wie das Gespräch mit deinem Apotheker ein Stück Sicherheit, dass man dein Befinden, Gefühle und Beschwerden usw. nicht unter den Tisch kehren darf. Auch deine Bedenken, du würdest dir da zu viel einbilden und würdest womöglich nur spinnen, hätten sich damit erledigt. Ich selbst kenne das auch zur Genüge. Man macht sich selbst so klein, weil man denkt, noch nicht schlimm genug zu leiden. Aber du willst ja Hilfe und bekommst sie nicht. Trau dich, noch mehr auf den Putz zu hauen.
Ich habe selbst mit einem Arzt dort gesprochen. Sie würden sogar Druck machen, um einen Termin bei einem Facharzt in deiner Nähe durchzuboxen.
http://www.wochenbettdepression-hotline.de/
Kann Dich gut verstehen!
Verfasst: 22:11:2008 21:06
von amélie
Hallo Kirschblüte,
ich kann Dich so gut verstehen. Mir ging und geht es genauso. Ich habe mich riesig überwinden müssen, um mich meiner Frauenärztin anzuvertrauen. Aber sie hat mich regelrecht ausgelacht. Meinte, ich hätte wohl nicht genug Auslastung mit dem Baby, meine Kleine sei wohl "zu brav" und ich solle doch froh sein, dass sie gesund und munter ist. Toll ... Verschreiben wollte sie mir natürlich auch nichts. AD könne sie gar nicht verschreiben, behauptete sie, außerdem müsse ich dann sofort abstillen.
Ich habe auch eine Psychotherapeutin von der Liste auf dieser Seite hier kontaktiert, sie hat auch nett auf meine Mail geantwortet. Leider war aber zu der Zeit, in der ich sie anrufen sollte, eine Woche lang immer besetzt und dann verließ mich wieder der Mut.
Mein ganzes Umfeld nimmt mich nicht ernst, manchmal glaube ich wirklich, dass die recht haben. Sie (mein Mann, meine Mutter, meine beste Freundin, mein bester Freund) sagen alle: "reiß dich doch mal zusammen, dein Baby ist doch so süß, freu dich doch an deinem gesunden Kind, das ist nur die Umstellung von Workaholic auf Mama, das wird schon, geh spazieren, treib Sport, nimm Vitamine, anderen geht es schlecht, aber dir geht es doch gut ..." Und so weiter. Furchtbar. Als ob ich mich nicht eh schon genug schämen würde für meine Schwäche!
Ich kann Dir trotzdem den Tipp geben, Dir jemanden zu suchen, der auf PDD spezialisiert ist. Ich stelle es mir sehr erleichternd vor, endlich ernst genommen zu werden!
LG
A.
Verfasst: 23:11:2008 0:11
von Kirschblüte
hallo amelie,
ja, mir geht es doch so gut. ich krieg doch alles so gut hin, hab einen traumjob, ein süsses kind und meine wohnung ist ja immer so schön aufgeräumt. das sagen die leute mir auch und, dass sie mich beneiden. wenn sie wüssten was ich manchmal denke oder wie ich mich fühle, würden sie mich nicht mehr so beneiden.
ich fühle mich auch schon schlecht genug, da machen es diese doofen sprüche nur noch schlimmer ("reiß dich mal zusammen. das wird schon wieder. ja aber es ist doch wochenende, da kann man sich doch zusammenreissen und gut drauf sein").
das tut mir leid für dich, dass deine ärztin so reagiert hat. ich hab bei meinem alten hausarzt nur mal kurz erwähnt, ob ich was stimmungsaufhellendes bekommen könnte. er hat dann gesagt "antidepressiva?! wollen sie damit echt schon anfangen?" als ob die tabletten der teufel wären. der neue hausarzt wollte mir eben nur johanniskraut geben "das reicht schon, mehr brauchen sie nicht". und er weiß doch gar nicht wie es mir geht.
eigentlich haben so viele leute depressionen, warum wird man dann nicht ernst genommen? haben alle anderen die kraft, um AD und eine therapie zu kämpfen? ich hab nicht die kraft und den mut um das zu kämpfen.
