Bin neu und möchte mich vorstellen -ist doch lang geworden!!

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Leni

Bin neu und möchte mich vorstellen -ist doch lang geworden!!

Beitrag von Leni »

Hallo,
eigentlich fällt es mir gar nicht so schwer Beiträge in Foren zu posten aber irgendwie sitze ich hier trotzdem gerade mit einem Brett vor´m Kopf und weiss nicht so recht wo ich anfangen soll....
Hmmm also ich bin Mutter von 3 Kindern und nun mit dem vierten Schwanger... warum auch immer (natürlich gibts Gründe, das übliche Eben...) habe ich schon immer eine Tendenz zu depressiven Verstimmungen bzw. Lebensphasen. Mit 18 habe ich das erste Mal eine Therapie gemacht (eigeninitiativ da ich mir dachte mit 17/18 muss ich nicht wirklich drüber nachdenken ob die Methode vor ein Auto zu laufen oder mir Schlaftabletten einzuwerfen wohl die Bessere sei...) Das lief auch erstmal ganz gut, nach einem guten Jahr war ich dann aber (leider???) der Meinung nun bin ich "geheilt" und habe keine Lust mehr auf die Therapie-Termine... Naja war halt 18/19J.....
Die nächsten Jahre ging es bis auf kleinere Tiefs aber eigentlich immer ganz ok.
In meiner letzten Schwangerschaft bin ich dann total zusammengebrochen. Ich bin von einem Nervenzusammenbruch in den nächsten gekommen, von einem tiefen Loch ins nächst tiefere gefallen und konnte mir, wenn die Situationen gänzlich unerträglich wurden nur noch mit Selbstverletzungen "helfen"..... Leider hatte mein Mann wenig Verständnis und dadurch wurde es alles noch schlimmer. Für mich waren meine eigenen Reaktionen und diese gänzlich fehlende Selbstbeherrschung damals so schockierend, dass ich mich nicht getraut habe mich irgendjemandem anzuvertrauen. Und es hat auch niemand gemerkt, für mich bis heute ein "Wunder"....
Da ich eine Mutter-Kind-Kur beantrag habe als mein Kind dann ein 1/2 Jahr alt war musste ich zur Untersuchung zum MDK und dort ist es dann sofort aufgefallen und die Ärztin hat mir keine Wahl gelassen. Erst war ich geschockt dass ich in die "Klapse" soll (für mich der erste Eindruck des Ganzen) und dann war ich sooo unendlich erleichtert endlich eine Chance zu haben mit davon befreien zu können. Ich durfte dann eine 9 wöchige Rehakur in der Fachklinik für psychosomatische Erkrankungen in Bad Essen machen, wo meine Kinder auch mit durften/konnten. Danach ging es mir endlich wieder gut!!! Ich hatte das Gefühl alles so gut durchgearbeitet zu haben und so stabil zu sein dass mir nie und nimmer nochmal so was passieren könnte... Die Empfehlung ambulant weiterhin eine Therapie zu machen, am besten mit Partner habe ich (leider!!!) geflissentlich ignoriert und vor mir selber mit der Begründung entschuldigt dass ich für die Kids etc. schon so viele Termine habe dass mich das zu sehr stresst und ich zudem keine Kinderbetreuung hätte und ausserdem zu wem sollte ich gehen....??? Na ja, dumm wars, aber man kann die Zeit ja nicht zurückdrehen.


