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Kampf verloren
Verfasst: 25:09:2009 7:11
von Feebie
Hallo ihr Lieben,
ich möchte mein Posting aus einem anderen "Thema" von mir lieber hier nochmal einstellen. Die dortige Überschrift paßt nicht mehr zu dem Zustand in dem ich mich befinde und irgendwie finde ich, es gehört eher unter diese Rubrik hier.
Und da ich irgendwie Zuspruch brauche, oder einfach eure Kommentare hören möchte, poste ich hier nochmal, denn in dem anderen Thema wird nicht unbedingt jeder lesen.
Danke!
Tja, wo fange ich jetzt an und wo höre ich auf.
Also der Besuch beim Gyn war okay. Ich war schnell dran, er hat sich Zeit genommen, Organisch ist alles okay, und hormonell ist er gerne bereit zu schauen. Dafür muss ich aber die Pille für mind. 3 Monate absetzen und erst dann kann man es testen. Nochmal 3 Monate in diesem Zustand?!

Und dann war er sehr verständnisvoll, sagte das PPD viel öfter vorkommt als man denkt, das er mir gerne helfen will, aber das es auch eher ein Strohhalm ist, an den ich mich da klammere, denn in den allerseltensten Fällen liegt es tatsächlich ausschließlich an den Hormonen. Und da hast du, Deria, ganz sicher recht, ich glaube ich habe inzwischen keine PPD mehr, sondern bin einfach weiterhin depressiv. Es hat sich verändert. Ich glaube nicht mehr eine schlechte Mutter zu sein, oder alles falsch zu machen. Denn ich sehe ja meinen süßen vergnügten Zwerg und habe den Beweis vor Augen eine gute Mutter zu sein.
Aber diese Traurigkeit hört nicht auf, an manchen Tagen auch diese Emotionslosigkeit nicht. Ich wabere dann so durch den Tag und einzig die inzwischen eingeübte Routine hat es mir so lange möglich gemacht, den Alltag zu meistern. Manchmal sogar richtig gut, manchmal eher zweifelhaft, aber oft okay. Einzig Neuerungen oder unvorhersehbare Ereignisse haben mich aus der Bahn geworfen.
Naja, jedenfalls kann ich so nicht mehr weiter machen. Ich spüre keine Freude mehr. Wir geben am Samstag eine Bauhelferparty und organisieren ein Oktoberfest, etwas von dem ich weiß, das ich mich total drauf freuen würde, wenn ich "normal" wäre. Mein Sohn wird bald zwei, auch darauf könnte ich mich schon mal freuen, aber es ist mir "fast" egal. Ich bedaure nur, wie groß und selbständig er schon ist. Und Anfang Oktober machen wir ein paar Tage Urlaub und auch darüber empfand ich keine Freude. Ich will mich aber endlich wieder freuen! Ich will wieder einmal richtig Spaß am Leben haben, aus vollem Halse lachen und ganz laut einen Song hören und mit meinem Sohn tanzen und ausgelassen sein und es dabei ganz ehrlich auch so zu empfinden...
Ich bin dann vom Gyn direkt zu meinem Hausarzt (der die PPD diagnostiziert hatte) und habe mir ein neues AD verschreiben lassen.
Ich war so wütend auf diese verdammte PPD die man einfach nicht mit Kraft bekämpfen kann. Man kann noch so stark sein und noch so sehr dagegen ankämpfen, sich drehen und wenden und immer neu so tun, als wäre jetzt langsam mal alles wieder gut, und dann ist es das nicht. Dann plötzlich sitzt man da und kann einfach nur weinen. Ich sehe mein Kartenhaus gerade vor mir auf dem Boden liegen, denn so sehr ich mich bemühe glücklich zu sein, ich bin es nicht. So sehr ich mich bemühe wieder zärtlich zu meinem Mann zu sein, oder seine Zärtlichkeiten zuzulassen, es gelingt mir nicht. So sehr ich mich bemühe, mir Auszeiten zu gönnen, mich unter Leute zu begeben, es hilft alles nichts. Ich bin so sauer, weil man gegen alle Krankheiten etwas tun kann, aber hier kann ich nicht gewinnen. Zumindest fühlt es sich gerade so an.
Somit habe ich einfach aufgegeben. Die PPD hat gewonnen, ich nehme jetzt ein AD, denn ein mieser Zustand ist genausogut wie ein anderer mieser Zustand. Ich erhoffe mir nichts von dem AD, es ist nur für mich das Zeichen absoluter Kapitulation. Vielleicht brauche ich das gerade. Vielleicht ist das der Beginn zu begreifen und zuzulassen, das das hier wirklich eine Krankheit ist. Vielleicht, viellleicht....
