Und wieder sucht jemand Hilfe!
Verfasst: 04:02:2009 13:36
Liebe Schatten- und Licht-Mitglieder,
zunächst einmal möchte ich mich bei den Moderatoren des Forums ganz herzlich für meine Freischaltung bedanken, denn ich gehöre nicht direkt zu den PPD-Betroffenen, aber meine Geschichte – und ich werde versuchen mir wirklich kurz zufassen – spiegelt hier und dort doch ähnliche Probleme und Fragen wider.
Bin weiblich, 33 Jahre, Mutter von zwei Kindern im Alter von 3 und 4 Jahren. Keine besonderen Vorkommnisse, gesunde Ehe, tolle Kinder, Hausfrau, Perfektionistin. Mein Leben ist/war ein Traum. Die Sparkasse würde sagen: mein Haus, mein Auto, mein Pferd (hab aber doch kein Pferd).
Allerdings ereilte mich ein familiärer Schicksalsschlag (Schlaganfall in der Familie, kein Tod) im März 2008. Ab diesem Zeitpunkt fühlte ich mich plötzlich krank! Angst und Panik, ich könnte von heute auf morgen erkranken. Die Gedanken hörten nicht auf. Sie kamen immer wieder. Schleichend. Wurden schlimmer. Irgendwann war es so schlimm, dass ich bei jedem kleinen Zucken meines Körpers dachte, dass ich gleich einen Herzinfarkt bekomme und sterbe. Die Kopfschmerzen begannen.
Kurzum: Angst, ich sehe meine Kinder gleich nicht mehr wieder, Spannungskopfschmerzen, Angst- und Panik vor dem Sterben, Zähneknirschen in der Nacht durch Stressabbau im Schlaf, Masseterschmerzen, Schmerzen im Nacken- und Schulterbereich, Angst vor dem Autofahren, vor dem Einkaufen im Geschäft, Angst, es könnte mir etwas passieren und was würde dann aus meinen Kindern werden? Ich ging nur aus dem Haus, wenn es nötig war (meistens wenn es die Kinder betraf). Und ja, die Kinder. Sie sind mein Ein und Alles. Aber mein Perfektionismus war plötzlich dahin. Die Super-Mami, die immer alles bewältigt hat, der alles gelang, hatte Probleme. Ich war nur mit mir selbst beschäftigt und mein Selbstmitleid wuchs von Stunde zu Stunde. Ich bin krank, ich bin krank, ich bin krank. Gott, bitte hilf mir. Es folgten Arztbesuche. Einige. Ergebnis: tja, ich bin fit wie ein Turnschuh, nur mein Geist ist es nicht!
Folge: ich trat nach einem 4stündigen Krankenhausaufenthalt im Oktober 2008 (mir blieb abends die Luft plötzlich weg – eine Nasennebenhöhlenentzündung hatte ich natürlich nicht!!!! - und laut KH war ich natürlich kerngesund, bis auf mein Virus) die Notbremse und suchte einen Psychiater auf. Allerdings war ich nicht darauf gefasst, dass ich sechs Wochen auf einen Termin warten musste, geschweige denn darauf, dass mich drei Ärzte abwiesen wegen Patientenannahmestopp. Soviel zum Thema „ich bin nicht allein“.
Ich habe aber die Wartezeit irgendwie überbrückt und Hilfe bekommen. Ich mache eine Therapie. Beim Psychiater und beim Physiotherapeuten, letzteres wegen der schon fast chronischen Gesichts- und Nackenschmerzen, die mittlerweile aber immer besser werden. Auch auf die Genehmigung der Fortsetzung der Therapie werde ich geduldig warten, denn ich weiß, dass sie MEIN Weg ist. Seit drei Tagen nehme ich AD (Cipralex) ein, mit keinerlei Nebenwirkungen bis jetzt. Gott sei Dank, denn davor hatte ebenfalls sehr große Angst. Doch ich weiß auch genau, dass die Medikamente nicht der Ausweg sind. Sie lösen meine Probleme nicht. Sie unterstützen mich nur, um mein Leben wieder etwas besser in den Griff zu bekommen. Und das ist das Wichtigste: die Kunst sich einzugestehen, dass die Medis nur eine Hilfe sind, aber nicht der Ausweg.
Ich bin sicher in der letzten Zeit keine gute Mutter gewesen und habe mich selbst mehr bemitleidet als mich um meine Kinder zu kümmern. Ich war und bin einfach antriebslos. Doch eben DAS möchte ich gerne wieder ändern. Schließlich bin ich ja selbst nicht richtig Schuld an meinem Zustand. Und meine Kinder sind schon gar nicht Schuld daran! Für sie und meinen Mann mache ich ja die Therapie, aber in erster Linie für mich. Ich will mein altes Leben wieder zurück. Mein Mann ist mein Rückhalt, aber auch er allein löst leider nicht meine Probleme. Seine Subjektivität stört mich doch etwas. Daher der Weg zu einer völlig außen stehenden Person wie einer Therapeutin.