Tja, und nun sitz ich hier in meinem Schlamassel.... dieses vierte Kind ist ein absolutes Wunschkind meinerseits. Auch mein Mann wollte gerne noch ein Kind, war aber sehr skeptisch da er große Angst hatte es würde mich überfordern... Im Nachhinein denke ich, wie recht er doch hatte.... aber im Sommer war ich sicher, ich bin stark, ich schaffe das, diese (letzte) Schwangerschaft wird ganz anders als die vorherige etc....
Jedenfalls haben wir es tatsächlich gewagt und leider geht es mehr oder weniger wieder von vorne los wie das letzte Mal.
Ich könnte nicht behaupten dass ich nun durchweg zutiefst deprimiert und verzweifelt bin, es gibt durchaus auch "gute" Tage. Aber sobald ich mich überfordert fühle, oder unverstanden (i.d.R. von meinem Mann) oder kritisiert werde macht es Peng und es reisst mir den Boden unter den Füßen weg.... Ich war nun schon mehrmals wieder in der Situation dass ich meine Emotionen(?) nur mit größter Anstrengung/Beherrschung nicht wieder gegen mich selber gerichtet habe, aber es reichte dann die kleinste Bemerkung um mich in stundenlange Weinkrämpfe zu bringen, egal ob ich gerade zuhause bin oder auf dem Supermarktparkplatz oder mich eigentlich um die Kinder kümmern muss...
Wie ich darauf reagieren soll.... ich habe keine Idee! Leider habe ich hier (wir sind vor 1 1/2Jahren umgezogen) bis heute noch keinen Hausarzt gefunden bei dem ich mich gut aufgehoben fühle und der überhaupt auf die Idee kommt dass es so was wie Depressionen gibt und der weiss wie man darauf reagiert... Mein Letzter hat sogar eine Schwangerschaftsdepression diagnostiziert aber nur damit er mir eine bestimmte Salbe auf Rezept aufschreiben kann die bei meinen extremen Schlafstörungen helfen soll (?? na ja...), und nicht weil er wirklich der Meinung war ich hätte Depressionen. Da wir hier unheimlich ländlich wohnen ist auch alles immer eine riesen Aktion.
Vielleicht habt ihr eine Idee welchen Weg man an meiner Stelle am besten geht oder was für Möglichkeiten ich habe mir Hilfe zu holen..... Oder was für Hilfe ich überhaupt bräuchte??? Sobald es mir gut geht (wie gestern und heute) bin ich ja immer gleich wieder überzeugt dass es alles halb so wild ist und ich eh völlig übertreibe etc.... Aber es geht mir leider immer öfter auch immer schlechter, so wie vorgestern und vorvorgestern, und dann weiss ich auch, dass nichts tun nicht die Lösung ist!!!
Leider (?) fällt es mir auch immer noch unheimlich schwer mich vor einen Arzt zu setzten und offen über meinen Zustand und meine Vergangenheit damit zu sprechen weil ich halt immer noch den Gedanken habe die müssen mich ja für vollkommen übergeschnappt halten....

Was mir aber noch wichtig ist, ich bin mir wirklich ziemlich sicher dass ich nicht suizid gefährdet bin.... Das ist etwas woran ich eigentlich nicht denke/mir vorstelle da ich meine Kinder nicht im Stich lassen würde. Auch wenn ich mich ihnen gegenüber manchmal echt unmöglich verhalte, wenn ich total überfordert bin mit allem....


O weiah das war aber jetzt lang, vielen lieben Dank schonmal an alle die bis hierher überhaupt durchgehalten haben!!!!!!

LG Leni
frosch76

Beitrag von frosch76 »

Hallo Leni,

mir geht es auch so, daß ich oft, wenn es mir gut geht, denke "Hey, so schlimm ist es doch gar nicht und Du übertreibst." Das geht aber auch schon seit frühester Jugend so. Mit 20 war ich auch mal eine Sitzung bei einer Psychotherapeutin, die auch meinte, ich müße dringend eine Therapie machen. Sie hatte aber leider keinen Platz frei für mich. Mir war das damals dann zu doof, jemand anderen zu suchen, also habe ich nie wieder was dran gemacht.
Ich denke aber inzwischen schon, daß man das wirklich muß, denn es wird nicht besser, sondern eher schlimmer.
Leider wohne ich wie Du auch relativ ländlich. Ich bin zwar vor 4 Jahren hier her gezogen, aber so richtig heimisch bin ich hier auch noch nicht geworden. Meine Ärzte sind alle noch in meinem 60km entfernten alten Wohnort und hier habe ich noch keinen, zu dem ich soo großes Vertrauen hätte, daß ih mit meinem Problem zu ihm/ihr gehen würde.
Die wenigen Freunde hier, sind alles Freunde meines Mannes auf die ich mit meinem Problem niemals zugehen könnte.