Ich weiß, ihr werdet jetzt alle schreiben das es ganz mutig und stark von mir war, mir ein AD zu holen, aber es fühlt sich nicht stark an. Ich habe ja immer wieder eure Worte bei anderen gelesen, wie ihr denen zugesprochen habt, das es eine gute Idee war mit dem AD, aber für mich gilt das nicht. Ich fühle mich als Komplettversagerin. Versteht mich nicht falsch, für alle anderen finde ich ADs völlig okay, auf welche Weise es auch immer wirken mag, Hauptsache es hilft. Für mich gilt das eben nicht. Ich wollte es ohne schaffen, ich musste es einfach für mich ohne schaffen und nun habe ich aufgegeben...
Meine Kampfansagen an die PPD sind erloschen, ich fühle mich leer und kraftlos. Naja und eigentlich dürfte ich es ja auch gar nicht mehr PPD nennen, denn es ist daraus vermutlich einfach nur eine weitere Depression gewachsen.
Wißt ihr was ich heute auch so grotesk und bescheuert fand? Alle Ärtze ziehen die Augenbrauchen hoch oder sagen dir klar ins Gesicht, das sie es nicht gut finden, das man kein AD nimmt. Und die Menschen um einen herum belächeln einen, wenn man erzählt, das man psychisch krank ist und z.B. ADs nimmt. Es gibt nur ein "Zwischen den Stühlen" und das ist für mich kaum zu ertragen. Ich bin/war Perfektionistin, die alles im Griff haben wollte und die es allen Recht machen mußte und die auch noch von allen gemocht werden wollte und in diesem Punkt kann ich es mindestens einer Seite nicht recht machen. Für wen soll ich mich entscheiden?
Ich habe mal von einer englischen Schweinesorte gehört die keine Entscheidungen treffen konnte. Wenn man die an eine Weggabelung stellte und in gleicher Entfernung einen Futtertrog auf den Wegen plazierte, dann fielen die einfach tot um, weil die sich nicht entscheiden konnte (vermutlich ist das nur ein Mythos, aber ich hörte mal davon).
Da ich aber nicht tot umgefallen bin, muss ich mich wohl entscheiden und so wird es das AD. Irgendetwas muss ich ja tun.
Aber jetzt rede ich langsam wirres Zeug und schweife ab. Ich bin nur so "voll" und möchte ganz viel reden und reden und reden. Ich würde so gerne einen ganz kurzen Blick in die Zukunft werfen. Was ist in 6 Monaten, und wie fühlt es sich dann an? Da würde ich gerne mal reinhorchen....
Naja, egal, gute Nacht aufs erste. Morgen beginnt mein AD-Zeitalter.
Liebe und enttäuschte Grüße,
Feebie
Verfasst: 25:09:2009 8:21
von smaugerl
Liebe Feebie,
ich wollte dir nur kurz vor Augen führen, was du dieser Tage selber geschrieben hast:
Jetzt habe ich diesen Berg erklommen
Erstaunlich denn so viele sind mitgekommen
Vor Tagen war ich noch so einsam gewesen
und dabei haben hier so viele mitgelesen
In Traurigkeit habt ihr mir beigestanden
So das wir auf diesen Berg hier fanden
Ihr habt meine Selbstzweifel fortgetrieben
Und mir so manch liebes Wort geschrieben
Und nun sitzen wir hier in geselliger Runde
Tag für Tag und Stunde um Stunde
Reichen uns die Hände und stehen uns bei
Fühlen uns leichter und ein wenig frei
Mein Herz ist auch gar nicht mehr so schwer
Denn alleine fühle ich mich jetzt nicht mehr
find ich sehr schön diese Zeilen und auch momentan passend für deine Gefühle, die du jetzt hast - du hast diesen Kampf sicher nicht verloren, wenn man überhaupt von einem Kampf sprechen kann, vielleicht wäre Herausforderung passender

- und enttäuscht brauchst du auch nicht sein von dir
Mach dir nicht zuviele Gedanken, wem du es recht machen musst - wichtig ist, das du dich wohlfühlst - und die Leute, die darüber lächeln, das du ein AD nimmst, die sind vielleicht nicht die Menschen, mit denen du dich jetzt umgeben solltest - bei jeder anderen Krankheit würde keine Freundin/Freund darüber Witze machen, wenn man ein Medikament nimmt...
und erst in solchen Situationen wie einer PPD oder Depression erkennt man seine wahren Freunde...wer wirklich zu einem steht. Mein Vater hat auch einmal zu mir gesagt, na muss den das sein, das du diese Tabletten nimmst

ja es muss sein, denn ich möcht auch eines Tages wieder leben und lachen können

und meinen Kopf frei kriegen für andere Sachen...
also, liebe Feebie - alles Gute für dein "AD Zeitalter"
lg
Verfasst: 25:09:2009 9:00
von Leuchtkäfer
Liebe Feebie,
ich habe Dir ja schon eine PN geschrieben, bevor ich Dein Post hier gelesen habe. Da steht ja schon das Wesentliche drin.
