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Habe so Angst vor dem Alleinsein
Verfasst: 20:11:2005 20:22
von Zora
Liebe PPD und PPP-Mamas,
Ich habe ein Problem, das wahrscheinlich die meisten von euch ebenfalls haben oder mal hatten: Ich fürchte mich so davor, alleine zu sein! :-(
Sobald mein Freund zur Haustür raus ist, bekomme ich (natürlich ganz unbegründet) Panik und meine ZG scheinen mich zu überwältigen, und ich habe das Gefühl, meiner Kleinen jeden Augenblick das Genick brechen zu müssen.
Es ist so furchtbar.
Solange mein Freund in der Nähe ist, hält es sich noch in Grenzen, aber sobald ich alleine in der Wohnung bin, brennen bei mir die Sicherungen durch, und ich habe so Angst, der Kleinen etwas anzutun.
Momentan ist die Situation deshalb aushaltbar, weil mein Freund frei hat, aber ich fürchte mich so vor den Tagen, wo ich mit der Kleinen allein zu Hause sein werde.
Außerdem habe ich irgendwie das Gefühl, total abhängig von meinem Freund und gar kein eigenständiger Mensch mehr zu sein, weil meine psychische Verfassung immer von seiner Anwesenheit abhängt.
Und wenn es mir so schlecht geht, habe ich auch weder die Motivation, noch den Mut, mich an jemand anderen zu wenden.
Aber ich habe mir jetzt schon vorgenommen, dass ich, wenn ich alleine mit dem Baby sein werde, mich mit irgendjemandem verabreden werde, um nicht alleine zu sein.
Das Problem ist nur, dass ich nicht darauf bauen kann, dass immer jemand Zeit für mich hat, da die meisten meiner Freunde und Bekannten berufstätig sind und selber keine Kinder haben.
Nun meine Frage: Wie geht es euch mit dem Alleinsein? Fällt es euch auch so UNGLAUBLICH schwer?
Und WAS tut ihr dagegen??
Habt ihr irgendwelche Tips, wie man mit dem Alleinsein umgehen kann, wenn niemand Zeit für einen hat???
Nora, du hattest mir ja mal vorgeschlagen, mir eine Hausaltshilfe zu besorgen, aber das würde bei mir leider nicht von der KK genehmigt werden.
Ich bin toal dankbar für jeden Rat von euch.
Ich mache bereits eine Verhaltenstherapie, aber meine Therapeutin hat nur alle 2 Wochen Zeit, was leider sehr wenig ist.
Es grüßt euch lieb,
die Zora
Hallo Zora
Verfasst: 20:11:2005 21:42
von Sas
Oh Mann, das kenne ich selbst nur zu gut. Ich hatte auch eine ganz schlimme PPD/PPP mit Zwangsgedanken und für mich war schon die Vorstellung grauenhaft, mit meiner Tochter Fiona alleine sein zu müssen. Mir hat damals meine Schwiegermutter sehr geholfen. Sie ist extra zu meiner Unterstützung aus Bosnien gekommen. Sie hat mich immer ermutigt, mit der Kleinen alleine was zu machen, wenn es aber nicht klappte ist sie mitgegangen. Irgendwann konnte ich es dann und sie ist wieder gefahren. Ich war in der Zeit auch in Tagesklinischer Behandlung und hatte gerade eine Verhaltenstherapie begonnen.
Es ist sicher gut, wenn Du dich verabredest. Aber probiers doch einfach mal aus. Ich bin die ersten Male immer in ein Cafe gegangen und habe mich mit der Bedienung unterhalten.
Vielleicht gibt es ja auch einen offenen Treff in einem Mütterzentrum oder bei euch in der Pfarrgemeinde. Vielleicht hat ja das Krankenhaus, wo Du entbunden hast eine Elternschule, wo Du mal nachfragen kannst. Mir waren die Frühstücke bei uns im Mütterzentrum auch eine große Hilfe.Dort kannst Du nämlich hingehen, wenn mal keiner Zeit hat. Und in der Elternschule von dem Krankenhaus wo ich entbunden hatte gab's Angebote wie Babyschwimmen, -massage, Krabbelgruppe, Stillcafe. Alles tolle Beschäftigungsmöglichkeiten und Du lernst andere Muttis kennen.
