Möchte mich vorstellen ( vorsicht sehr lang )
Verfasst: 27:08:2009 15:06
Hallo,
ich heiße Ulrike, bin 33 Jahre alt und wohne in Berlin. Heute möchte ich euch gern meine Geschichte erzählen.
Begonnen hat alles schon während meiner Schwangerschaft. Ich habe mir die ganze Zeit Sorgen gemacht das irgend etwas nicht stimmen könnte, weil bei mir die typischen Schwangerschaftsanzeichen fehlten. Ich habe immer gedacht eine Schwangerschaft muss mit ganz bestimmten "Symptomen" einhergehen. Die ganze Zeit stand ich vor dem Spiegel und habe nach Anzeichen für eine intakte Schwangerschaft gesucht.
Die Angststörung entwickelte sich dann schlagartig im Dezember 2007 mit Beginn der ersten Kindsbewegungen. Ich hatte auf einmal fürchterliche Angst vor einer Totgeburt. Bei jeder Kindsbewegung dachte ich es könnte vielleicht die Letzte sein. Begleitet wurde das Alles von starker innerer Uruhe, Appetitlosigkeit und extremer Schlaflosigkeit. Ich habe 5 Nächte am Stück nicht mehr geschlafen. Und ich hatte große Angst meinem Kind dadurch zu schaden. Schon da haben sich die ersten Zwänge eingeschlichen. Ich habe immer auf regelmäßiges Essen und Trinken geachtet, obwohl ich weder Hunger noch Durst hatte. Pro Tag habe ich mir drei Mahlzeiten und drei Liter Füssigkeit hintergequält, aus Angst meine Schwangerschaft zu gefährden.
Als die Situation immer schlimmer wurde- ich konnte nicht mehr alleine zu Hause bleiben und habe nur noch geweint- habe ich mich in der psychiatrischen Mutter- Kind Ambulanz im St. Joseph KH in Berlin
vorgestellt. Dort werden auch schwangere Frauen betreut.
Ich denke zu dieser Zeit hatte ich nicht nur eine Angststörung sondern auch schon eine Depression.
Gegen die Ängste habe ich dann Diazepam verschrieben bekommen, was mir auch sehr gut geholfen hat. Ich konnte endlich wieder schlafen.
Die Ängste wurden mit der Zeit auch etwas besser aber meine Depression verschlimmerte sich immer mehr.
Ich konnte mich an nichts mehr erfreuen und nahm meine Umwelt nicht mehr wahr. Ich litt unter einem sehr starken Grübelzwang der mich daran hinderte mich auf die normalsten Dinge zu konzentrieren. Ich konnte nicht mehr fernsehen, ich konnte nicht mehr lesen und ich konnte auch kein normales Gespräch mehr führen. Ich saß immer nur teilnahmslos daneben oder habe geweint. Außerdem bekam ich meine ersten Zwangsgedanken, in Form von Schimpfwörtern, die ständig in meinem Kopf herumspukten.
Zu dieser Zeit befand ich mich bereits in einem Beschäftigungsverbot da ich nicht mehr arbeiten konnte. Statt dessen ging ich zur Ergotherapie und wurde Meister im Häkeln und im Körbe flechten. Außerdem wurde ein Antidepressivum angesezt, was aber leider keine Besserung brachte. Freude auf mein Baby konnte ich da schon lange nicht mehr empfinden.
Am 30.04.08 wurde dann endlich meine Tochter geboren. Selbst während der Geburt beschimpfte ich meine Hebamme im Gedanken mit Schimpfwörtern. Über die Geburt meiner Tochter konnte ich mich zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht freuen, die Glücksgefühle blieben einfach aus. Stattdessen hegte ich schon im KH die ersten Zwangsgedanken gegenüber meinem Baby. Zu Hause wurde es dann auch nicht besser. Weinen, Grübeln und Zwangsgedanken waren an der Tagesordnung und zu guter letzt fing ich auch noch an im Gedanken ständig Gespräche zu führen. Der Grübelzwang nahm so sehr überhand, das ich selbst im Schlaf kreisende Gedanken hatte.
Zum Glück hatte mein Freund in den ersten zwei Monaten Elternzeit, so das er mich sehr entlasten konnte. Ohne meinen Freund und den Rückhalt meiner Familie hätte ich diese schwere Zeit wahrscheinlich nicht überstanden.
Die Wende kam dann nach ca. 3 Monaten als bei mir ein Neuroleptikum ( Zyprexa )eingesetzt wurde. Zyprexa hat mir geholfen aus dem Grübelkreislauf auszubrechen und mich wieder konzentrieren zu können. So nach und nach begann ich wieder am Leben teilzunehmen. Ich ging mit meiner Tochter zum Pekip und zum Babyschwimmen und ich begann mich langsam aus dem Sumpf der Depression zu befreien.
Heute kann ich wieder ein weitestgehend normales Leben führen. Das einzige was mir geblieben sind, sind die Zwangsgedanken und die Medikamente. Mit den ZG's kann ich schon ganz gut leben ( habe auch nur noch ab und zu Schimpfwörter im Kopf ) und ich bin gerade dabei mein AD zu reduzieren. Bisher klappt das auch ganz gut.
Zur Zeit bin ich noch mit meiner Tochter zu Hause und genieße das Leben mit ihr. Sie ist mittlerweile das Beste was mir je passiert ist.
So, das war meine Geschichte. Ich freue mich auf einen regen Erfahrungsaustausch, denn ich fühle mit euch allen sehr verbunden. Schatten und Licht gehört schon seit langem zu meinem ständigen Begleiter.