Ich schreibe mal, was die anderen mir vor nur ein paar Tagen geraten haben.
LAß DIR ZEIT, Zeit, die das AD wirken kann. Mir tut es im Moment so gut, mal nicht mehr zu kämpfen sondern hinzunehmen.
Das ging nicht sofort. Das letzte Wochenende bin heulend durch die Wohnung getigert, immer mal wieder mit Ruhephasen durch das Tavor.
Aber ehrlich: Es ist besser geworden. Das AD wirkt glaube ich noch nicht, aber ich kann mir inzwischen die Zeit geben, darauf zu warten. Gib sie Dir auch. Vielleicht hebst Du Dir Deinen letzten Beitrag irgendwo auf und schaust mal in sechs Wochen danach. Da hat sich bestimmt was verändert.
Ich schreibe Dir jetzt nichts von Mut oder richtiger Entscheidung, sondern einfach nur davon, daß wir beide zusammen lernen können, zuzulassen, daß wir krank sind und nicht faul oder unfähig.
Wollen wir das versuchen, Feebie?
Wir schaffen das, ich glaube fest daran,
Liebe Grüße von Leuchtkäfer
Verfasst: 25:09:2009 9:03
von Elisabeth11
Hallo, Feebie!
Hab ich das richtig in Erinnerung, dass du nicht besonders offen mit deinem Umfeld über die PPD sprichst? Dann braucht es dich nämlich nicht zu wundern, dass die nicht verstehen, dass du ein AD nimmst. Bei mir war auch erst Verständnis da von den Anderen, als ich nicht mehr versucht habe, die schöne, kompetente, lustige Fassade aufrecht zu halten. Wie sollen die anderen denn merken, wie es dir geht, wenn du so tust, als wär eh alles halb so schlimm?
Und auch wenn du das nicht hören willst: es IST ein Zeichen von Stärke, dass du ein AD nimmst! Das ist genau der Vernichtungsschlag, den die PPD/Depression (is ja egal) braucht, um besiegt zu werden. Hättest du wirklich aufgegeben und in deinem tiefsten Inneren die PPD als Gewinner sehen, dann würdest du wohl eher resignieren und dir denken, es hilft eh nix.
Aber schau mal Marika an, oder Mici, oder Nina oder auch mich (ich weiß eh, es gibt noch ganz viele andere, nicht sauer sein, dass ich jetzt gerade die rausgepickt hab): wir haben alle AD genommen bzw. nehmen sie noch und es geht uns, mal mehr, mal weniger, aber tendenziell gut! Und da meine ich echt, der Zweck heiligt die Mittel....
Jungsmama hat AD mal mit Insulin verglichen - fand ich ganz gut!
Lg E
Lg Lisi
Verfasst: 25:09:2009 10:11
von Anke
Guten Morgen Feebie,
das macht mich echt traurig, wenn ich das lese.
Als erstes möchte ich Dir sagen, dass die PPD NICHT gewonnen hat. So weit ist es nicht und wird es auch nicht werden!
Dass eine PPD nur hormonell bedingt ist, stimmt nicht. Es sind bei jeder Frau noch weitere Faktoren, die sie krank werden lassen/liessen. Und diese sind sehr vielschichtig. Ich vergleiche die Ursachen einer PPD immer mit einem Puzzle - das hat immer mehrere Teile, die ein Ganzes ergeben. Bei der einen Frau sind es mehr Teile bzw. größere, als bei einer anderen. Und die Hormone sind eben ein Puzzleteil.
Ich gehöre auch zu den Frauen, die es als positiv ansehen, dass Du jetzt ein AD nimmst! Gib dem Medikament etwas Zeit und dann wirst Du merken, dass es bergauf geht. Dass Du wieder Freude spüren kannst etc. Sieh es als Unterstützung an!
Ich war nur froh, dass es Medizin gibt, die mir letztendlich (und natürlich auch mein Klinikaufenthalt) wahrscheinlich das Leben gerettet haben. Ich konnte auch lange Zeit die PPD nicht als Krankheit akzeptieren.
In einem bestimmen Zustand der Depression kann man nicht gegen etwas ankämpfen, auch wenn man sich noch so sehr bemüht. Es geht einfach nicht!!!!! Das liegt aber nicht am Nicht-Wollen, sondern am Nicht-Können (bedingt eben durch die Krankheit).
