Seite 1 von 1

Positiv Denken ist das der Schlüssel

Verfasst: 29:11:2008 21:31
von manu
Hallo,

was meint ihr ist das tatsächlich so.

Mein lieber Mann versucht mir klar zu machen, das ich positiv Denken soll, und damit die bösen Zwangsgedanken keine Chance haben mich zu plagen. Die bösen Gedanken hätten dann ein Gegengewicht und wären dann nicht mehr so ausgeprägt.

Kann das sein da wir Zwangsgedanken geplagte, Menschen sind die denken jetzt kommt der nächste Schlag (wann) und somit nie glücklich sein können? Bei mir könnte das zutreffen. Immer wenn es mir gut ging oder gut gegangen ist kam der nächste Schlag und somit habe ich verlernt spass zu haben oder mich freuen zu können.

Es könnte was wahres an seiner Aussage dran sein. Denn eigentlich könnten wir ja glücklich sein. Wir haben 3 gesunde Kinder mein Mann hat wieder einen Job und uns geht es soweit gut aber wenn nur ich nicht wieder diese Gedanken hätte.

Tut mir leid euch hiermit zu belasten aber ich dachte mir euch geht es bestimmt manchmal ähnlich oder auch so und wenn ihr anderer Meinung seid mailt mir ich freue mich über Eure mails denn dann weiss ich das ich nicht so allein bin. Mir tut es ganz gut hier so meine Gefühle und Gedanken aufzuschreiben.

Ein schönen Adventsonntag für Euch alle.

Gruss Manu

Verfasst: 29:11:2008 22:42
von Dobby
--

Verfasst: 29:11:2008 23:53
von Carolin
sag mal dobby, hast du zwischenzeitlich psychologie studiert? es ist echt wahnsinn was du alles weißt und auch wie du es wiedergeben kannst. ich brauche total lange um etwas zu richtig zu begreifen und hätte dann dennoch angst es falsch weiter zu geben. hut ab, du kannst hier vielen sehr weiterhelfen!

daumen hoch für deine beiträge!!!!!

carolin

Verfasst: 30:11:2008 1:49
von Dobby
--

Verfasst: 30:11:2008 9:14
von Marika
Hallo Manu!

Positiv Denken - ein sicher guter und liebgemeinter Ansatz deines Mannes.... ABER: Wenn man mitten in den Zwangsgedanken festsitzt, dann klappt es mit diesem "positiven Denken" nicht - so habe ich jedenfalls die Erfahrung gemacht. Das hat auch einen ganz einfachen Grund: Wenn man ZG hat wird man dadurch auch langsam aber sicher depressiv - oder umgekehrt - ist man depressiv, kann man ZG entwickeln. Beide Möglichkeiten gibt es, bei mir war es eher so, dass ich zuerst ZG hatte und dann dadurch die Depression massivst bemerkbar machte. Bei Zwängen und Depressionen ist der Botenstoffwechsel im Gehirn aus dem Lot geraten - meist ist es das Serotonin (also der "Gute Laune Botenstoff"), der in viel zu geringer Konzentration vorhanden ist. Da kann man als Betroffene dann gar nicht positiv denken, das geht dann einfach nicht, weil wir nicht die ganzen Vorgänge im Gehirn willentlich steuern können - da gehört eben mehr dazu, sprich die Botenstoffchemie. Das kann einerseits durch ein AD erreicht werden - andererseits aber auch durch aktives Lernen z.B. in einer Verhaltenstherapie. Bildgebende mordene Verfahren haben gezeigt, dass Übungen aus der VT Gehirnareale stimmulieren können, die zu wenig arbeiten und andere dardruch ihre Überaktivität (wie unser orbitofrontale Kortex der ja bei ZG und Zwängen überaktiv ist) verlieren. Und so eine Übungsform ist das "Glückstagebuch" auf das ich nachher noch näher eingehen werde.

