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Diagnose zieht mich runter

Verfasst: 13:08:2009 12:21
von Leuchtkäfer
Hallo zusammen,

ich habe letzte Woche meine Ärztin mal nach der konkreten Diagnose gefragt, weil ich irgendwie einen Namen dafür haben wollte. Das war wohl eine blöde Idee...
Also, es ist eine "Anpassungsstörung"auf das Ereignis Schwangerschaft und Geburt. Ich habe das natürlich gegoogelt und gelesen, daß das auch eine Erkrankung ist, aber das wirft mich total aus der Bahn und hilft mir nicht

Ich denke seitdem, ich bin eine blöde, dämlich Kuh, die sich noch nicht mal normal dem "anpassen" kann, was tausende von Frauen täglich tun. Ich habe Schuld- und Versagensgefühle, weil ich nicht mit dem Kinderkriegen zurecht komme und so etwas eigentlich Schönes negativ bewerte und dann eine Anpassungsstörung bekommen habe.
Jetzt glaube ich, doch Schuld an den schlechten Herztönen meines Kindes gewesen zu sein, weil ich mich nicht auf die Schwangerschaft und das Muttersein einlassen konnte.

Zudem heule ich gerade täglich Rotz und Wasser und will die Zeit der Schwangerschaft und die ersten drei Monate mit meinem Kleinen nochmal ohne diese Versagensgefühle erleben. Ich habe immer gedacht, ich darf nicht schwanger sein und ein Kind bekommen, weil ich das alles emotional nicht kann. Ich kam mir undankbar vor, weil es doch so viel andere gibt, die eher ein Kind verdient hätten und keins bekommen können. Ich hatte Angst mich zu freuen, weil ich dachte, wenn ich mich freue, geht alles schief, das Kind stirbt, also habe ich es mir also verboten.
Deswegen habe ich keine süßen Babysachen aussuchen mögen und wenn, dann nur mit schlechtem Gewissen und der Angst: "Jetzt hast Du etwas niedlich gefunden, jetzt passiert Deinem Kind was".
Ich will so gerne die Zeit zurück drehen, Dinge für mein Baby aussuchen, es in der ersten Zeit küssen und herzen (habe ich mich auch nicht getraut) und einfach lieb haben und freuen.

Ich weiß, daß jede Schwangere und Mutter sich Sorgen macht, das ist so und das gehört dazu, ich möchte doch aber alles so gerne nochmal ohne dieses: "Bei Dir kann es nicht gut gehen, Du bist doch unfähig" erleben.

Ich weiß auch, daß das nicht geht und das macht mich einfach nur traurig. Im Moment hilf nicht, daß es jetzt viel besser ist. Ich empfinde solche Verlustgefühle wegen dieser Zeit.

Wer kennt das und wie seid Ihr damit umgegangen?

Danke fürs Lesen,
Leuchtkäfer

Verfasst: 13:08:2009 13:30
von Marika
Hallo,

nur kurz: "Anpassungsstörung" hieß es auch bei mir, weil es im Med. Verzeichniss keine "PPD" gibt - zumindest hier bei uns in Österreich nicht.... :x Daher MUSSTE mein Doc "Anpassungsstörung" nehmen, weil er ja was reinschreiben mußte.... :x

Schreib dir heute Abend nochmal - bin grad im Stress!

P.S. Du BIST NICHT ZU BLÖD DICH ANZUPASSEN!!!!! Aber dazu Abend mehr, Süße!!!!

Ganz liebe Grüße von

Verfasst: 13:08:2009 13:32
von Leuchtkäfer
Danke Marika,

fühle mich echt gerade wie der letzte Versager. :oops:

Verfasst: 13:08:2009 13:52
von omi 50
Leiber Leuchtkäfer ,
Ich habe auch nachgelesen!
Definition Anpassungsstörung:

Zustand von subjektivem Leid und emotionaler Beeinträchtigung, die soziale Funktionen und Leistungen behindern und während eines Anpassungsprozesses nach einer entscheidenden Lebensveränderung oder nach belastenden Lebensereignissen, wie auch schwerer körperlicher Erkrankung, auftreten.

Was ist eine Geburt??
Eine einschneidende Lebensveränderung! und eine PPD ist auch eine Anpassungsstörung-nämlich an das Mutter sein, und hat rein garnichts mit Versagen oder Schuld zu tun

Die Zeit kann man leider nicht zurückdrehen,Dinge die man nicht mehr ändern kann "muß" man lernen zu aktzeptieren.
Du solltest anfangen nach vorne zu schauen .....