An diesem Forum würde ich mich gerne etwas beteiligen – bisher war ich ja nur ein Gast und Leserin. Ich kann zwar zu PPD nicht viel beitragen, würde es hier und da vielleicht mit einfachen, gut gemeinten Worten versuchen, in erster Linie habe ich wohl aber selbst zunächst einige Fragen. Im Übrigen haben hier wirklich schon sehr viele von Euch tausend Mal mehr „drauf“ als ich, trotz „härterer“ Geschichten. Ihr macht Sport, geht raus spazieren, umsorgt ruhig Eure Kinder, macht etwas für Euch. Ich ziehe meinen Hut. So weit bin ich noch lange nicht. Es gibt immer noch hier und da Kindergartenvormittage, die ich im Bett verbringe und grüble, aufpasse, horche. Aber der Anfang ist gemacht. Das war also meine „kleine“ Geschichte und ich habe mich wirklich bemüht mich kurz zu fassen. Doch das fällt schwer, weil so viel zu sagen ist.
Wie gesagt, mein Zustand kam nicht nach einer PPD, aber die Erfahrungen, die Medikamente, die Gefühle und Gedanken, sind denen vieler Berichte sehr ähnlich und daher meine Anmeldung. Außerdem denke ich, dass sich eine Mutter oder auch ein Vater mit derartigen Problemen die Hilfe von allen möglichen Seiten aus holen sollte, zusätzlich auch von Personen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Was der- oder diejenige daraus für einen Nutzen zieht, weiß niemand genau, außer der Person selbst. Aber wenn das Lesen oder Zuhören nur einigen hilft, so wie mir durch Eure Postings, dann glaube ich immer fest an zumindest MEINE „baldige“ Besserung. Jeder kann ja leider nur in seine eigene Seele blicken, oder?
Ich bin körperlich nicht krank, wie viele von Euch auch. Mittlerweile stehe ich auch kurz davor dies endlich und endgültig zu begreifen. Ich bin einfach nur psychisch erkrankt und das ist leider auch eine Krankheit.
Mich würde interessieren, welche kleinen ersten Schritte man unternehmen kann, welche Dinge Ihr unternommen habt, um Euch abzulenken? Kann jemand helfen.
Ich danke für das Zuhören.
Amoebe
zunächst einmal möchte ich mich bei den Moderatoren des Forums ganz herzlich für meine Freischaltung bedanken, denn ich gehöre nicht direkt zu den PPD-Betroffenen, aber meine Geschichte – und ich werde versuchen mir wirklich kurz zufassen – spiegelt hier und dort doch ähnliche Probleme und Fragen wider.
Bin weiblich, 33 Jahre, Mutter von zwei Kindern im Alter von 3 und 4 Jahren. Keine besonderen Vorkommnisse, gesunde Ehe, tolle Kinder, Hausfrau, Perfektionistin. Mein Leben ist/war ein Traum. Die Sparkasse würde sagen: mein Haus, mein Auto, mein Pferd (hab aber doch kein Pferd).
Allerdings ereilte mich ein familiärer Schicksalsschlag (Schlaganfall in der Familie, kein Tod) im März 2008. Ab diesem Zeitpunkt fühlte ich mich plötzlich krank! Angst und Panik, ich könnte von heute auf morgen erkranken. Die Gedanken hörten nicht auf. Sie kamen immer wieder. Schleichend. Wurden schlimmer. Irgendwann war es so schlimm, dass ich bei jedem kleinen Zucken meines Körpers dachte, dass ich gleich einen Herzinfarkt bekomme und sterbe. Die Kopfschmerzen begannen.
Kurzum: Angst, ich sehe meine Kinder gleich nicht mehr wieder, Spannungskopfschmerzen, Angst- und Panik vor dem Sterben, Zähneknirschen in der Nacht durch Stressabbau im Schlaf, Masseterschmerzen, Schmerzen im Nacken- und Schulterbereich, Angst vor dem Autofahren, vor dem Einkaufen im Geschäft, Angst, es könnte mir etwas passieren und was würde dann aus meinen Kindern werden? Ich ging nur aus dem Haus, wenn es nötig war (meistens wenn es die Kinder betraf). Und ja, die Kinder. Sie sind mein Ein und Alles. Aber mein Perfektionismus war plötzlich dahin. Die Super-Mami, die immer alles bewältigt hat, der alles gelang, hatte Probleme. Ich war nur mit mir selbst beschäftigt und mein Selbstmitleid wuchs von Stunde zu Stunde. Ich bin krank, ich bin krank, ich bin krank. Gott, bitte hilf mir. Es folgten Arztbesuche. Einige. Ergebnis: tja, ich bin fit wie ein Turnschuh, nur mein Geist ist es nicht!