Gott sei Dank sehen die Ärzte ein AD in vielen Fällen als Notwendigkeit an. Manche PPDs, vor allem die mittelschweren und schweren, können eben nur mit Medizin geheilt werden. Außerdem verkürzen sie die Krankheitsdauer und den Leidensweg.
Und die Personen, die Dich wegen der Einnahme eines AD belächeln, haben keine Ahnung von PPD, d. h. sie können nicht mitreden, wie Du Dich wirklich fühlst.
Auch wenn es momentan schwer fällt: denk an das Lied "Lass die Leute reden..."
Denk an Dich!!! Lass Dir helfen und es wird sich bald bessern!
Alles Gute für Dich, Feebie!
Verfasst: 25:09:2009 10:49
von mici
Hallo Feebie,
um welchen Preis willst Du Deine PPD ohne AD besiegen?? Um den Preis weiterer seelischer und körperlicher Blessuren? Es ist kein Gedulds- oder Geschicklichkeitsspiel diese Krankheit in den Griff zu kriegen, das merkst Du selber; diese Krankheit ist gefährlich, wenn man ihr nicht mit den richtigen Mitteln begegnet. Eine permanent traurige Feebie, eine lebensunfrohe Feebie hat weitreichende Konsequenzen für Dein Leben; dies bekommst Du jeden Tag aufs Neue zu spüren. Willst Du das weiterhin? Willst Du weiterhin das Leben als Anstrengung empfinden? Diese Fragen sind rhetorisch, denn die Antwort kennst Du selber.
Und gleichzeitig sind sie inhaltlich ganz ernst gemeint!
Bei Nicht-Behandlung bzw. nicht sachgemäßer Behandlung kann sich auch eine Chronifizierung der Depression ergeben; Dein Körper gewöhnt sich an den Zustand des Traurigseins und kennt es eines Tages nicht mehr anders. Du schreibst selber, dass aus der PPD vielleicht schon eine "normale" Depression" geworden ist.
Bei schuppigen, juckenden Hautexzemen verschreiben Ärzte oftmals auch Cortioson, was ja in der Regel nicht Mittel der Wahl ist, um seine Haut dauerhaft zu heilen. Aber es gelingt dem Körper mit Hilfe des Cortiosons den Kreislauf des Juckens und Kratzens und wieder Juckens und Nicht-Abheilen-Wollens zu durchbrechen und dadurch wieder zu erlernen, dass dieses Exzem als etwas Unnormales zu identifizieren ist, wogegen er seine Selbstheilungskräfte aktivieren muss.
Wenn Deine Selbstheilungskräfte wieder aktiviert sind, kannst Du auch das AD wieder absetzen, aber es ist falsch verstandener Ergeiz, es weiterhin ohne versuchen zu wollen, wenn Du es schon so lange nicht geschafft hast, die PPD zu besiegen.
Sei froh, dass es noch weitere Hilfsmaßnahmen gibt!
Glaubst Du, die wiederkehrende Fröhlichkeit fühlt sich falsch an oder steht Dir nicht zu, wenn Du sie nur durch das AD erreicht zu haben glaubst?
Soll ich Dir zusätzlich zu der Meinung des Arztes und Deiner Bekannten noch weitere Meinungen zu den Pros und Contras von ADs nennen? Es ist wie bei fast allen Dingen im Leben nämlich auch bei der Einnahme von ADs nicht so, dass es nur richtig oder falsch gibt. D. h. Du sitzt nicht nur zwischen zwei Stühlen, sondern zwischen vielen! Jeder hält was anderes für die einzige Wahrheit und die Schwierigkeit besteht eben gerade darin, seine eigene Wahrheit trotzdem zu erkennen und wenn man sie erkannt hat nicht wieder auf Grund von diversen Beeinflussungen aus dem Blick zu verlieren!
Dafür hast Du uns -
Es ist gut, dass Du mit dem AD beginnst - gute Besserung!
Herzlichst, MICI
Verfasst: 25:09:2009 11:23
von rio75
Liebe Feebie,
nein die PPD hat nicht gewonnen, wenn Du ein AD nimmst. Ganz im Gegenteil !!! Du hast den Kampf endlich aufgenommen weil Du ein AD nimmst !
Du nimmst es nicht mehr als gegeben hin Deine Traurig/Hilfslosigkeit.
Du bekämpfst sie !!
Das AD ist nur ein kleiner kompetenter Helfer.
Ich war sehr dankbar das es ADs gibt, es hilft die erste Hürde zu nehmen und um sein Leben zu kämpfen. So hab ich das immer gesehen.
