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so ist das bei mir...

Verfasst: 12:06:2010 14:35
von FrauGrün
Ich bin neu hier (siehe Vorstellungsrunde) und möchte einfach mal aufschreiben, wie es mir geht.
Jeder Tag ist öde, düster. Ich sehe das Schöne in der Welt nicht. Verspüre keine spontane Freude mehr, kann kaum lachen. Der Alltag macht mich mürbe, weil ich ihn kaum schaffe. Ich freue mich so darauf, wenn die Wirkung des AD einsetzt. Zur Zeit ist jeder Gang mühsam.
Am traurigsten bin ich, wenn ich andere Mütter sehe oder wie Menschen in meinem Umfeld mit meiner Tochter umgehen. Sie strahlen richtig, bei mir fehlt das Strahlen, das Lachen, die Wärme in mir drin.
So ist das bei mir....

Verfasst: 12:06:2010 19:59
von AmoebeMS
Hallo FrauGrün,

auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum.

Weißt du, das Wort, welches dir am Häufigsten im Forum begegnen wird, heißt Geduld. Ich hasste es wie die Pest, weil es a.) so verdammt stimmte und b.) weil es bedeutet, dass ich diese Zeit zu „überbrücken bzw. auszuhalten“ hatte. Die Aussage wird dir vielleicht nicht helfen, aber du bist nicht allein mit deiner Traurigkeit. Du wirst hier viele „Leidgenossinnen“ finden.

Du musst jetzt dir und auch dem Medikament Zeit geben. Und auch alles was den Alltag betrifft nicht in Frage stellen. Du meinst den Alltag nicht zu schaffen. Weshalb? Bleibt viel liegen? Das sollte dich nicht stören. So ging es mir. Ich schaffte meinen Alltag damals auch nicht, ich konnte nicht mal mit den Kindern rausgehen. Aber in ganz kleinen Schritten ging es irgendwann vorwärts und so wird es auch dir gehen. Versuche gerade jetzt NICHT alles so zu machen wie früher. Aufstehen, powern, schlafen gehen. Das geht gerade nicht,... okay,... dann geht es eben nicht. Hinnehmen. Versuche den Alltag langsam anzugehen und wenn du meinst, dass etwas liegenbleibt, nun ja, dann bleibt es eben liegen. Es sollte vielleicht nicht eine überfällige Rechnung sein, aber alles andere hat verdammt viel Zeit. Mein Mann sagte mal: dann wird es eben zu Kompost!

Vielleicht solltest du auch damit beginnen zu akzeptieren, dass andere Menschen zur Zeit (!) anders mit deiner Tochter umgehen. Eigentlich bin ich davon überzeugt, dass sie gar nicht viel anders machen als du es tust. Du siehst es nur nicht! Vielleicht lachen und spielen sie ein bissi mehr mit ihr, ja und??? Sollen sie auch. DU sollst DAS Akzeptieren und weiter an deiner Baustelle arbeiten, dich auf dich konzentrieren und vielleicht etwas weniger auf die anderen achten. Versuche es mal. Vielleicht meinst du auch, dass vieles bei dir „automatisch“ abläuft, mit weniger Freude. Wenn dem so ist, dann versuche auch das zu akzeptieren. Das wird sich ganz sicher ändern.

Du hast bereits schon sooooo viel richtiges unternommen. Bleibe weiter am Ball, denn dann wird auch der „Schatten“ verschwinden. Du stehst auf einer Warteliste für eine Klinik, du schläfst wieder etwas besser mit dem Medikament. Das Doppelzimmer wirst du auch schaffen, denn so wie du dich hier austauschst, so kannst du es dort ganz sicher auch und das ist verdammt wichtig!

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.
LG AmoebeMS

P.S. Wie viel Hilfe hast du zu Hause???

Verfasst: 12:06:2010 20:26
von Birdee
....dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

Amoebe hat recht ,was du brauchst ist GEDULD...leider.

