Perkete Mutter, Ehefrau, Hausfrau= meine Probleme

Hier können sich unsere Mitglieder vorstellen

Moderator: Moderatoren

Antworten
Georgette

Perkete Mutter, Ehefrau, Hausfrau= meine Probleme

Beitrag von Georgette »

Hallo zusammen,


bin 28 Jahre alt, wohnen in Hessen und leide unter PPD. Ich habe im April 2007 entbunden und im Juli 2007 kam die PPD. Ich habe nichts unternommen bis Januar 08 da ich einfach diese Krankheit nicht akzeptieren wollte. Es war für mich unfassbar daß es so was bei mir passiert. Es war nicht normal daß ich manchmal das Gefühl hatte daß ich Ruhe brauche.

Ich wollte PERFEKTE MUTTER, PERFEKTE EHEFRAU und PERFEKTE HAUSFRAU sein. Und es gab keinen anderen Weg! Ich war voll überzeugt. Ich habe alles gemacht für meine Familie und habe mich vergessen.

In Mai 2008 bin ich in das "schwarzes Loch" gefallen. Mir war physich (Durchfall, Erbrechen, Schwindel, Panickattacken...) und seelisch (Gedanken liefen ohne Pause im Kreis) sehr schlecht daß ich mich umbringen wollte weil mir peinlich war in diesem Zustand zu sein. Mein Mann hat mich gerrettet so zu sagen und mich zum arzt geschickt.

Seit Mai 08 nehme ich Citalopram 20mg, und habe 5 Stunden private Therapie gemacht im Juli und August 08. Ich habe wieder angefangen zu arbeiten. (zum Glück). Mir ging auch wieder ganz langsam berg auf. Ich war auch irgendwie froh darüber, ich hatte aber immer Angst daß es wieder kommt.

Leider ist es so weit. Seit März 09, habe ich einen Rückfall (Panickattacken, innere Unruhe, kein Selbstbewußtsein...). Ich stehe jeden Morgen lustlos auf, mir geht es schlecht, mir ist übel und die Gedanken laufen wieder im Kreis, kriege wieder Panickattacken. Ich bin deprimiert und sehr frustriert weil ich denke daß es jetzt zu meiner Persönlichkeit gehöre und daß es nie wieder weg gehen wird.

Seit April 09 mache ich eine von der Krankenkasse bezahlte Therapie (3 Mal bis jetzt). Ich sehe keine Verbesserungn bis jetzt. Die Thepatin sucht die Ursachen in meiner Kindheit. Sie sagt momentan daß ich mich unter Druck setze (mit meiner Ideal: perfekt sein). Es geht aber bei mir nicht weg. Ich muß mich auch ständig vergleichen...Es ist Horror! Ich will einfach nicht akzeptieren daß ich depressiv bin!

Ich würde gerne wissen ob andere Leute in der gleichen Situation sind da es einfach gut tut sich auszutauschen.

Viele Grüße
Lapingeorgette
mici

Beitrag von mici »

Hallo Georgette,

nur kurz: Stelle Dich der Situation, denn es lohnt sich! Eine PPD ist bei richtiger Therapie (Gespräche, Verhalten etc. und Medikamente!!!) nahezu zu 100% wieder heilbar. D.h. von den Menschen, die erkranken, werden so gut wie alle wieder gesund!
Ich habe es gerade hinter mir und mir ging es genauso wie Dir! Schwarzes Loch, Durchhänger etc. das ganze Programm, aber ich war gefasst. Ich habe sozusagen auf meine PPD gewartet, weil ich auch vor der Geburt schon mit Depressionen etc zu tun hatte. Deswegen konnte bei mir schneller interveniert werden. Ich nehme jetzt ADs, hatte etliche Gespräche mit einer Therapeutin und hab mich gezwungen gesehen, einen Gang zurückzuschalten. Und es geht mir wieder besser! Ich glaube, man könnte fast sagen, dass ich wieder gesund bin, bis auf die Schlafstörungen, unter denen ich in unregelmäßigen Abständen noch leide.
Deine Vorstellung davon, perfekt sein zu wollen, gehört, glaube ich, standardmäßig zu PPD, war bei mir auch total ausgeprägt. Auch das legt sich, wenn Du wieder gesund bist und Deine Chancen, wieder ganz gesund zu werden, liegen bei nahezu 100 %, wie ich anfangs schon schrieb!
Widme Dich Dir selber, begib Dich auf die Reise zu Deinen Problemen, es ist spannend und schmerzhaft, aber Deine Gesundheit wird es Dir lange Zeit danken!