Du schreibst von Deinem süßen Zwerg, glaube mir, wenn das AD erst richtig wirkt, dann habt Ihr eine tolle Weihnachtszeit und Du wirst alles ganz intensiv wieder miterleben.
Du hast den Kampf aufgenommen, ich bin stolz auf Dich !
LG rio
Verfasst: 25:09:2009 12:10
von Feebie
Vielen Dank liebe smaugerl, lieber Leuchtkäfer, liebe Elisabeth11, liebe Anke, liebe mici und liebe rio! (hoffentlich habe ich alle Namen richtig behalten).
Ihr habt mir liebe und aufmunternde Worte geschrieben und ganz tief in meinem Herzen weiß ich ja auch, das ihr recht habt. Es ist nur so schwer für mich mir das einzugestehen.
Ich wollte es halt unbedingt ohne AD schaffen. Warum? Ich weiß es selbst nicht genau. Mir fallen mal 100 Gründe dafür ein, mal gar keiner.
Jetzt gerade bin ich einfach nur platt und kann gar nicht mehr denken.
Die erste Tablette Citalopram ist genommen und schon ist da die Müdigkeit und das Flimmern vor dem Augen.*seufz* Und dabei mußte ich heute noch schmunzeln als ich die Nebenwirkungen im Beipackzettel laß´, denn das hatte ich eh schon fast alles, in sofern kann es kaum noch schlechter werden.
Aber ich habe jetzt Kopfschmerzen, bin Müde und matt und will gerade gar nichts mehr. Mußte mich jetzt wirklich überwinden hier überhaupt zu schreiben, aber bei euren lieben und ehrlichen Worten fühlte ich mich einfach verpflichtet.
Gestern Abend war es noch sehr schwer für mich. Mein Mann kam später noch zu mir aufs Sofa und fragte nochmal gezielter nach, was denn los sei. Ihm war klar, das wenn ich mich jetzt so plötzlich für ein AD entscheide, dann kann etwas ganz und gar nicht stimmen. Und nach anfänglichen Schwierigkeiten überhaupt etwas zu erzählen (ich verstecke meine wahren Gefühle schon seit Wochen hinter einer Fassade), brachen alle Dämme und ich habe so verzweifelt geweint, wie schon ewig nicht mehr. Sicherlich bin ich auch eher davon erschlagen und habe die Kopfschmerzen.
Die Wut ist inzwischen verraucht, aber zurück bleibt irgendein bitter Nachgeschmack und das Nicht-wissen-wie-es-weiter-geht.
Irgendwie komisch, denn gestern Mittag dachte ich noch, es läuft noch ganz gut und dann kommt so ein Termin und alles bricht zusammen. Im nachhinein bin ich erschrocken wie dünn dieses Schutzschild in Wirklichkeit gewesen ist, das ich mir in momatelanger Fleißarbeit aufgebaut habe.
Jetzt hoffe ich einfach darauf, das ich mich in absehbarer Zeit mal wieder auf irgendetwas freuen kann. Ich bin gespannt wann und was es sein wird, auch wenn ich momentan gar nicht richtig daran glauben kann, das es tatsächlich mal wieder passiert.
Danke das ihr hier alle so für mich da seid!!!
LG,
Feebie
Verfasst: 25:09:2009 13:02
von Leuchtkäfer
Liebe Feebie,
auch wenn das gestern Abend mit Deinem Mann sicher sehr aufwühlend war, war es doch bestimmt auch erleichternd, oder? Mir ging es so, als ich vor einiger Zeit bei dem Gespräch mit meiner Hebamme so geweint habe. Es war etwas leichter ums Herz.
Auch wenn Du Dir nicht vorstellen kannst, was jetzt kommt, Du sagst selber, schlimmer geht es nicht, dann kann es ja nur besser werde.
Gönn Dir Zeit und Ruhe Dich zu erholen, ich gkaube Du bist auf dem richtigen Weg und die letzten Tage waren wichtig für Dich.
