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Unsere Mütter

Verfasst: 13:07:2009 16:10
von Fritzi
Hallo zusammen!

Mich beschäftigt das Thema "meine Mutter" in letzter Zeit sehr, sowohl in der Therapie, als auch sonst im Alltag. Einerseits weil sie auch mal PPDs hatte und ich mich oft frage, wie sie die ohne Therapie und Medikamente überstanden hat (ja, ohne überhaupt mit jemandem drüber geredet zu haben). Andererseits, weil ich weiß, dass meine Beziehung zu ihr zu meinen Depressionen und Ängsten geführt hat und ich immer noch kein gesundes Verhältnis zu ihr auf die Reihe kriege. Schließlich auch deshalb, weil ich selbst fürchte, ich könnte all diese Probleme an meine Tochter weitergeben.

Bei meiner Mutter und mir war das so, dass sie durch ihre Depression nicht immer so für mich da sein konnte, wie ein Kind das eben braucht. Mir hat es an Aufmerksamkeit, Trost und Wärme gefehlt, obwohl meine Mutter mich sehr liebt (das sehe ich heute, obwohl es ihr schwer fällt, das zu zeigen). Aber eine Lücke ist in mir drin geblieben und die versuche ich heute immer noch aufzufüllen (das ist die wichtigste Funktion meiner Angst). Ich warte immer noch auf ihre Wärme, Trost und Aufmerksamkeit. Meine Therapeutin sagt, ich müsse lernen, mir all das selbst zu geben und das weiß ich auch. So lange ich das nicht schaffe, werde ich weiterhin so traurig und ängstlich sein. Aber ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll. Wie kann man sich all das, was einem aus der Kindheit noch fehlt, selbst geben? Und wie schafft man das, seinem Kind nicht dasselbe anzutun, also die Fehler der eigenen Mutter nicht zu wiederholen?

LG
Fritzi

Verfasst: 13:07:2009 17:06
von Abend-am-Meer
Hallo Fritzi!

Was du schreibst kenne ich nur zu gut. Das ist bei mir seit zwei Jahren auch zu einem Hauptthema geworden. Ursprünglich dachte ich dass bei mir nur mein Vater "das Problem" sei wegen Misshandlung. In der psychosomatischen Klinik stellte sich dann aber auch heraus, dass ich von ihm Gewalt und Liebe erfahren habe, die ich nicht wollte und die Liebe nach meiner Mutter immer gesucht habe, aber nicht erhalten habe. Sie reagierte oft ablehnend wollte ihre Ruhe haben. Sie meinte immer sie mache soviel und sei überfordert. Rückblickend ist mir dann aber aufgefallen, dass eigentlich mein Vater alles im Haushalt gemacht hatte und sie fast nichts. Auch Zeit mit uns verbrachte sie fast nie. Immer nur mein Vater. Da kam dann noch eines zum anderen und es kam heraus, dass meine Mutter auch an einer PPD gelitten haben muss. Ohne Behandlung und mit Problemen bis heute. Erst jetzt als es zum richtigen "Burn-Out" dann im Beruf auch kam, ist sie etwas offener zu der Thematik.

Meine Mutter scheint mich wohl auch zu mögen, aber es nicht so recht zeigen zu können. Bei meiner Kleinen merke ich jetzt allerdings, dass sie bei ihr wohl alles nachholen möchte, was sie bei mir versäumt hat. Mal sehen. Bisher hatte sie eigentlich auch immer klar gemacht, dass sie keine Oma ist zu der man die Kinder "abschieben" kann, aber seit ich schwanger war ist alles ein bisschen anderst. Sie meldet sich inzwischen auch mal bei mir, was davor nie der Fall war. Allerdings fällt es mir schwer sie richtig an mich ranzulassen aus Angst verletzt zu werden. Sind dann doch noch so ein paar Sachen vorgefallen gewesen.

Sodele, das war jetzt glaube schon sehr viel von meiner Situation, sorry. Aber wenn man mal so ins schreiben kommt... ist irgendwie auch schwer so zu schreiben, dass andere das verstehen können, habe ich das Gefühl

Auf jeden Fall ist es auch nun erst recht zu einem wichtigen Thema geworden, da ich auch Angst habe so wie meine Mutter zu meiner Tochter zu sein. Ich möchte doch, dass sie mit ganz viel Liebe aufwächst.