Liebe Grüße, Saskia
Verfasst: 21:11:2005 7:21
von Marika
Liebe Zora,
auch bei mir war es damals so gut wie unmöglich alleine mit Noah zu sein. Kaum war die Haustüre zu, hatte ich schon einen Kloss im Magen und das Angstkarusell begann sich zu drehen. Auch dieses Abhängigkeitsgefühl gegenüber meinem Mann, hatte ich ganz stark. Ohne ihn ging gar nix.
Mhhh, was habe ich gemacht: ich ging viel mit Noah in die Stadt ein bisschen bummeln, damit ich unter Menschen war. Seht oft bin ich auch zu meinen Eltern gengangen oder zu meiner Tante - diese Menschen waren in dieser schweren Zeit immer für mich da. Das Rausgehen fällt natürlich auch nicht leicht, aber Saskia hat absolut recht. Schau doch mal, ob es solche Treffs bei dir in der Nähe gibt.
Jetzt, nach 6 Monaten Therapie habe ich gelernt, meine "negative Denkweise" zu verlernen und eine positive zu erlernen. Gerade was das alleine sein betrifft habe ich ganz große Fortschritte gemacht. Auch andere angstmachende Situationen (wie auch die ZG) habe ich mit der "Situation-Bewertung-Konsequenz" - Übung geknackt. Ich habe dazu in der Rubrik "Therapie" gerade erst geschrieben - hast es vielleicht eh gelesen. Auch dieses Abhängigkeits Gefühl löst sich gerade auf. Ich habe gelernt, dass mein Mann, NICHT für mein gutes oder schlechtes Gefühl verantwortlich ist, sondern ich ganz alleine habe die Macht, es mir gut gehen zu lassen.
Liebe Zora, du bist ja auch in Therapie und mit der Zeit, wirst du diese Erfahrungen auch machen. Aber es dauert halt ein bissl, bis man das alles auf die Reihe kriegt. Bis dahin, versuch echt ein wenig unter Leute zu kommen - so bist du auch abgelenkt und die neuen Eindrücke tun dir sicher gut. Mich hat es zwar immer Überwindung gekostet raus zu gehen, aber wenn ich es dann geschafft hatte, war es gleich schon mal besser!
Kopf hoch, es wird besser und du schaffst das auch. Wir sind hier ja auch noch da, gell!
Liebe Grüße
Verfasst: 21:11:2005 8:46
von Nora
Guten Morgen, liebe Zora,
ich kann Dich total verstehen. Ich konnte in meienr schlimmsten Zeit auch nicht alleine sein. Schon der Gedanke daran, daß mein Mann mal für 20 Minuten einkaufen gegangen ist, hat mir sehr zusgesetzt. Ich hatte dann auch Angst und Panikattacken. Da meine Mutter und meine Schwester sehr weit wegwohnen und wir auch sonst keine Verwandschaft in der Nähe haben, haben wir uns entschlossen, eine Haushaltshilfe bei der Krankenkasse zu beantragen. Da ging es nciht darum, daß die mir im Haushalt hilft, sondern primär darum, daß ich nicht alleine war tagsüber. Das hat mir schon geholfen. Wir haben dann im Laufe der Zeit die stundenanzahl langsam reduziert und am Schluß war sie nur noch 3 Mal die Woche für je 4 Stunden da. So habe ich Schritt für Schritt gelernt, wieder alleine zu sein. Zwischendurch, an den Tagen, an denen sie nciht da war, habe ich mich mit einer Bekannten verabredet, bin Einkaufen und Spazieren gegangen und ein paar Mal kam meine Mutter für ein paar Tage angereist. Als mein Sohn dann 3,5 Monate alt war, bin ich wieder Teilzeit arbeiten gegangen und das hat nochmal sehr geholfen. Heute kann ich problemlos mit meinen Sohn alleine sein und genieße die Zeit auch sehr.
Es gibt bestimmt in Deiner Nähe auch Stillgruppen, Müttertreffs, etc. Geh da hin. Hauptsache, Du bist nicht alleine in der Wohnung. Oder überleg Dir mal, ob eine Haushaltshilfe auch für Dich das richtige wäre.
