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Zwangsgedanken

Verfasst: 21:11:2008 21:48
von mama2006
Hallo,

ich lese hier immer wieder von Zwangsgedanken und frage mich, was genau versteht man darunter?

Danke. M

Verfasst: 22:11:2008 9:40
von Marika
Hallo,

unter Zwangsgedanken versteht man immer wiederkehrende, destruktive, angstmachende Gedanken mit für den Betroffenen oft absolut abstossenden Inhalten, die man aber nicht abstellen kann. Bei den Frauen hier handeln die ZG meist davon, ihrem Baby Gewalt anzutun, obwohl sie nichts weniger wollen, als dass. Die Gedanken machen dann unglaublich Angst und man will sie nicht mehr denken. Genau das geht aber nicht - sie drängen sich der/dem Betoffenen immer wieder auf, ohne dass er/sie gegensteuern kann.

Ich selber litt im Rahmen der PPD unter schrecklichen Zwangsgedanken, die wirklich diesen Inhalt hatten: Ich sah immer, wie ich meinem Baby etwas antue. Schrecklich war das - die schlimmste Zeit meines Lebens.

Es gibt die Zwangserkrankung auch als eigenständige Erkrankung z.B. auch als Zwangshandlungen. Das sind dann die Menschen, die zwanghaft die Hände waschen müssen, oder Herd, Licht usw. zwanghaft immer und immer wieder kontrollieren müssen. Bei Zwangsgedanken geht es eben "nur" um Gedanken, nicht um Handlungen.

Der/Die Betroffene weiß, wie absurd die Gedanken sind und dass sie sowas nie tun würden oder gar wollen! Trotzdem lassen sich die Gedanken nicht abstellen. Das muss dann mühevoll in einer Therapie gelernt werden.

Auch ja - ganz wichtig: Zwangsgedanken werden nie ausgeführt, dass ist die gute Nachricht. Menschen oder Mütter/Väter, die ihren Kinder tatsächlich Gewalt antun, leiden an ganz anderen schwerwiegenden psychischen Störungen (Persönlichkeitsstörungen), die mit Zwangsgedanken oder Zwangserkrankungen im allgemeinen, rein gar nichts tun haben.

Im Gegenteil, obwohl die Zwangsgedanken sehr quälend sind und einen enormen Leidensdruck bei den Betroffenen verursachen, sind sie absolut harmlos. Und die Menschen, die sie treffen sind ganz liebe und sanfte Seelen, die nicht mal einer Fliege was zu Leide tun könnten ... so wie ich... :D 8) :P

Hoffe, ich konnte deine Frage gut beantworten, sonst meld dich einfach nochmal!

Liebe Grüße von

Verfasst: 22:11:2008 14:53
von mama2006
Hallo Marika,

danke. Jetzt verstehe ich. Dann leide ich wohl auch unter Zwangsgedanken. Und zwar nicht nur meinem Sohn gegenüber, sondern vor allem auch meinem Partner gegenüber. Vermutlich eine Rolle spielt, dass ich, seit ich vom Vater meines Kindes getrennt bin, sehr sehr enttäuscht bin von Männern im allgemeinen. Und das übertrage ich dauernd auf ihn und ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich schlecht über ihn denke und wie ich denke, wie sehr er mich nervt und ankotzt (entschuldigung). Ich verkrampfe dann oft total in seiner Gegenwart und werde ganz biestig. Obwohl ich ihn eigentlich liebe und ihm dankbar bin dafür, wie sehr er für uns da ist und sich um uns kümmert. Er würde alles tun für uns.

Hinzu kommt eine Art Reinlichkeitsfimmel, ich muss jedes Stäubchen aufheben und schaue immer auf den Boden, ob da irgendwas rumfliegt. Und meinem Sohn habe ich absolute Sauberkeit schon von Anfang an klar gemacht. Er redet jetzt immer davon, dass er sich die Hände waschen muss, weil er sonst die "Tierchen" in den Mund bekommt :shock: Was hab ich nur getan?!

Alles Zwangsgedanken, Zwangshandlungen, oder? Und bei meinem Sohn denke ich oft, dass ihm was passiert: dass er schwer erkrankt oder einen Unfall hat. Zwangsgedanken?

Wird das durch Citalopram besser? Momentan fühle ich mich unheimlich unter Druck. Ich presse auch dauernd die Zähne und Hände zusammen.

Danke. M

Verfasst: 22:11:2008 15:12
von Mimi
kenne ich alles. Lies das Buch der Kobold im Kopf hat mir damals Marika empfohlen und es hat mir geholfen. Ich hatte agressive Zwangsgedanken und die sind zwar auch durch Citalopram besser geworden aber am meisten durch´s Zulassen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Im Buch dazu mehr ...

Verfasst: 22:11:2008 19:50
von smaugerl
hallo,

ich bin auch eine mit Zwangsgedanken - haben bei mir bei der Geburt meines 3. Kindes vor 12 Wochen begonnen - sie werden zwar immer weniger, aber wehe, wenn sie "losgelassen" :(

ich bin übrigens auch am Überlegen, ob ich dieses Buch vom Kobold lesen soll - ich hab ehrlich gesagt, Angst davor - wer weiß, auf welche absurden Gedanken mich dieses Buch bringt :roll: Letztens hatte ich auch wieder so Gedanken, was ist wenn ich jetzt dies oder das mache, und dann hab ich so beim Fernsehen durchgezappt, und bin doch glatt bei einem Bericht über Mütter hängengeblieben, die ihre Kinder ermordet haben - mir wurde auf einmal ganz heiß, kurz vor einer Panikattacke - und sofort wieder dieses Karussel im Kopf, was ist wenn ich auch so eine werde?? :shock:
Deshalb hab ich auch Bedenken dieses Buch zu lesen-

letztens hab ich übrigens mal hier im Forum was gelesen, das sich jemand einen Kobold auf seiner Schulter vorstellt, der ihn ärgern will - ich wende diese Methode jetzt auch öfters mal an, beim Spazierengehen mit den Kiddies letztens hab ich mir vorgestellt, wie dieser Kobold laut schimpfend auf der Wiese zurückbleibt, während ich mit meinen Kindern heimgehe -

jetzt wo ich das so niederschreibe, muss ich sogar ein wenig lachen über diese Vorstellung - ich hoffe, ihr haltet mich jetzt nicht für komplett durchgeknallt - von wegen Kobold auf der Wiese, haha :wink:

so, jetzt aber mal Schluss mit "Sudern" - heißt soviel wie jammern :D

liebe Grüße
smaugerl