Und noch etwas: Viele hier im Formu berichten davon, dass mit ihrer Schilddrüse was nicht stimmt. Dies kommt ganz oft nach einer Geburt vor, dass die ein bisschen verrückt spielt. Viele meiner Beschwerden, wie Durchfall, Herzrasen, Schlaflosigkeit etc. hingen auch damit zusammen. Seit die SD wieder eingestellt ist, geht es mir auch viel besser, also lass sie überprüfen!!

Herzliche Grüße, MICI
Georgette

Beitrag von Georgette »

Hallo Mici,

vielen herzlichen Dank für Dein Antwort! Es gibt Mut!

Darf ich Dich Fragen was Du meinst mit: "hab mich gezwungen gesehen, einen Gang zurückzuschalten"?

Meinst Du lockerer zu sein? Wie hast Du es geschafft?

Liebe Grüße und ein schönen Tag
Georgette
mici

Beitrag von mici »

Hallo Georgette,

mit "einen Gang zurückschalten" meine ich in meinem Fall, dass ich mir zum Beispiel vorgenommen habe, vor lauter Frust nur noch EIN Glas Nutella in der Woche zu essen und nicht mehr drei. Jeden Mittwoch ein neues Glas, vorher nicht. Es sind die kleinen Schritte, die uns zurück zur Gesundheit verhelfen. Jeder normale Mensch würde sich vielleicht fragen, wo eigentlich das Problem ist, wenn man sich mit einem Glas Nutella in der Woche versucht, ein bisschen zu beschränken. Aber wir hier alle sind krank / erkrankt und können deshalb auch keine großen Schritte unternehmen.
Also in meinem Fall hieß das, nicht gleich ne ganz Diät machen wollen, nicht gleich 15 kg Fett runter und jeden Tag joggen etc., sondern halt einfach nur 1 Glas Nutella pro Woche. Für den Anfang! Und der Vorteil bei kleinen Schritten ist, dass man sich dadurch viel eher zu Erfolgserlebnissen verhilft, als wenn man sich Großes vornimmt. Und dann kommt der Rest ganz von allein. (Mittlerweile bin ich vom Nutella weg und gesundes Essen macht mir wieder Spaß). :-)
Wenn ich nicht schlafen kann, dann verzweifel ich nicht mehr dran und denk die ganze Zeit: ohje, die Kleine schläft ich muss auch pennen, jede Minute ist kostbar. Sondern ich denke inzwischen: naja, kannst mal wieder nicht einpennen, aber einfach hier liegen, Äuglein zu, ausruhen etc tut auch schon gut.
Es musste bei mir auch extrem ein Umdenken stattfinden. Als unsere Tochter gerade auf der Welt war, hab ich in jeder freien Minute Rückbildungsgymnastik gemacht oder das Batt geputzt oder was für die Uni getan bis plötzlich gar nichts mehr ging. Da hab ich gemerkt: ich brauch Hilfe, alleine komme ich aus diesen Strukturen nicht mehr raus, ging doch vor der Geburt auch alles und dann bei der Therapeutin hab ich gelernt, dass kleine Schritte eher zum Erfolg führen. Mittlerweile ist der Haushalt in Schuss, Uni fast fertig, 5 kg Gewicht verloren usw.
Du kannst es auch schaffen, nimm ein bisschen Rücksicht auf Dich, Deine Familie wird es Dir danken!!

Gruß, MICI
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Hallo Georgette,

die liebe Mici hat dir hier ja bereits ein paar tolle Ratschläge gegeben! Und jetzt möchte ich dir auch ein herzliches Willkommen im Forum zu senden.

Weißt du, ich finde, du hast bereits den richtigen Weg in der letzten Zeit eingeschlagen. Du hast eine Therapie begonnen und du nimmst die Medikamente. Aber gib den beiden bitte noch Zeit zu fruchten.

