Wie lange dauert es?!

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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mimi

Wie lange dauert es?!

Beitrag von mimi »

hallo leute!!
hab mich schon vorgestellt. momentan geht es mir so lala. mir ist einfach zum davonlaufen. solange ich unterwegs bin ist alles in ordnung, aber wenn ich an zuhause denke, dass ich nicht raus kann, werd ich total nervös. am vormittag immer schlimmer als am nachmittag. ich weiß dass das normal ist. aber jetzt ist es so, dass meine süße die windpocken hat und ich eigentlich zu hause bleiben müsste und das zieht mich total runter. hab angst einen rückfall zu bekommen. jetzt meine frage an euch, muss ich mich zwingen zu hause zu bleiben oder geht das mit den medis von alleine wieder weg und fühle ich mich dann irgendwann zu hause wohl (am abend bin ich gern zu hause, nur nicht alleine) und kann es wieder genießen?
zweitens wie lange hat es bei euch gedauert bis ihr wieder gesund wart? ich nehme jetzt mirtel 45 mg seit 3 wochen und es hat sich schon vieles verbessert, ich weiß man soll Geduld haben aber dass ist echt schwierig. ich will wieder ich selbst sein!!
Nora

Beitrag von Nora »

Hallo Mimi,

ich kenne das - war auch nicht gerne alleine zuhause. Deswegen hatte ich in der schlimmsten Zeit eine Haushaltshilfe, damti ich es tagsüber zuhause aushalten konnte bis mein Mann kam. Ansonsten hat mir geholfen, eine Plan zu machen, was ich alles heute machen will. So hab ich Struktur in meinen Alltag gebracht und konnte die Zeiten zuhause gut meistern. Das alles hat natürlich eine weile gedauert. Wenn ich die Vormittage geschafft hatte ohne Panik-/Angstattacke, dann war der REst des Tages "gerettet".
Bei mir dauerte es so ungefähr 6 Wochen, bis ich einigermaßen auf dem damm war. Allerdings vergingen noch einige Monate, bis ich dann wirklich wieder selbstsicher genug war und Vertrauen in mich hatte.
Ich weiß gar nicht so genau, wie lange ich jetzt gesund bin. Das kam alles schleichend. Ich hab ja kürzlich erst mein AD völlig abgesetzt - allerdings über einen Zeitraum von 1 Jahr. Und davor ging es mir schon 1 Jahr lang gut. Ich bin aber nach wie vor in therapeutischer Behandlung - also habe noch so ein bißchen was aufzuarbeiten.

LG,
Nora
Geli
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Beitrag von Geli »

Hallo Mimi

ich war auch so jemand, der nicht zuhause sein konnte (obwohl ich das vorher mit Hingabe super gut konnte) - ich war hochschwanger als die Wintersportzeit im Fernsehen mit Biathlon und Skispringen war und es war so toll, auf dem Sofa zu flezen. Daher habe ich mir auch gedacht, dass es für mich kein Problem wäre, so weiterzumachen während mein Baby schläft. Und dann kam es halt genau anders herum - vom Tagesablauf her habe ich es so gemacht wie Nora.

Ich habe immer auf den Feierabend von meinem Mann hingefiebert und bis dahin war ich zumindest morgens mit irgendeinem Termin beschäftigt - habe förmlich Kontakt gesucht und wenn es nur im Supermarkt war. Idealerweise wohnten wir da schon so, dass ich zu Fuß den Ortskern gut erreichen konnte. Ich habe früher in einem kleinen Örtchen mit Null Bummelmöglichkeit gewohnt - das hätte was gegeben!!?? Ich habe mich hingesetzt und Besuchstermine gemacht, wer mich besucht oder wo ich hingehe. Habe mich zwar absolut nicht zu Anfang fit dazu gefühlt, aber immerhin besser als nur die 4 Wände zuhause. Wenn es mal gar nicht anders ging, habe ich mich ans Telefon gehängt. Wenn ich im schönen Wetter im Garten mit ihm saß und er so seelig schlief, dann habe ich keine Ruhe innerlich finden können - manchmal ging es, aber ständig den Gedanken im Kopf, doch irgendwo hin zu müssen oder zu überlegen, was liegt als nächstes an, was kann ich noch nützliches tun, ich darf doch hier jetzt nicht nur so rumhocken.