Aber das AD wird dir helfen , am Besten noch zusätzlich eine Therapie :idea:

Du wirst es schaffen ,wie so viele hier :P


Alles Liebe ,

Birdee

Verfasst: 12:06:2010 20:41
von Mausi
Hi,

ich habe in der Vorstellungsrunde gelesen, daß du in die Klinik gehen wirst, sobald ein Platz frei ist. Das finde schon sehr gut.Ich hoffe, daß es so bald wie möglich passiert.

Ich kenne auch diese Gefühllosigkeit (ich konnte während der PPD mein Baby nicht "lieben"), diese Unfähigkeit, Freude zu spüren, diese psychische und körperliche Kraftlosigkeit.Das vergeht aber mit der richtigen Behandlung!

Mit dem 1.AD (es war Jarsin, ein Johanniskrautpräparat) hatte ich nach ca. 4-6 Wochen das Gefühl zu "erwachen"...ich konnte mit meinem älteren Kind wieder lachen, sogar toben, spielen, ich war nicht mehr so gereizt.Ich hatte auch mehr Antrieb, mehr Kraft, konnte meinen Haushalt auch besser bewältigen.

Mit dem 2.AD (Cipralex) ging es mir psychisch noch ein Stück besser und als meine Hormon-und Mikronährstoffmängel dazu entdeckt und beseitigt wurden, war ich auf ein Mal ein neuer Mensch und konnte mein AD absetzen (Cipralex habe ich aber zur Stabilisierung trotzdem insgesamt 1 Jahr lang genommen).

Also, du wirst sehen, bei dir wird es ab jetzt auch aufwärts gehen.In der Tat braucht man ein wenig Geduld, was ja in dem Zustand nicht einfach ist.Aber leider geht das nicht anders.Wichtig ist, daß du ganz fest daran glaubst, daß du aus diesem "Loch" herauskommst.Das schaffst du auch, wie die meisten Frauen hier! :wink:

Eine Frage hätte ich noch, ich hoffe, es ist nicht zu indiskret: du hast im August 2009 entbunden und erst im Mai 2010, also mehr als 14 Monate später wurde die PPD diagnostiziert.Ist das richtig? Wieso hat es solange gedauert, bis die PPD entdeckt wurde?

Verfasst: 12:06:2010 21:38
von Leuchtkäfer
Hallo Frau Grün

auch ich kenne das Gefühl sehr gut. Es tat mir in der Seele weh, daß ich meinem Kind keine tiefe Liebe entgegen bringen konnte, sondern nur Angst vor ihm hatte in der ersten Zeit. Das tut auch noch etwas weh, wenn ich daran denke, aber nicht mehr so sehr.

Es wird ganz bestimmt besser. Marika hat mal etwas sehr schönes geschrieben und das hat mich in der schlimmen Zeit oben gehalten. Sie lag mit ihrem fünf Monate alten Sohn auf dem Bett, war damals schon in Behandlung und nahm ein AD und plötzlich hat sie diese ganz tiefe Liebe und Glück gefühlt, es war wie ein Sonnenstrahl, schreibt sie.

So war es bei mir dann irgendwann auch und so wird es bei Dir sicher auch sein.
Inzwischen sehe ich es so, daß es gut war, daß in dieser ersten schweren Zeit überhaupt jemand dem Kleinen Liebe und Aufmerksamkeit gegeben hat und nicht nur mechanisches Versorgen, dann war es eben nicht ich, sondern andere.
Ich habe jetzt doch auch täglich noch Zeit dafür und kann mich nicht für etwas verurteilen, was damals nicht ging.

Ich will Dir damit sagen, daß es ein ganz schlimmes Gefühl ist, zu glauben, man liebt sein Kind nicht genug/richtig/überhaupt nicht, aber das gerade das ein Symptom einer PPD ist und besser wird, wenn es Dir insgesamt besser geht.