Mich würde interessieren, welche Auszeiten du dir in deinem Leben selbst gibst? Was unternimmst du allein für dich, ohne Mann und ohne Kind? Hast du eine Leidenschaft, der du frönen kannst? Hast du auch schon mal Bücher in dieser Richtung gelesen? Hier im Forum werden einige genannt. Ich nenne dir die Tage mal die Titel. Habe heute etwas weniger Zeit, leider.

Und zu deinem perfekt sein wollen: glaube mir, jede von uns möchte gerne perfekt sein und alles in ihrem Leben auf Anhieb meistern. Glaubst du denn, dass wir uns unsere Depression herbeigewünscht haben? Niemand möchte so etwas erleiden und einige kämpfen Jahre lang wie die Löwen um aus diesem Teufelskreis wieder herauszukommen. Doch keiner kann seinen Hormonhaushalt selbst steuern und was passiert, das passiert. Du kannst weiterhin eine perfekte Mutter sein, du musst aber lernen Das perfekt sein wollen etwas anders zu definieren. Auch an deiner Einstellung zur Depression solltest du etwas arbeiten. Depressiv zu sein bedeutet keineswegs, dass wir alle - mit denen zu kommunizierst - völlig Irre und kranke Menschen sind. Ich sah mich kürzlich auch erst mit Ängsten und Panikattacken konfrontiert und ich gebe zu, auch ich hatte deine Gedanken. Aber ich kann nicht wirklich etwas für meinen Zustand, habe dies akzeptiert und sitze nicht herum und warte ab, dass es besser wird. Hast du ja auch nicht getan. Wir arbeiten an uns. Stöbere hier im Forum mal die "Lebensläufe" der anderen Damen und Herren durch und du wirst sehen, wie "normal" eine Depression sein kann, gerade eine PPD!!! Leider und Gott sei Dank, denn auch durch eine Depression sind manche von uns nur noch stärker und reicher an Erfahrung geworden. Kling komisch, aber ich bin überzeugt davon, dass dies so ist.

Arbeite etwas mehr an deiner Einstellung und du wirst sehen, wie leicht es dir dann fallen wird, Grezen zu überschreiten. Aber nimm einen Gang raus. Hole dir Hilfe im Haushalt, wenn du sie nicht schon hast. Bei meiner Therapie und meiner Perfektion stiessen wir auf meine perfekte Mutter und meine Erziehung. Warum konnte sie so vieles durchstehen und warum kann ich das nicht? Nur ein Beispiel. Eine Therapie nützt etwas, man muss sich öffnen und über das Gesprochene auch nachdenken, daran arbeiten und es umsetzen.

Bücher nenne ich dir noch. Versprochen, wenn es vor mir nicht bereits andere tun. Grins.

Doch du hast für mich den Anfang bereits getan; du musst nur noch mehr Geduld aufbringen. Vergleiche dich nicht mit anderen, denn ob du es glaubst oder nicht, die anderen haben auch Probleme, du weißt nur nichts davon!!! Willkommen im Forum.

Amoebe
Georgette

Beitrag von Georgette »

Hallo Mici und Amoebe,

vielen Dank für Eure Tipps!

Zu Deiner Frage: (Amoebe)

Eigentlich nehme ich mir sehr wenig Zeit für mich alleine oder nicht genug.

Die Familie (Großeltern) wohnt weit. Mein Mann arbeitet sehr viel, und dann Wochenende ist es mir wichtiger daß man zu dritt bleibt.
Ich gehe mal ab und zu aus mit frischen Müttis aber nicht wirklich regelmässig.
Sport würde ich gerne machen. Ich wollte jeden Freitag nach der Arbeit laufen gehen (um 15:00) und bevor ich meine Tochter um 17:00 von der Krippe abhole. Aber wie Du siehst, ist es ein bisschen kompliziert und nicht wirklich entspannend weil ich weiß daß ich die kleine unbedingt vor 17:00 abholen muß...
Sonst als Hobby würde ich gerne malen, vielleicht ein Malkurs nehmen... habe aber noch keine Möglichkeit gefunden, und wie gesagt Wochenende sind mir heilig...
naja, ich überlege noch

viele liebe grüße
georgette
Antworten