Seite 1 von 1

Erste Schritte getan ... aber es ist so schwer!!!

Verfasst: 18:12:2008 1:48
von amélie
Hallo zusammen.

Ich bin todmüde, kann aber nicht schlafen, deswegen bin ich hier unterwegs ... Nachdem es mir momentan jeden Tag schlechter geht, habe ich wieder mal einen Anlauf gemacht, etwas zu unternehmen. Leider ist es noch so lang hin bis zum Treffen der Selbsthilfegruppe (bin dort angemeldet), ich fürchte, dass ich diese drei Wochen schwer alleine durchstehe.

Ich habe vor 6 Wochen über Schatten & Licht eine Psychotherapeutin rausgesucht und auch per E-Mail kontaktiert, leider dann aber nicht die Kraft gefunden, mit ihr am Telefon zu sprechen. Ich konnte es einfach nicht, so blöd das auch klingt. Ich saß vor dem Telefon wie das Kaninchen vor der Schlange und konnte mich nicht überwinden, anzurufen. Noch schlimmer, ich konnte nicht mal rangehen, als SIE MICH anrief. :( :( :(

Jetzt habe ich mir noch ein paar Psychotherapeuten/Ärzte mit Schwerpunkt Depressionen rausgesucht und ihnen E-Mails geschrieben - wie gesagt, anrufen geht leider nicht, ich kann nicht erklären, warum mir das so schwer fällt, aber es gehört wohl zur Krankheit dazu.

Einer von denen hat eine Homepage und macht dort ausdrücklich das Angebot, dass man ihm mailt und er innerhalb von 24 Stunden zurück mailt, er scheint zu wissen, dass man als depressiver Mensch eben nicht mal locker irgendwo durchklingelt.

Ich setze jetzt also meine Resthoffnungen auf diese Mails. Hoffentlich bekomme ich Antwort.

Liebe Grüße und eine gute Nacht
A.

Verfasst: 18:12:2008 11:28
von ubure
Liebe Amélie,

wenn Du schon die Therapeutin angemailt hattest, warum schreibst Du Ihr nicht nochmal und erklärst, warum Du nicht am Telefon mit ihr gesprochen hast? Hast Du denn niemanden, der so ein telefonat für Dich übernehmen könnte?
Komm, bevor Du das alles jetzt noch 5mal vor Dir herschiebst!!

Das geht!

LG,
Inez

Verzweifelt!

Verfasst: 18:12:2008 12:23
von amélie
Hallo Inez,

das hatte ich gemacht ... Aber sie bestand auf einem Telefonat. Ich glaube, ein gesunder Mensch kann sich nicht vorstellen, dass das eine unüberwindbare Hürde ist, selbst jemand vom Fach anscheinend nicht ... :(

Von den anderen, die ich anschrieb, bekam ich Antworten. Absagen.

"Meine Wartezeit dauert bis März, ich wünsche Ihnen alles Gute!" und so weiter. Sorry, aber wenn nichts passiert, erlebe ich den März nicht mehr!

Na ja, und der eine, der mit der Website und dem E-Mail-Angebot, der schrieb auch nur, dass ich mich telefonisch melden muss, "um das weitere Vorgehen zu besprechen". ICH KANN DAS ABER NICHT.

Nein, leider gibt es niemanden, der das für mich übernehmen könnte. Mein Mann findet sowieso, dass ein Psychotherapeut übertrieben sei, er ist halt so erzogen worden, dass nur "Verrückte" und "Geistesgestörte" eine Therapie brauchen, er meint, es ginge mir doch eigentlich gut und mir schlage nur die Umstellung und das nicht-mehr-Arbeiten aufs Gemüt, mit ein bisschen frischer Luft und Ablenkung würde das schon wieder werden.

Und meine beste Freundin, nun, die wünscht sich ein Kind und hat keines, der kann ich auch nicht damit kommen.

Meine Eltern sind leider beide schwer krank, geht auch nicht.

Ach Mann, warum ist das alles so schwer??? Und warum verstehen die einen nicht? Was soll ich bei einem Therapeuten, der nicht mal kapiert, dass es mir schwer fällt, diesen Termin zu machen?

Verfasst: 18:12:2008 12:33
von gute_wuensche
Liebe Amelie,

ich wünsch dir das du die Kraft hast anzurufen. Es ist soo wichtig für dich.

LG!

Verfasst: 18:12:2008 13:18
von amélie
Es geht nicht. Habe es jetzt eine Stunde lang versucht, aber ich kann das einfach nicht.

Verfasst: 18:12:2008 14:47
von ubure
Amélie,
was genau geht nicht dabei? Wovor exakt hast Du dabei Angst?
Wenn Du Dich therapieren lassen möchtest, dann wirst Du um ein Gespräch nicht herumkommen - ist doch klar, so funktioniert das nun mal, anders geht's leider nicht.
Sind es die fremden Menschen, oder was genau ist los? Weißt Du, es werden noch einige Situationen kommen, in denen Du Dich ganz gewaltig überwinden und anstrengen musst, das wäre nun eine der ersten.Kannst Du Dich nicht hinterher für Deine geleistete Arbeit etwas belohnen, so als Anreiz?
Meinst Du, Du könntest mal mit mir sprechen, wenn ich Dich anrufe?