Alles Gute von Leuchtkfer

Verfasst: 15:06:2010 12:29
von FrauGrün
Danke erst mal an alle!
Am 22.6. gehts in die Klinik... bammel!
Mein Mann hilft. Von der Geburt bis zur Diagnose waren es 9 Monate... Ich habe es erst anhand der Schlafstörungen erkannt.

Verfasst: 15:06:2010 14:17
von AmoebeMS
Hallo Frau Grün (toller Name übrigens; kommt der nicht auch bei Cluedo vor? Ich schlage jetzt aber nicht nach, auch wenn ich mich irre :wink: ),

das ist doch klasse, dass du schon nächste Woche in die Klinik kannst. Ich freue mich sehr für dich und hoffe, dass dein Bammel positiver Natur ist, also: freudige Erregung. Grins. Du hast die „Rückendeckung“ deines Mannes und deiner Familie, und unsere sowieso. Lass auf jeden Fall wieder von dir hören, ja? Ich glaube, ich habe mal einen Fernsehbeitrag über die Klinik in Heppenheim mitbekommen und da schnitt sie als eine der besten Kliniken überhaupt ab. Ruhig Blut.

Und weil die Dauer des Aufenthaltes in einer Klinik eben - wie du in einem anderen Beitrag so „neugierig“ selbst sagtest - von Fall zu Fall unterschiedlich ist und ich mir das jetzt leider nicht verkneifen kann (weil ich einfach eine „angstgestörte Frohnatur“ bin, :wink: ), möchte ich zum Schluss anmerken, dass du dich dort in eine Klinik begibst, die a.) eine verdammt gute Spezialklinik ist und die b.) keine Gitter vor den Fenstern hat. Hab ein bissi mehr Vertrauen in dich und in die Ärzte dort.

And now: Cheer up and be patient!

LG AmoebeMS

Verfasst: 15:06:2010 16:53
von FrauGrün
:D :D :D

Ist eine Mischung aus Freude und Sorge... aber die Freude überwiegt. Ich finde es toll, daß meine Tochter bei der Therapie dabei ist.
(Kenne Cluedo nicht, habe ich da gewisse Rechte verletzt...?!?!)

Verfasst: 15:06:2010 21:44
von AmoebeMS
Hallo,

ich glaube, FrauGrün, es war FrauWeiß, oder so was. Hihi. Oder Herr Weiß? Oh Mann, meine Kids sind noch nicht in dem Alter! Egal. Und ich werde eher zu FrauGrau.

Hab weiter Vorfreude, meine Liebe; das tut gut und in der Therapie Vorort tut es noch mehr gut, wenn du mit Optimismus an die Sache herangehst.

Dein Kind wird auch Spaß haben, glaube es mir. Aber in erster Linie geht es mir ganz persönlich nicht um deine Göre (Scherz), sondern um dich, um dich als Mutter. Kein Kind leidet wirklich, wenn die Frau Mama mal ein paar nicht so gute Wochen hat. Kein Kind steht später neben der Mama und brüllt: "Du hast mir aber mit 9 Monaten das oder jenes net gegeben". Also geniesse die Zeit dann dort wirklich und vorallem ÖFFNE dich. Nichts außen vor lassen, ja? Du wirst nach dem Aufenthalt dort "vielleicht" deine Therapie fortsetzen (müssen). Egal. Alles ist machbar und schaffbar.

Wir diskutieren weiter, wenn du nach 3 Jahren wieder entlassen wirst. :wink:

LG AmoebeMS
Viel Glück

P.S. Hast Glück: ich muss gerade in keine Klinik und ein Doppelzimmer mit dir teilen, und ich schnarche wie blöd! Dir entgeht also das Schlimmste!!! :wink:

Verfasst: 20:06:2010 12:32
von FrauGrün
AmoebeMS

Danke! Ich werde Deine Worte mitnehmen - übermorgen geht es los!
(Was bedeutet das chemische in Deinem Avatar?)

Verfasst: 20:06:2010 18:40
von Leuchtkäfer
Klugscheißmodus ein: Serotonin, hihihi