Hallo, ich möchte mich gerne vorstellen
Verfasst: 22:03:2010 10:31
Hallo,
ich bin durch meine Schwester (und die durch Empfehlung einer Bekannten) auf diese Seite gestossen. Meine Schwester macht sich nämlich ein bisschen Sorgen um mich.
Dies ist meine Geschichte:
Meine Tochter wurde am 14.02. geboren. Mein eigentlicher Termin war auf den 6.2. angesetzt, aber ich hatte keinerlei Wehen. Keine Senkwehen, keine Übungswehen, keine richtigen Wehen. Am 11.2. meinte dann meine Gyn, ich sollte den nächsten Termin mal im Krankenhaus (Frauenfeld) direkt machen (ich wohne in der Schweiz, aber nicht weit von Konstanz entfernt). Zwei Tage später war ich also im Krankenhaus, wo mir dann empfohlen wurde, am nächsten Tag wiederzukommen und die Geburt einzuleiten zu lassen, weil das Fruchtwasser langsam knapp würde (meine Gyn hatte 2 Tage vorher noch viel Fruchtwasser gemessen). Sie hat das Kind dann auch noch gemessen und ist auf knapp 4 kg Gewicht und eine völlig normale Größe gekommen.
Also sind wir am 14. wieder ins Krankenhaus, mir wurde ein Zäpfchen gelegt, und dann habe ich 6 Stunden gewartet. Nichts passierte. Nicht der Hauch einer Wehe. Daraufhin wurde ich wieder ans CTG angeschlossen, und mir wurde ein Zugang für den Wehentropf gelegt. Da passierte auch erst überhaupt nichts. Als dann die Dosis erhöht wurde, hatte ich zumindest ein leichtes Ziehen (aber das war auch nur ein Hauch), aber dann gingen die Herztöne vom Kind runter. Jedes Mal, wenn ich eine "Wehe" hatte, reagierte das Kind. Das haben die sich ein paar Mal angesehen, und dann kamen der Oberarzt, die zuständige Assistenzärztin und die Hebamme und haben einen Kaiserschnitt empfohlen. Da mein Mann und ich natürlich auch gesehen haben, dass irgendetwas nicht stimmt, haben wir zugestimmt.
Dann ging alles recht schnell: mir wurde ein Katheter gelegt, ich bekam eine Spinalanästhesie und einen Vorhang vor's Gesicht. Und dann war unsere Tochter da. Ich habe vor Freude geheult wie ein Schlosshund. Aber sie war nur 46 cm klein und 2.740 g leicht. Ein blaues Mini-Baby, und das bei großen Eltern (ich bin 1,76 m groß, mein Mann ist 1,82 m). Alles andere war perfekt an ihr, keine gesundheitlichen Probleme, die Untersuchungen hat sie mit hohen Punkten abgeschlossen, die letzte sogar mit der höchsten Punktzahl. Trotzdem hätte sie eine natürliche Geburt wahrscheinlich nicht überlebt. Merkwürdigerweise hat ist das weder meiner Gyn noch der Ärztin im Krankenhaus beim Ultraschall aufgefallen. Die hätten doch mal wegen des Kopfumfangs stutzig werden müssen... Uns wurde dann gesagt, dass die Kleine unterversorgt war, die Plazenta sehr verkalkt, aber unsere Tochter sei ansonsten gesund. Die Plazenta wurde eingeschickt, um genaueres sagen zu können.
Die Tage im Krankenhaus waren ok. Allerdings konnte ich mich nicht von meiner Tochter trennen, nachts habe ich sie auf meinem Bauch schlafen lassen (ich konnte mich die ersten 2 Nächte wegen der Schläuche sowieso nicht drehen), was ihr auch ganz gut getan hat, da sie entspannter wurde.
Beim Entlassungsgespräch habe ich dann die Ärztin nach dem Befund der Plazenta gefragt. Die war wohl an einer Stelle gar nicht mit dem Uterus verwachsen. Ich vermute, dass das das Resultat von Blutungen war, die ich am Anfang der Schwangerschaft hatte. Ich hatte über Wochen hinweg Schmierblutungen, die zwar nicht gefährlich waren, aber vielleicht dann zu diesem Ergebnis geführt haben.