Übrigens dürften unsere Töchter recht ähnlich alt sein ( meine ist jetzt bald 4,5 Monate alt) und auch ich bin in deinem Alter. Meine Sitation mit Freuden und Verwandte nicht in der Nähe ist auch ähnlich.

Würde mich freuen mit dir weiter in Kontakt zu sein.

Liebe Grüße,

Verfasst: 13:07:2009 17:17
von Sufferingmommy
Hallo Fritzi

Meine Mutter hat irgendwie ihr ganzes leben (soweit ich mich halt erinnern kann) depressionen . Damals wusste ich das nicht, aber nachdem es mich selber erwischt hatte wurde es mir klar. Selbst meine geschwister denken so. Es laeuft vieles schief in der familie. Mein zweitaeltester Bruder hat ueberhaupt keinen kontakt mehr zu meiner mutter seit....9 jahren. Da kann ich reden was ich will. Keiner will. Seit ein paar jahren schneidet sie ihre schwestern. Das heisst keine besuche mehr bei den Grosseltern wenn der rest der familie da ist. Nicht sonntags, nicht zu geburtstagen,nicht ostern, nicht zu weihnachten. ICh schreibe mit einer von meiner Tanten, damit meine oma mit informiert ist wie es uns geht usw. und um halt zu erfahren was in der restlichen familie los ist. Da gibt es viel von dem ich nichts wusste. Meine Mama weiss davon aber ich kann es ihr nicht sagen. Sie ist sehr gut in schuldgefuehle einreden. Das macht uns allen sehr zu schaffen. Als ich ihr sagte ich sei wieder schwanger, meinte sie :"Na toll, jetzt schwaengert er dich so oft das du gar nicht mehr zurueck kommst." Ich weiss das Sie uns lieb hat, besonders meine 2 kleinen. Zu meinem aelteren bruder seine 2 kinder hat sie kein so verhaeltnis. ICh war sehr oft zu besuch bei ihr. Mein bruder hat keine lust weil sie ...nur meckert, stichelt. Sie tut eigentlich recht viel fuer meine kinder. Sie spielt mit ihnen, lest mit ihnen buecher, sie sind einfach ihr ein und alles...und stichelt weil meine juengste net so viel deutsch redet und die aeltere auch nicht mehr so viel.

Ich glaube die angst ist in jedem von uns , die mutter geworden ist. "Mache ich die selben fehler ?" Am besten hoerst Du auf dein eigenes gefuehl. Staendig darueber nachzudenken hilft auch net. Geniesse Deine kinder so gut es geht. Seit ich in amerika lebe habe ich mich von meiner mutter mehr und mehr abgenabelt. Und ich bin so ehrlich zu sagen, es tut mir gut. Ich kann zwar meinen geschwistern nicht mehr so helfen, aber sie werden es ueberleben. :-)

Aufmerksamkeit, trost und waerme. ICh glaube das lernt man mit den kindern. DU gibst es Deinen kindern ...und sie geben es dir. Ein geben und nehmen. Die aufmerksamkeit die dir dein kind gibt wenn du mit ihr spielst gibst du ihr zurueck. Trost, kinder merken wenn du traurig bist und troesten dich auf wunderbarer weise. UNd waerme merke ich selbst bei nur einem breiten grinsen, freude und ihren umarmungen.
ICh weiss jetzt nicht ob dir das irgendwie weiterhelfen kann. Bin wahrscheinlich ewig weit vom thema abgekommen. 8) Naja.

lg

Steffy

Hallo

Verfasst: 13:07:2009 17:57
von omi 50
Hallo Fritzi
Ich glaube da brauchst du keine Angst haben du wirst die Probleme nicht an deine Kinder weitergeben!
Gerade weil du in deiner Kindheit vieles vermisst hast wirst du es anders machen :wink:
So war das auch bei mir.Ich weiß das meine Mutter mich geliebt hat ,sie konnte das aber auch nur schwer zeigen :cry: Ich hatte mir immer gewünscht wenn ich Kinder habe sollte sie mit auf den Spielplatz,oder einfach einen Einkaufsbummel u.s.w. mit mir machen ... aber auf all das wartete ich vergebens.
Wenn ich damals ander Mütter mit ihren Kindern und Omis sah war ich immer Traurig
hab mir aber geschworen "das mach ich einmal anders"
Und heute kann ich sagen ich habs Geschaft,alles anders zu machen und meinen Kindern immer zu vermitteln das ich sie Liebe und das sie mir wichtig sind :lol:
Gerade weil mann etwas vermisst hat; versucht man genau diese´s nicht zu wiederholen !!
Du wirst das schaffen du weist doch was dir gefehlt hat und kannst es deshalb bei deinen Kindern besser machen :lol:

