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Auch ich bin neu und möchte mich vorstellen

Verfasst: 20:07:2010 21:24
von lonelymom
Nachdem ich schon über Monate hier bei Euch reingeschaut und mitgelesen habe, habe ich nun endlich allen Mut zusammengenommen und habe mich endlich hier angemeldet. Nun würde ich mich sehr gerne vorstellen:

Ich bin 39 Jahre alt und habe zwei Söhne (3,5 Jahre und 14 Monate alt).

Schon direkt nach der Geburt meines ersten Sohnes (absolutes Wunschkind, auf das ich fast 15 Jahre warten musste), merkte ich, dass irgendwas nicht richtig ist. Mir fehlte dieses absolute Glücksgefühl, welches ich irgendwie immer erwartet hatte, wenn das Baby endlich da ist, und war enttäuscht, dass die Entbindung so schlimm gewesen war (49,5 Stunden!), und dass ich einfach nicht glücklich sein konnte. Alles kam anders, als je erwartet, und nichts war so, wie immer erwünscht.

Zuerst dachte ich, dass es nach der Geburt normal sei, wenn man dauernd so down und ausgepowert sei. Ich war sehr unglücklich darüber, dass sich bei mir nie dieses "automatische" Glücksgefühl einfand, welches wohl andere Mamas nach der Geburt sofort hatten. Als dann nach einem halben Jahr mein Tief nicht besser, sondern immer schlimmer wurde, vertraute ich mich meinem Hausarzt an. Dieser sagte, ich sei ganz normal; Kinder zu haben sei leider nicht immer nur schön, sondern auch oft sehr anstrengend und kräftezehrend. Da ich den Kleinen zu diesem Zeitpunkt immer noch voll stillte, schob mein Hausarzt meine Erschöpfung auf den Schlafmangel, da der Kleine auch nachts zwei bis drei Mal kam. Ich war zuerst beruhigt, bemerkte aber nach weiteren Monaten tiefer Dauer-Traurigkeit, dass das nicht normal sein kann, wie schlecht es mir geht.

Ich weinte sehr oft, war teilweise recht ablehnend dem Kleinen gegenüber und war auch sehr schroff und abweisend meinem Mann gegenüber. Ich konnte einfach keine Freude über dieses doch so sehr gewünschte Baby empfinden. Ich meckerte den Kleinen sogar an, sagte zu ihm, er solle endlich schlafen, wenn er mal wieder vor lauter Bauchweh keine Ruhe fand, und fühlte mich danach nur noch viel schrecklicher... Von meiner Familie (besonders von meiner Mutter - außer von meinem Mann, der war immer lieb und aufmerksam) bekam ich kaum positives Feedback. Ich stand ständig unter Stress und fand keine Ruhe, besonders die ersten acht Wochen waren schlimm, als das Stillen nicht klappte und ich alle zwei bis drei Stunden abpumpen musste. Dann gab ich dem Kleinen die abgepumpte Milch mit der Flasche, wickelte ihn, pumpte wieder ab, säuberte die Fläschchen, und so weiter... Ich fühlte mich einfach nur ausgebrannt und leer. Und die Freude über das Baby kam noch immer nicht.

Als ich zur Nachuntersuchung musste, habe ich dann meine Frauenärztin um Rat gefragt, was denn nur mit mir los sei, aber diese war der Meinung, dass mit der Zeit alles besser und leichter würde, meine Hormone seien ja noch immer durch das Stillen im Aufruhr und wenn ich abgestillt hätte, würde alles besser.

Ich stillte den Großen insgesamt 17 Monate lang, und während der Stillzeit bemerkte ich, dass ich erneut schwanger war. Zuerst war ich ein wenig erschrocken, weil ich Angst hatte, wie es wohl mit zwei Kindern werden würde, doch ich spürte auch - zumindest in den ersten frühen Wochen der neuen Schwangerschaft - dass ich seelisch ein wenig ausgeglichener wurde. Jedoch änderte sich dies im Verlauf der Schwangerschaft, und ich wurde trauriger und trauriger. Ich kam mit meinem großen Sohn ab und zu gar nicht mehr zurecht und wurde immer unglücklicher. Ich malte mir unsere Zukunft in tiefschwarzen Farben aus, hatte schlimme Gedanken und hatte keine Lust mehr auf mein neues "Familienglück", wollte nur noch mein altes Leben zurück. Außerdem verstarb mein Vater kurz vor der zweiten Schwangerschaft, was mich zusätzlich noch fertigmachte.