Du gibst so oft anderen Mamis sehr wertvolle Tipps
Warum kannst du sie bei dir nicht umsetzten?
Du kennst doch den Weg aus der Krise-nutze ihn für dich

Schatten und Licht
Therapie
Gespräche
und ein AD

Drücke dich
Lg Tina

Ps Wenn du meine Hilfe in Anspruch nehmen willst, und jemanden brauchst der dir zuhört, dir aber auch ehrlich antwortet, würde ich dir über PN meine Tel. Nr geben. Ist nur ein Angebot :wink:

Verfasst: 13:08:2009 14:15
von Ylaina
Hach, ich kenne das auch zu gut.
Ich sehe bei mir auch eine Anpassungsstörung. Und komme mir bis jetzt wie eine Versagerin vor, wenn ich denke, ich arbeite an der Kasse eines -supertollen- Biofachladens als SOZIOLOGIN. Ich bin Akademikerin und mache einen Hilfsjob. Weil ich die Anpassung zwischen Studium und Beruf nicht hinbekommen hab.

Dann dneke ich aber ich mache es eben auf meine Art.

Ich kenne das so gut. Ich weiß nicht, was ich dagegen mache. Versuchen mir zu verzeihen. zu sehen, dass ich geliebt werde UND alles seine Richtigkeit hatte.
Es war eine Störung, aber kein Versagen. Ich bin hingefallen, ja, aber wir stehen wieder auf!

Mach Dich nicht fertig, es stimmt einfach nicht, dass es zu verurteilen wäre. Es gehört dazu.

Aber ich kenne es auch so gut. Dieses Gefühl, es hätte gut gehen können, ich hätte es verdient, oder schlimmer ich bin selbst schuld, dass es so scheiße gekommen ist.
Das sind die häßlichen Stimmen in uns. Die, die es erst schlimm machen.

Vielleicht musst Du 'einfach mal die Trauer zulassen' um das verlorene. Ohne Schuld. Einfach die Trauer, um das, wie Du es Dir vorstellst. Vorsgestellt hast.

Ist doch auch in Ordnung.

Von mir bekommste jedenfalls ganz arg Unterstützung, ich wünschte Dir, Du könntest so empfinden, wie ich im Moment manchmal das schwangersein empfinde und teile diese Versagensgefühle mit Dir. Bist nicht alleine und bist nicht schuld und auch nicht unfähig. :!:

Verfasst: 13:08:2009 19:51
von Marika
Hallo - ich nochmal!

Also - diese "Anpassungsstörung" ist ja nix anderes als die PPD, nur ist diese psych. Erkrankung "Postpartale Depression" leider leider noch nicht im Register aller mögl. psych. Erkrankungen verankert - warum, weiß wohl nur der "Geier".

"Anpassungsstörung" hört sich vielleicht blöde an, beschreibt aber genau den Zustand einer Depression - für DIE DU KEINE SCHULD HAST! Du bist also weder zu blöd, noch unfähig - du hast eine psych. Erkrankung erlitten nach der Geburt, für die du nix kannst.

All deine Gefühle SIND die PPD bzw. eine Anpassungsstörung - es ist nur ein blödes Wort dafür.

Süße, ich sags jetzt einfach mal gerade heraus: Du brauchst meiner Meinung nach ein AD - du kommst aus dieser negativ Spirale der Gedanken einfach nicht raus.

Ja, ich kenne natürlich all deine Gedanken und Ängste - wer kennt sie nicht hier. Du mußt erkennen, dass du eine Erkrankung hast und nichts für deine Gefühle und Gedanken kannst! Du drehst dich immer noch im Kreis, weil du immer denkst, all diese negativen Emotionen, Gedanken und Ängste das seist DU - aber DAS BIST DU EBEN NICHT, das macht die PPD aus dir, die man aber behandeln kann. Dafür mußt du aber erkennen, dass du krank bist.

Bitte versuch dich durch das Wort "Anpassungsstörung" nicht so einvernehmen zu lassen - es ist nur ein blöder Ausdruck, der aber genau beschreibst, was wir PPD Mamas haben. Es ist keine Schuldzuweisung oder sonst was, sondern schlicht und einfach ein Wort für eine psych. Erkrankung und NICHT FÜR DEINE CHARAKTER!!!! Verstehst du den Unterschied, den ich dir aufzeigen will? Du denkst immer, dein Charakter oder deine Persönlichkeit sind "falsch" deshalb siehst du dich als Versagerin. ES IST NICHT SO - es ist eine Erkrankung, gegen die du dich nicht wehren kannst - sie kommt einfach!