Samstags (20.2.) sollte ich entlassen werden, aber ich habe in der Nacht auf Samstag 38°C Fieber bekommen, und natürlich wollte man mich nicht gehen lassen. Ich bestand darauf, dass es nur Erschöpfung sei, weil ich die Nächte nur mäßig geschlafen hatte, und ich wollte wirklich nur noch schlafen. Und zwar zu Hause, in meinem eigenen Bett, ohne ständig schreiende Kinder auf der Station und andauerndes Piepsen von der Patienten-Klingel. Ich wurde von oben bis unten untersucht (Brüste, Uterus, Blase; man wollte steriles Urin entnehmen, wo ich dann erfolgreich protestieren konnte). Nichts wurde gefunden. Meine Entzündungswerte waren auch im Rahmen. Aber dass man mich mit Fieber nicht gehen lassen wollte, konnte ich noch eben nachvollziehen. Trotzdem habe ich den ganzen Tag geweint.
Sonntags war dann mein Fieber gesunken (das war streckenweise über 39°C gewesen), aber die Entzündungswerte waren gestiegen. Also durfte ich wieder nicht nach Hause, sondern bekam Antibiotika intravenös. Schon nach der ersten Dosis hatte ich kein Fieber mehr (die Schwester meinte, dass normalerweise 24 Stunden für so eine Reaktion nötig sind). Und geweint habe ich auch wieder den ganzen Tag.
Montags war mein Fieber völlig weg, meine Entzündungswerte normal, und mir ging es soweit gut. Dann kam die Ärztin und meinte, ich solle doch noch zur Beobachtung da bleiben. Da bin ich fast ausgerastet, weil mir seit 3 Tagen gesagt wurde, ich dürfe bei Besserung am nächsten Tag nach Hause. Die Schwestern waren ratlos, weil die eigentlich auch gedacht hatten, ich würde entlassen. Natürlich habe ich wieder nur geweint, aber ich durfte tatsächlich noch nach Hause.
3 Tage lang habe ich mein Zimmer im Krankenhaus kaum verlassen, habe nur geweint und Heimweh gehabt. Dazu kommt noch, dass meine Familie, zu der ich eine sehr enge Bindung habe, 600 km weit weg wohnt und auch nicht mal eben vorbeikommen kann. Wenn ich dann die anderen stolzen Omas, Opas, Tanten und Onkels gesehen habe, ging es mir nur noch mieser. Ich war heilfroh, dass ich die letzten 3 Tage alleine auf einem Zimmer war und nicht den Besuch meiner Nachbarin sehen musste. Bei mir kamen zwar auch einige Bekannte, und natürlich mein Mann, der zweimal am Tag bei mir war, aber es ist halt nicht dasselbe wie die eigene Familie.
Die ersten Tage zu Hause hatte ich fast Angst, nach draußen zu gehen. Ich habe keine Ahnung, warum, aber ich wollte lieber im Haus bleiben und nicht nach draußen gehen. Eigentlich ist das überhaupt nicht meine Art. Ich bin zwar nicht unbedingt extrovertiert, aber nicht kontaktscheu, und in meiner Schwangerschaft war ich, nachdem die Blutung überstanden war, sehr aktiv, bin Anfang Januar noch dreimal die Woche für 2 Stunden spazieren gegangen und habe ein bisschen Sport gemacht. Rausgeholt hat mich da die Dame von der Mütter-/Väterberatung, die in der Schweiz auch Hausbesuche macht, und die mir sehr ans Herz gelegt hat, ich solle mal mit der Kleinen spazierengehen.
Seitdem geht es ein bisschen besser, aber ich habe immer noch ein bisschen Panik, wenn ich raussoll. Ich gehe bewusst mindestens einmal am Tag raus, und ich merke, dass mir das gut tut, aber es kostet mich jedesmal Überwindung.
Ich weiss wirklich nicht, ob ich eine postnatale Depression habe. Die Symptome treffen eigentlich nicht zu. Ich liebe mein Töchterchen über alles, kann nicht von ihr lassen, kann sie aber auch mal für kurze Zeit alleine (oder bei anderen Leuten) lassen. Nachts kann ich relativ gut schlafen, sie weckt mich meistens nur zweimal auf, und danach ist es auch kein Problem, wieder einzuschlafen. Meinen Haushalt habe ich ganz gut im Griff, mein Mann hilft, wo er kann, und ich versuche, meine Ansprüche an Sauberkeit und Ordnung etwas runterzuschrauben. Über Antriebslosigkeit kann ich eigentlich auch nicht klagen. Psychosomatisch könnte ich höchstens Brustprobleme anführen, weil ich jetzt schon zweimal Milchstau hatte, einmal im Krankenhaus, weil ich nicht nach Hause durfte, und einmal , weil meine Mutter mir unbedingt beim Stillen zusehen musste und ich sie nicht rauswerfen wollte. Allerdings habe ich Phasen, wo ich einfach nur weinen möchte. Nicht aus irgendeinem bestimmten Grund, sondern einfach nur so. Ich lache auch nicht mehr so viel wie vorher, mache mir viel mehr Sorgen als nötig, vor allem wenn die Kleine schlecht trinkt.