Du wirst die Angst ganz sicher besiegen. Glaub daran. Es wird besser werden.
Herzliche Grüße
Nora
Verfasst: 21:11:2005 10:06
von Carlotta
Hallo Zora,
willkommen im Club :) Ich habe - oder hatte, denn es ist wirklich besser geworden - zwar keine ZG´s, wenn ich alleine war, dafür aber Angst, mir könnte was passieren (Ohnmacht, Kollaps etc), und dann wäre keiner mehr für die Kids da. Auch ich habe mich arg an meinen Freund "gefesselt" (teilweise echt schrecklich, mailbox vollgequatscht, weil ich dachte, er kommt nicht wieder und lässt mich hier mit 2 Kids sitzen), bis ich festgestellt habe, dass ich es auch alleine schaffe. Das war aber ein elend langer Prozess, 1 Jahr Therapie, und viel üben. Was ich damals in akuten Momenten gemacht habe, wenn ich alleine war? Bloss nicht alleine sein :) Raus, Leute eingeladen, telefoniert, oder ich habe mich hier im Haus abgelenkt, so dass ich nicht so sehr mit meinen inneren Vorgängen als vielmehr der Realität beschäftigt war. Ich habe mir auch Sicherheitspunkte gesucht, also Leute, die ich anrufen könnte (meine Eltern, Freunde, Nachbarn), wenn es mir schlecht gehen würde, hab ich aber nie gebraucht, weil sich das ja alles im Kopf abspielt und somit nicht eintritt. Hast Du denn noch Kontakte zu Deiner alten Hebamme, anderen Müttern aus Vorsorge- oder Rückbildungskursen? Ansonsten geh einfach so raus, in die Welt, das hat mir auch immer geholfen, weil ich dachte, wenn ich jetzt hier umfalle, sieht es ja jemand. Über kurz oder lang wirst du Dich an solche Situationen gewöhnen und je mehr Du von ihnen geschafft hast, desto ungefährlicher werden sie. Dann bist Du auch nicht mehr so abhängig von Deinem Freund, wenn Du merkst, Du packst alles auch gut alleine. Du schaffst das, und wie Marika schon sagte, wir sind ja auch noch da, zumindest virtuell und in Gedanken. Liebe Grüße Charlotte
Verfasst: 21:11:2005 23:11
von Zora
Ihr Lieben,
vielen dank für eure antworten! es tut so gut, zu wissen, dass man nicht alleine damit ist.
im moment habe ich wieder schlimm diese sch*** ZG, und ich habe so angst, dass ich es tun könnte. dabei ging es mir vor kurzem noch so gut, und ich wusste genau, dass ich ihr niemals was antun werde, aber jetzt glaube ich wieder, dass ich dazu fähig wäre. :-(
mit dem unter-leute-gehen ist das immer so eine sache. in dem kaff wo ich wohne, gibt es nicht allzu viele angebote für mütter. habe mich jetzt für januar für einen pekip-kurs angemeldet, aber das war's dann auch schon.
ansonsten versuche ich einfach, häufig spazieren zu gehen, was auch etwas hilft, aber leider ist es auch keine tagesfüllende beschäftigung.
Marika, ich habe deine situation-bewertung-konsequenz-übung gelesen und finde sie sehr gut, schaffe es aber noch nicht so recht, sie für mich umzusetzen.
ist es nicht auch so, dass man sich den angstmachenden situationen immer stellen sollte (z.B. sich in situationen begeben, die ZG auslösen), sprich, ERST RECHT ALLEINE SEIN, damit es einem keine angst mehr macht? oder ist das in diesem falle nicht so ratsam (da mir ja von euch geraten wurde, das alleinsein zu vermeiden)?
vielleicht kann mir ja die ein oder andere von euch schreiben, was ihr so zu hause macht, wenn ihr alleine seid. manchmal lässt sich diese situation nämlich einfach nicht vermeiden, und ich wüsste gerne, wie ihr damit fertig geworden seid bzw. immer noch fertig werdet, wenn gerade mal niemand da ist.
danke schon mal ganz doll im voraus,
alles liebe,
eure Zora
Verfasst: 22:11:2005 0:50
von Marika
Liebe Zora!