Nochmal - ein AD kann dir da endlich raus helfen!

Ganz liebe Grüße von

Verfasst: 13:08:2009 19:54
von Feebie
Hallo Leuchtkäferchen *tröst*,

also wenn du eine "Anpassungsstörung" hast, dann hatte ich auch eine!
Ich finde mich immer wieder in deinen Wörten und entdecke so viele Parallelen. Und auch ich habe erst vor kurzem noch gezweifelt, ob es wirklich eine PPD ist/war. Doch es ist eine und du hast auch eine!
Es gibt eben nur sooo unendlich viele Abstufungen und so unendlich viele verschiedene Krankheitsbilder. Laß´ sie es ruhig Anpassungsstörung nennen, denn irgendwie ist es eine PPD ja auch... unter anderem halt.

Und ich kenne deine Trauer um die "verlorene Zeit". Die kommt nämlich, wenn man sich etwas besser fühlt. Dann möchte man alles noch einmal erleben, alles besser machen und alles viel mehr genießen. Leider leider ist das nicht mehr möglich. Die Zeit ist weg und wir können sie nicht wieder haben. Ich habe diese Zeit daher (genau wie du) einfach betrauert. Da hilft nur ganz viel weinen, weil wir um etwas trauern, was wir verloren haben. Ich werde mit meiner Therapeutin (der ich genau die Worte sagte, die du hier schreibst) einen Kalender "basteln" weil ich mich auch so wenig an die "verlorene" Zeit erinnern kann. Wenn ich noch etwas weiß, dann nur negatives. Wir werden einen Kalender erarbeiten, der auch die positiven Ereignisse findet. Da waren nämlich auch welche und du wirst auch den ein oder anderen Lichtblick gehabt haben, aber wir können ihn nicht mehr sehen. Vielleicht ist so ein Kalender auch etwas für dich. Ich hole mir so ein Stück dieser Zeit zurück, hoffe ich jedenfalls.

Und noch etwas Interessantes hat meine Thera gesagt, nämlich das es das Phenomen des "Ersten-Kind-Schocks" gibt. Das heißt, das man sich sehnlichst ein Kind gewünscht hat und dachte damit sei das Glück perfekt, aber dann ist es da und man erlebt tatsächlich soetwas wie einen Schock. Ich wußte nicht das es das gibt.

Vielleicht habe wir also so etwas wie eine Anpassungsstörung an den Erste-Kind-Schock und finden nun nur den Weg über eine PPD wieder raus!

Kopf hoch kleines Käferchen und weine ruhig um die Zeit, das ist unser Recht.

LG,
Feebie

Verfasst: 13:08:2009 22:12
von Leuchtkäfer
Hallo zusammen,

Danke für Euren Trost, das kann ich gerade so gut gebrauchen und finde es schön.
Ja, Marika, ich habe da große Probleme mit, mich und meine Erkrankung auseinander zu halten. Vom Verstand her weiß ich es, aber das Gefühl sagt mir anderes. Es stimmt auch, was Tina geschrieben hat. Für andere habe ich einen Tip und würde nie sagen, sie versagen, nur bei mir...

Ich möchte wegen der Trauer um die Schwangerschaft und erste Zeit auch noch nicht nach vorne sehen. Ich will traurig sein dürfen und darüber weinen und es schlimm finden dürfen. Das heißt nicht, daß ich deswegen nichts unternehme, es hier und heute mit meinem Sohn besser zu meistern. Das sind für mich unterschiedliche Dinge.

Feebies Idee mit einer Art Kalender ist gut. Dann fallen mir bestimmt auch schöne Momente ein. Außerdem habe ich gemerkt, daß ich über diese Gefühle der ersten Zeit reden, reden und nochal reden will. Mehr noch als um die aktuellen Geschehnisse.

Dieses Gefühl, ständig und immer zu versagen, hatte ich schon öfter im Leben. Aber noch nie war ein anderer, von mir auch noch dazu abhängiger Mensch davon mitbetroffen. Deswegen weiß ich auch nicht, wie ich damit umgehen soll.

Ich habe mir fest vorgenommen, dieses Mal nicht davon zu laufen oder es auszusitzen, sondern mir Rüstzeug zu zulegen, wenn wieder mal so eine Lebenssituation kommt.