Was aber sicher machbar und LERNBAR mit der Zeit ist: Das sich "wieder erfreuen an kleinen Dingen", auch wenn danach die ZG wieder kommen. Darauf solltest du und auch dein Mann sich einstellen: Die ZG werden sich nicht (leider nicht) durch positives Denken abstellen lassen. Wie gesagt, du kannst aber schon in kleinen Schritten aktiv versuchen, auch die kleinen Momente zu geniessen. Mein Psychiater hat mir dafür damals geraten, ein "Glückstagebuch" zu schreiben. Da schrieb ich alles rein, was ich schön fand und woran ich mich erfreute - wenn vielleicht auch nur für ein paar Minuten - aber das ist bereits ein Anfang. Ich habe da z.B. notiert:
"Heute sah ich einen wunderschönen Regenbogen, die Abendluft ist ganz klar und angenehm vom Frühlingsregen und nun bricht die Abensonne nochmal durch - ein wunderschöner Regenbogen und eine märchenhafte Abenstimmung ist das Ergebniss. Wunderschön."

Ich kann mich noch sehr gut an genau diese Begebenheit erinnern, obwohl sie schon mehr als 2 Jahre her ist. Aber es war ein Moment, denn ich sehr genossen habe, in mich tief aufgenommen und ausgekostet habe. Damals steckte ich noch aber sehr stark in den ZG drinnen und sie holten mich natürlich schon wieder bald danach ein. Aber durch das Tagebuch konnte ich immer wieder lesen und mich an dieses wunderschöne Gefühl erinnern... sogar jetzt im Moment wo ich dir das schreibe, sehe ich alles wieder vor mir, sogar der Duft von damals habe ich noch in der Nase. Und genau DAS soll dir so ein Tagebuch ermöglichen: Das aktive und intensive Aufnehmen von schönen Dingen, die dann ganz tief gespeichert werden - sozusagen ein Auffüllen deines "Glücks-und gute Laune Speichers".... :wink: Es ist auch eine Art Übung, das Gehirn wieder empfänglich für die schönen Dinge zu machen, nicht nur für die schlechten. Mit der Zeit, wenn also dein "Glücksspeicher" mehr und mehr gefüllt wird, kann dieser wirklich ein sehr gutes Gegengewicht zu den ZG sein, die dann immer kleiner werden. Du trainierst damit also aktiv das Gehirnareal, dass für Glücksgefühle zuständig ist - und der orbitofrontale Kortex soll so nach und nach seine Überaktivität verlieren.

Also - aktives Glücklich sein erspüren und wieder lernen, ähnlich wie Dobby das bereits beschrieben hat (ebenfalls Daumen hoch von mir liebe Dobby :D ), ist absolut gut und möglich. Denk daran, dass deshalb aber die ZG immer noch sein dürfen, sie dürfen kommen und wieder gehen - unterdrück sie nicht, halte sie aus. Denn alleine "positiv Denken" wirkt eben bei ZG nicht, da würdest du nur noch mehr verzweifeln, weil es nicht gelingen würde. Positives ERLEBEN, EMPFINDEN, ERSPÜREN und ABSPEICHERN in ganz kleinen Schritten - das ist ein wunderbarer Weg, aus dieser Spirale raus zu kommen.

Stell dir eine Waage vor: Auf der einen Seite sind die glücklichen Momente - auf der anderen die ZG. Im Moment ist die Seite mit den ZG ganz schwer und nach unten. Wenn du die andere Seite nun füllen kannst, wird diese mehr GEWICHT in deinem Leben haben und langsam wird ein Ausgleich - ein EINKLANG erreicht. Und dann werden die ZG an "Wichtigkeit" verlieren und zu ganz normalen Gedankengängen werden, die jeder Mensch auf dieser Welt hin und wieder hat.

Ich wünsche dir ganz viele GLÜCKLICHE MOMENT und dass dein "Glücksspeicher" langsam immer voller wird!!!!

Verfasst: 30:11:2008 21:11
von Dobby
--