Bei mir kam damals einiges zusammen - ich habe bis zur Geburt gearbeitet und war schon 33 Jahre (eigentlich ja kein Alter, aber bis dahin war ich halt für mich allein verantwortlich). Dass es sich gebessert hat, kam auch schleichend - so nach und nach habe ich zu mir gefunden, bin selbstsicherer geworden, habe für mich Auszeiten mit schönen Dingen gefunden und auch gelernt, diese zu genießen, habe auch nach und nach abgestillt (hat mir dann viel mehr Zeit für mich gebracht und das dann nur morgens Stillen war dann viel schöner), habe gelernt zu bitten, habe Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe hier in der Nähe gehabt, bin zu einer Gesprächstherapie bei einem mir sympathischen Therapeuten, habe eine Mutter-Kind-Kur mit meinem Mann gemacht (hatten Familienzimmer, die dort Gang und Gebe sind: über's Mutter-Kind-Hilfswerk), habe mich anderen gegenüber mehr mitgeteilt und gemerkt, dass noch lange nicht alle Mütter so happy sind. Das alles war ein Mix und mit der Zeit wurde es immer besser.

Dann kamen noch so Fragen auf, was ist mit Arbeiten usw. - das hat u.a. auch für einige Gedankenkaruselle gesorgt - dann sowieso meine Art, auf viele Dinge zu achten, ob es "richtig" ist, mein doch "schlechtes Gewissen", mehr für mich zu tun ohne dabei eine "schlechte" Mutter zu sein - all so Dinge musste ich in dieser Zeit lernen, abzulegen.

Jetzt ist mein Sohn schon 9 Jahre alt. Als er so 1 - 1 1/2 Jahre alt war, ab da war eigentlich so die wirklich gute Zeit mit ihm. Als er so klein war - mmh, das war irgendwie nichts für mich. Richtig genießen konnte ich es erst, als er dann älter war. Denke, nicht weil es mir da auch noch nicht so gut ging, sondern weil wahrscheinlich dieses Babyalter für mich nicht so wirklich was ist. Als er älter war, war er irgendwie handfester und auch mein Mutter-Sein.
Lieben Gruß von mir

* Auszeit als Ausgleich - fühlen, was tut mir gut *
Irisches Segenswort:
"Mögen gute Tage deinen Weg begleiten, freundliche Menschen dir begegnen, und die Sehnsucht führe dich zum Ziel."
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PPD: 2001
Schilddrüsen-Hormon (nie die Präparatfirmen wechseln!)
Gesprächstherapie
Mutter-Vater-Kind-Kur
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2014: Depression, Medikament Opipramol, seit 07/15: Escitalopram
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Mimi,

ich bin vor eineinhal JAhren direkt nach der Geburt meines Sohnes erkrankt. Nach fünf Monaten bin ich in Behandlung gegangen, nach neun Monaten mußte ich in die Klinik und nehme Medikamente und seit einem halben Jahr geht es mir wieder gut.

Es hat ganz viel Kraft, Geduld und Mut gebraucht, das alles druchzustehen, mein Leben zu ändern und zu gestalten.

Also Mimi, bitte laß Dir Zeit, Du bist auf dem richtigen Weg und machst das prima.

Grüße von Leuchtkäfer
manu

Mache diese Erkrankung das 2mal durch

Beitrag von manu »

Hallo Mimi,
Meine Geschichte ist ziemlich lang (Vorstellrunde) wenn es dich interessiert.

ich hatte eine solche ppd mit Zg. vor ca. 13 jahren und da ging sie relativ schnell vorbei nach ca. 2 J. ging es mir ganz gut. Aber insgesamt mit grossen Pausen ging ich immer wieder zu meiner Therapeutin.

Bei meinem 3 Kind dauert es jetzt schon 2 1/2 J. ich habe auch immer Angst vor dem Vormittag und vor allem wenn es regnet bekomme ich fast panik. Aber ich gehe dann trotz allem raus. Windpocken also mein mittlerer hatte sie auch vor 2 Wochen und da sagte die Ärztin zu mir er kann raus sollte nur nicht unbedingt mit Babys spielen. Also geh raus.

Melde dich machs gut.
Gruss
mimi

Beitrag von mimi »

danke für eure antworten. hab gerade auch in der vorstellrunde über heute geschrieben. ging mir nicht so gut. bin aber für morgen wieder positiv. versuch es mit mehr geduld anzugehen und es so zu nehmen wie es ist ohne gleich auszuflippen wenns nicht so gut läuft. hoffe natürlich, dass es schnell besser wird, weil ich ja gleich hilfe gesucht habe. mein arzt meint ich bin auf dem richtigen weg.
hab morgen wieder einen akupunkturtermin, danach geht es mir auch immer besser. hab mir extrem in der ersten zeit geholfen, ohne diese therapie wär ich heute noch nicht soweit.
wünsch euch allen einen guten tag!!
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