Auf erneute Nachfrage bei der Frauenärztin hieß es nur wieder, dass die Hormone an meinen Gefühlsschwankungen Schuld seien. Ich fragte, ob denn bei mir evtl. eine Schwangerschaftsdepression vorliegen könne, aber sie verneinte das und meinte, ich solle mich lieber über die Schwangerschaft freuen, das wäre doch ein wahnsinniges Glück, dass es nach so vielen langen Jahren der Kinderlosigkeit nun ein zweites kleines Wunder bei uns geben würde. Einerseits war ich froh, andererseits aber tieftraurig.

In der zweiten Schwangerschaft nahm ich bereits ganz zu Beginn mit meiner Hebamme Kontakt auf, eben weil ich ja den Großen abstillen musste und ihren Rat dazu brauchte. Ihr habe ich ebenfalls anvertraut, dass es mir psychisch sehr schlecht geht, und sie war der Meinung, dass vieles dafür spräche, dass ich bereits nach der Geburt des Großen eine Wochenbettdepression gehabt hätte. Sie war sehr enttäuscht von der Reaktion meiner Frauenärztin und riet mir, mit einer Therapie zu beginnen.

Das Schlimmste für mich war damals die Reaktion von meinen Freunden und der engsten Verwandtschaft, denn keiner konnte begreifen, warum ich mich nicht einfach nur über mein Kind und auch über die neue Schwangerschaft freuen konnte, und warum ich mich immer mehr zurückzog und in mich ging. Verschlimmert wurde das Ganze dann noch von meiner Mutter, die einen wahren Aufstand machte und mich sehr unter Druck setzte, als sie von der zweiten Schwangerschaft erfuhr. Ich sei unvernünftig, wie könne ich denn in unserer Situation nochmal schwanger werden (mein Mann und ich sind selbständig, haben ein kleines Geschäft, welches leider nicht gut läuft), es wäre doch schon vorprogrammiert, dass das nicht klappen würde und und und... Meine Mutter zieht mich oft psychisch runter, und scheinbar fällt ihr das nicht mal auf. Ständig fühle ich mich "unfähig", wenn ich mit ihr über meine Jungs spreche...

Als dann der Kleine geboren wurde, war ich sofort glücklich und liebte ihn über alles. Die Entbindung lief wie im Bilderbuch (nur ca. 8 Stunden), und bei ihm hatte ich sofort alle positiven Gefühle, die ich bei dem Großen auch immer erwartet hatte. Aber trotz allem war da immer noch meine Ablehnung, meine Traurigkeit und mein Unglück dem Großen gegenüber.

Nach langer Zeit und langem Leidensdruck bin ich dann endlich zu meinem Psychotherapeuten gegangen, und dieser sagte schon in unserem ersten Gespräch, ich würde definitiv unter Depressionen leiden. Nun muss ich dazu sagen, dass ich vor etlichen Jahren bereits schon einmal bei diesem Therapeuten gewesen bin (ich litt damals unter Panikattacken; hatte Angst, alleine Auto zu fahren, weil ich während des Fahrens mal ohnmächtig geworden war).

Aufgrund der Tatsache, dass er mich gut kannte und wusste, wie ich früher gewesen war (immer offen und heiter), konnte er daher wahrscheinlich so schnell beurteilen, was mit mir los ist. Er empfahl mir im Verlauf der Therapie, Tabletten einzunehmen (Doxepin). Geholfen haben mir die Tabletten nicht wirklich, eher im Gegenteil. Im Verlauf der Tabletteneinnahme entwickelte sich noch in ein anderes Problem: ich trank öfter mal die eine oder andere Flasche Rotwein zuviel. Nur so konnte ich mein Leben ertragen und hatte die Kraft weiterzumachen. Hinzu kamen Panikattacken und Suizidgedanken. Oft konnte ich nicht vor die Türe gehen, weil ich andere Menschen einfach nicht sehen oder deren Anwesenheit ertragen konnte; mal mehr, mal weniger.

Auch heute bin ich noch immer in Behandlung bei meinem Therapeuten. Zurzeit versuche ich es ohne Tabletten, aber gut geht es mir immer noch nicht. Ich bin oft sehr traurig, und komme mit meinem großen Sohn leider nicht gut zurecht. Ich weiß einfach nicht mehr weiter und würde mich freuen, wenn ich mich hier mit Gleichgesinnten austauschen könnte. Nach den Sommerferien wollen der Hausarzt, der Kinderarzt und mein Therapeut mir helfen, dass ich eine Mutter-Kind-Kur beantragen kann. Darauf baue ich sehr, auf dass es dann endlich besser werden wird.