Herzliche Grüße,
Ulrike
ich heiße Ulrike, bin 33 Jahre alt und wohne in Berlin. Heute möchte ich euch gern meine Geschichte erzählen.
Begonnen hat alles schon während meiner Schwangerschaft. Ich habe mir die ganze Zeit Sorgen gemacht das irgend etwas nicht stimmen könnte, weil bei mir die typischen Schwangerschaftsanzeichen fehlten. Ich habe immer gedacht eine Schwangerschaft muss mit ganz bestimmten "Symptomen" einhergehen. Die ganze Zeit stand ich vor dem Spiegel und habe nach Anzeichen für eine intakte Schwangerschaft gesucht.
Die Angststörung entwickelte sich dann schlagartig im Dezember 2007 mit Beginn der ersten Kindsbewegungen. Ich hatte auf einmal fürchterliche Angst vor einer Totgeburt. Bei jeder Kindsbewegung dachte ich es könnte vielleicht die Letzte sein. Begleitet wurde das Alles von starker innerer Uruhe, Appetitlosigkeit und extremer Schlaflosigkeit. Ich habe 5 Nächte am Stück nicht mehr geschlafen. Und ich hatte große Angst meinem Kind dadurch zu schaden. Schon da haben sich die ersten Zwänge eingeschlichen. Ich habe immer auf regelmäßiges Essen und Trinken geachtet, obwohl ich weder Hunger noch Durst hatte. Pro Tag habe ich mir drei Mahlzeiten und drei Liter Füssigkeit hintergequält, aus Angst meine Schwangerschaft zu gefährden.
Als die Situation immer schlimmer wurde- ich konnte nicht mehr alleine zu Hause bleiben und habe nur noch geweint- habe ich mich in der psychiatrischen Mutter- Kind Ambulanz im St. Joseph KH in Berlin
vorgestellt. Dort werden auch schwangere Frauen betreut.
Ich denke zu dieser Zeit hatte ich nicht nur eine Angststörung sondern auch schon eine Depression.
Gegen die Ängste habe ich dann Diazepam verschrieben bekommen, was mir auch sehr gut geholfen hat. Ich konnte endlich wieder schlafen.
Die Ängste wurden mit der Zeit auch etwas besser aber meine Depression verschlimmerte sich immer mehr.
Ich konnte mich an nichts mehr erfreuen und nahm meine Umwelt nicht mehr wahr. Ich litt unter einem sehr starken Grübelzwang der mich daran hinderte mich auf die normalsten Dinge zu konzentrieren. Ich konnte nicht mehr fernsehen, ich konnte nicht mehr lesen und ich konnte auch kein normales Gespräch mehr führen. Ich saß immer nur teilnahmslos daneben oder habe geweint. Außerdem bekam ich meine ersten Zwangsgedanken, in Form von Schimpfwörtern, die ständig in meinem Kopf herumspukten.
Zu dieser Zeit befand ich mich bereits in einem Beschäftigungsverbot da ich nicht mehr arbeiten konnte. Statt dessen ging ich zur Ergotherapie und wurde Meister im Häkeln und im Körbe flechten. Außerdem wurde ein Antidepressivum angesezt, was aber leider keine Besserung brachte. Freude auf mein Baby konnte ich da schon lange nicht mehr empfinden.
Am 30.04.08 wurde dann endlich meine Tochter geboren. Selbst während der Geburt beschimpfte ich meine Hebamme im Gedanken mit Schimpfwörtern. Über die Geburt meiner Tochter konnte ich mich zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht freuen, die Glücksgefühle blieben einfach aus. Stattdessen hegte ich schon im KH die ersten Zwangsgedanken gegenüber meinem Baby. Zu Hause wurde es dann auch nicht besser. Weinen, Grübeln und Zwangsgedanken waren an der Tagesordnung und zu guter letzt fing ich auch noch an im Gedanken ständig Gespräche zu führen. Der Grübelzwang nahm so sehr überhand, das ich selbst im Schlaf kreisende Gedanken hatte.
Zum Glück hatte mein Freund in den ersten zwei Monaten Elternzeit, so das er mich sehr entlasten konnte. Ohne meinen Freund und den Rückhalt meiner Familie hätte ich diese schwere Zeit wahrscheinlich nicht überstanden.
Die Wende kam dann nach ca. 3 Monaten als bei mir ein Neuroleptikum ( Zyprexa )eingesetzt wurde. Zyprexa hat mir geholfen aus dem Grübelkreislauf auszubrechen und mich wieder konzentrieren zu können. So nach und nach begann ich wieder am Leben teilzunehmen. Ich ging mit meiner Tochter zum Pekip und zum Babyschwimmen und ich begann mich langsam aus dem Sumpf der Depression zu befreien.
Heute kann ich wieder ein weitestgehend normales Leben führen. Das einzige was mir geblieben sind, sind die Zwangsgedanken und die Medikamente. Mit den ZG's kann ich schon ganz gut leben ( habe auch nur noch ab und zu Schimpfwörter im Kopf ) und ich bin gerade dabei mein AD zu reduzieren. Bisher klappt das auch ganz gut.
Zur Zeit bin ich noch mit meiner Tochter zu Hause und genieße das Leben mit ihr. Sie ist mittlerweile das Beste was mir je passiert ist.
So, das war meine Geschichte. Ich freue mich auf einen regen Erfahrungsaustausch, denn ich fühle mit euch allen sehr verbunden. Schatten und Licht gehört schon seit langem zu meinem ständigen Begleiter.
Herzliche Grüße,
Ulrike