Traurig bin ich heute trotzdem sehr, aber das gehört wohl manchmal dazu...

Gute Nacht von Leuchtkäfer

Verfasst: 13:08:2009 23:05
von AmoebeMS
Hallo zusammen,

sagt mal, bin ich ein schlechter Mensch, weil ich nicht so denke, weil ich mir mittlerweile meine Vergangenheit nicht mehr zurück wünsche, damit ich etwas besser machen und/oder ändern kann? Ich verstehe mich gerade selbst nicht.

Noch vor einigen Monaten dachte ich auch wie Leuchtkäfer, aber heute nicht mehr. Warum hat sich das so rasch geändert?

Ich sehe kein gestern mehr; ich kann das Gestern ja nicht mehr ändern. Folglich sehe ich nur das Morgen und dass ich genau daran jetzt etwas ändern kann. Warum also Zeit „vergeuden“ um der Vergangenheit nachzutrauen, wenn das Leben doch weiter geht und so verdammt kurz ist.

Ich kann meinen Kindern nicht mehr das letzte Jahr so geben, wie es hätte laufen sollen, aber ich war erkrankt. Basta. Ich hab´s kapiert Leuchtkäfer, du noch nicht. Und das ist so verdammt normal. Jetzt geht es wieder vorwärts. Warum dann an „rückwärts“ denken? Vergangenheitsbewältigung in der Therapie halte ich für sinnvoll, nur halte ICH mich nicht mehr täglich daran fest. Ich wünsche mir nicht mal mehr diese Erfahrungen des letzten Jahres weg. Seltsam. Jetzt bin ich wirklich durchgeknallt, was? Nein, ich zehre sogar davon. Täglich! Plötzlich fühle ich mich wie eine Dampflok. Nein, nicht wie der Rasende Roland, also keine Dampflok, eher wie ein noch langsamer ICE. Aber ich fahre nicht mehr zu den letzen Bahnhöfen zurück, sondern nehme eine endlos Strecke.

Ich sehe wirklich kein gestern mehr und ich bedaure es nicht mal. Ich kann nichts dafür. Ich freue mich sogar das es so ist. Natürlich weiß ich was „gestern“ war, aber ich bedaure es nicht mehr. Das bin eben nur ich. Trotz Erkrankung habe ich nie versagt. Nie!

Ich lasse dies mal so im Raum stehen.

LG Anna

Verfasst: 14:08:2009 8:41
von Marika
Liebe Amoebe - das was du beschreibst IST es: Das ist der NORMALE GESUNDE ZUSTAND - und ich gratuliere dir von Herzen dazu!!!! Du hast es geschafft, aus dem "Loch" nachhaltig raus zu kommen, du hast eine Stabilität erreicht, die Depression und somit auch das Hängen an Vergangenem hinter dir gelassen.

Eine Depression ist eigentlich eine "Erstarrung". Man ist unfähig weiter zu gehen, nach vorn zu schauen, Pläne zu machen oder Ziele zu stecken. Das würde viel zu viel Angst machen und oft hat man das Gefühl, man verdiene es nicht, eine Zukunft zu planen, weil man zu schlecht ist, zu unfähig. So ging es mir, ich hatte dazu noch enorme Schuldgefühle und dachte, ich verdiene es einfach nur zu sterben. Es fühlt sich wie in einem Kokkon an - das einzige was durchdringt ist Vergangenes, das war schon, da muss man nichts mehr für tun. Aber an Zukünftiges zu denken ist in einer Depression schlicht unmöglich, dazu braucht man "Beweglichkeit" und Depression ist wie gesagt "Erstarren" - BewegungsUNFÄHIGKEIT!!!!

Leuchtkäferchen - du steckst in diesem Kokkon, versuchst aber schon dran zu rütteln und zu drücken, nur geht er noch nicht auf. Es sind auch hier Phasen der Depression die man durchläuft: Zuerst mal kommt irgendwann die Erkenntniss, dass man krank ist, dass man Hilfe braucht. Dann die Therapie usw. in der man langsam merkt, dass man sich noch bewegen kann und es auch langsam versucht. Da bist du grad drinnen, Käferchen. Dann kommt der "Ausbruch" der Kokkon öffnet sich, man gewinnt eindeutig an Stärke und Selbstvertrauen, wird vielleicht sogar übermütig... und fällt evlt. noch ein paar mal zurück in den Kokkon. Und irgendwann ist der Schmetterling fertig fliegt aus dem Kokkon und streift ihn für immer ab - da bist du nun schon ganz nah dran, liebes Amoebchen.