Du hast recht, dass man sich den angstmachenden Situationen stellen soll. Aber du bist noch recht am Anfang der PPD und du solltest dich mit den Konfrontationen nicht überfordern. Ich habe mich zuerst den ZG gestellt, danach dann gaaaanz langsam dem Alleine sein. Immer Schritt für Schritt und sich Zeit lassen. Denn diese Konfrontationen sind mega anstrengend - das hast du sicher schon gemerkt.

Ich habe mal 2 Tage lang Konfrontation mit den ZG gemacht, immer und immer wieder. Aber das war zuviel - ich total erschöpft, gereizt und ängstlich. Geh bitte ganz langsam und behutsam mit dir um, sonst wird es einem schnell zuviel.
Die "Situation-Bewertung-Konsequenz" - Übung braucht ebenfalls sehr viel Zeit und Geduld. Ich habe sie auch erst vor 6 Wochen angefangen und bin aber schon 6 Monate in Therapie! Mit der Zeit, wird dir diese Übung auch gelingen. Merk sie dir einfach für später schon mal vor!

Dass es jetzt noch nicht geht, ist absolut verständlich, das wäre viel zu viel!!! Selbst für mich war es vor 6 Wochen noch gar nicht so einfach.
Mein Tag sieht meist so aus: Morgens gehe ich mit Noah meist schon früh aus dem Haus. Dann gehen wir in der Stadt einen Kaffee trinken, oder auf den Markt und anschließend eine große Runde drehen. Dann nach Hause, Mittag essen kochen. Nach dem Essen macht Noah meist ein Nickerchen und ich nütze die Pause um euch hier zu treffen.

Am Nachmittag sind wir bei schönem Wetter auch noch viel raus gegangen. Jetzt wo es draußen unfreundlicher wird und wir mehr drinnen sind, habe ich angefangen meinen Spatz zu fotografieren. Mit einer stinknormalen Kamara mit normalem Film. Das macht sehr viel Spass. Ich ziehe ihm dann auch mal einen lustigen Hut an oder versuche gute Schnappschüsse zu ergattern. Oft machen wir auch eine Babymassage mit Lavendelöl. Das ist auch gaaaanz toll für uns beide. Lavendelöl ist zudem auch sehr gut bei Depressionen. Gebadet wird natürlich auch des öfteren und da vergeht eh viel Zeit. Das Radio habe ich auch immer an, da fühlt man sich gleich nicht mehr soooo alleine.
Liebe Zora, es ist nur eine Schwankung, die du gerade hast. Das ist leider normal. Halte durch, es geht vorbei! Und dann kommt wieder ein Hoch, denk immer daran!
Liebe Grüße
Hi
Verfasst: 22:11:2005 12:47
von TigerEye
Fernseh gucken, am besten TalkShows oder irgendwelche Live sachen, oder Radio hören und chatten.
Aber das bekämpft nur die Wirkung, am besten man kenn an die ursache bzw. den kern.
MfG
TigerEye
p.s. wieso nimmst du nicht wieder kontakt mit ein paar alten bekannten auf, wenn dich dann wieder das gefühl überkommt, dann ruf sie an und rede mit ihnen. wenn es bekannte sind , die das gleiche wie du haben, um so besser.
Verfasst: 22:11:2005 14:29
von Nora
Hallo Zora,
nochmal zum Thema Haushaltshilfe. Bist Du sicher, daß Deine KK das nicht macht? Bei mir war es so, daß mein Psychologe ein ärztliches Gutachten erstellt hat und dort aufgeschrieben hat, daß eine Haushaltshilfe erforderlich ist. Das habe ich dann bei der KK eingereicht und die hat es genehmigt. Das Ganze hat nur 2 Tage gedauert!!! Bei welcher Krankenkasse bist Du denn? Sprich doch mal mit Deiner Therapeutin. Die kann Dir bescheinigen, daß eine Hilfe erforderlich ist.
LG,
Nora
Verfasst: 22:11:2005 15:16
von Zora
Hallo, ihr Lieben!