Es muss sich endlich was ändern, denn so kann es nicht weitergehen, denn besonders in den vergangenen drei Monaten ging es mir wirklich immer schlecher. Die Suizidgedanken schlichen sich immer wieder mal ein. Nur der Kleine hielt mich bisher davon ab. Ich denke oft, wie es wohl wäre, wenn ich endlich Ruhe hätte, aber dann sagt meine Vernunft, dass ich den Kleinen nicht alleine lassen darf. Und mein Therapeut ist mir glücklicherweise auch immer wieder eine gute Stütze gewesen. Kürzlich gab er mir wieder ein Rezept für Doxepin und riet mir, es wieder einzunehmen, aber ich habe Angst davor, es wieder einzunehmen.

Sorry, dass ich gleich zu Beginn so einen langen Text gepostet habe.

Ich hoffe auf Euren Rat und bin mir sicher, dass ich hier die nötige Unterstützung erhalten werde, die ich so dringend brauche.

Viele liebe Grüße,
lonelymom

Verfasst: 20:07:2010 21:59
von Elisabeth11
Liebe (jetzt nicht mehr-) lonelymom!

Du hast eine irre Energie, ich hoffe, das ist dir klar. Schade, dass, bis auf die Hebamme und tlw dein HA niemand richtig reagiert hat auf deine mehreren Hilferufe.
Dein HA mag zwar richtig erkannt haben, dass du an Depris leidest, aber jetzt nochmal Doxepin aufzuschreiben, obwohl du sagst, dass es dir nicht geholfen hat, halte ich nicht für schlau. An deiner Stelle würde ich mich an einen Psychiater, am besten aus der S&L Liste, wenden. In 30%der Fälle ist das erste AD einfach nicht das richtige, aber man hat ja viele Möglichkeiten.
Die Therapie wird dir, denke ich, auf Dauer aber doch helfen, mit deinem großen Sohn ins Reine zu kommen, such dir allenfalls einen anderen Therapeuten, wenn du keine Erfolge siehst und nicht gut kannst mit ihm.
Aber gib nicht auf, es ist auch nach 3,5 Jahren nicht zu spät, die richtige Therapie einzuleiten, damit es dir wieder gut geht.
Wir sind jedenfalls gern für dich da

Lg E

Verfasst: 21:07:2010 9:01
von BB77
Hallo lonelymom,
herzlich willkommen. Schön, dass Du jetzt bei uns bist.
Ich schließe mich Elisabeth11 an, toll, was Du für eine Energie besitzt. Und bzgl. der Tabletten würde ich wirklich nochmal mit Deinem Thera sprechen. Wenn Du damit Probleme hast, sind andere vielleicht wirklich besser.

Es ist traurig, wenn die Verwandschaft und Bekanntschaft so reagieren. Dabei ist es ein nicht unbedeutender Prozentsatz, der Depressionen während oder nach der SS bekommt.
Das Problem mit Deiner Mutter kenn ich von mir und meiner Mutter. Wenn Du Dich nicht wohl fühlst, versuche doch den Kontakt etwas einzuschränken oder nicht mehr (so viel) mit ihr über Deine Jungs zu reden. Wenn Du wieder etwas stärker bist, kannst Du dann auch besser mit ihren Kommentaren umgehen. Bei mir ist mein Mann eingesprungen und hat meiner Mutter vorläufig den Kontakt zu mir untersagt. Wenn Kontakt, dann nur von mir aus. Bis jetzt funktioniert das ganz gut und sie hält sich auch mit ihren veralteten Ratschlägen zurück. :D

Wenn Du Fragen hast, kannst Du sie jederzeit hier loswerden. Die Frauen hier werden Dir gerne zur Seite stehen.
Nochmal herzlich willkommen.
LG BB

Verfasst: 21:07:2010 9:52
von AmoebeMS
Hallo „Einsame Mutter“,

herzlich Willkommen bei uns im Forum. Schön, dass du hierher gefunden hast und dein „langer“ Text ist wichtig, für dich, wie für uns!

Ich gebe Elisabeth Recht, was das AD angeht. Wenn du der Meinung bist, dass es nicht geholfen hat, dann würde ich dir wirklich raten dich an einen Psychiater zu wenden, aber die Therapie natürlich weiterhin zu machen. Hilft dir die Therapie? Fühlst du dich wohl?

Es ist sehr oft der Fall, dass Frauen, die sozusagen vorbelastet sind und schon mal an Depressionen/Panik/Angst erkrankt waren, ein höheres Risiko in sich tragen an einer PPD zu erkranken. Und es ist leider auch ziemlich oft der Fall, dass man auch von einem Arzt mit einem „wird schon wieder“ nach Hause in die „Hölle“ geschickt wird. Umso schöner finde ich, dass du dem Braten nicht getraut und etwas unternommen hast!!!