manchmal denk ich, es ist halb so wild und will den arzt nicht belästigen, ich bin ja kein notfall. ich verlier einfach immer wieder den mut, weil bis jetzt alle so blöd reagiert haben. manchmal denke ich, es geht nie vorbei oder ist unheilbar, weil einem keiner helfen will.
hast du eigentlich den frauenarzt gewechselt? vielleicht findest du ja jemanden, der für dich bei der therapeutin anruft, wenn dich der mut verlässt. aber wenn die therapeutin schon so eine nette mail geschrieben hat, ist sie bestimmt am telefon genauso nett. auf der liste hier gibt es leider niemanden in meiner nähe.
viel glück und liebe grüße
Verfasst: 27:11:2008 20:05
von Kirschblüte
ich war am dienstag bei meinem therapeuten. ich hatte ja schon geschrieben, dass ich mich nicht ernstgenommen bei ihm fühle. aber eigentlich ging es dieses mal. ich hab ihm von der schlimmen schwangerschaft und geburt erzählt, von dem hausarzt und von meinen schmerzen. er hat auch gesagt, die geburt war ein einschnitt. dann hat er mir ein AD aufgeschrieben und der hausarzt hat mir ein rezept ausgestellt. morgen nach der arbeit kann ich es von der apotheke holen.
das AD heisst paroxetin. vielleicht hat jemand von euch schon gute erfahrungen damit gemacht? ich bin ein wenig besorgt, ob es so wirkt wie es soll und wegen nebenwirkungen. das kennt ihr bestimmt.
wenn mir jemand mut zusprechen möchte, wäre das nett
gestern hat mir meine frauenärztin übrigens gesagt, dass ich wegen stress einen progesteron-mangel habe und daher schlimme brustschmerzen kurz vor der periode. und ich habe immer schlimmer werdende unterleibsschmerzen. ein stechen auf beiden seiten und krämpfe. die ärztin hat gesagt, dass das wohl auch vom stress kommt. ich finde es echt schlimm, was die arbeit mit mir anrichtet. habe in ein paar tagen schriftliche abschlussprüfung. die schmerzen sind echt schwer auszuhalten. vielleicht wird es ja mit dem AD besser, hoffe ich mal.
danke fürs zuhören, liebe grüße
Verfasst: 27:11:2008 20:42
von Dobby
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Verfasst: 27:11:2008 21:40
von Kirschblüte
hallo dobby,
das wollte ich jetzt eigentlich nicht hören, dass du so viel zugenommen hast. aber wie du schon sagst, jeder reagiert anders drauf.
wenn ich erst mal zunehme, ist es für mich ganz schwer, wieder abzunehmen. aber vielleicht mache ich nächstes jahr mal wieder sport.
ab mitte januar bin ich nämlich mit der ausbildung fertig und habe dann keine 38 std mehr, sondern eine 25 std woche
das mit der geburt habe ich beim 1. termin kurz erwähnt und vorgestern etwas mehr erzählt. ich hatte ziemliche schmerzen, blasen- und nierenbeckenentzündung, nierenstau, natürlich therapieresistent bis nach der geburt. und den notkaiserschnitt, bei dem ich dachte, mein freund wollte nicht mit in den op. die ärzte haben nur gesagt, er ist draußen geblieben. danach erfuhr ich, dass er nicht mit
durfte.
der therapeut hat auch gesagt, dass die ärzte mich besser hätten aufklären sollen. und er hat gesagt, der hausarzt hätte mir auch gleich ein richtiges AD geben sollen.
es freut mich, dass paroxat so gut gegen die angst geholfen hat. das macht mich zuversichtlich.
ich habe den therapeut übrigens darum gebeten, mir was aufzuschreiben.
wie lange hast du paroxat genommen?
ich habe gehört, dass es das brustkrebs risiko erhöht und will es nicht zu lange nehmen. was nimmst du zur zeit?
liebe grüße