Leuchtkäfer
Verfasst: 25:09:2009 13:18
von Melli110
Hallo liebe Feebie ! Warum muss ich eigentl. immer heulen, wenn ich was von Dir lese ? Du hast so eine Gabe, mir voll aus dem Herzen zu sprechen, dass ich jedes Mal total erstaunt bin. Habe grade ein ähnliches Problem wie Du. Das Citalopram ist seit 2 Mon. verordnet, ich habe es aber nicht übers Herz gebracht, deshalb meinen (jetzt 5 Mon. alten) Sohn abzustillen, und war bisher auch immer noch der Meinung es mit Psychother. und alternativen Heilmethoden hinkriegen zu MÜSSEN, weil ich mich nicht "betäuben" möchte. Auch meine Psychother. hat mir davon abgeraten, sie meint, es würde durch das Abstillen nur noch schlimmer werden, hat mir 100 Gründe aufgezählt, es nicht zu tun und am Schluss gesagt "aber entscheiden müssen Sies schon selber", vielen Dank, danach hab ich gar nix mehr gewusst. Jetzt versuche ich seit 2 Tagen, ihn langsam abzustillen und fühle mich wie eine Versagerin und Schwerverbrecherin. Auch meine Familie und mein Mann können es nicht ganz nachvollziehen, dass jetzt ein Med. ranmuss. Aber ich weiß auch, dass ich ihnen meinen Zustand nicht ausreichend erklärt habe und ich in Gegenwart andere immer versuche, mich von der besten Seite zu zeigen, sodass jeder denkt "ach - so schlecht gehts der doch gar nicht ..." Doch, der gehts so schlecht und jetzt hat sie die Nase voll und will sich helfen lassen ! Punkt. Und es ist nichts anderes, als ein "Sich unter die Arme greifen lassen", gesund werden müssen wir immer noch selbst ! Ich drück Dich ! Melli
Ps. Berichte mir, wie das Citalopram bei Dir wirkt. Meine Ärztin hat auch gesagt, wenns mich müde macht, kann ich es auch abends nehmen, vielleicht versuchst Du das mal ?
Verfasst: 25:09:2009 13:23
von Ylaina
Ich weiß wie schwierig eine Kapitulation sich anfühlt, wie furchtbar. Aber ich sehe Deine Kapitulation als die Kapitulation dessen, das so tut, als ob es gut wäre. Und somit ist diese Kapitulation die (einzig wahre?!) Möglichkeit alles wirklich gut werden zu lassen.
Solange man kämpft und versucht es gut aussehen zu lassen kommt man nicht dorthin, wo es schlecht aussieht. Und man bringt sich um die Chance, das, was schlecht aussieht wirklich zu ändern, zu ändern zum Guten.
Ich hoffe, Du verstehst den Gedankengang.
Deshalb find ich, kann man ruhig sagen, Du hast verloren. Weil Du sollst nicht gegen Dich kämpfen, sondern für Dich leben können.
Es ist dieses hemmungslose Weinen. Man ist danach fertig ja, aber hat es nicht auch etwas tief beruhigendes, etwas befreiendes?!
Was ich deutlich machen will, ist jetzt erstmal nicht, dass alles gut wird, dass Du toll bist und gerade den ersten Schritt zur Besserung gehst.
Ich will sagen, dass eine Kapitulation an einer bestimmten Stelle ihre Bestimmung hat, ihre Richtigkeit.
Und man bekommt eine Depression genauso wie andere Krankheiten 'weg'. Es ist das Gleiche. Medikamente, Entspannung, Bewegung. Du hast eine normale Erkrankung und bekommst sie mit normalen Mitteln wieder weg.
Zumindest beschwerdefrei, vielleicht bekommt man nicht die Veranlagung 'weg', die Sensibiliät (die wiederum eine Bereicherung ist, aber soweit will ich gar nicht ausschweifen) bleibt, aber das, was das Problem ist, das LEIDEN, die STARRE, die UNEMOTIONALITÄT, die bekommt man weg.
Du wirst tanzen, Du wirst barfuss laufen, Du wirst was Du willst.
Verfasst: 25:09:2009 14:42
von Gast
Hi Feebie,
ganz ehrlich gesagt, ich werde nicht traurig bei dem was Du geschrieben hast, denn ich finde, Du hast eine Art Wendepunkt erreicht! Du kapitulierst vor der PPD und nimmst jetzt entsprechende Hilfe an - das ist doch gut!
Du hast zugegeben, dass Du Deiner PPD gegenüber machtlos bist. Aber Du läßt Dich nicht hängen, Du beginnst, Dein Leben neu auszurichten nach der PPD und nach Deiner Depression. Liebe Feebie, für mich hört sich das so an, als ob Du ganz auf dem richtigen Weg bist.
Es gilt jetzt erst mal zu sortieren:
Was hast Du vor der PPD schon als Altlasten mitgebracht in die Zeit, als die PPD einsetzte?
Wie hat die PPD Dein Leben verändert, und was bist Du bereit zu tun, damit die PPD Dein Leben nicht vernichtet?
Wie sind Deine Ansprüche an Spaß und Freude im Leben? Sind diese möglicherweise so oder so nicht erfüllbar, und gibst Du nun der PPD die Schuld, weil Du Deinen Ansprüchen nicht gerecht werden kannst? Hast Du die Möglichkeit, eben genau diese Ansprüche zu "überarbeiten", nachdem Du nun damit leben musst, PPD zu haben oder irgendwann mal gehabt zu haben?