Was deine Freunde und deine Mutter angeht, so ist es leider sehr oft so, dass viele von Ihnen einfach nicht verstehen wollen und mit ganz tollen Kommentaren um die Ecke kommen, die einem das Leben nicht gerade einfacher machen. Im Gegenteil. Sie bewirken oft, dass man an sich noch mehr zweifelt als es schon vorher der Fall war. Andere schauen hin, „wissen bescheid“ und schauen wieder weg. Eine Mutter mit zwei Kleinkindern braucht – meiner Ansicht nach – in erster Linie hier und da Entlastung. Eine Mutter, die an einer PPD erkrankt ist, braucht dies sogar ganz besonders und nicht nur das. Wir können dir hier mit den beiden Kindern vielleicht nicht Vorort helfen, aber wir können zumindest gut zuhören und vor allem verstehen, wie es dir körperlich und seelisch geht.

Meine Mutter hat damals zunächst ähnlich reagiert wie deine als ich ihr steckte, dass ich 6 Monate nach der Geburt unseres ersten Sohnes wieder schwanger sei. Wie kann ich nur? Tipps und Anrufe kamen rund um die Uhr. Allerdings ist unser Verhältnis tatsächlich durch die Geburten der beiden Jungs viel stärker geworden, ABER ich habe sehr offen mit ihr geredet, was ich gerade brauche und was nicht. Wir sind einwenig wie Feuer und Wasser; nicht immer freundlicher Umgangston, aber ich sage nun mal einfach was ich denke. Besonders ihr. Ich brauchte ihre Unterstützung damals mit den Kindern sehr, doch wenn ihre Kommentare & Ratschläge mir zuviel wurden, hieß es schon mal: „Mami, Esstisch, Setzen, Reden.“

Was ich damit sagen will ist, dass ich Euer Verhältnis nicht kenne. Vielleicht bin ich auch ein anderer Typ, mag sein, aber ich halte von Aussprachen einfach mehr. Manche distanzieren sich für eine Weile, manche sogar länger oder ganz. Für mich galt zunächst „Bitte hilf mir, aber halte dabei bitte den Mund!“. War keine gute Idee. Grins. Die klaren bzw. deutlichen Aussprachen waren aber Gold wert. Wenn du denkst, dass sie nicht merkt, dass sie dich runterzieht, … nun ja…. hast du ihr das schon mal in aller Deutlichkeit gesteckt?

LG AmoebeMS

Verfasst: 22:07:2010 0:54
von lonelymom
Vielen lieben Dank für Eure herzliche Aufnahme in diesem Forum! Ich bin froh, dass ich mich endlich mit anderen offen über meine Probleme und Gefühle austauschen kann! Das gibt macht mir Mut und ich merke, dass es Hoffnung auf Besserung gibt.


@Elisabeth:

Ich hoffe auch, dass es nach dreieinhalb Jahren noch nicht zu spät ist, endlich mit dem Großen ins Reine zu kommen, und ich setze alle meine Hoffnungen darauf, dass mein Therapeut und ich ein gutes Medikament oder eine andere Lösung finden werden, damit ich endlich mit dem Großen zurecht komme. Mit meinem Therapeuten komme ich super zurecht, denn ich kenne ihn schon wirklich lange. Ich kann mit ihm über alles reden und fühle mich dort sehr aufgehoben und verstanden, wenn auch mein Therapeut kinderlos ist und eigentlich nicht mitreden kann, wenn es um dreieinhalbjährige "Terrorzwerge" geht ;-)


@BB77:

Ich habe vor einiger Zeit mal "Klartext" mit meiner Mutter geredet, aber nach einiger Zeit der Zurückhaltung ihrerseits ist es doch wieder eingerissen, dass sie mir ständig das Gefühl gibt, dass ich meine Kinder falsch erziehe, und dass speziell mein großer Sohn der einzige in der Verwandtschaft ist, der nicht brav und gut genug für den Rest ist. Sie tut mir mit solchen Kommentaren sehr weh, gerade heute Abend hatten wir wieder ein ähnliches Telefongespräch, in dem sie meinen Großen wieder nur schlecht machte und ihn wie einen kleinen Teufel darstellte. In solchen Momenten tut er mir so leid und ich fühle uneingeschränktes Mitleid und Zuneigung zu ihm, obwohl ich doch ansonsten sehr schnell Wut und Ablehnung ihm gegenüber empfinde, wenn er so schwierig und anstrengend ist. Aber diese positiven Gefühle für ihn zeigen mir dann, dass ich doch was verändern kann, wenn ich es denn nur wirklich will!