Danke für eure lieben Beiträge.
@Marika: Dein Tagesablauf hört sich echt schön an, ich wünschte, das würde bei mir auch irgendwann so werden.
Ich wollte dich auch mal wegen deinem Medikament (Ciraplex) fragen: Darf man damit weiterstillen (im Internet hab ich gelesen, dass man das nicht sollte, aber das schreiben die wohl immer rein)??
Ich überlege nämlich jetzt, mit dem Johanniskraut aufzuhören und was anderes auszuprobieren. Ist mir jetzt auch egal mit den Nebenwirkungen, ich kann einfach nicht mehr. Und da Ciraplex ja so gut gegen ZG wirken soll, dacht ich, das wär evtl. was für mich. Nur stillen möchte ich mein Baby unbedingt noch, das würde ich nicht übers Herz bringen, abzustillen...
@ Nora: Momentan ist es so, dass ich eigentlich nicht alleine bin, da mein Freund und ich beide ein Urlaubssemester genommen haben, und somit beide rund um die Uhr frei und Zeit für das Baby haben.
Nur ein paar Mal die Woche gibt mein Freund Nachhilfestunden (eben genau die Zeit, in der ich Angst habe, allein zu sein). Ich denke, wegen zwei, drei Nachhilfestunden würde keine KK eine Haushaltshilfe bewilligen, oder? Ich bin übrigens bei der BKK Essanelle.
Vielmehr Angst habe ich auch vor dem nächsten Semester, wenn mein Freund wieder zur Uni geht und ich dann WIRKLICH einige Tage in der Woche ganz alleine mit der Kleinen bin. :-/ Würde man dann evtl. eine Haushaltshilfe bekommen? Ich weiß es nicht...
Ich weiß übrigens auch gar nicht, ob meine Therapeutin mir so ein Gutachten schreiben würde.
Ich habe so den Eindruck, dass sie überhaupt gar nicht weiß, wie schlecht es mir geht, denn sie fertigt mich immer mit so Worten ab wie "Einfach nicht drüber nachdenken, diese Gedanken sind irrational" ab! Und das ist bei Zwangsgedanken echt ein beschissener Rat, denn NATÜRLICH muss ich ständig daran denken, OBWOHL ich genau weiß, dass ich das nicht tun wollen würde!!
Ich fühle mich auch nicht so recht wohl bei ihr. Außerdem hat sie nur alle 2 Wochen einen Termin für mich, was mir einfach zu wenig ist. Einmal die Woche bräuchte ich schon eine Sitzung.
Was meint ihr?
Ich habe heute beschlossen, bei einer anderen Therapeutin anzurufen; hier in der Nähe gibt es eine, die ist auf PPD spezialisiert. Ich hoffe, dass sie mir vielleicht mehr helfen kann.
Darf man eigentlich zu 2 Therapeuten gleichzeitig gehen? Denn ich will mir die eine erst einmal "ansehen", bevor ich bei meiner alten aufhöre, denn sonst steh ich womöglich plötzlich ganz ohne Therapeut da.
Kennt sich da jemand zufällig aus?
Vielen Dank fürs Lesen,
es grüßt euch lieb,
Zora
Verfasst: 22:11:2005 15:55
von Marika
Liebe Zora!
Hey, auch du wirst wieder einen schönen Tagesablauf in absehbarer Zeit haben! Ich musste auch lange darauf warten.
Wegen dem Cipralex ist es so: Mein Arzt meinte, mit einer niedrigen Dosis wäre Stillen kurze Zeit noch möglich, er empfahl mir aber ganz klar abzustillen - leider kann ich dir nix erfreulicheres dazu sagen. Es gibt aber andere AD, mit denen man weiter stillen kann. Hab ich hier schon oft gelesen.
Wenn du dich bei deiner Therapeutin nicht wohl fühlst, solltest du dich wirklich noch mal anderweitig umschauen. Das kanns ja nicht sein, solche schlauen Sprüche von deiner jetzigen. Denn dafür brauchst du keine Threapie machen - eine Therapie soll dir festgefahrene Verhaltensmuster aufzeigen und so den Zusammenhang zu den ZG deutlich machen. Man lernt dann auch eben solche Übungen für den Alltag - macht denn das deine Therapeutin nicht?
