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Badinter

Verfasst: 27:08:2010 22:34
von mici
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,713292,00.html

Hier mal ein interessanter Link! Werde mir wohl auch das Buch "Der Konflikt" besorgen!

Bin gespannt, was Ihr davon haltet!

Gruß, MICI

Verfasst: 28:08:2010 17:43
von Elisabeth11
Hui, klingt sehr interessant, ich muss nachher alles im Detail lesen, aber ich seh schon, das ist ein Thema, in das ich mich reinsteigern kann

Lg E

Verfasst: 30:08:2010 13:55
von Sanni
Danke für den Buchtipp :D

Ich werde mir das Buch auf jeden Fall besorgen, die Frau spricht mir in meisten Teilen aus ihrem Interview sowas von aus dem Herzen und ich bin so froh, das ich nich die Einzige bin, die in der Gesamtheit der Familie sich selbst nicht unterschlägt und sagt "Hallo, ich bin auch noch da, was ist mit mir?"

Grade weil ich mit dem Stillen so sehr auf Kriegsfuss stehe denke ich mal ist dieses Buch für mich lesenswert :)

Lg, Sanni

Verfasst: 30:08:2010 20:07
von Leuchtkäfer
Ich finde eine Sache sehr interessant an diesem Interview. Ich habe das Gefühl, daß der (oder die?) Befragerin absolut anderer Meinung ist als Fr. Badinter und regelrecht empört über die Antworten ist.

Ich tue mich nach solchen Texten immer schwer, für mich etwas rauszuziehen, was mich nicht gleich in Grübeleien stürzt.

Ich habe sicher meine PPD auch bekommen, weil ich für das Muttersein keinen Plan hatte. Ich war zu Abhängig von der Meinung anderer, um ganz "mein Ding" zu machen, gehöre aber auch nicht zu den "Schimpansenmüttern", deren Erfüllung das Muttersein ist.

Gibt es denn keinen Mittelweg, ohne daß es uns Mütter zerreißt. Bin ich eine Schimpansenmutter, wenn ich gerne gestillt habe? Bin ich eine egoistische Mutter, wenn ich nicht 24h bei meinem Kind bin? Ich habe das Gefühl, daß ein Mittelweg nicht honoriert wird. Die "Spielplatzmütter" schaun mich komisch an, wenn mein Kind eben nicht stundenweise in den Waldkindergarten geht, ich mich da einmal die Woche engagiere, sondern in einen städtischen KiGa geht und da auch bis 17:00 Uhr ist.

Die Karrieremütter werten es ab, daß ich nur halbtags arbeite und so mit meiner Ausbildung länger brauche.

Ich habe das Gefühl, in der Gesellschaft gibt es nur die "Übermütter" und die "Rabenmütter", wobei jede der zwei Gruppen je nach Umfeld in dem man sich befindet, gelobt oder gescholten wird. Ich finde das ganz schwierig. Wie geht Euch das?

Grüße von Leuchtkäfer

Verfasst: 30:08:2010 20:51
von Stefanie H.
Bin da deiner Meinung Leuchtkäfer, also das es heutzutage nur noch die "Übermütter" und "Rabenmütter" laut Gesellschaft gibt.

Naja ich wollte auch immer arbeiten. Meine Ausbildung in der Tasche haben und auch in meinem Beruf eine Weile arbeiten bevor ich Kinder krieg. Ausbildung hat geklappt. Eineinhalb Jahre durfte ich auch in meinem Beruf arbeiten, danach wurd ich leider nicht weiterbeschäftigt wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage des damaligen Betriebs.
Früher wollte ich wenn mein Kind oder meine Kinder im KiGa sind wieder arbeiten gehen. Heut bin ich da anderer Meinung.