Alles Gute für Dich
Tina

Verfasst: 14:07:2009 9:57
von Ylaina
Oh ja, die Frage danach, wie man sich selbst etwas geben kann, das man gebraucht hätte, aber nicht bekommen hat...dieses Thema beschäftigt mich schon sehr lange.

Bei mir heißt es "gerettet" werden. In meinen schlimmsten Depressionsphasen habe ich eine unglaublich beherrschende Sehnsucht nach etwas "Großem", das mich rettet und bis heute frage ich mich: retten mich andere, rettet mich eine Idee oder kann ich mich letztlich nur selbst retten?
Bei mir geht das soweit, dass ich mich so einsam, alleine und mißachtet innen fühle, dass ich mich nicht selbst retten will, weil es nicht das wäre, nachdem ich Sehnsucht habe. Ich will gerettet WERDEN.

Nun, ich habe Dir also keine direkte Antwort darauf, wie man sich etwas fehlendes selbst geben kann.

ber die Pfade auf denen ich mich dazu hinbewege diese Sehnsucht zu stillen sind folgende:

Zum Einen lerne ich die Sehnsucht zuzulassen, hinzuspüren. Was fehlt mir denn? Wie fühlt es sich an?
Zum Anderen teile ich es mehr mit als früher.
Und dann denke ich: vielleicht erfülle ich es mir dann doch so selbst. Obwohl ich vielleicht nur offen für das Bedürfnis an sich bin. Und dann können Ideen oder andere Menschen kommen und das Loch füllen. Und so schließt sich der Kreis vielleicht zwischen es sich selbst erfüllen und es aber auch geschenkt bekommen.


Weiß jetzt nicht, ob Du damit was anfangen konntest, aber das geht mir so durch den Kopf bei diesem Thema und es beschäftigt mich ganz arg.

Wenn sonst noch wer Gedanken dazu hat, würde es mich freuen.


Liebe Grüße
Verena

Verfasst: 14:07:2009 18:57
von Fritzi
Danke für eure Antworten! Gut zu wissen, dass man damit nicht allein ist :)

@Ylaina, "gerettet werden" - genau das ist auch bei mir der Punkt. Das beschreibt es eigentlich sehr gut. Dass man an die Hand genommen wird und durchs Leben begleitet wird, am besten von der eigenen Mutter (oder vom Mutterersatz). Du schreibst, du teilst es mehr mit als früher. Wie machst du das konkret? Erzählst du es in dem Moment deinem Mann?

@omi 50, das freut mich zu sehen, dass es doch möglich ist! :)

@Sufferingmommy, "Abnabeln" ist auch ein gutes Stichwort. Genau das fehlt mir, obwohl ich in eine andere Stadt gezogen bin. Es ist wohl doch zum größten Teil ein innerer Prozess.
Dass die Kinder einem Trost und Wärme geben können, ist natürlich richtig, aber ich finde, man muss da aufpassen. Kinder werden nicht dazu geboren, um irgendeine Aufgabe zu erfüllen und schon gar nicht, um uns unsere Lücken zu stopfen, die wir aus der Kindheit mittragen. Wer so denkt, der gerät schnell in diese Situation des Rollentausches, von der ich geschrieben habe...

