Ich habe nun auch hierher gefunden
Verfasst: 09:01:2010 22:14
Hallo,
ich heiße Kathrin und bin 29 Jahre alt. Mein Sohn wurde im August 2009 geboren. Ich habe viel auf dem Herzen, darum wird es leider ein langer Bericht...
Schwangerschaft:
Wir versuchten fast drei Jahre ein Kind zu bekommen. Aber ich wurde einfach nicht schwanger, somit hatten wir für einige Zeit mit dem Thema abgeschlossen. Plötzlich war ich schwanger, der Zeitpunkt passte gar nicht, weil ich gerade meinen Job gewechselt habe. Da wir uns nicht an die Zeugung erinnern konnten, war mein Freund sehr skeptisch und "durch die Blume" hindurch bezweifelte er meine Treue. Das war sehr nervig, zum Glück stand das nach einigen Wochen nicht mehr zur Debatte. Bis zum 5. Monat ging es mir furchbar schlecht, ich mußte mich immer übergeben. Mein Zustand besserte sich erst, als mir zwei Ärzte ein Mädchen garantierten, welches ich mir innigst gewünscht habe. 9 Wochen vor der Geburt erfuhr ich dann, daß es ein Junge werden wird. Meine Welt brach zusammen, ich habe nur noch geweint und wollte am liebsten irgendwie die Schwangerschaft abbrechen, oder das Kind nach der Geburt weggeben. Ich bin sicher, daß ich zu diesem Zeitpunkt den ersten "Knacks" bekam. Keiner hat mich verstanden (nur meine Mama) und man machte mir Vorwürfe. "Sei doch froh, daß du endlich schwanger bist. Hauptsache, das Kind ist gesund. Stell dich nicht so an." Die Geburt rückte immer näher und ich bekam immer mehr Angst davor. Ich mußte mich für eine Entbindung im Krankenhaus entscheiden, weil mein Freund einen angeborenen Herzfehler hat. Als ich mich dort anmeldete, beruhigte man mich. Ich bräuchte keine Angst haben, man wäre ja da um mir zu helfen. Wir blöd von mir, das zu glauben...
Geburt:
Von der ersten Wehe bis zum ersten Schrei hat es 22 Stunden und 40 Minuten gedauert. Als wir Nachts auf der Station ankamen, hörte man gerade eine Frau bei der Entbindung. Es war furchtbar, ich bekam immer mehr Angst. Wir wurden 5 1/2 Stunden im Wehenzimmer allein gelassen, nie kam ein Arzt, sondern nur drei Mal eine Hebamme. Als wir dann zum Kreißsaal gebracht wurden, mußten wir an einem vorbeigehen, der gerade gereinigt wurde. Was sollte das?? Als ich in "meinen" Saal gebracht wurde, wußte ich instinktiv, dass es nicht gut laufen wird. Es war nur ein schmales Bett vorhanden. Mehr nicht...Die Hebamme war sehr genervt und schickte uns spazieren. Nach 45 Minuten konnte ich nicht mehr, ich hatte solche Schmerzen. Man kümmerte sich nicht weiter um uns, somit lag ich Stunde um Stunde völlig verkrampft im Bett.Da es nicht voran ging, "reizte" die Hebamme den Muttermund. Als ob ich nicht schon genug Schmerzen hatte. Ich habe nur noch geheult, mein Freund war auch total überfordert. Wie gern hätte ich gebadet, aber ich habe mich nicht getraut, zu fragen. Nach 16 Stunden bekam ich dann eine PDA. Der Anästhesist fragte mich, warum ich denn so heulen würde. So schlimm wäre das doch alles nicht! Wegen der PDA wurde ich an einen Wehentropf gehängt. Die Austreibungsphase begann, danach ist bei mir vieles verschwommen. Fast drei Stunden habe ich im 2 Minuten Takt gepresst. Ich war sooo erledigt und habe nur noch gebrüllt, das ich keine Luft mehr bekomme, nicht mehr kann und mir schwindelig ist. Oft habe ich ganz schwarze Momente, wie kleine Ohnmachten. Mittlerweile hatte ich eine Hebamme da, einen Arzt vor mir und eine Oberärztin neben mir, die den "Kristeller Handgriff" anwendete. "Wer noch sprechen kann hat auch noch Luft. Jetzt machen Sie doch mal" Was tat ich denn die ganze Zeit? Die Ärzte sahen sich immer an und waren total genervt. Als ob ich denen die Zeit stehle...Der arrogante Arzt vor mir machte einen Dammschnitt, ohne mich mal zu warnen. Ich bekam einen großen Schreck, aber auch darauf ist keiner eingegangen. Am Schluß bekam ich hohes Fieber und die Herztöne meines Zwerges gingen weg. Da er auch den Arm vor dem Kopf hatte und fast 4200 Gramm wog (was ja auch keiner ahnte) wurde er dann mit einer Saugglocke rausgezerrt. Noch heute frage ich mich, wieso kein Kaiserschnitt gemacht wurde. Ich bekam ihn nur kurz auf den Bauch gelegt, weil er gleich zum Kinderarzt gebracht werden mußte. Ich war so erschöpft, daß ich ihn kaum wahrgenommen habe. Es ging ihm aber einigermaßen gut und ich bekam ihn schnell zurück. Über eine Stunde lag ich so wie ich mein Baby bekam im Kreißsaal. Erst dann kam der arrogante Arzt zurück mit den Worten: "Jetzt mache ich mal heile was ich kaputt gemacht habe!". Die Betäubung hätte er sich schenken können, es tat wahnsinnig weh. Was ihm aber herzlich egal war. Ich weiß noch, daß ich mich die ganze Zeit für mein "dummes Benehmen und die Anstellerei" entschuldigt habe. Wie verpeilt muß ich gewesen sein...