Wenn man schon wieder fliegen kann, dann kann man oft gar nicht mehr verstehen, wie man früher sich so anders und so schrecklich gefühlt hat. Und wenn man noch im verschlossen Kokkon liegt, dann kann man sich niemals vorstellen, wie man jemals wieder fliegen soll.

Also liebe Amoebe - du bist nie und nimmer ein schlechter Mensch, (ich denke, du hast das eh mit einem Augenzwinkern gemeint, oder... :wink: ) sondern du hast gelernt zu fliegen, du hast die Depression hinter dir gelassen und somit das Vergangene, das nicht mehr zu ändern ist, hast dich damit abgefunden und genau wenn dieser Zeitpunkt eintritt, wenn man LOSLÄSST, dann erst ist man frei zu fliegen.

Ich war Zeit meines Lebens vor der PPD eine Pessimistin, habe immer zuerst die Gefahr, das Schlecht gesehen, war sehr unflexsibel und perfektionnistisch. Durch die PPD bin ich heute eine OPTIMISTIN geworden - echt wahr!!!!!! Ich sehe meist zuerst das Positive und meine Ängste sind zu nomalen geworden, ich bin flexsibel, für Überraschungen gut und es darf auch mal chaotisch sein. Es sogar für mich ab und zu noch ein Wunder, dass sich in meinem Leben so eine Wende vollzogen hat. Mein vorheriges Leben war ich in diesem Kokkon gefangen, durch die PPD war ich gezwungen an ihm zu rütteln und ihn auzubrechen und wißt ihr, wann ich das erste Mal "gefolgen" bin? Ich weiß es noch genau: Am 15.4.2006 - am 1. Geburtstag meines Sohnes, da hatte ich erstmals dieses Gefühl - ICH KANN FLIEGEN UND ICH TRAU MICH AUCH! Es hat natürlich noch gedauert, bis ich diesen Kokkon nicht mehr brauchte, ich habe mich noch ein paar Mal darin verkrochen. Heute aber habe ich ihn chon lange abgestoßen - durch die "Flugstunden" mit meinem Therapeuten und der "Flughilfe AD" bin ich ein freier Schmetterling geworden.

Es darf und muss eine Zeit geben, wo man über das Vergangene trauert, das ist heilsam. Danach aber soll man aktiv auch das "Schöne" gegenüber stellen. Ich habe ein Glückstagebuch geführt, das hat sehr geholfen, mich vom Vergangenen zu lösen.

Liebe Grüße von "der mit den Flügeln", wie ihr unten unschwer sehen könnt..... :wink:

Verfasst: 14:08:2009 11:27
von mystique
Hallo,

meinst Du, es würde Dir mit einer anderen Diagnose besser gehen?
Oder wenn Du Deine Diagnose nicht wüsstest?
Ich habe auch Zeiten hinter mir, in denen mich meine Diagnose (mittelschwere Depression und Angststörung) sehr runtergezogen hat und ich es einfach nicht akzeptieren wollte oder nicht die Kraft dazu hatte es zu akzeptieren.
Ich denke, Du musst Dich erstmal dran gewöhnen, und dann wirst Du auch besser damit umgehen können.
LG,Astrid

Verfasst: 14:08:2009 12:58
von Ylaina
P.S.: Deine Reaktion auf die Diagnose (und ich behaupte frei heraus, es wäre egal, wie der 'Begriff an sich' lauten würde) ist übrigens auch 'normal'.
In der Klinik, in der ich war haben einige Patienten nach ihrer Akte verlangt. Rein rechtlich steht diese ihnen zu.
Die Ärzte haben dies jedoch in allen mir bekannten Fällen verweigert.
Die Sicht als Arzt und als Patient auf diese 'Einteilung' ist so himmelweit voneiannder entfernt, dass sie ihre Patienten durch die Verweigerung schützen wollten ( der Arzt ist NIE persönlich betroffen, der Patient IMMER z.B.).
Alle Patienten haben sich - sehr wohl nach anfänglicher be'recht'igter Auflehnung- damit abfinden können.

Wollt ich nur noch kurz anmerken, geht mir die ganze zeit schon durch den Kopf... :wink:

Liebe Grüße

Verfasst: 14:08:2009 16:41
von rio75
Hallo,
ja genau so ist es mir auch gegangen ! Ich wollte nichts hübsches einkaufen mich nicht freuen, da ich immer dachte, " Wenn Du Dich jetzt freust, dann stirbt Dein Kind !"
Es ist keine Vorsicht, jetzt weiß ich das es eine Angststörung ist !