@Amoebe:

Zu deiner Frage, ob mir die Therapie hilft bzw. ob ich mich wohl fühle, hab ich ja bereits Elisabeth schon geantwortet, dass mein Therapeut ein sehr Netter ist, den ich bereits länger kenne. Einziges Manko: er hat selbst keine Kinder und kann somit in vielen Fragen nur aus seinem Erfahrungsschatz als Therapeut schöpfen. Das lässt mich manchmal zweifeln und macht mich doppelt unsicher.

Dann das Problem "meine Mutter": sie kommt mir vor wie eine perfekte Überfrau. Sie arbeitet bis zum Umfallen (besonders seit dem Tod meines Vaters), bei ihr ist immer tiptop Ordnung, und auch, wenn sie gesundheitlich nicht kann, schafft sie es trotzdem, immer perfekt zu sein. Sie verurteilt uns (also mich und meinen Mann und unsere Kinder) oft und schnell für Dinge, die wir tun oder eben nicht so perfekt tun, und wenn sie mich dann mal wieder maßregelt, fühle ich mich doppelt unfähig und schlecht. Ist es denn nicht normalerweise so, dass unsere Mütter uns aufbauen und unterstützen sollten, statt uns runterzuziehen??

Es tut mir sehr weh, dass ich von ihr immer nur negative Bemerkungen zu allem und jedem ernte. Gerade vorhin, als wir telefoniert haben, hat sie mir wieder erzählt, wie toll die Töchter meiner Cousine geraten sind (und meine Cousine ist ja auch viel perfekter als ich), oder die Enkelkinder von ihren Nachbarn sind ja so viel toller als mein Großer.

An meinem großen Sohn lässt sie kaum ein gutes Haar, wobei sie vor dem Tod meines Vaters den Großen immer "in den Himmel gehoben" hat. Da war er noch der Superenkel, der so lieb und brav und perfekt ist. Kurz nach dem Tod meines Vaters sagte sie dann mal zu mir, sie hätte das letzte Jahr im Leben meines Vaters viel zu oft bei uns verbracht und sich ausschließlich um ihren Enkelsohn gekümmert, statt sich um ihren Mann zu kümmern; wie einsam mein Vater wohl gewesen sein muss meinetwegen und des Großen wegen.... Das tut mir so weh und gibt mir das Gefühl, dass ich Schuld daran bin, dass mein Vater als einsamer Mann gestorben ist. Das ist nicht wirklich förderlich für meine eigene psychische Verfassung!

Wenn ich dann die Notbremse ziehe und zu ihr sage: "Halt, ich kann nicht mehr! Hör bitte endlich auf, mich unter Druck zu setzen." Dann ist sie eingeschnappt und meldet sich tage- bzw. wochenlang nicht, und mein Bruder, der in direkter Nachbarschaft zu ihr wohnt, bläst mit ihr in ein Horn und macht mich ebenfalls schlecht. Der Kontakt zu den beiden tut mir nicht gut, und ich würde ihn oft am liebsten abbrechen.


Aber mittlerweile hab ich gelernt, dass nicht diese beiden das Maß aller Dinge sind, und dass ich andere Personen in meinem direkten Umfeld habe (wie z.B. meine Schwiegereltern), die mir wirklich helfen und mich unterstützen, wenn ich akute Hilfe brauche. Vor allem haben meine Schwiegereltern mittlerweile ein wesentlich besseres Gespür für mich und meine psychische Verfassung als meine Mutter. Sie haben mich oft aufgebaut und mir Mut gemacht, und dass, obwohl ich nicht immer ein so gutes Verhältnis mit ihnen hatte.


Hoffentlich gibt es irgendwann eines Tages endlich wieder Fröhlichkeit und Unbeschwertheit in meinem Leben, und dass ich uneingeschränkt mit meinen Kindern lachen kann. Ich wünsche mir so sehr, dass ich endlich wieder glücklich sein und mich an meinen Kindern freuen darf!

Verfasst: 22:07:2010 12:59
von Leuchtkäfer
Hallo lonelymom,

auch von mir herzlich Willkommen. Es ist traurig zu hören, daß es Dir nun schon so lange so schlecht geht. Um so schlimmer, weil Du ja um Hilfe gebeten hast. Leider brauchen solche verschleppten Depressionen oft auch länger um auszuheilen.

Du hast ja schon die richtigen Schritte unternommen, schön, daß Du jetzt auch hier zum Austauschen bist,

liebe Grüße von Leuchtkäfer