Die ersten Monate nach der Geburt:
Wie befürchtet, waren bei der U 2 auffällige Herzgeräusche zu hören. Ich mußte eine Woche im Krankenhaus bleiben und dann wurden wir an eine Fachklinik überwiesen. Man stellte zwei Verengungen fest, einmal am Aortenbogen und im Pulmonalbereich. Das sollte dann bei einer Herzkatheter-OP genauer betrachtet werden. Bei der OP war mein Zwerg 10 Wochen alt. Er entwickelt sich übrigens super und ist trotz Herzfehler noch nicht eingeschränkt. Nach der OP sagte man uns, daß er ganz viele Verengungen hätte und man eine seltene Behinderung (Williams-Beuren-Syndrom) nicht ausschließen könnte. Eine Herz-OP sei noch nicht von Nöten, aber er muß nun alle zwei Monate zur Kontrolle. Über dieses Syndrom bekamen wir keine Infos, dafür ließen sich ganz viele Ärzte an seinem Bettchen blicken, um diese seltene "Sensation" zu betrachten. Ein Arzt meinte nur:"Er wird nicht so groß und auch nicht sehr schlau werden!" Sämtliche Informationen holten wir uns dann über das Internet. Wir sind aus allen Wolken gefallen und unsere Familien waren im Ausnahmezustand. Zu dem Zeitpunkt ging es mir eh schon sehr schlecht, meine Gefühle standen Kopf und ich schwankte immer zwischen Trauer, Wut, Hass und Scham. Mein Frauenarzt nahm mich zum Glück Ernst und diagnostizierte ein Geburtstraume. Er empfahl mir eine Psychologin, die ich dann auch aufsuchte. Auf die Laborergebnisse warteten wir drei Wochen, dann erfuhren wir, daß unser Kind nicht behindert ist. Ich hatte die Hoffnung, daß es mir nun besser gehen würde, aber das Gegenteil ist der Fall. Ich weine täglich, habe manchmal richtige Heulkrämpfe. Ich hasse mich, weil ich nicht auf eine bessere Behandlung oder einen besseren Kreißsaal bestanden habe und ich hasse oft auch mein Baby! Ich schäme mich sehr, weil ich mich so angestellt habe oder das ich nicht in der Lage war, mein Kind normal zu gebären. Auch habe ich starke Einschlafprobleme und die Geburt geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Am schlimmsten sind eigentlich meine Aggressionen, die ich kaum in den Griff bekomme. Zum Glück sind diese Anfälle nicht täglich! Aber dann schreie ich mein Kind an und würde es oft am liebsten umbringen. Oder weggeben. Das sage ich auch immer meinem Freund, aber er will mich nicht verstehen und ist auch sehr mit der Situation überfordert. Ich bin oft allein mit dem Kind und habe keinen aus der Familie in der Nähe wohnen. Eine Freundin hilft mir so oft sie kann. Mein Freund übernimmt ab und an mal eine Nacht, damit ich etwas zur Ruhe komme. Mittlerweile warte ich auf den genehmigten Antrag meiner Krankenkasse, damit ich eine Therapie bei meiner Psychologin anfangen kann. Sie will per bilateraler Stimulation meine Blockaden im Kopf lösen. Aber das alles ist doch mehr als ein Geburtstrauma, oder? Ich werde nun auch eine Osteopathin und eine Homöopathin aufsuchen, vielleicht können sie mir helfen.
Ich wollte immer ein Kind haben und nun ist meine Welt ein einziger Scherbenhaufen und ich wünsche mir täglich, ich hätte verzichtet....
Es tut mir sehr leid, dass ich nun so viel geschrieben habe. Aber irgendwie musste das mal raus und vielleicht hat jemand eventuell ein paar Tipps für mich.
Vielen Dank für`s durchlesen!
ich heiße Kathrin und bin 29 Jahre alt. Mein Sohn wurde im August 2009 geboren. Ich habe viel auf dem Herzen, darum wird es leider ein langer Bericht...
Schwangerschaft:
Wir versuchten fast drei Jahre ein Kind zu bekommen. Aber ich wurde einfach nicht schwanger, somit hatten wir für einige Zeit mit dem Thema abgeschlossen. Plötzlich war ich schwanger, der Zeitpunkt passte gar nicht, weil ich gerade meinen Job gewechselt habe. Da wir uns nicht an die Zeugung erinnern konnten, war mein Freund sehr skeptisch und "durch die Blume" hindurch bezweifelte er meine Treue. Das war sehr nervig, zum Glück stand das nach einigen Wochen nicht mehr zur Debatte. Bis zum 5. Monat ging es mir furchbar schlecht, ich mußte mich immer übergeben. Mein Zustand besserte sich erst, als mir zwei Ärzte ein Mädchen garantierten, welches ich mir innigst gewünscht habe. 9 Wochen vor der Geburt erfuhr ich dann, daß es ein Junge werden wird. Meine Welt brach zusammen, ich habe nur noch geweint und wollte am liebsten irgendwie die Schwangerschaft abbrechen, oder das Kind nach der Geburt weggeben. Ich bin sicher, daß ich zu diesem Zeitpunkt den ersten "Knacks" bekam. Keiner hat mich verstanden (nur meine Mama) und man machte mir Vorwürfe. "Sei doch froh, daß du endlich schwanger bist. Hauptsache, das Kind ist gesund. Stell dich nicht so an." Die Geburt rückte immer näher und ich bekam immer mehr Angst davor. Ich mußte mich für eine Entbindung im Krankenhaus entscheiden, weil mein Freund einen angeborenen Herzfehler hat. Als ich mich dort anmeldete, beruhigte man mich. Ich bräuchte keine Angst haben, man wäre ja da um mir zu helfen. Wir blöd von mir, das zu glauben...
Geburt:
Von der ersten Wehe bis zum ersten Schrei hat es 22 Stunden und 40 Minuten gedauert. Als wir Nachts auf der Station ankamen, hörte man gerade eine Frau bei der Entbindung. Es war furchtbar, ich bekam immer mehr Angst. Wir wurden 5 1/2 Stunden im Wehenzimmer allein gelassen, nie kam ein Arzt, sondern nur drei Mal eine Hebamme. Als wir dann zum Kreißsaal gebracht wurden, mußten wir an einem vorbeigehen, der gerade gereinigt wurde. Was sollte das?? Als ich in "meinen" Saal gebracht wurde, wußte ich instinktiv, dass es nicht gut laufen wird. Es war nur ein schmales Bett vorhanden. Mehr nicht...Die Hebamme war sehr genervt und schickte uns spazieren. Nach 45 Minuten konnte ich nicht mehr, ich hatte solche Schmerzen. Man kümmerte sich nicht weiter um uns, somit lag ich Stunde um Stunde völlig verkrampft im Bett.Da es nicht voran ging, "reizte" die Hebamme den Muttermund. Als ob ich nicht schon genug Schmerzen hatte. Ich habe nur noch geheult, mein Freund war auch total überfordert. Wie gern hätte ich gebadet, aber ich habe mich nicht getraut, zu fragen. Nach 16 Stunden bekam ich dann eine PDA. Der Anästhesist fragte mich, warum ich denn so heulen würde. So schlimm wäre das doch alles nicht! Wegen der PDA wurde ich an einen Wehentropf gehängt. Die Austreibungsphase begann, danach ist bei mir vieles verschwommen. Fast drei Stunden habe ich im 2 Minuten Takt gepresst. Ich war sooo erledigt und habe nur noch gebrüllt, das ich keine Luft mehr bekomme, nicht mehr kann und mir schwindelig ist. Oft habe ich ganz schwarze Momente, wie kleine Ohnmachten. Mittlerweile hatte ich eine Hebamme da, einen Arzt vor mir und eine Oberärztin neben mir, die den "Kristeller Handgriff" anwendete. "Wer noch sprechen kann hat auch noch Luft. Jetzt machen Sie doch mal" Was tat ich denn die ganze Zeit? Die Ärzte sahen sich immer an und waren total genervt. Als ob ich denen die Zeit stehle...Der arrogante Arzt vor mir machte einen Dammschnitt, ohne mich mal zu warnen. Ich bekam einen großen Schreck, aber auch darauf ist keiner eingegangen. Am Schluß bekam ich hohes Fieber und die Herztöne meines Zwerges gingen weg. Da er auch den Arm vor dem Kopf hatte und fast 4200 Gramm wog (was ja auch keiner ahnte) wurde er dann mit einer Saugglocke rausgezerrt. Noch heute frage ich mich, wieso kein Kaiserschnitt gemacht wurde. Ich bekam ihn nur kurz auf den Bauch gelegt, weil er gleich zum Kinderarzt gebracht werden mußte. Ich war so erschöpft, daß ich ihn kaum wahrgenommen habe. Es ging ihm aber einigermaßen gut und ich bekam ihn schnell zurück. Über eine Stunde lag ich so wie ich mein Baby bekam im Kreißsaal. Erst dann kam der arrogante Arzt zurück mit den Worten: "Jetzt mache ich mal heile was ich kaputt gemacht habe!". Die Betäubung hätte er sich schenken können, es tat wahnsinnig weh. Was ihm aber herzlich egal war. Ich weiß noch, daß ich mich die ganze Zeit für mein "dummes Benehmen und die Anstellerei" entschuldigt habe. Wie verpeilt muß ich gewesen sein...
Die ersten Monate nach der Geburt:
Wie befürchtet, waren bei der U 2 auffällige Herzgeräusche zu hören. Ich mußte eine Woche im Krankenhaus bleiben und dann wurden wir an eine Fachklinik überwiesen. Man stellte zwei Verengungen fest, einmal am Aortenbogen und im Pulmonalbereich. Das sollte dann bei einer Herzkatheter-OP genauer betrachtet werden. Bei der OP war mein Zwerg 10 Wochen alt. Er entwickelt sich übrigens super und ist trotz Herzfehler noch nicht eingeschränkt. Nach der OP sagte man uns, daß er ganz viele Verengungen hätte und man eine seltene Behinderung (Williams-Beuren-Syndrom) nicht ausschließen könnte. Eine Herz-OP sei noch nicht von Nöten, aber er muß nun alle zwei Monate zur Kontrolle. Über dieses Syndrom bekamen wir keine Infos, dafür ließen sich ganz viele Ärzte an seinem Bettchen blicken, um diese seltene "Sensation" zu betrachten. Ein Arzt meinte nur:"Er wird nicht so groß und auch nicht sehr schlau werden!" Sämtliche Informationen holten wir uns dann über das Internet. Wir sind aus allen Wolken gefallen und unsere Familien waren im Ausnahmezustand. Zu dem Zeitpunkt ging es mir eh schon sehr schlecht, meine Gefühle standen Kopf und ich schwankte immer zwischen Trauer, Wut, Hass und Scham. Mein Frauenarzt nahm mich zum Glück Ernst und diagnostizierte ein Geburtstraume. Er empfahl mir eine Psychologin, die ich dann auch aufsuchte. Auf die Laborergebnisse warteten wir drei Wochen, dann erfuhren wir, daß unser Kind nicht behindert ist. Ich hatte die Hoffnung, daß es mir nun besser gehen würde, aber das Gegenteil ist der Fall. Ich weine täglich, habe manchmal richtige Heulkrämpfe. Ich hasse mich, weil ich nicht auf eine bessere Behandlung oder einen besseren Kreißsaal bestanden habe und ich hasse oft auch mein Baby! Ich schäme mich sehr, weil ich mich so angestellt habe oder das ich nicht in der Lage war, mein Kind normal zu gebären. Auch habe ich starke Einschlafprobleme und die Geburt geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Am schlimmsten sind eigentlich meine Aggressionen, die ich kaum in den Griff bekomme. Zum Glück sind diese Anfälle nicht täglich! Aber dann schreie ich mein Kind an und würde es oft am liebsten umbringen. Oder weggeben. Das sage ich auch immer meinem Freund, aber er will mich nicht verstehen und ist auch sehr mit der Situation überfordert. Ich bin oft allein mit dem Kind und habe keinen aus der Familie in der Nähe wohnen. Eine Freundin hilft mir so oft sie kann. Mein Freund übernimmt ab und an mal eine Nacht, damit ich etwas zur Ruhe komme. Mittlerweile warte ich auf den genehmigten Antrag meiner Krankenkasse, damit ich eine Therapie bei meiner Psychologin anfangen kann. Sie will per bilateraler Stimulation meine Blockaden im Kopf lösen. Aber das alles ist doch mehr als ein Geburtstrauma, oder? Ich werde nun auch eine Osteopathin und eine Homöopathin aufsuchen, vielleicht können sie mir helfen.
Ich wollte immer ein Kind haben und nun ist meine Welt ein einziger Scherbenhaufen und ich wünsche mir täglich, ich hätte verzichtet....
Es tut mir sehr leid, dass ich nun so viel geschrieben habe. Aber irgendwie musste das mal raus und vielleicht hat jemand eventuell ein paar Tipps für mich.
Vielen Dank für`s durchlesen!