Und was soll ich Dir sagen, es ist tatsächlich passiert , ab der 19.SSW Wehen und Krankenhausaufenthalt bis zur 30SSW fast 4 Monate im Krankenhaus !!! Dann haben die Ärzte per Notsectio meinen Süßen geholt, er war ein Frühchen, es ging Ihm nicht gut. Es hat mich quasi bestätigt, dachte ich.....
Auch ich möchte sooooo gern die Anfangszeit, daß kuscheln und Schmusen, das stolze spazieren gehen, all das was" normale Mütter" tun nochmal erleben. Ich kann mir kaum die Fotos anschauen, von seinen ersten Lebensmonaten.

Naja darum die Therapie und die AD's. Es wird schon. Und mein Süßer bekommt all meine Liebe eben jetzt ! Wir machen zusammen am WE Mittagsschläfchen und schmusen jeden Tag ohne Ende. Ich liebe seinen Duft, daß ist Glück in Tüten !

Es wird glaub mir !

Liebe Grüße rio

Verfasst: 14:08:2009 22:46
von AmoebeMS
Marika hat geschrieben:Also liebe Amoebe - du bist nie und nimmer ein schlechter Mensch, (ich denke, du hast das eh mit einem Augenzwinkern gemeint, oder... :wink: ) sondern du hast gelernt zu fliegen, du hast die Depression hinter dir gelassen und somit das Vergangene, das nicht mehr zu ändern ist, hast dich damit abgefunden und genau wenn dieser Zeitpunkt eintritt, wenn man LOSLÄSST, dann erst ist man frei zu fliegen.
Ja Marika, ich habe es mit einem Augenzwinkern gemeint. Du hast mich durchschaut. Erwischt!

Ich sage es mal frei heraus: Die Diagnose ist mir heute schnurz-piep-egal! Wirklich. Wirklich. Wirklich. Leichte, mittelschwere, schwere Depression??? Haben wir nicht alle irgendwie die selben (ähnliche) Leiden und wollen nur eines, nämlich raus aus dem Mist? So geht es zumindest mir.

Ja, ich bin wohl gerade ein junger Schmetterling, der gerade aus dem Kokon geschlüpft ist und das Fliegen lernt. Dabei fällt mir gerade ein, dass ich morgen als Gute-Nacht-Geschichte mal rasch wieder "Die kleine Raupe Nimmersatt" hervorkramen könnte.

LG AmoebeMS

P.S. Haltet Euch an einer Diagnose nicht zu lange auf!!! Packt es einfach an. Geht zur Therapie, nehmt ein Medikament, wenn es nötig ist, lest Bücher und übt damit, macht Tiefenentspannung (zb mit CDs), macht worauf Ihr Lust habt, nehmt Bachblüten, macht Sport und REDET mit anderen was das Zeug hält. Ach ja, ... übt so oft wie möglich Euer Kind in neutralem Zustand in den Arm zu nehmen und hinterfragt sein Lächeln!

Verfasst: 15:08:2009 8:32
von Feebie
Genau Amoebe, ich stimme dir zu.

Macht was euch gefällt!!!

Das ist das Wichtigste momentan. Daraus könnt ihr die nötige Kraft schöpfen den Tag zu schaffen und vielleicht sogar mal zu genießen.

Ich habe irgendwann das höhnische Grinsen meines Staubsaugers aus der Abstellkammer heraus ignoriert und bin mit meinem Kleinen einfach spazieren gegangen, wenn mir danach war.

Habe mit einem Fußtritt die Waschmaschinentür zugehauen und gesagt, die kann auch Nachts noch waschen und habe mich einfach mit meinem Sohn aufs Bett gelegt und wir haben den Tag mit singen, lachen, spielen und rumgammeln verbracht.

Meinem Mann ist es wichtiger das wir zwei hier zuhause einen guten Tag hatten und ich ihn mit einem Lächeln begrüßen kann, als das hier alles blitzt und ich heule oder rumwüte, wenn er von der Arbeit kommt, weil ich am Ende bin.

Es ist noch Sommer, versucht ihn zu genießen. Die dunklen Tage kommen bestimmt und da wird es sicher wieder etwas schwerer für uns alle, also laßt Haushalt Haushalt sein.

LG,
Feebie