LG,
Inez

Verfasst: 18:12:2008 19:08
von amélie
Hallo Inez,

ich habe genau davor Angst, was mir jetzt passiert ist.

Habe mich doch noch durchgerungen und die Koordinationsstelle für Psychotherapie angerufen. Die Dame dort war nett, aber völlig inkompetent. Sie hatte noch nie was von PPD gehört. "Ich geb dann mal Depressionen ein, sie haben doch sowas in der Art, oder?" Ja, danke, super. :(

Gut, dann habe ich noch bei 5 Therapeutinnen angerufen und eine davon erreicht. Sie war ziemlich kühl und nicht gerade freundlich. Einen Termin habe ich zwar bekommen, aber erst Mitte Januar. Und ich soll mein Baby nicht mitbringen - was aber nicht geht, weil ich a) stille und b) keinen habe, der sich tagsüber kümmern könnte.

Irgendwie fühle ich mich total alleingelassen und nicht ernst genommen. Es hat mich sooooooo viel Überwindung gekostet, überhaupt den Hörer in die Hand zu nehmen, und jetzt das ...

Und grad rief auch noch mein Mann an - er kommt heute später nach Hause. Also nicht um acht, sondern erst gegen zehn. Mein Baby schreit den ganzen Tag heute und ich werde noch wahnsinnig. Habe immer Angst, dass ich sie irgendwann mal ins Bett werfe oder so. Brüll, brüll, brüll, ich kann es nicht mehr hören. Sie ist satt, gewickelt, nicht alleine. Müde vielleicht, aber schlafen will sie ja auch nicht. AAAAAAAAAAH.

LG
Amélie

Verfasst: 18:12:2008 20:56
von licht3
Liebe Amelie,
schreit dein Baby sehr viel und ist das so belastend für dich, dann könntest du dir in einer Schreiambulanz Hilfe holen. Oder über ein Erstgespräch bei einer Klinik mit Mutter-Kind-Station. Die kennen mit PPD aus und vielleicht hilft dir so eine Art von Erstkontakt ja vorab. Dann wäre ein erster Schritt gemacht. Ich hatte Glück mit meiner Thera und auch für dich gibt es den /die Richtige(n)! Und dann gibt es Licht am Ende des Tunnels. Nur Mut und alles Liebe!

Viele Grüße,

Licht 3

Verfasst: 18:12:2008 22:04
von Martina
Liebe Amélie,

ich kann gut verstehen, wie du dich im Moment fühlst. Was du schreibst kenn ich aus der Zeit als es mir sehr schlecht ging. Ich weiß wie schwierig es ist Therapeuten/Ärzte anzurufen. Ich stand überall vor verschlossenen Türen. Es tut mir so leid für dich, dass du dann auch noch an so inkompetente und unfreundliche Menschen kommst. Versuche die "Hochs" zu nutzen und weiter nach Therapeuten zu suchen. Meine Tochter hat auch nur geschrien und mich damit an den Rand meiner Kräfte getrieben. Sie wollte auch nie schlafen. Meine Hebamme sagte mir damals ich soll ihr sagen " ich weiß du möchtest nicht schlafen , aber ich weiß dass du müde bist und darum entscheide ich jetzt dass du schläfst". Es ging nicht um den Inhalt der Worte, sondern darum, dass ich mich getraut habe zu entscheiden was für mein Kind richtig ist. Ich habe sie zu mir ins Bett gelegt, sie in den Arm genommen (vielleicht auch festgehalten...) und so hat es funktioniert, dass sie nach kurzer Zeit aufhörte zu schreien und schlief. Mir hat die "Legitimation" meine Hebamme geholfen.

Wenn ich mich richtig erinnere, hast du in deiner Vorstellung geschrieben, dass dein Frauenarzt auch nicht so das gelbe vom Ei ist. Aber hattest du vielleicht eine gute Nachsorge Hebamme, der du dich anvertrauen kannst.? Sie hat vielleicht auch Kontakte zu kompetenten Therapeuten oder vielleicht auch zu einem Facharzt. Wenn du zu einem Facharzt, also Psychiater, gehst heißt das nicht zwangsläufig dass du Medikamente nehmen musst, falls dir die Vorstellung Angst macht, aber er kann dich beraten und aufklären. Wenn du in einer größeren Stadt lebst gibt es doch bestimmt auch eine Hebammenpraxis. Dort gibt es sicherlich Hebammen die wissen, wohin du dich wenden kannt, vielleicht untertützen sie dich auch bei der Kontaktaufnahme. Vielleicht

Ich wünsche dir sehr, dass du schnell Hilfe findest und Unterstützung.
Es ist so schwer durch diese Zeit zu gehen, aber dein Kind wir aufhören mit schreien (meine Tochter hörte an dem Tag auf als ich Medikamente nahm und diese wirkten) und es wird dir wieder besser gehen. Ganz sicher. Ich wünsche dir alles Gute!

