Psychiatrie-Erfahrung
Verfasst: 16:11:2009 18:47
Hallo zusammen,
ich will Euch allen mit diesem Thread Mut machen, vor allem aber denen, die Angst vor einem stationären Aufenthalt haben. Oft wird ja (verständlicherweise, um es zu verarbeiten) nur Negatives aus der Klinik berichtet. Dem möchte ich meinen Bericht entgegenstellen.
Ich habe seit Ende der Schwangerschaft eine Depression, die nach der Geburt meines Sohnes Anfang Januar 2009 richtig schlimm wurde. Lange habe ich mich so über die Runden geschleppt. Im Mai habe ich dann eine ambulante Psychotherapie angefangen, die mir schon sehr gut tat, im September wurde alles jedoch so schlimm, daß ich mit einem AD angefangen habe und mich zu einem stationären Aufenthalt entschlossen habe.
Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt keine persönliche Erfahrung mit der Psychiatrie. Ich war auf einer offenen Station. Die erste Woche war mein Sohn bei meinem Mann und ich hatte Zeit zum Atem holen. Ich habe an viel Angeboten der Physiotherapie teilgenommen und hatte zwei Einzelgespräche. Abends habe ich etwas zum Schlafen bekommen, was nach einer Woche dann auch gewirkt hat.
Mich hat sehr die Frage gequält, ob ich denn krank genug sei, mich dort so "auszuruhen", bis mir ein Psychologe gesagt hat, auf der Station wären noch Betten frei, sollen doch alle kommen, die meinen, sie wären auch krank. Durch Gespräche mit meinen Mitpatienten habe ich erfahren, daß alle, obwohl sie Depressionen aus ganz unterschiedlichen Gründen hatten, alle ähnlich fühlen und ähnliche Zweifel haben.
Zwischendurch ging es mir einige Male noch sehr schlecht. Es war aber gut, das in diesem geschützten Rahmen einfach mal zuzulassen, sich Trost zu holen beim Pflegepersonal und einfach seinen Launen freien Lauf zu lassen. Ich bin mehr als einmal tränenüberströmt über den Flur gegangen. Gut getan hat auch die Erfahrung, daß es besser wird und wieder weg geht und daß ich nicht alleine damit bin.
Zusätzlich habe ich in der Gesprächstherapie einiges an Rüstzeug für die Zeit nach meinem Aufenthalt bekommen, an dem ich jetzt mit meiner Therapeutin weiterarbeiten kann.
Ich war sechs Wochen dort, fünf davon mit meinem Sohn. Er hat es gut verkraftet, ist fröhlich wie eh und je. Für mich war es vor zwei Monaten die einzig richtige Entscheidung, mir ist dort so vieles klar geworden. Ich habe sehr nette Menschen getroffen, habe gelernt zu den nicht netten auch nicht nett sein zu müssen und kenne mich selber besser als früher.
Also habt keine Angst, wenn Euch vorgeschlagen wird, stationär irgendwo hin zu gehen. Es ist Eure Entscheidung, das zu tun oder auch wieder zu gehen. Mir hat es sehr geholfen.
Viele Grüße von Leuchtkäfer
ich will Euch allen mit diesem Thread Mut machen, vor allem aber denen, die Angst vor einem stationären Aufenthalt haben. Oft wird ja (verständlicherweise, um es zu verarbeiten) nur Negatives aus der Klinik berichtet. Dem möchte ich meinen Bericht entgegenstellen.
Ich habe seit Ende der Schwangerschaft eine Depression, die nach der Geburt meines Sohnes Anfang Januar 2009 richtig schlimm wurde. Lange habe ich mich so über die Runden geschleppt. Im Mai habe ich dann eine ambulante Psychotherapie angefangen, die mir schon sehr gut tat, im September wurde alles jedoch so schlimm, daß ich mit einem AD angefangen habe und mich zu einem stationären Aufenthalt entschlossen habe.
Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt keine persönliche Erfahrung mit der Psychiatrie. Ich war auf einer offenen Station. Die erste Woche war mein Sohn bei meinem Mann und ich hatte Zeit zum Atem holen. Ich habe an viel Angeboten der Physiotherapie teilgenommen und hatte zwei Einzelgespräche. Abends habe ich etwas zum Schlafen bekommen, was nach einer Woche dann auch gewirkt hat.
Mich hat sehr die Frage gequält, ob ich denn krank genug sei, mich dort so "auszuruhen", bis mir ein Psychologe gesagt hat, auf der Station wären noch Betten frei, sollen doch alle kommen, die meinen, sie wären auch krank. Durch Gespräche mit meinen Mitpatienten habe ich erfahren, daß alle, obwohl sie Depressionen aus ganz unterschiedlichen Gründen hatten, alle ähnlich fühlen und ähnliche Zweifel haben.
Zwischendurch ging es mir einige Male noch sehr schlecht. Es war aber gut, das in diesem geschützten Rahmen einfach mal zuzulassen, sich Trost zu holen beim Pflegepersonal und einfach seinen Launen freien Lauf zu lassen. Ich bin mehr als einmal tränenüberströmt über den Flur gegangen. Gut getan hat auch die Erfahrung, daß es besser wird und wieder weg geht und daß ich nicht alleine damit bin.
Zusätzlich habe ich in der Gesprächstherapie einiges an Rüstzeug für die Zeit nach meinem Aufenthalt bekommen, an dem ich jetzt mit meiner Therapeutin weiterarbeiten kann.
Ich war sechs Wochen dort, fünf davon mit meinem Sohn. Er hat es gut verkraftet, ist fröhlich wie eh und je. Für mich war es vor zwei Monaten die einzig richtige Entscheidung, mir ist dort so vieles klar geworden. Ich habe sehr nette Menschen getroffen, habe gelernt zu den nicht netten auch nicht nett sein zu müssen und kenne mich selber besser als früher.
Also habt keine Angst, wenn Euch vorgeschlagen wird, stationär irgendwo hin zu gehen. Es ist Eure Entscheidung, das zu tun oder auch wieder zu gehen. Mir hat es sehr geholfen.
Viele Grüße von Leuchtkäfer