Die meisten Schwierigkeiten bereitet mir der Kaiserschnitt. Nicht der Schnitt an sich, die Narbe ist in Ordnung, ich fühle mich auch nicht schlecht mit ihr, sondern, dass mir mein Kind förmlich aus dem Leib gerissen wurde. Ich hatte mich auf einen langen und schmerzhaften Abschied eingestellt, den die natürliche Geburt ja bildet. Stattdessen hat man mir das Kind aus dem Leib rausoperiert. Versteht mich nicht falsch, ich bin der Meinung, dass die Entscheidung zum Kaiserschnitt die einzig richtige war, aber ich habe trotzdem ein echtes Problem damit.
Meistens verstehe ich mich selbst nicht. Ich habe die süßeste Tochter der Welt, die auch noch pflegeleicht und lieb dabei ist, die wächst und gedeiht (mittlerweile ist sie so groß wie ein "normales" Neugeborenes), habe einen verständnisvollen und hilfsbereiten Ehemann, mir geht es gesundheitlich den Umständen entsprechend, ich kann mich eigentlich kaum beklagen, und doch fühle ich mich manchmal hundeelend. Baby-Blues kann es nicht mehr sein, dafür ist die Geburt zu lange her. Aber eine ausgewachsene Depression ist es auch nicht, dafür geht es mir 80% der Zeit zu gut. Ich habe keine Ahnung, was da im Moment schief läuft mit mir.
Aus meinem Bekanntenkreis weiss ich von zwei Frauen, denen es nach einer ähnlichen Geburt auch ähnlich ging. Und allein das Wissen darum macht es mir schon ein bisschen leichter. Zu wissen, dass ich nicht alleine mit dem Problem bin, ist eine große Hilfe.
Vielen Dank für's Lesen,
Lotesse
ich bin durch meine Schwester (und die durch Empfehlung einer Bekannten) auf diese Seite gestossen. Meine Schwester macht sich nämlich ein bisschen Sorgen um mich.
Dies ist meine Geschichte:
Meine Tochter wurde am 14.02. geboren. Mein eigentlicher Termin war auf den 6.2. angesetzt, aber ich hatte keinerlei Wehen. Keine Senkwehen, keine Übungswehen, keine richtigen Wehen. Am 11.2. meinte dann meine Gyn, ich sollte den nächsten Termin mal im Krankenhaus (Frauenfeld) direkt machen (ich wohne in der Schweiz, aber nicht weit von Konstanz entfernt). Zwei Tage später war ich also im Krankenhaus, wo mir dann empfohlen wurde, am nächsten Tag wiederzukommen und die Geburt einzuleiten zu lassen, weil das Fruchtwasser langsam knapp würde (meine Gyn hatte 2 Tage vorher noch viel Fruchtwasser gemessen). Sie hat das Kind dann auch noch gemessen und ist auf knapp 4 kg Gewicht und eine völlig normale Größe gekommen.
Also sind wir am 14. wieder ins Krankenhaus, mir wurde ein Zäpfchen gelegt, und dann habe ich 6 Stunden gewartet. Nichts passierte. Nicht der Hauch einer Wehe. Daraufhin wurde ich wieder ans CTG angeschlossen, und mir wurde ein Zugang für den Wehentropf gelegt. Da passierte auch erst überhaupt nichts. Als dann die Dosis erhöht wurde, hatte ich zumindest ein leichtes Ziehen (aber das war auch nur ein Hauch), aber dann gingen die Herztöne vom Kind runter. Jedes Mal, wenn ich eine "Wehe" hatte, reagierte das Kind. Das haben die sich ein paar Mal angesehen, und dann kamen der Oberarzt, die zuständige Assistenzärztin und die Hebamme und haben einen Kaiserschnitt empfohlen. Da mein Mann und ich natürlich auch gesehen haben, dass irgendetwas nicht stimmt, haben wir zugestimmt.
Dann ging alles recht schnell: mir wurde ein Katheter gelegt, ich bekam eine Spinalanästhesie und einen Vorhang vor's Gesicht. Und dann war unsere Tochter da. Ich habe vor Freude geheult wie ein Schlosshund. Aber sie war nur 46 cm klein und 2.740 g leicht. Ein blaues Mini-Baby, und das bei großen Eltern (ich bin 1,76 m groß, mein Mann ist 1,82 m). Alles andere war perfekt an ihr, keine gesundheitlichen Probleme, die Untersuchungen hat sie mit hohen Punkten abgeschlossen, die letzte sogar mit der höchsten Punktzahl. Trotzdem hätte sie eine natürliche Geburt wahrscheinlich nicht überlebt. Merkwürdigerweise hat ist das weder meiner Gyn noch der Ärztin im Krankenhaus beim Ultraschall aufgefallen. Die hätten doch mal wegen des Kopfumfangs stutzig werden müssen... Uns wurde dann gesagt, dass die Kleine unterversorgt war, die Plazenta sehr verkalkt, aber unsere Tochter sei ansonsten gesund. Die Plazenta wurde eingeschickt, um genaueres sagen zu können.
Die Tage im Krankenhaus waren ok. Allerdings konnte ich mich nicht von meiner Tochter trennen, nachts habe ich sie auf meinem Bauch schlafen lassen (ich konnte mich die ersten 2 Nächte wegen der Schläuche sowieso nicht drehen), was ihr auch ganz gut getan hat, da sie entspannter wurde.
Beim Entlassungsgespräch habe ich dann die Ärztin nach dem Befund der Plazenta gefragt. Die war wohl an einer Stelle gar nicht mit dem Uterus verwachsen. Ich vermute, dass das das Resultat von Blutungen war, die ich am Anfang der Schwangerschaft hatte. Ich hatte über Wochen hinweg Schmierblutungen, die zwar nicht gefährlich waren, aber vielleicht dann zu diesem Ergebnis geführt haben.
Samstags (20.2.) sollte ich entlassen werden, aber ich habe in der Nacht auf Samstag 38°C Fieber bekommen, und natürlich wollte man mich nicht gehen lassen. Ich bestand darauf, dass es nur Erschöpfung sei, weil ich die Nächte nur mäßig geschlafen hatte, und ich wollte wirklich nur noch schlafen. Und zwar zu Hause, in meinem eigenen Bett, ohne ständig schreiende Kinder auf der Station und andauerndes Piepsen von der Patienten-Klingel. Ich wurde von oben bis unten untersucht (Brüste, Uterus, Blase; man wollte steriles Urin entnehmen, wo ich dann erfolgreich protestieren konnte). Nichts wurde gefunden. Meine Entzündungswerte waren auch im Rahmen. Aber dass man mich mit Fieber nicht gehen lassen wollte, konnte ich noch eben nachvollziehen. Trotzdem habe ich den ganzen Tag geweint.
Sonntags war dann mein Fieber gesunken (das war streckenweise über 39°C gewesen), aber die Entzündungswerte waren gestiegen. Also durfte ich wieder nicht nach Hause, sondern bekam Antibiotika intravenös. Schon nach der ersten Dosis hatte ich kein Fieber mehr (die Schwester meinte, dass normalerweise 24 Stunden für so eine Reaktion nötig sind). Und geweint habe ich auch wieder den ganzen Tag.
Montags war mein Fieber völlig weg, meine Entzündungswerte normal, und mir ging es soweit gut. Dann kam die Ärztin und meinte, ich solle doch noch zur Beobachtung da bleiben. Da bin ich fast ausgerastet, weil mir seit 3 Tagen gesagt wurde, ich dürfe bei Besserung am nächsten Tag nach Hause. Die Schwestern waren ratlos, weil die eigentlich auch gedacht hatten, ich würde entlassen. Natürlich habe ich wieder nur geweint, aber ich durfte tatsächlich noch nach Hause.
3 Tage lang habe ich mein Zimmer im Krankenhaus kaum verlassen, habe nur geweint und Heimweh gehabt. Dazu kommt noch, dass meine Familie, zu der ich eine sehr enge Bindung habe, 600 km weit weg wohnt und auch nicht mal eben vorbeikommen kann. Wenn ich dann die anderen stolzen Omas, Opas, Tanten und Onkels gesehen habe, ging es mir nur noch mieser. Ich war heilfroh, dass ich die letzten 3 Tage alleine auf einem Zimmer war und nicht den Besuch meiner Nachbarin sehen musste. Bei mir kamen zwar auch einige Bekannte, und natürlich mein Mann, der zweimal am Tag bei mir war, aber es ist halt nicht dasselbe wie die eigene Familie.
Die ersten Tage zu Hause hatte ich fast Angst, nach draußen zu gehen. Ich habe keine Ahnung, warum, aber ich wollte lieber im Haus bleiben und nicht nach draußen gehen. Eigentlich ist das überhaupt nicht meine Art. Ich bin zwar nicht unbedingt extrovertiert, aber nicht kontaktscheu, und in meiner Schwangerschaft war ich, nachdem die Blutung überstanden war, sehr aktiv, bin Anfang Januar noch dreimal die Woche für 2 Stunden spazieren gegangen und habe ein bisschen Sport gemacht. Rausgeholt hat mich da die Dame von der Mütter-/Väterberatung, die in der Schweiz auch Hausbesuche macht, und die mir sehr ans Herz gelegt hat, ich solle mal mit der Kleinen spazierengehen.
Seitdem geht es ein bisschen besser, aber ich habe immer noch ein bisschen Panik, wenn ich raussoll. Ich gehe bewusst mindestens einmal am Tag raus, und ich merke, dass mir das gut tut, aber es kostet mich jedesmal Überwindung.
Ich weiss wirklich nicht, ob ich eine postnatale Depression habe. Die Symptome treffen eigentlich nicht zu. Ich liebe mein Töchterchen über alles, kann nicht von ihr lassen, kann sie aber auch mal für kurze Zeit alleine (oder bei anderen Leuten) lassen. Nachts kann ich relativ gut schlafen, sie weckt mich meistens nur zweimal auf, und danach ist es auch kein Problem, wieder einzuschlafen. Meinen Haushalt habe ich ganz gut im Griff, mein Mann hilft, wo er kann, und ich versuche, meine Ansprüche an Sauberkeit und Ordnung etwas runterzuschrauben. Über Antriebslosigkeit kann ich eigentlich auch nicht klagen. Psychosomatisch könnte ich höchstens Brustprobleme anführen, weil ich jetzt schon zweimal Milchstau hatte, einmal im Krankenhaus, weil ich nicht nach Hause durfte, und einmal , weil meine Mutter mir unbedingt beim Stillen zusehen musste und ich sie nicht rauswerfen wollte. Allerdings habe ich Phasen, wo ich einfach nur weinen möchte. Nicht aus irgendeinem bestimmten Grund, sondern einfach nur so. Ich lache auch nicht mehr so viel wie vorher, mache mir viel mehr Sorgen als nötig, vor allem wenn die Kleine schlecht trinkt.
Die meisten Schwierigkeiten bereitet mir der Kaiserschnitt. Nicht der Schnitt an sich, die Narbe ist in Ordnung, ich fühle mich auch nicht schlecht mit ihr, sondern, dass mir mein Kind förmlich aus dem Leib gerissen wurde. Ich hatte mich auf einen langen und schmerzhaften Abschied eingestellt, den die natürliche Geburt ja bildet. Stattdessen hat man mir das Kind aus dem Leib rausoperiert. Versteht mich nicht falsch, ich bin der Meinung, dass die Entscheidung zum Kaiserschnitt die einzig richtige war, aber ich habe trotzdem ein echtes Problem damit.
Meistens verstehe ich mich selbst nicht. Ich habe die süßeste Tochter der Welt, die auch noch pflegeleicht und lieb dabei ist, die wächst und gedeiht (mittlerweile ist sie so groß wie ein "normales" Neugeborenes), habe einen verständnisvollen und hilfsbereiten Ehemann, mir geht es gesundheitlich den Umständen entsprechend, ich kann mich eigentlich kaum beklagen, und doch fühle ich mich manchmal hundeelend. Baby-Blues kann es nicht mehr sein, dafür ist die Geburt zu lange her. Aber eine ausgewachsene Depression ist es auch nicht, dafür geht es mir 80% der Zeit zu gut. Ich habe keine Ahnung, was da im Moment schief läuft mit mir.
Aus meinem Bekanntenkreis weiss ich von zwei Frauen, denen es nach einer ähnlichen Geburt auch ähnlich ging. Und allein das Wissen darum macht es mir schon ein bisschen leichter. Zu wissen, dass ich nicht alleine mit dem Problem bin, ist eine große Hilfe.
Vielen Dank für's Lesen,
Lotesse