Verfasst: 18:12:2008 22:46
von amélie
Liebe Martina,

danke für Deine Antwort. Habe mir Deinen Vorstellungstext durchgelesen und mich in vielem wiedererkannt.

Ich finde es so schlimm, dass Leute, die einem helfen, die Ausnahme sind. Und wir reden hier ja von Profis - Ärzte, Hebammen, Psychotherapeuten.

Ja, meine Frauenärztin kann ich vergessen, sie hat mich ausgelacht. Mein Kinderarzt, der auch Gynäkologe ist, ist immer total in Eile und stets schon wieder halb aus der Tür raus, kaum ist die U oder Impfung beim Baby fertig.

Meine Hebamme? Nun, sie ist ("leider") so eine ganz furchtbar lustige. Bei der Nachsorge erzählte sie mir immer, ich sei die coolste und lässigste Erstlingsmami ever und sie kam nur vier- oder fünfmal, weil ich ja so gut alleine klar kam. Tat ich auch, aber da ging's mir ja noch recht gut.

Irgendwie ist es gegenüber Menschen, die eine fröhliche Natur haben und mit beiden Beinen im Leben stehen, noch schwerer, die Probleme zuzugeben ...

In einer Hebammenpraxis war ich auch vor der Geburt, aber dort wurde die PPD nicht mal erwähnt im Vorbereitungskurs. Irgendwie sind überall immer nur happy people, da trau ich mich gar nicht mit "sowas" hin.

Eben hat mir noch eine Psychotherapeutin zurückgemailt, die sogar dieses Jahr noch einen Termin für ein Erstgespräch hätte. Ich werde sie morgen früh gleich anrufen.

Danke für Deine Zeilen (auch Dir, licht 3)

A.

Verfasst: 18:12:2008 23:20
von Martina
Liebe Amélie,

das ist ja super, dass dir die Therapeutin gemailt hat. Ich wünsche dir ganz fest, dass du morgen die Kraft hast sie anzurufen. Falls es schwierig ist, findest du bestimmt im Forum Unterstützung und Aufmunterung es zu tun.

Es scheint so zu sein, dass das Thema PPD in Vorbereitungskursen nicht angesprochen wird. Leider. Wurde es bei mir auch nicht, und trotzdem war das Thema nicht unbekannt, wie sich nach der Geburt herausstellte. Vielleicht kannst du es ja im Hinterkopf behalten, falls du noch eine Anlaufstelle brauchst. Wenn ich es noch richtig im Kopf habe kann (D)eine Hebamme bis zu 16 Wochen nach der Geburt zu dir kommen, und danach weitere Besuch bei der Krankenkasse beantragen.

Viel, viel Kraft und Zuversicht für morgen!

Liebe Grüße

Verfasst: 19:12:2008 8:19
von gute_wuensche
super,das du angerufen hast.
die meisten therapeuten sehen es nicht gerne, wenn du dein baby mitbringst, mein sohn war aber trotzdem bei ungefähr 3 sitzungen dabei weil ich echt niemanden hatte und die stunden für mich sehr sehr wichtig waren, da er zu dem zeitpunkt noch nicht mobil war durfte ich ihn auch mitnehmen. also unbedingt ansprechen, weil es doch sehr schade wäre wenn dir ein therapieplatz ( die es ja eh nicht so gleich gibt ) durch die lappen geht. oder du organisierst dir ein babysitter für die zeit ( ja ich weiß das ist nicht einfach jemanden zu finden ). meine sitzung ist immer am gleichen tag von 9-10h und ich mache es so, das mein freund mir den kleinen dann dorthin bringt, wenn ich fertig bin, ich fahre also vor und er bringt ihn mir nach, das klappt ganz gut. vielleicht auch ne lösung für dich ? oder wüßte die therapeutin jemanden um die ecke, der das baby betreuen könnte ? ich hab zwar nie gestillt, aber du könntest ja auch abpumpen..ich muß los..

Verfasst: 19:12:2008 13:40
von licht3
Hallo nochmal,
ich hatte mein Baby sechs Monate ein Mal die Wochen in der Therapiestunde dabei. Das ging gut und wurde mir von meiner Therapeutin angeboten!
Und stillen mit Medikamenten geht auch-und sie helfen, wenn auch nicht gleich.

Alles Liebe!

Verfasst: 19:12:2008 16:49
von gute_wuensche
hallo licht3,

das ist klasse, das es bei dir auch ging. wie alt war dein baby zu dem zeitpunkt ? ich kann meinen sohn jetzt nicht mehr mitbringen, er krabbelt unentwegt und das würde nun störend sein in den sitzungen.
wie löst du es jetzt oder hast du keine therapie mehr ?

lg!