Naja, wie Du siehst, weiß ich auch noch nicht so ganz an wen ich mich wenden soll, bzw. wie es bei mir weitergehen soll.
Aber ich denke hier bei S+L wirst auch Du Kontakte finden und Leute, mit denen Du Dich unterhalten kannst, die Dich und Dein Problem verstehen.
Ich finde, daß das schon ungemein hilft. Man fühlt sich dann nicht so völlig alleine.

Liebe Grüße und laß Dich mal drücken!

frosch76

P.S. Hut ab, daß Du Dich trotz Deiner Situation sogar an ein viertes Kind traust. Ich hadere momentan mit mir, ob ich wirklich in 1-2 Jahren noch ein zweites riskieren soll. 4 finde ich schon ohne psychische Probleme sehr sehr mutig.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Leni!

Schön, dass du nun hier bist und uns deine Geschichte anvertraut hast.

Genau wie du, war auch ich schon seit meiner Jugend eher psychisch labil und nach der Geburt kam der totale Absturz. Es ist dann sehr schwer, sich einzugestehen, dass man einfach fachmännische Hilfe braucht - das ging mir auch so! Ich dachte auch, ne das packst du schon, wenn ich mal einige gute Tage hatte... ABER: sie kamen immer wieder und immer heftiger die schlechten Tage.... und das merkst du selber ja auch, oder?

Deshalb bitte, hol dir ärztliche Hilfe, ich denke, da führt kein Weg vorbei! Schon deshalb nicht, weil du eine Familie hast und du willst für DICH und für DEINE KINDER UND MANN gesund sein, oder?

Wir haben auf der Startseite bei uns unter der Rubrik "Fachleute", eine Liste von Ärzten/innen und Therapeuten/innen, die sich sehr gut mit PPD/PPP auskennen und extra zusammen mit unserem Verein arbeiten. Schau doch mal, ob jemand in deiner Nähe dabei wäre!!!! Wenn niemand dabei ist, kannst du du dir von deinem behandelnden Arzt (Frauenarzt oder Hausarzt) eine Überweisung zu einem Psychiater oder Psychotherapeut geben lassen. Damit bekommst du schneller einen Termin. Im Telefonbuch kannst du dann die entsprechenden Ärzte/innen heraussuchen um einen Termin zu machen.

Es gibt absolut keinen Grund sich für eine psychische Erkrankung zu schämen, aber ich weiß, dass das leider noch immer als so ein dummes Vorurteil in den Köpfen der Menschen rumkreist. Du kannst nichts für deine Erkrankung!!!!!! Es ist einfach eine Stoffwechselerkrankung der Botenstoffe in deinem Gehirn - na und? Das kann jeden treffen! Wenn du ein gebrochenes Bein hättest, würdest du dich auch nicht schämen, oder? :wink: Aber ich weiß schon, psych. Erkrankungen haben leider immer noch das Stigma "Versager" aufgedrückt, obwohl das überhaupt nicht stimmt!

Ich selber erkrankte vor nun fast 4 Jahren an der PPD - sehr schwer sogar. Aber mit meiner Therapie und mit einem AD (Antidepressiva) habe ich heute eine Lebensqualität, die ich die ganzen Jahre vorher gar nicht kannte. Viele alte Verhaltensmuster und uralte Ängste sind verschwunden und ich darf heute sagen, ICH BIN GESUND - auch wenn ich mein Leben lang eine kleine Dosis meines AD´s brauche. Leider kann sich mein Botenstoffwechsel im Gehirn nicht mehr alleine so regulieren, dass ich stabil bleibe. Das AD aber kann genau DAS und deshalb bin ich gesund, auch mit AD! :D :wink:

Bitte liebe Leni - hol dir Hilfe für dich - WEIL DU ES DIR WERT BIST, EIN GESUNDES UND SCHÖNES LEBEN MIT DEINER FAMILIE ZU LEBEN!!!!