Liebe Zora, ich weiß wie ätzend diese ZG sind. Das Cipralex hat bei mir wirklich sehr gut geholfen und ich hatte so gut wie keine Nebenwirkungen. Ich hätte auch gerne weitergestillt, aber es wurde einfach so schlimm, dass ich das Handtuch warf. Wenn dein Wunsch weiter zu stillen aber so groß ist, wäre vielleicht ein anderes AD für dich von Vorteil. Bedenke aber immer, dass ein Medi alleine die ZG NICHT einfach aufhören läßt, auch Cipralex nicht. Es mildert sie erheblich und macht sie erträglich. Besiegen wirst du sie immer nur durch eine Therapie. Und mit einem AD zur Unterstützung hast du auch einfach mehr Kraft dich dieser Konfrontation zu stellen. Die Angst wird erheblich gemildert - ich hatte auf einmal das Gefühl, ich kann wieder atmen!!!! Ein AD holt dich einfach mal zuerst aus diesem Loch und diesem Kreislauf von Angst und Panik heraus. Das ist der massgebende Schritt, für eine erfolgreiche Therapie.
Ich hoffe, ich konnte dich ein wenig aufmuntern und dir helfen!
Bis bald
Verfasst: 22:11:2005 16:01
von Nora
Hallo Zora,
da Dein Freund auch ein Urlaubssemester hat, wird es schwierig mit der Haushaltshilfe. Denn die bekommt man nur, wenn der Partner wirklich nicht zuhause sein kann. Aber wenn er wieder anfängt Vollzeit zu studieren dürfte das kein Problem sein. Ich bin bei der Techniker - auch eine gesetzliche KK. Da lief das so ab, daß ich mir die Anträge für eine Haushaltshilfe habe zuschicken lassen. Da war dann auch ein Beurteilungsbogen für den behandelnden Arzt dabei. Dieser hat den dann ausgefüllt, meine Erkrankung dargestellt und angegeben, wann und wie lange ich eine Hilfe benötige. Daraufhin habe ich das wieder an die KK zurückgefaxt und die haben dann schriftlich die Genehmigung ersteilt. das ging wirklich superfix. Vielleicht hatte ich auch Glück mit dem Sachbearbeiter am Telefon.
Ich finde es sehr gut, daß Du versuchst, eine andere Therapeutin aufzusuchen. Sprich mit ihr doch auf alle Fälle auch das Thema Haushaltshilfe an. Deine jetztige scheint mir wirklich nicht geeignet und sie bringt Dich ja nicht weiter. Außerdem finde ich es sehr unverschämt von ihr, Dich einfach damit abzufertigen, daß Du nicht darüber nachdenken sollst - haha, was für ein Ratschlag. Alle 2 Wochen einen Termin halte ich auch für sehr wenig. Bei mir waren das ganz am Anfang 2 pro Woche, dann 1 pro Woche und jetzt nur noch alle 4-6 Wochen. Besteht die Möglichkeit, daß eine Freundin oder jemand aus Deiner Familie in der Zeit zur Dir kommt, in der Dein Freund Nachhilfe gibt? Oder das Du dann zu diesen Zeiten jemanden besuchst? Das wäre doch zumindest im Moment besser, als wenn Du mit soviel Ängsten und ZG zuhause alleine sitzt.
Ich finde es auch gut, daß Du darüber nachdenkst, ein AD zu nehmen. Ich nehme auch seit 6 Monaten Zoloft (50mg) und habe damit auch weitergestillt. Meine Ärztin hat mir versichert, daß dies mit diesem AD geht, auch wenn in der Packungsbeilage etwas anderes steht. Sie kennt viele Frauen, die dieses AD genommen haben und weitergestillt haben. Ich habe ihr vertraut und mein Kleiner hat keinen Schaden davongetragen. An Nebenwirkungen hatte ich "nur" trockenen Mund, Schweißausbrüche und ab und zu ein bißchen Kreislaufbeschwerden. Das hat sich aber 3-4 Wochen nach Beginn der Einnahme erledigt - zu dem Zeitpunkt hat dann auch die Wirkung eingesetzt.