Ich glaube Feebie, Deine Chancen sind gut. Du hast gelernt, Hilfe anzunehmen, auch wenn sie Dir vielleicht nicht gut gefällt - Du nimmst jetzt Dein AD. Und Du kannst für Dich sorgen, dass hast Du mit Deinem Handeln im Zusammenhang mit der Spielgruppe bewiesen. Du kannst Dich auch schützen, Du bist ehrlich zu Dir selber. Du bist eine starke Frau.
Ich wünsche Dir viel Kraft. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich die Frauen hier nicht so erreichen kann mit dem, was ich schreibe. Deine Schwester Deria hätte es vielleicht besser formuliert. Aber es berührt mich einfach, was Du hier schreibst.
LG
Verfasst: 25:09:2009 14:58
von kadisha
hallo feebie
ich kann dich total verstehen .
auch ich hab mich lange gegen ein ad gewehrt, wollte es alleine schaffen
bis ich schliesslich in der klinik gelandet bin, weil nichts mehr ging.
ich konnt enicht aus dem bett vor lauter panik und todesangst und selbst im bett hatte ich das gefühl jeden moment zu sterben
ich bereue es, dass ich so gedacht habe.
ich hätte das ad viel früher als hilfe sehen sollen und nicht als niederlage.
hätte ich vorher damit angefangen , wäre es wohl nie so extrem geworden wie es war.
nun sehe ich es so , dass es nunmal so ist, dass wir krank sind und ein medikament benötigen ,das uns bei dir heilung hilft.
wie andre medis bei andren krankheiten .
fühl dich gedrückt und sei sicher, dass du nicht verloren hast, denn jetzt gehts der ppd erstrecht an den kragen !
glg
Verfasst: 25:09:2009 15:19
von kiki
Liebe Feebie,
es macht mich sehr Traurig das von Dir zu lesen. Dabei habe ich Dich hier in diesem Forum als eine sehr starke Persönlichkeit kennengelernt. Du hast mich so oft aufgebaut, hast mir immer wieder geschrieben was ich machen soll um das es mir besser geht. Weißt Du noch?? Ich weiß es, denn ich lese es immer und immer wieder....
Ich würde Dir gerne so viele Dinge schreiben, die mir beim lesen durch den Kopf gegangen sind, bloß fehlt mir die Kraft, da es mir auch nicht so gut geht. Die AD wirken noch nicht richtig.
Weißt Du noch das ich es auch ohne AD schaffen wollte bis es nicht mehr ging, da war ich an meinem tiefsten tief angelangt und wollte nichts mehr als sterben. Seit zwei Wochen nehme ich morgens eine Tablette mit der Hoffnung und der Zuversicht jeden Tag der Sonne ein stück näher zu kommen. Vielleicht könntest Du es auch so sehen. Denn keinesfalls hast Du versagt, kapituliert. Du bist zu Stark um zu versagen, im Gegenteil Du hast der Depression den Kampf angesagt. Nach ein paar Wochen reden wir noch mal.
Ich schicke Dir eine feste Umarmung und wünsche Dir von
Herzen alles Gute.
Liebe Grüße
kiki
Verfasst: 25:09:2009 17:14
von Deria
Liebste, kleine Schwester,
so, da ahne ich schon ein bisschen das etwas nicht stimmen kann und lese hier dein Posting.
Wenn ich könnte, wie ich wollte, hätte ich die Kraft und die Zeit und und und....dann würde ich SOFORT ins Auto steigen oder in den Zug und dich umarmen und festhalten.
Ich kann dich so gut verstehen und mir fallen eintausend Worte ein, die ich dir schicken möchte und weiß doch, es gibt Zeiten, da erreichen einen auch die Worte nicht.
Weil ich denke, dein Kopf - das schlaue große Ding (nein, nein sie hat keinen Wasserkopf)...weiß das alles, nur dein Bauch...der sagt dir: alles scheiße.
Ist es auch! Der Bauch quengelt und will "weg haben", alles soll schön sein...ja und er findet es nicht.
Vorweg zu dem AD, als ich das ( vor 15 Jahren damit angefangen und nehme es heute noch!) anfing zu nehmen, war ich auch nur müde und saft- und kraftlos. Bis mir die Neurologin vorschlug: dann nehmen Sie es zur Nacht. Eure Nächte sind ja ein bisschen ruhiger langsam und sonst muss Männe eben mal aufstehen (geht nicht anders).
Das wäre ein Versuch wert, denke ich. Denn mir hilft das Zeug vor allem zum Einschlafen.
Vielleicht hilft es auch dir, die aufhellende Wirkung zu bekommen, ohne sich wie ein Zombie zu fühlen.
Also, Versuch macht klug.
An die Perfektionistin. Du kennst mich, ich kenne dich. In der Beziehung ähneln wir uns sehr und ich bin heute an einem Punkt: alles kämpfen gegen mich, hat mir nichts genützt. Ich wurde immer kränker.
Mein Krankheitseinsehen auf Null gedrückt. Tausend Untersuchungen und nichts Organisches, ich führ das jetzt hier nicht alles auf...du weißt das.
Es ist bitter, bitter für all die Zeit und all die Qual...hätte ich schon früher anfangen können, mal hinzuschauen: wer bin ich?
Nicht im Sinne von: die blöde, traurige Mutter, die langweilige Ehefrau, schlampige Hausfrau und und und...und pöbelnde Autofahrerin!
Das sind alles Wertungen in unserem Kopf!
Und ohne diese Wertungen?
Alleine die Geschichte mit den Schweinen, zu süß und zu tragisch.
Ich ist aber keine Frage der Entscheidung, es ist die Frage nach der Akzeptanz.
Ein Mensch, der sich mag, geht wesentlich freundlicher mit sich um. Der schaut, nach dem was er braucht, was er möchte. Der sagt sich: mir egal, wie's heute aussieht hier um mich herum, ich möchte den ganzen Vormittag mit meinem Sohn hier rumfaulenzen.
Da habe ich Lust zu.
Ein Mensch, der sich mag, tröstet sich im Kopf und Herzen liebevoll und sagt: du hast es aber auch schwer, nichts kann ich dir grad Recht machen!
Ein Mensch, der sich mag, schaut hin und holt sich das, was er braucht.
Wenn ich eine Umarmung möchte und ich mich selber so zum kotzen finde, wie funktioniert das? Wenn ich mich mag, dann hole ich mir die, genieße diese und ja, werde mir gegenüber ein wenig toleranter.
Wir sind nicht perfekt. Wir sind Menschen, Menschen machen Fehler.
Die Erwartungen, die wir in uns selber so stecken, sind so dermaßen hoch...würden wir das auch von einem anderen erwarten, der in derselben Misere steckt?
Würdest DU jemandem so antworten, wie du es für ich geschrieben hast?
Nein.
Das weiß ich.
Was kann ich dir noch sagen.
Es gibt einen Spruch in der amerikanischen Kirche, den mir meine Freundin Connie immer wieder schreibt, wenn ich so down bin:
"Don't count what you are missing, count what you are blessed with!"
Ich las mal in einem schlauen Buch, das Erwachsene die sich nicht entscheiden können, in der Kindheit selten etwas "richtig" machten.
Den Eltern war's entweder schnuppe, oder sie meinte: "Das hättste aber besser gekonnt!" oder "Nur eine 3, naja, für eine 2 reichte es wohl mal wieder nicht!" oder "Wow eine 2, nächstes Mal wird's eine 1, nich?"
Nie genug sein, nie genug Aufmerksamkeit bekommen.
Nie die Achtung die so wichtig ist.
Es fühlt sich so an, als ob du grad eine Sisyphusarbeit leistest: den großen Stein hinauf auf den Berg und wenn du fast oben bist (ähem, Hinweis auf Gedicht: DU bist ja schon oben *tralala*)...rutscht du aus und
du fängst wieder von vorne an.
Was ist der Stein? Ich glaube, das ist der Kamp gegen die PPD oder Depression. Einen Kampf, den du nicht gewinnen kannst.
Weil es besser wäre, du könntest anfangen, dich mit ihr zu arrangieren.
Was nicht bedeutet Kopf in den Sand (aber, dann kann man dir ja immer noch in den Popo treten) sondern wirklich, wirklich hinschauen und dir die Hilfe holen, die du brauchst.
Und klopfe dabei nicht an die falschen Türen, schau' das du wirklich Menschen findest, die sich in dich hineinfühlen können und eben eine psychische Krankheit nicht als "Hackenschuß haben" abtun.
Das ist nicht einfach und vielleicht ist grad auch dran:
es ist so wie es ist. Jo, ich mag den Satz nicht, du auch nicht.
Aber, es würde bewirken, das du aufhören kannst, dagegen anzugehen.
Weil ich überzeugt bin, das dein Weg ein anderer ist.
Oh je, soviel geschrieben...ich hoffe, du kannst meine Worte so erst mal hinnehmen. Wenn du das eine oder andere gebrauchen kannst, dann behalte es, den Rest schick mir wieder retour...
Hab dich lieb und drück dich
Deria