Liebe Grüße und nur Mut!!!!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Leni

@Frosch76

Beitrag von Leni »

Hallo Frosch,
lieben Dank für deine Antwort!! Es ist wirklich unglaublich, ich kann immer nur den Kopf schütteln wenn ich hier von anderen lese... Das ist ja ähnlich wie bei mir, nur dass mir noch nie eine "Diagnose" gestellt wurde und mir immer nur gesagt wurde bzw. ich selber auch der Meinung war ich übertreibe halt maßlos und hab keine Selbstbeherrschung....
Leider wohnen wir hier sooo ländlich dass selbst die neuen Ärzte die ich hier gefunden habe eine halbe bis dreiviertel Stunde weit weg sind.... (Autofahrt).... Vielen Dank bzgl. deines Komplimentes wegen unserem Mut.... oder auch unserer Dummheit und Naivität??? Die meisten zeigen uns nen Vogel und fragen sich ob wir eigentlich noch alle Tassen im Schrank haben dass wir NOCH ein Kind wollten.... und manchmal frag ich mich das ehrlich gesagt auch :oops: :cry:

LG Leni
Leni

@Marika

Beitrag von Leni »

Liebe Marika,
vielen herzlichen Dank nochmal für die freundliche und hilfsbereite Aufnahme hier!!!!
Dadurch dass ich eigentlich noch die eine wirkliche Diagnose für meinen "Zustand" bekommen habe, bin ich ja doch immer am Zweifeln was nun eigentlich wirklich mit mir "los" ist.... Als ich 2006 in der Fachklinik war lautete meine Diagnose "Mittelgradige depressive Erschöpfungssymptomatik mit aggressiven Impulsdurchbrüchen und Selbstberletzungstendenzen bei belastender familiärer Situation!..... Tja... was auch immer ich davon halten soll... auch von Medikamenten war damals nie die Rede. Ich muss dazu sagen dass es mir in der Klinik nie SO schlecht ging wie zu meinen schlimmsten Phasen zuhause.... Die Vorstellung solche Medikamente nehmen zu müssen/ sollen macht mir schon auch Angst, (wahrscheinlich gängiges Vorurteil). Ich weiss dass ich mir Hilfe holen muss, denn auch wenn mein Mann das denkt und ich das hoffe, eigentlich weiss ich dass es von alleine nicht weg gehen, im Gegenteil wahrscheinlich eher wieder schlimmer werden wird...
Allein der Gedanke daran vor meinem (neuen) FA, bei dem ich erst einmal war oder vor meiner Hebamme, kenn ich auch noch nicht lange zu sitzen und da rumzustottern von wegen ich fühl mich oft nicht gut oder bin viel verzweifelt oder hab Ängste und Heulattacken, und dann evtl. nicht ernst genommen zu werden (wie immer bisher), das macht mir unheimlich Angst... Ich denke dann immer, wenn du das jetzt erzählst, dann denkt der noch so ne durchgeknallte Tussi die ihr Leben nicht auf die Reihe bekommt aber das vierte Kind kriegt und damit hab ich mir seine "Sympathie" mir als Patientin gegenüber vertan...
O man ich glaube das ist alles gerade ziemlich wirr was ich hier schreibe... ich hoffe es ist trotzdem verständlich...
Das Blöde ist, wir wohnen ca. 1 Stunde von Hamburg weg und ebenfalls eine Stunde von Bremen (dort gibts jeweils Therapeuten auf der Liste)....
Und einfach ins "Blaue" jemanden aus den gelben Seiten anzurufen ohne irgendeine Empfehlung... tja, da habe ich auch mal wieder "Angst" vor....

Ach mensch, tut mir leid, ich merke ich rutsche schon wieder ins nächste Loch, dabei gings mir vorhin doch eigentlich noch ganz gut.... aber immer wenn ich dann so einen "Berg" vor mir habe und merke ich sehe keinen Ausweg dann fängts schon wieder an... Am liebsten würde ich dann "flüchten".... nur wohin?

Erstmal herzlichen Dank für deine liebe und hilfreiche Antwort, und ich werde sehen wo ich eine Kontaktmöglichkeit finde!!!!

LG Leni
Antworten