Liebe Zora, ich kann mich gut in Deine Angst vor dem Alleinsein reinversetzten - ich hatte das auch ganz doll und weiß, wie furchtbar das ist. Wichtig ist jetzt, daß Du die richtige Therapeutin findest. Dann überlegt ihr gemeinsam, wie Du es anstellen kannst, daß Du die Zeiten, in denen Dein Freund nicht da ist, anderweitig verplanst. Das habe ich auch gemacht - hauptsache nicht alleine in der Wohnung und abgelenkt von schlimmen Gedanken.
Ich denk an Dich - fühl Dich nicht allein - wenigsten gedanklich bin ich bei Dir, ja?
Nora
Verfasst: 23:11:2005 13:16
von Zora
Hallo, Marika,
Hallo Nora
(und natürlich auch "Hallo" an die anderen Mamas),
Vielen Dank für eure aufmunternden Worte, das tut sehr gut! Ihr seid einfach klasse...
Ich habe jetzt noch mal wegen der Medis überlegt, und mir ist aufgefallen (dieses Problem hatte ich übrigens auch schon mal mit meinem Psychiater erörtert), dass, wenn ich ein Medi nehme, mit dem man weiterstillen kann, ich erst mal das Johanniskraut für eine Weile absetzen müsste, da sich das mit den "stillfreundlichen" medis angeblich überhaupt nicht verträgt. Im Klartext hieße das, dass ich dann erst mal 2 Wochen gar nichts nehmen darf, bevor ich mit was neuem anfange. Und da habe ich echt Schiss vor, 2 Wochen ganz ohne Medis, ich glaub da könnt ich ganz böse noch tiefer fallen (ein bisschen hilft das JK ja immerhin schon), und das neue Medi braucht ja auch ne Weile bis es wirkt...
Jetzt habe ich 3 Möglichkeiten: Entweder ich nehme jetzt 2 Wochen gar nichts und fange dannn mit einem "stillfreundlichen" Medi (z.B. Zoloft) an, wo ich aber in ein böses Loch fallen könnte.
Oder ich stille sofort ab und nehme z.B. Ciraplex, aber das würde mich sooo traurig machen, dass es bestimmt auch nicht sehr zuträglich für die Depri ist (es ist übrigens auch so, dass mir der Kinderarzt sehr dazu geraten hat, die Kleine mindestens 5 Monate voll zu stillen, da mein Freund und ich beide Asthma haben und so die Wahrscheinlichkeit geringer wird, dass sie damit später Probleme kriegt).
Oder ich warte noch 5 Monate, bis ich mit nem AD anfange, aber das ist eine krass lange Zeit.
Tja, da muss man abwägen, was nun besser ist - ich weiß es nicht...
Was sagt ihr dazu?
Ich habe heute morgen bei der "neuen" Therapeutin angerufen und einen Termin für den 5. Dezember bekommen. Ich bin jetzt irgendwie erleichtert, dass ich das gemacht habe, hoffentlich ist sie etwas "kompetenter" als meine jetztige.
Ich habe jetzt überlegt, einfach mal die Übungen aus "der Kobold im Kopf" zu machen mit dem Aufschreiben und der Kassette. Denn das, was meine Therapeutin gesagt hat, ist Mist, also hilft mir ja vielleicht das? Meint ihr, ich kann das einfach "auf eigene Faust" machen, auch wenn meine Therapeutin was anderes gesagt hat?
Ach, und noch was (auch auf die Gefahr hin, dass ich euch allmählich damit nerve): Wie kann ich mir nur sicher sein, dass ich meine schrecklichen ZG nicht ausführe?? Ich bin gerade wieder so unsicher... Habe immer diese furchtbaren aggressiven ZG und zum Teil auch sexuelle ZG, ich fühle mich echt abartig und pervers. In dem Buch steht ja auch, dass man sich nie ganz sicher sein kann, dass man es nicht tut, und irgendwie zieht mich das gerade wieder total runter.
Es wäre auf jeden Fall toll, eine Haushaltshilfe zu bekommen. Allerdings werde ich, wenn mein Freund nächstes Semester wieder studiert, auch ein bis zwei mal die Woche zur Uni gehen (in der Zeit bleibt mein Freund dann zu Hause), das heißt, ich bin dann quasi auch keine richtige Vollzeitmutter". Würde ich dann trotzdem eine Haushaltshilfe für die Tage, an denen ich allein bin, bekommen können?
Ich werde jetzt auch schauen, dass ich, immer wenn mein Freund bei der Nachhilfe ist, irgendwas mache, mich verabrede oder so (hoffentlich hat jemand Zeit)...
Vielen Dank schon mal fürs Lesen und sorry, dass der Beitrag so lang geworden ist, es gab irgendwie so viel zu sagen...
Alles Liebe,
Eure Zora
Verfasst: 23:11:2005 13:59
von Carlotta
Hallo Zora,
oh je, Du Arme! Wie ich das kenne, mit dem entscheiden müssen, aber irgendwie nicht können. Stell Dir vor, ich habe jetzt über 1 Jahr "überlegt", ob ich ein AD nehmen soll (also, es geht mir wieder richtig gut, und daher lasse ich es, aber ich kann mich noch gut an dieses Hin und Her erinnern, hatte auch schon 1 Packung hier liegen). Das mit dem "ganz ohne Medi" kenne ich von meinem betablocker, da dachte ich immer, wenn ich den nicht mehr nehme, kommt es ganz arg, dann krieg ich einen Infarkt oder was auch immer (obwohl ich herztechnisch vollkommen ok bin). Aber darf ich Dir was verraten: das kommt alles vom Kopf. Also, nicht, dass ich Dir jetzt von irgendwas abraten will, aber die Angst, es ohne Medi nicht zu schaffen, machen wir uns selbst. Das hilft Dir jetzt sicher nicht weiter, gell? Also, wenn Du noch stillen willst, würde ich das Zoloft nehmen und die 2 Wochen irgendwie "überbrücken" (leicht gesagt, aber es wird dir in dieser Zeit nix schlimmes passieren, weisste wie?) Zum Kobold kann ich nix sagen, aber sicher kannst Du auch einfach Übungen machen, von denen Du denkst, sie sind gut für mich. Ich habe hier auch viele Angstbücher und habe - ohne Therapeuten - die eine oder andere Übung alleine gemacht. Und später mit ihm drüber geredet. Du kannst ja auch noch bis zum 5.12. warten, und das dann mit Deiner neuen Therapeutin besprechen, was meinst Du? Sorry, war jetzt länger als geplant :) Ach so, dass Du auch wieder an die Uni willst, finde ich gut, das stärkt Dein Selbstvertrauen und lenkt Dich ab. Liebe Grüße und lass uns wissen, was Du nun machen wirst, ok? Charlotte
Verfasst: 24:11:2005 8:38
von Marika
Liebe Zora!
Das ist wirklich keine leichte Entscheidung, die du da zu treffen hast. Mhhh, was würd ich machen.... in Anbetracht dessen, dass dir das Stillen so wichtig ist, würde ich die Variante - JK aufhören, 2 Wochen ohne alles durchhalten - stillfreundliches Medi anfangen - wählen. 2 Wochen ohne Medis sind zwar nicht toll, aber nicht sooo lange und danach wird es aufwärts gehen. Und weiter Stillen kannst du auch.
Zu den Übunen im Buch: die kannst du sicher machen, aber nicht übertreiben, denn sie sind unglaublich anstrengend und du wirst oft mal erschöpft sein. Geh langsam und behutsam mit DIR um! Und schau mal: im Leben ist NICHTS 100 % sicher. Mein Psychiater sagt immer: Es ist viel warscheinlicher einen Lotto Sechser zu haben, als das es soweit kommt, dass man die ZG ausführt. Und das gilt auch nur, wenn man sich nicht behandeln läßt.
Du wirst die ZG NIE ausführen, du bist auch nicht abartig oder perves - diese ZG spiegeln einfach die Dinge wieder, vor denen du dich am allermeisten fürchtest.
Liebe Zora, ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen - Kopf hoch - wir sind hier immer für dich da!!!! Lass uns wissen, wie du dich entschieden hast, ja!!!
Liebe Grüße