@Abend-am-Meer, jo meine Ma will es wohl auch anders machen bei ihren Enkelinnen. Ich glaube, sie bereut jetzt ganz vieles, aber sie kann trotzdem nicht aus ihrer Haut und mich z.B. umarmen... Ich möchte auch, dass meine Tochter mit ganz viel Liebe aufwächst, aber mir ist aufgefallen, dass ich deshalb es auch gerne mal übertreibe. Aus lauter Angst, die Fehler meiner Mutter zu wiederholen, seh ich den Wald vor lauter Bäumen nicht und dann kommt es doch dazu (z.B. merke ich, dass ich schon übervorsichtig mit der Kleine bin und genau das werfe ich meiner Mutter u.a. heute vor)
Wir können gerne in Kontakt bleiben! :)

LG
Fritzi

Verfasst: 14:07:2009 19:53
von Sufferingmommy
Hallo Fritzi

Ich sehe das mit den kindern nicht so gross als luecken ersatz. So hab ich das eigentlich auch net gemeint. Was ich meinte ...die liebe von mutter fehlt, aber was dir die Kinder geben koennen ist viel mehr. Und das ist es was einem eigentlich zu denken gibt. "Wie war das mit meiner MUtter?" Ich denke mal da macht man das automatisch anders und die "Belohnung" dafuer ist die liebe deiner kinder. Man faellt nicht automatisch in das selbe schema, weil man sich gedanken macht. Es ist mehr ein ansatzpunkt von dem man aufgreifen kann. "mach ich so oder so."

lg

Steffy

Verfasst: 14:07:2009 20:21
von AmoebeMS
Fritzi,

hast du deiner Mum mal gesagt, was du denkst und fühlst?

Ich meine, mittlerweile bist du eine gestandene Frau, hast Familie, einen Mann, ein Kind.

Wäre es immer noch "zu früh" für dich dieses Thema offen mit der Oma zu besprechen? Zu früh meine ich nicht abwertend, sondern beziehe mich eher auf deine Therapie, die in diese Richtung ja geht. Was hälst du davon?

Ich werde nicht darüber schreiben, wie viel ich gerne meiner Mutter ähneln möchte, was ich an ihr mag und was nicht, was ich gerne von ihr gehabt hätte an zb Zuwendung und Zärtlichkeiten und was nicht. Meine Thera bohrt auch an dieser Baustelle. Mittlerweile weiß ich, dass das ein wunder Punkt ist, will ihn auch nicht außen vor lassen, aber ich weiß, dass ich nicht meine Mutter bin. Ich bin ich, Anna / AmoebeMS. Meine Familie sind mein Mann und meine Kinder.

Was ich weitergebe an meine Kinder ist in erster Linie Liebe. Das ist wichtig. Wenn ich alt und grau bin, hoffentlich 80 bis 90 Jahre, dann ziehe ein Resumee, stelle es hier rein und schreibe, wie sehr ich meiner Mutter doch ähnlich bin.

Ich möchte dies alles nicht abwerten, denn es gehört zur Therapie, das weiß ich wohl. Aber ich möchte anmerken, dass man einfach nicht seine Mutter ist! Durch Erfahrungen wächst man. Es gibt keinen Automatimus in uns, der uns sagt, mach es wie deine Mutter. Nein! Man hat positives von ihr übernommen und das gibt man weiter, man hat negatives kennen gelernt und da überlegt unser ICh ob man das weiter gibt oder nicht.

Ich habe nicht alle Beiträge gelesen - gebe zu - nur Fritzis ersten - daher verzeiht.

LG AmoebeMS

Verfasst: 15:07:2009 17:25
von Fritzi
AmoebeMS hat geschrieben: hast du deiner Mum mal gesagt, was du denkst und fühlst?
Nein, habe ich nicht. Meinst du, es würde was bringen? Meine Thera drängt mich dazu nicht, ich versuche mich auf eine andere Art und Weise abzunabeln. Kannst du mit deiner Mutter solche Dinge besprechen?
AmoebeMS hat geschrieben: aber ich weiß, dass ich nicht meine Mutter bin.
Ja, das ist ein ganz, ganz wichtiger Satz.

Verfasst: 15:07:2009 18:55
von Beautiful
Hallo,

ich habe mich sehr gut wiedererkannt in deinem Text.

Mir geht es teilweise auch noch so, dass ich erschrocken oder traurig bin, weil meine Mutter es nicht auf die Reihe kriegt, mit uns auf den spielplatz zu gehn oder sonst wohin. WEnn ich einen Babysitter brauche, dann frage ich meinen Papa (Eltern wohnen noch zusammen) aber meine Mama kann einfach nicht mit meinem Sohn, der Opa dagegen macht das klasse!

Meine Mutter hatte wohl auch schon immer Depressionen und konnte wie bei dir, mir keine Liebe zeigen. Es war eine kalte Erziehung und meine Mutter war von allem genervt.... selbst wenn ich zu laut geatmet habe :roll:

Ich habe mal hier vom inneren Kind gelesen und mir ein Buch gekauft. "Das Kind in uns"
Ich hab die ersten Kapitel gelesen konnte aber noch nicht sooo viel damit anfangen, hatte aber schon das Baby oder KLeinkind vor mir gesehn. hab aber noch nicht verstanden um was es genau geht.

Letzten Sommer hab ich stationär eine THerapie gemacht, die Theras dort arbeiten mit Verhaltens und Gesprächstherapie und in der Verhaltenstherapie hab ich gelernt, was es mit dem inneren Kind (Kindern) auf sich hat.

Das heisst, du kannst dir das geben, was du brauchst, in dem du dein inneres Kind beschützt/in Arm nimmst/tröstest. Eben genau die Dinge tust, die du von deiner Mama nicht kriegen konntest.

Bei mir ist es so, dass ich meine Kinder aus dem HAus raus hole in dem ich aufgewachsen bin. ICH bin JETZT die Erwachsene, die auf das innere Kind aufpasst. Zum Beispiel hab ich mich als 5 Jährige vernachlässigt gefühlt, weil mein Bruder mit den Hausaufgaben viel Zeit von Mama gekriegt hat.
Dann schließe ich die Augen und stell mir die Situation vor. Ich sehe also das 5 Jährige MÄdchen das im Türrahmen steht und sich ausgeschlossen fühlt. dann gehe ICH - die Erwachsene - dort hin, nehme die 5-jährige an die Hand und sage ihr, "Komm mit mir mit, ich passe auf dich auf, ich liebe dich und werde immer für dich da sein!" und so verlassen wir das Haus.

So mache ich das in ganz vielen Situationen und dadurch geht es mir viiiieeeel viiiieeel besser!!!!!

An manchen Tagen, wenn ich früh schon merke, dass es mir nicht ganz so toll geht, packe ich meine Kinder ein und trage sie rum - ich hab ein Baby (imaginär), das schnalle ich mir imaginär ins Tragetuch, dann das Kleinkind packe ich auf den Rücken oder nehme es an die Hand und dann gibt es noch eine Jugendliche, aber die meldet sich selten! Die schläft oft einfach bei mir im bett, das scheint ihr zu reichen :-)
Also alles imaginär!

Klingt am Anfang wohl etwas verrückt, aber es funktioniert wirklich!

Frag mal bei deiner Thera ob sie dir da helfen kann. Ansonsten kauf dir mal ein Buch zum Thema Inneres Kind! Kann ich nur empfehlen.

Maren

Verfasst: 15:07:2009 19:07
von AmoebeMS
Huhu,

logisch kann ich mit meiner Mutter alles besprechen!!!

Ich bin zur Zeit sehr vorsichtig mit Äußerungen zu meinen Problemen ihr gegenüber, weil ich IHRE kenne und ihr nicht noch mehr aufhalsen will. Aber als es mir richtig dreckig ging und sie wieder mal mit irgendetwas ankam, habe ich ihr das auch mal Löwenmäßig entgegen gebrüllt. Sie solle mich gerade einfach mal in Ruhe lassen; ich habe gerade enorme Probleme mit mir selbst und die will ich erst mal in Angriff nehmen, weil ich sonst niemanden mehr unterstützen kann. Ich liebe sie aber dennoch über alles. Das wird auch immer so sein. Sie war wie vor den Kopf gestoßen, aber bestärkte mich seitdem immer in meinem Handeln und Tun. Nicht mit Taten, aber mit Worten. Doch das ist ja meine Geschichte, nicht deine.

Fritzi, du erwähntest, dass deine Mum auch an PPD litt. Nie drüber mit ihr gesprochen? Gerade daraus kann man auch Erfahrungen für sich selbst sammeln. Positives nutzt man, Negatives, okay,… dann mach ich das eben nicht so. Du schriebst aber auch, dass diese ihre Phase auch zu deiner geführt hat. Kannst du das näher erklären? Oder sollte ich mir deine Beiträge mal vornehmen?

Weißt du, meine Mum liebt mich auch, ich weiß es und sie zeigt es wie deine auch nicht. Das ist eben sie! Ihr Typ. Damit muss man umgehen können. Du, ich bin 33 Jahre, nicht mehr 16. Ich zolle ihr meinen höflichen Respekt, doch sie zwingt mich ja nicht dazu, so zu leben wie sie es tat oder tut. Sie nötigt mich nicht ihre Ratschläge zu befolgen. Wenn ich das tue, ,dann habe auch ICH das so entschieden.

Ich möchte dich auch nicht nötigen mit ihr darüber zu reden. Der Hintergrund fehlt mir noch. Vielleicht magst du mich mal aufklären? z. B. Abnabelung???

LG AmoebeMS

P.S. Weißt du, mein Kleiner hat mich heute spontan umarmt und gesagt, dass er mich lieb hat. Stand da wie Ochs vorm Berg! Der Kleine ist nun wirklich kein Schmusetier. Welche Fehler meine Mutter oder meine eigenen habe ich also gemacht? Das ist Quatsch. Entschuldigt.

Verfasst: 15:07:2009 21:05
von mici
Meine Lieben!

zum Thema "Mutter" kann ich mich leider nicht zurückhalten! :? Ich habe mich in Fritzis Beitrag auch total wieder erkannt.
Meine Mutter litt auch nach beiden Kindern an PPD, ich habe sie auch immer als depressiv erlebt. Sie war mit uns nur überfodert und ich hatte ihr gegenüber immer ein schlechtes Gewissen, etwas falsch zu machen, nicht gut genug zu sein und sie anzustrengen. Ich hatte jahrelang ein sehr angespanntes Verhältnis zu ihr, mit sehr, sehr viel heftigem Streit. Ich habe mich Freunden gegenüber für sie geschämt etc. Das ganze Programm eben.

In meiner Therapie war anfangs nicht ganz klar, "was ich eigentlich habe". Hab mich zwar wegen Depressionen damals in Behandlung gegeben, wusste aber natürlich nicht, warum ich sie hatte. Ich habe ca. ein halbes Jahr über dies und das geplaudert und irgendwann sagte mein Therapeut auf eine völlig belanglose Geschichte, die ich ihm aufgetischt hatte, ich sei wohl wütend auf meine Mutter. Es traf mich wie ein Schlag, auf die Idee war ich noch nie gekommen. Deswegen habe ich es anfangs auch bestritten, wusste gar nicht, wie er den Zusammenhang hergestellt hatte, aber in den folgenden 3,5 Jahren stellte sich immer mehr heraus, dass er recht hatte. Meine Depressionen rührten ziemlich genau daher, dass ich auf meine Mutter wütend war, weil sie für uns als Kinder nicht die Liebe, Geborgenheit und den Halt geben konnte, den wir gebraucht hätten.
Ich habe damals auch immer geschwankt, ob ich sie einbeziehe in meine Therapie, ob ich sie wissen lasse, dass ich Abstand brauchte, weil ich gerade "auf der Couch" all das nacherlebt, was mir mit ihr widerfahren war. Ich war so voller Groll, voller Gedanken, die alle sie angingen und merkte doch, dass ich sie ihr nicht so hätte mitteilen können, dass sie damit etwas hätte anfangen können. Sie war und ist bis heute auch selber noch in Depressionen gefangen. Sie ist seit Jahren in Therapie, macht auch gute Fortschritte, aber sie ist im Prinzip immer noch meine kranke Mutter, als die ich sie kenne, seit ich denken kann. Ich habe viele Versuche unternommen, sie ins Bild zu setzen, wie es um mich steht. Ich konnte zeitweise nicht verhehlen, wie schlecht es mir ging, so dass ich mich gezwungen sah, ihr gegenüber Auskunft zu geben, ob ich in Therapie bin, AD`s nehme etc. Manchmal hat sie auch direkt gefragt und wollte wissen, was mich so krank macht. Dann habe ich es ihr gesagt. Ich habe gesagt, dass sie diejenige sei, die mich krank machte, dass ich ihretwegen eine enorme Wut in mir spüre, für die ich keine Ausdrucksform entwickeln konnte (weshalb ich mich selbst verletzen musste) und warum ich auch immer wieder in die Klinik zwangsweise eingewiesen werden sollte.
Es hat sie erschüttert, sie hat geweint, mich in den Arm genommen, sich entschuldigt. Aber sie hat nicht verstanden. Es tat ihr leid, ich tat ihr leid. Aber sie konnte mir nicht helfen und sie hat es, wie eh und je, als Vorwurf empfunden. Sie hat angefangen zu argumentieren, warum sie auch nicht besser konnte, damals, als der Papa nach Berlin ging. Warum sie eigentlich kein zweites Kind wollte und schon gar nicht gleichzeitig vollzeit arbeiten etc. Sie hat Erklärungen aufgetischt, um ihr Verhalten zu rechtfertigen. Das hat mich fertig gemacht. Ich wollte keine Erklärungen, ich brauchte Trost. Aber den konnte sie mir nicht geben, weil sie eben selber depressiv war. Also hab ich es irgendwann gelassen und mir vorgenommen, sie nicht als gleichwertigen Gesprächspartner zu sehen, sondern als meine kranke Mutter zu akzeptieren. Seitdem habe ich sie wieder ganz doll lieb!


Eure MICI

Liebe ist immer da!

Verfasst: 15:07:2009 21:33
von AmoebeMS
Liebe Damen, liebe Mici,

deinen Text sollte man nicht überfliegen, sondern ihn 10x lesen. Mindestens.

Und er bestärkt mich trotzdem in meiner Meinung. Ich bin ich und nicht meine Mutter.

Mein Kind sagt mir in 10 Jahren, ich sei u.a. mit Schuld an seiner Depression?

Entschuldigt, ich stehe immer noch zu dem Punkt „Aussprache“, egal ob es weh tut oder nicht. Meine erste Reaktion wäre wahrscheinlich die von Micis Mutter, es sei denn, ich bin wieder genesen und ein abgebrühter Typ. Mici wollte diese Reaktion in erster Linie wahrscheinlich gar nicht haben, natürlich, aber sie ist dennoch verdammt menschlich.

Nochmal: Ich bin ich, und ihr seid ihr, nicht Eure Mütter. Wenn die Zuneigung Euch in der Kindheit gefehlt hat, so wie mir, dann nehmt Euer Kind in den Arm und sagt ihm, dass ihr es liebt. So einfach oder schwer ist das.

LG AmoebeMS

Verfasst: 15:07:2009 22:03
von mici
Hallo AmoebeMS und all die anderen (Mütter :lol: ),

hast es nicht übertrieben, aber ich kann mit Deinem Beitrag gerade troztdem nicht so viel anfangen. Ich hab doch gerade geschrieben, dass ich ich bin und nicht meine (kranke) Mutter. Aber dass es mich mit ihr als Mensch und mit unserer gemeinsamen Vergangenheit versöhnen konnte, als ich verstanden habe, dass meine Mutter krank ist und folglich unverschuldet zum Entstehen meiner Depressionen beigetragen hat. Ich habe das Gespräch immer wieder mit ihr gesucht, aber der Begriff "Aussprache" trifft es dabei nicht so gut. Denn bei einer Aussprache geht es doch eher um Meinungsverschiedenheiten, Standpunkte etc und man versucht konträre Positionen sachlich herauszustellen, um dann Gemeinsamkeiten und Differenzen besser benennen zu können. Es geht um Klärung etc. Ich will jetzt keine Haarspalterei betreiben, aber mit meiner kranken Mutter kann man sich nicht mal so eben aussprechen über die vergangen 29 Jahre (Oh Gott, so viele schon :shock: ). Sie ist derartig gefangen in ihrer Sichtweise und in ihrem Gefühlsleben. Sie kann auch nicht von sich absehen. Alles, was ich vorbringe, bezieht sie auf sich. Ist ja auch klar, wenn ich Dinge formuliere, die sie betreffen. Aber manchmal wäre es mir lieber gewesen, ich hätte Dinge zur Sprache bringen können, die sie vielleicht erstmal für eine Weile auf sich wirken lässt, um sich Zeit zu geben, zu verstehen, was ich wirklich meine und nicht gleich zu kontern und mir im Gespräch Argumente zu liefern, warum ihr (verletztendes) Verhalten aber trotzdem richtig war. Das meine ich mit Trost, den ich gebraucht hätte, auf den ich jahrelang gewartet habe. Ich hätte mich gefreut, wenn sie mir signalisiert hätte, dass sie um meinetwillen verstehen will, was los ist. Nicht immer nur um ihretwillen. Aber das hat sie nie. Alles, was von mir kam, hat sie in ihrem Interessen und zum Zwecke ihrer psychischen Genesung gehört und folglich so verstanden. Aber heute macht mir das nichts mehr aus. Ich habe trotzdem ein sehr positiv besetztes Gefühl für sie, auch, wenn ich inzwischen gelernt habe, dass ich mich ihr gegenüber nicht auf Augenhöhe mitteilen kann.
So sind halt auch alle Mütter unterschiedlich, sie kommen ja auch allmählich in die Jahre und da verschärfen sich bestimmte Grundveranlagungen ja auch noch. So ist es jedenfalls bei meiner Mutter. Sie ist nicht mehr so aggressiv wie früher, aber sie ist dafür umso wunderlicher.... :lol:
Die Reaktion meiner Mutter war menschlich, aber sie hat uns einander nicht näher gebracht. Mir hat die "Aussprache" mit meiner Mutter nicht so viel gebracht, weil sie dafür einfach zu krank war. Stattdessen hat es mir etwas gebracht, dass mein Mann und mein Therapeut mich immer wieder darin bestärkt haben, dass es in Ordnung ist, wenn ich auf meine Mutter Wut empfinde. Das war mir damals ein völlig neuer Gedanke und als der sich erstmal durchgesetzt hatte, war ich einen ganzen Schritt weiter.

MICI

@ Fritzi: Ich habe mal zu meinem Therapeut gesagt, ich wolle bloß nie so werden, wie meine Mutter. Da antwortete er, ich sei schon längst wie meine Mutter. In ganz vielen Belangen würde ich dem sehr ähneln, was ich von ihr bislang berichtet hatte. Es hat mich geschockt und ich habe damals gedacht, dass ich dann nie Kinder kriegen darf, um ihnen nicht das gleiche Leid zuzufügen, wie es meine Mutter getan hat. Ich habe mich schließlich ja doch umentschieden und zwar weil ich wusste, dass ich die Fehler, die meine Mutter mir gegenüber gemacht hat, nicht wiederholen würde. Ich wusste, ich würde meinem Kind gegenüber Liebe und Geborgenheit aufbringen können (hab zwar nicht mit der PPD gerechnet, aber seit die vorbei ist, kann ich das auch wieder). Ich glaube, man macht immer genau die Fehler nicht, denen man selber als Kind ausgeliefert war. Man wird andere Fehler machen, das gehört bestimmt dazu. Irgendetwas werden unsere Kinder später an uns auszusetzen haben, wenn ihr Töchter habt, dann umso mehr. Und wir werden vielleicht auch nicht verhindern können, dass unsere Kinder mal auf der Couch landen. Aber ich bin sicher, dass sie dann andere Kritikpunkte vorbringen werden als die, die wir unseren Müttern gegenüber haben. Vielleicht ist es so, vielleicht auch nicht. Ich glaub daran. Für die Fehler, die mir durch meine Mutter widerfahren sind, bin ich irgendwie so "reizoffen", dass ich auf der Hut bin, um sie nicht gegenüber meiner Tochter zu wiederholen.

Verfasst: 15:07:2009 22:38
von AmoebeMS
Mici,

ich lese gerade deinen Text Satz für Satz und antworte hoffentlich ehrenvoll.

Aussprache definiere ich wohl anders. Für mich ist es nicht immer nur gleichzusetzen mit Meinungsverschiedenheiten. ICH spreche mich aus, ICH sage was mich bedrückt und was ICH gerade ab kann und was nicht. Der Gegenpart muss nicht immer konform gehen mit meiner Meinung, schon gar nicht, wenn er selbst Probleme hat. Ich habe dich schon richtig verstanden!

Aussprache sollte nicht dich, Mici, ansprechen, sondern sollte ein Frage an die Beitragsstellerin sein. Und wie schon gesagt, definiere ich Aussprache wohl anders. Meinung sagen, eben. Wenn aber eine Mutter selbst Probleme hat, ist das ganz ganz schwer zu beurteilen und noch schwerer für die Betroffene, in dem Fall dich Mici. Alles nachzuvollziehen! Dich Mici, konnte eine Aussprache vielleicht nicht weiter bringen. Aber auf andere schließen, können wir dabei nicht.

LG AmoebeMS