Liegt zum Teil vielleicht an meiner eigenen Kindheit. Meine Eltern haben beide immer gearbeitet, was sie heut auch noch tun. Seit ich mich erinnern kann ist meine Mutter wieder Vollzeit arbeiten gegangen und meine Oma hat auf mich aufgepasst wenn ich aus dem Kiga kam und auch davor. Meinen Papa hab ich wenn nur am WE gesehen, da ich schon schlief wenn er nach Hause kam. Meine Mutter hatte Wechselschichten so das ich sie nur gesehen hab wenn sie Frühschicht hatte.

Heute weis ich das ich meine Eltern vor allem meine Mutter vermisst hab, darum will ich es bei meiner Kleinen anders machen. Aus meiner eigenen Erfahrung heraus will ich eigentlich lieber Vollzeitmama sein, aber mal sehen wenn nächstes Jahr der Kiga kommt was dann ist.

Ich verurteile weder Frauen die Karriere mit Kind machen wollen noch Vollzeitmamas die lieber bei ihren Kindern bleiben wollen. In einer modernen und immer so sozial gelobten Gesellschaft sollte es eigentlich möglich sein beide Mamamodelle zu akzeptieren, aber leider ist man heut als Mama egal was man macht immer die Blöde.
Bleibt man voll zuhause ist man eine schlechte Mutter weil man ja vorlebt das man keinen Job braucht. Geht man arbeiten ist man eine schlechte Mutter weil das Kind bei anderen ist.

Werd mir das Buch glaub ich auch mal anschauen. :)

LG
Steffi

Verfasst: 31:08:2010 10:55
von mici
Hallo Leute!