Folge: ich trat nach einem 4stündigen Krankenhausaufenthalt im Oktober 2008 (mir blieb abends die Luft plötzlich weg – eine Nasennebenhöhlenentzündung hatte ich natürlich nicht!!!! - und laut KH war ich natürlich kerngesund, bis auf mein Virus) die Notbremse und suchte einen Psychiater auf. Allerdings war ich nicht darauf gefasst, dass ich sechs Wochen auf einen Termin warten musste, geschweige denn darauf, dass mich drei Ärzte abwiesen wegen Patientenannahmestopp. Soviel zum Thema „ich bin nicht allein“.
Ich habe aber die Wartezeit irgendwie überbrückt und Hilfe bekommen. Ich mache eine Therapie. Beim Psychiater und beim Physiotherapeuten, letzteres wegen der schon fast chronischen Gesichts- und Nackenschmerzen, die mittlerweile aber immer besser werden. Auch auf die Genehmigung der Fortsetzung der Therapie werde ich geduldig warten, denn ich weiß, dass sie MEIN Weg ist. Seit drei Tagen nehme ich AD (Cipralex) ein, mit keinerlei Nebenwirkungen bis jetzt. Gott sei Dank, denn davor hatte ebenfalls sehr große Angst. Doch ich weiß auch genau, dass die Medikamente nicht der Ausweg sind. Sie lösen meine Probleme nicht. Sie unterstützen mich nur, um mein Leben wieder etwas besser in den Griff zu bekommen. Und das ist das Wichtigste: die Kunst sich einzugestehen, dass die Medis nur eine Hilfe sind, aber nicht der Ausweg.
Ich bin sicher in der letzten Zeit keine gute Mutter gewesen und habe mich selbst mehr bemitleidet als mich um meine Kinder zu kümmern. Ich war und bin einfach antriebslos. Doch eben DAS möchte ich gerne wieder ändern. Schließlich bin ich ja selbst nicht richtig Schuld an meinem Zustand. Und meine Kinder sind schon gar nicht Schuld daran! Für sie und meinen Mann mache ich ja die Therapie, aber in erster Linie für mich. Ich will mein altes Leben wieder zurück. Mein Mann ist mein Rückhalt, aber auch er allein löst leider nicht meine Probleme. Seine Subjektivität stört mich doch etwas. Daher der Weg zu einer völlig außen stehenden Person wie einer Therapeutin.
An diesem Forum würde ich mich gerne etwas beteiligen – bisher war ich ja nur ein Gast und Leserin. Ich kann zwar zu PPD nicht viel beitragen, würde es hier und da vielleicht mit einfachen, gut gemeinten Worten versuchen, in erster Linie habe ich wohl aber selbst zunächst einige Fragen. Im Übrigen haben hier wirklich schon sehr viele von Euch tausend Mal mehr „drauf“ als ich, trotz „härterer“ Geschichten. Ihr macht Sport, geht raus spazieren, umsorgt ruhig Eure Kinder, macht etwas für Euch. Ich ziehe meinen Hut. So weit bin ich noch lange nicht. Es gibt immer noch hier und da Kindergartenvormittage, die ich im Bett verbringe und grüble, aufpasse, horche. Aber der Anfang ist gemacht. Das war also meine „kleine“ Geschichte und ich habe mich wirklich bemüht mich kurz zu fassen. Doch das fällt schwer, weil so viel zu sagen ist.
Wie gesagt, mein Zustand kam nicht nach einer PPD, aber die Erfahrungen, die Medikamente, die Gefühle und Gedanken, sind denen vieler Berichte sehr ähnlich und daher meine Anmeldung. Außerdem denke ich, dass sich eine Mutter oder auch ein Vater mit derartigen Problemen die Hilfe von allen möglichen Seiten aus holen sollte, zusätzlich auch von Personen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Was der- oder diejenige daraus für einen Nutzen zieht, weiß niemand genau, außer der Person selbst. Aber wenn das Lesen oder Zuhören nur einigen hilft, so wie mir durch Eure Postings, dann glaube ich immer fest an zumindest MEINE „baldige“ Besserung. Jeder kann ja leider nur in seine eigene Seele blicken, oder?
Ich bin körperlich nicht krank, wie viele von Euch auch. Mittlerweile stehe ich auch kurz davor dies endlich und endgültig zu begreifen. Ich bin einfach nur psychisch erkrankt und das ist leider auch eine Krankheit.
Mich würde interessieren, welche kleinen ersten Schritte man unternehmen kann, welche Dinge Ihr unternommen habt, um Euch abzulenken? Kann jemand helfen.
Ich danke für das Zuhören.
Amoebe