Mein Eindruck des Interviews ist, dass es Badinter darum geht, herauszustellen, dass das Kinderkriegen heutzutage keine Privatangelegenheit mehr ist! Im Gegenteil: Kinderkriegen ist heutzutage mehr denn je eine öffentliche, d.h. vielleicht auch politische Angelegenheit. Da gibt es die Einen, die fordern, dass sich wieder mehr Frauen für Kinder entscheiden sollen, um die Entwicklungen der sogenannten Gesellschaftspyramide, dernach es immer mehr Alte und immer weniger Junge gibt, aufzuhalten. Da gibt es Andere, die fordern, dass "frau" sich wieder mehr auf ihre soziologische Rolle als Frau, d.h. auf das Überleben unserer Art konzentrieren soll und als Hausmütterchen vorm Herd ihr Dasein fristen soll. Da gibt es wieder Andere, die der 68er Generation gemäß die Emanzipation hochhalten und das Modell "Vollzeitmutter" ablehnen. Und da gibt es schließlich die Frauen selbst, die ihre Entscheidung für oder gegen Kinder im Lichte der Öffentlichkeit und nicht zuletzt beeinflusst von den individuellen existenziellen Bedingungen treffen müssen. Denn sich heutzutage in der Rolle der Vollzeitmutter einzurichten ist aus meiner Sicht nicht immer nur eine individuelle Entscheidung, sondern ist auch abhängig von den jeweiligen Möglichkeiten, arbeiten zu gehen und davon, einen geeigneten Betreuungsplatz für den Nachwuchs zu bekommen. In vielen Regionen Deutschlands ist aber gerade die Jobsituation oft sehr prekär, so dass manche Frauen vielleicht gar nicht freiwillig Vollzeitmütter sind. In anderen Regionen gibt es vielleicht genug Arbeit, dafür aber zu wenig Kindergartenplätze.
Manche Frauen, die arbeiten gehen, würden vielleicht lieber zu Hause bleiben und die Rolle der Vollzeitmutter einnehmen, können dies aber nicht, weil sie finanziell auf den Zuverdienst oder gar den Alleinverdienst angewiesen sind. Auch hier gibt es also Schnittstellen zur Politik und zu dem gesellschaftlichen Modell unseres Landes. Ich habe hier in Hamburg auch oft Mütter getroffen, die zwar Arbeit haben und auch einen Kindergartenplatz bekommen, für die es sich aber nicht lohnt, zu arbeiten, weil ein großer Teil des Einkommens für die Bezahlung des Kindergartenplatzes drauf geht. Dass sich solche Mütter u. U. entscheiden, dann lieber selbst zu Hause zu bleiben und das Kind zu betreuuen, kann ich verstehen. Sie werden aber angefeindet von solchen Leuten, die meinen, Kinderbetreuung sei keine Arbeit und solchen Leuten, die finden, eine Frau müsse im Sinne der Emanzipation das Kind auch abgeben können.
Was ich damit sagen will ist, und das meint, glaube ich, auch Badinter, dass Kinderkriegen eben keine Privatsache mehr ist sondern, um es drastisch zu formulieren: Ein Politikum, d.h. eine Streitfrage, die politische, dh. die Allgemeinheit betreffende Relevanz hat.
Ausgetragen werden diese Debatten auf den Rücken der Frauen, die (keine) Kinder bekommen.
Die besondere Schwierigkeit besteht für uns Frauen deshalb darin, zwischen den verschiedenen Ansichten und Lagern den eigenen Weg zu gehen und die für uns individuell passende Lösung zu finden. Das kann für die einen eben die "Vollzeitmutter" sein, für die anderen bedeutet es die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Doch es eben schwierig, zu diesem individuellen Weg auch zu stehen. Es ist deshalb schwierig, weil eben öffentliche Debatten über "richtige" und "falsche" Mütter geführt werden, eine Frage, die sich vor noch nicht allzu langer Zeit gar nicht stellen konnte, weil der klassische Weg der Frau vorgezeichnet war und keine großen Wahlmöglichkeiten bestanden.
Doch heutzutage gibt es zum Glück diese Wahlmöglichkeiten, von daher ist es nur konsequent, dass sich daraus auch Diskussionen über die richtigen bzw. falschen Entscheidungen ergeben.
Es bleibt uns letztendlich nichts anderes übrig, als "unseren" Weg zu gehen, wir können uns gar nicht zu 100 % dem einen oder dem anderen Lager zugehörig fühlen, es wird immer noch auch Kritik aus den eigenen Reihen kommen. Soll heißen, wenn ich mich für das Modell "Vollzeitmutter" entscheide, dann wird es immer noch Frauen geben, die selbst dieses Modell noch übertrumpfen und noch "mehr" Vollzeitmutter" sind, als wir. Es wird nicht aufhören, dass wir von anderen Müttern auf dem Spielplatz angeguckt werden für "unser" Modell und ich glaube, die ganz große Herausforderung besteht eben darin, dass wir uns mit unserem Modell gut fühlen und deshalb auch dazu stehen können.
Das gilt schließlich auch für die Frage des Stillens, der Wahl des geeigneten Kindergartens etc.

Leuchtkäfer schrieb:
Ich finde eine Sache sehr interessant an diesem Interview. Ich habe das Gefühl, daß der (oder die?) Befragerin absolut anderer Meinung ist als Fr. Badinter und regelrecht empört über die Antworten ist.
Ich glaube, dies ist eine besondere Interviewtechnik, die immer bei ganz besonders brisanten Streitfragen zum Einsatz kommt, um sozusagen den Interviewten aus der Reserve zu locken. Die Interviewerin nimmt im Gespräch die Rolle der diametral entgegenstehenden Meinung zur Befragten ein, damit auch die Leser, die nicht mit Badinter konform gehen, das Interview lesen und sich in den entsprechend provokativ formulierten Fragen wiederfinden.

Ich hätte noch eine ganze Reihe mehr Anmerkungen zu machen, auch zu Euren bisherigen Beiträgen, dazu später, muss leider gerade los!
Gruß, MICI

Verfasst: 31:08:2010 11:22
von Sanni
Hallo Leuchtkäfer,

ich sehe das in etwa auch so wie Du. Allerdings habe ich das Gefühl, das es hier nur "Übermütter" gibt, egal wo ich hier hinkomme, wenn ich sage, das ich nicht gestillt habe, damit sogar auf Kriegsfuss stehe, die Kleine von Anfang an in ihrem eigenen Zimmer geschlafen hat und es für mich eine riesen Überwindung ist, sie im gleichen Raum schlafen zu lassen wie ich, ich eben nicht 24 h um sie rum bin und sie auch mal zu meiner Mutter gebe für ein paar Tage, damit mein Mann und ich weg gehen können, würden mich die Mütter am liebsten sofort steingen und mir das Jugendamt auf den Hals schicken.

Resultat: Ich verbuddele mich hier, ich habe vor zwei Wochen gesehen, wie gut es der KLEinen tat, mit anderen Kindern zu spielen, aber ich komm nicht über mich hinweg zu diesen Hyänen mit ihren kleinen Still-Terroristen zu gehn und mich wieder zu rechtfertigen, wieso ich mir meine Kleine nicht auf die Brustwarze tapeziert habe.

So, das war jetzt ganz hart ausgedrückt, aber im Moment kann ich nur schwarz und weiss sehen, das ist furchtbar und manchmal hasse ich mich selbst dafür.

Lg, Sanni

Verfasst: 31:08:2010 18:18
von Leuchtkäfer
Hallo zusammen,

mici: Ja, das kann gut sein mit der Interview-Technik, ich kenne mich da nicht so aus. Das stimmt, das Kinderkriegen ist ein Politikum und man kann es wie eben das Muttersein an sich nicht richtig oder falsch machen. Hmm, schwierig.

Sanni: Ja, das ist etwas hart gedacht und gesagt. Es gibt auf den Spielplatz durchaus andere Frauen, ich kenne einige davon. Ich bin z.B. sehr für das Stillen, habe es gerne gemacht, aber dann auch gerne aufgehört. Es geht doch um die grundsätzliche Einstellung zum Kind. Ich finde es bedenklich, wenn das Kind dazu da ist, um nach außen zu demonstrieren, wie gut man das alles hinbekommt oder so. Am liebsten hätte ich für meinen Sohn, daß er einfach groß werden darf, mit klaren Regeln, mit viel Liebe und Raum zur Entfaltung ohne ständiges Vergleichen.

Aber so ist es nun mal nicht,

Grüße von Leuchtkäfer

Verfasst: 31:08:2010 22:32
von Ylaina
Ich hatte den Artikel auch gelesen und fand ihn gesellschaftspolitisch interessant. Gerade als Soziologin fand ich ihn fast zwangsläufig. Aber das jetzt auszuführen, dazu bin ich zu müde schon wieder. :wink:

Als Mutter allerdings kann ich mich nur noch an den letzten Satz erinnern. Und der hat meine persönliche Philosophie total getroffen und ich denke seitdem sehr oft daran.

Und bei alle dem ist es inzwischen für mich so, dass ich in anderen Müttern eben weder die Übermütter noch die Rabenmütter sehe und mir selbst erlaube mich da in keine Bewertung reinziehen zu lassen. Das wird sicher nochmal schwerer, wenn ich noch mehr als jetzt (einmal die Woche offene Krabbelgruppe) mit anderen Müttern zu tun bekomme.
Aber ich sehe den Menschen und seine Situation und 'nehme es mir raus' mich selbst auch so zu sehen. Was für die eine Mutter richtig und gut ist aus bestimmten persönlichen Gründen, kann für die andere falsch sein. Oder für mich.

Und da werd ich dann doch wieder soziologisch: wir leben in einer hoch individualisierten Gesellschaft, das ist Fluch (Stichwort Orientierungslosigkeit) und Segen (persönliche Freiheit) zugleich. Aber ich versuche das Beste für mich und meine Familie daraus zu machen und auch für meine Mitmenschen. Und versuche eben diese Bewertungen immer mehr beiseite zu lassen und mich und meine Mitmütter und -väter mit Verständnis zu betrachten.

Liebe Grüße :wink: