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Lange in der Krippe
Verfasst: 05:09:2010 9:48
von Leuchtkäfer
Hallo zusammen.
mein KLeiner (20 Monate) ist seit drei Wochen in der Krippe. Vorher war er drei Tage die Woche seit er 10 Monate alt ist bei einer Tagesmutter. Nun haben wir diesen Platz bekommen und zugesagt.
Die Eingwöhnung verlief ganz in Ruhe und problemlos. Er sagt moergens beim Abgeben bedauernd "Mama" oder "Papa", weint aber nicht und läßt sich durch die sehr lieben Erzieherinnen gut ablenke. Er ißt, schläft und spielt da wohl ganz normal.
Ich arbeite drei Tage die Woche und kann ihn dann erst um 17:00 Uhr holen. Er ist dann immer das letzte oder vorletzte Kind, weil die dann schließen. Das bricht mir fast das Herz, meinen kleinen da als Letzten auf Mama oder Papa warten zu sehen. Er ist dann auch immer bei einer fremden Erzieherin, eben bei der, die Spätdienst hat.
Er war bisher immer fröhlich am Spielen, wenn ich kam. Zu Hause gibt es auch keine neu aufgetretenen Probleme, alles ist gut.
Trotzdem plagt mich das schlechte Gewissen so sehr. Jetzt merkt er ja noch nicht, daß er der letzte ist, aber was ist später? Ich arbeite doch aber auch so gerne, damit möchte ich nicht aufhören. Täglich halb zu arbeiten, kommt nicht in Frage, das geht bei uns nicht.
Jetzt frage ich mich, wie das andere machen? Arbeitet denn keiner sonst so lange? Da sind so viele Kinder, warum werden denn nur zwei oder drei so lange da gelassen? Ich fühle mich wie eine Rabenmutter. Meinem Mann geht es übrigens genauso. Er hat ihn neulich abgeholt und war auch ganz geknickt.
Objektiv weiß ich, daß es meinem Sohn da gut geht, aber es macht mich trotzdem traurig.
Wie lange und wo laßt ihr Eure Kinder betreuen und wie finden die das?
Grüße von Leuchtkäfer
Verfasst: 05:09:2010 10:04
von Marika
Hallöchen,
ich kann dich sehr gut verstehen. Es ging mir auch schon ähnlich, als ich meinen Sohn mal ganz als letztes Kind abeholt habe vom Kindergarten. Da mußte ich auch länger arbeiten und ich hatte auch ein schlechtes Gewissen. Und öfter mal muss ich Noah um 7:00 Uhr früh schon in den Kindergarten bringen wegen der Arbeit - da war er auch schon der erste - schlechte Mutter???? Nein, denn ein anderes Mal ist ein anderes Kind das erste oder letzte - in deinem Fall immer dann, wenn dein Süßer nicht in die Krippe geht!!!!
Dieses neue Kindergarten Jahr wird mein Sohn sogar einen ganzen Tag lang mit Mittagessen bis 16:30 (die schließen dann auch) im Kindergarten bleiben - schlechtes Gewissen hat mich auch da schon geplagt, weil ich da nur morgens arbeite und mir den Nachmittag für MICH frei nehme...

Schlechte Mutter???? Nein, sondern einen wunderbare Gelegenheit für meinen Sohn langsam wieder einen Schritt in Richtung Selbständigkeit zu machen und für mich Energie zu tanken (die ich im Moment bitter nötig habe....

)
Also - halte dir mal die positiven Dinge vor Augen: deinem Kleinen geht es da prima, du arbeitest gerne und die restlichen 4 Tag der Woche bist du ja für IHN da!!!!! Und es wird immer ein Kind das letzte bzw. erste sein - immer dann, wenn DU FÜR DEINEN SOHN DAHEIM DA BIST!!!! Es kommt nicht darauf an, wann du dein Kind holst, wichtig ist dass es für euch stimmig ist und da du ja ganze 4 Tage in der Wochen NICHT arbeitest - ist schlechtes Gewissen oder gar Rabenmutter total nicht angebracht!!!!
Sollte sich dennoch dein Gewissen hin und wieder rühren - und das wird es bestimmt auch bei mir noch öfter - dann sehen wir uns an, wieviel positive Dinge es daneben gibt!!!!
Ganz liebe Grüße von
Verfasst: 05:09:2010 19:01
von Elisabeth11
oh, mein Lieblingsthema....schlechte Mütter, wir Egoistinnen, die arbeiten UND Kinder wollen.
Ich muss jetzt eine Runde staubsaugen, aber dabei überleg ich mir was...
Bis später
Lg E
Verfasst: 06:09:2010 7:19
von smaugerl
hallo Leuchtkäfer,
ja das ist so ein Thema

ich glaub einfach, so lange es dem Kleinen offensichtlich gut geht, könnt ihr das auch so beibehalten.
Und das schlechte Gewissen bekommen wir glaub ich "gratis" mit der Geburt der Kinder, machen wir alles richtig, haben wir genug Zeit? Mein Mann zb macht sich keinerlei Gedanken über solche Sachen, der plant seine Arbeit und wir als Familie haben sich danach zu richten, ich dagegen schau immer, das die Balance zwischen Familie und Arbeit stimmt und mach mir Gedanken um die Kinder, auch wenn die in der Zwischenzeit gut aufgehoben sind...
Meinen Großen, bald 16, musste ich früher auch ob Sommer oder Winter, um 7 Uhr im Kindergarten abgeben, d.h. wir sind um halb sieben zuhause weggfahren mit dem Bus einmal quer durch die ganze Stadt, bei jedem Wetter - der arme Bub

ich hab den ganzen Tag gearbeitet, er war auch oft der letzte, der abgeholt wurde.. aber es hat ihm nicht geschadet

, er hat viel gelernt, gespielt usw...wir hatten unter der Woche nur ca. eine Stunde am Abend gemeinsam, dann ging er schon schlafen..
Versuch einfach, die Zeit,die ihr sonst miteinander habt, so zu gestalten, das es euch beiden gut geht dabei - und nutz diese 3 Tage, die du arbeitest, auch bewusst für dich und deine sozialen Kontakte.. lass das schlechte Gewissen beiseite und denk lieber daran, wie toll du Arbeit und Familie unter einen Hut kriegst
lg
smaugerl
Verfasst: 06:09:2010 11:13
von mici
Hallo Leuchti,
ich habe zwar noch nie mit dem "inneren Kind" gearbeitet, aber das, was Du beschreibst, klingt für mich so, als wäre es ein Thema für die Arbeit mit dem "inneren Kind". Denn Du interpretierst aus meiner Sicht in die Situation Gefühle hinein, die man nicht automatisch damit in Zusammenhang bringen muss.
Soll heißen, F. ist super betreut im KiGa, das wisst Ihr auch, Ihr bekommt versichert, dass er ganz normal am Alltag teilnimmt und ein unauffälliges, liebes Kerlchen ist. Keiner sagt Dir, dass es ein Problem darstellt, dass er der letzte ist. Im Gegenteil, Du bestätigst sogar, dass nicht einmal F. selber merkt, dass es so ist. Auch nach dem Abholen macht er einen fidelen Eindruck und dennoch tut er Dir leid.
Kann es sein, dass Du DIR selber leid tust, weil Du Dich - im übertragenen Sinne - dort (mutterseelenallein) stehen siehst? Diese Gefühle, die Du für F. an dieser Stelle hast, sind aus meiner Sicht ein Resultat dessen, wie Du selber Momente aus Deiner frühen Kindheit in Erinnerung hast, bzw. wofür Du selbst sensibilisiert wurdest. Es ist aber kein absolutes MUSS, dass genau diese Gefühle, die Du empfindest, auch, quasi objektiv, dieser Situation zugehörig sind. Sondern viel eher ist es doch so, dass es ganz viele Mütter geben wird, die sich gar nichts dabei denken, wenn ihr Kind das letzte ist, welches abgeholt wird. Es muss also einen Grund geben, warum gerade DU so sensibel reagierst, wenn Du F. abends abholst.
Mir geht es z.B. so, dass mir die Tränen kommen, wenn ich L. aus dem KiGa abhole und sie alleine irgendwo spielt, obwohl noch ganz viele andere Kinder da sind. Dann denke ich sofort, sie wird ausgeschlossen und nicht gemocht, was natürlich Qutasch ist, die Kinder sind ja alle erst zwischen 12 und 24 Monaten alt. Aber ich selber wurde halt als Kind oft ausgeschlossen und hab alleine in der Ecke gepielt und deswegen projeziere ich diese Gefühle auch auf die Situation mit L. Andere Mütter würden vielleicht denken: Die hat es gut, nimmt sich die Ruhe und die Auszeit, die sie für sich braucht, ehe sie mit den anderen Kindern weiterspielt.
Ähnliches könnte man auch zu F.´s Situation denken: Der hat es gut: Hat die Erzieherin in der letzten Stunde ganz für sich alleine, das wird er sicher sehr genießen!
Lieben Gruß,
MICI
Verfasst: 07:09:2010 8:45
von Marika
@Mici: Ich ziehe den Hut vor deiner Analyse!!!! Wirklich Super! Sag mal studierst du heimlich Psychologie???
Auch ich habe in meiner Therapie gelernt, dass solche Dinge sehr oft mit der eigenen Kindheit zu haben und wir uns in gewissen Situationen SELBER sehen und nicht unser Kind!!!
Liebe Grüße von
Verfasst: 07:09:2010 9:50
von mici
Marika schrieb:
@Mici: Ich ziehe den Hut vor deiner Analyse!!!! Wirklich Super! Sag mal studierst du heimlich Psychologie???
Vielen Dank für die Blumen
Ich studiere nicht Psychologie, würde es aber ZU GERNE! Doch leider ist der NC bei 1,4 hier in Hamburg, dafür ist mein Abi meilenweit zu schlecht, sonst hätte ich schon längst begonnne

Verfasst: 10:09:2010 9:16
von Leuchtkäfer
Hallo zusammen,
hmm, mici, ich habe da nochmal drüber nachgedacht. Also ich kann mich nicht erinnern, wie es bei mir in der Krippe war. Meine Mutter erzählt, daß ich mich morgens immer schwer getrennt habe, dann aber fröhlich gespielt habe. Ob ich oft die Letzte war, weiß ich nicht.
Du hast REcht, man darf nicht von sich auf die Kinder schließen. Ich fände es jetzt als Erwachsene schrecklich, immer irgendwo die Letzte zu sein, die abgeholt wird, weil das bei mir ein Gefühl von Verlassensein und nicht-gewollt-Sein hervorruft.
Mein Sohn scheint im Gegenteil die exklusive Aufmerksamkeit der Erzieherin zu genießen. Er guckt dann Bücher mit ihr an und zeigt ihr Spieltiere und sie machen die Geräusche dazu. Hmm, ein komisches Gefühl bleibt trotzdem.
So, was anderes: Seit einer Woche schubst mein Sohn andere Kinder ganz schnell und ganz doll. Wenn die was haben, was er will, krallt er sie sich und schubst sie grob weg. Gestern waren wir bei Freunden mit einem gleichaltrigen Sohn, der noch nicht in die Krippe geht. Mein Sohn hat sofort spitz gekriegt, daß der andere noch nicht so gut gelernt hat, sich zu wehren und hat ihn ständig umgeschubst. Ich habe dann eingegriffen, wenn der andere geweint hat. Ich habe meinen Sohn dann weggenommen, habe das eroberte Spielzeug auf den Boden gelegt und streng zu ihm gesagt: Siehst Du, O. weint jetzt, es hat ihm weh getan, daß Du geschubst hast. Das finde ich nicht gut, geh hin und entschuldige Dich und mach einmal "ei". Ich habe da echt blanke Wut in den Augen von meinem Sohn gesehen, das war nicht schön.
Einmal ist der andere dabei sogar kopfüber vom Sofa gefallen und auf die Dielen geknallt, als ich mit ihm ein Buch angesehen habe und mein Sohn wohl eifersüchtig war. Da habe ich aus Scham und Ärger über meinen Sohn gleich mitgeweint. Die anderen haben mich getröstet und gesagt, daß er ja noch nicht weiß, was er tut.
Ich weiß, daß er die Konsequenzen des Schubsens noch nicht abschätzen kann. Er weiß aber sehr wohl, daß er mit wildem Schubsen das erreicht, was er will. Das sehe ich ihm an.
Als alles sich etwas beruhigt habe, habe ich meinen Sohn auf den Schoß gezogen und habe ihm leise und ruhig erklärt, daß ich ihn immer lieb habe, auch wenn mal ein anderes Kind bei mir ist. Daß immer Platz bei mir für ihn ist und daß anderen Kindern Dinge weh tun können, die er macht. Daß man sich dann entschuldigen muß, und er das machen kann, indem er den anderen einmal streichelt oder ein Spielzeug bringt.
Ich weiß auch, daß das sicher vom Kindergarten kommt. Da muß er sich ja ganz anders behaupten als vorher, aber ich finde das schrecklich meinen Sohn einen ganzen Nachmittag lang so zu sehen.
Kennt ihr das auch von Euren Kindern?
Ich bin gerade echt traurig darüber.
Grüße von Leuchtkäfer
Verfasst: 10:09:2010 10:02
von selina
Ganz kurz nur was:
Mein SOhn wollte immer der erste morgens im Kiga sein undich hab ihn dann gefragt wieso?Und ihm gesagt das es nicht wichtig ist imme rin alle der erste zu sein usw.... er sagte dann zu mir:Mama wenn ich der erste bin hab ich noch Zei tin Ruhe zu spielen und die anderen besonders die Mädchen nerven mich nicht!
Und wenn ich ihn ma als letztes abgeholt habe dann sass er da wie der Hahn im Korb mit den Weibern und hat es genossen die volle aufmerksamkeit zu bekommen

Verfasst: 10:09:2010 20:37
von Elisabeth11
So, jetzt also schaffe ich es doch, zwar erst nach mehreren Tagen, aber ich hab dafür wirklich viel nachgedacht.
Ich kann mich ganz gut anfreunden mit micis Analyse (i.Ü. geht Psycho in Wien ohne NC

), wenn du aber da keine passenden Vorkommnisse in deiner Kindheit hast, ist es vielleicht was anderes. Ein Versuch: deine Mutter kommt ja nun aus einer Generation, in der es noch viel weniger als heute üblich war, sich nicht gänzlich der Kinderbetreuung zu widmen. Da stellt sich schon die Frage, wie sehr bei ihr da ein schlechtes Gewissen mitgespielt hat, wie sehr sie dir vielleicht suggeriert hat, unbewusst natürlich, dass sie aus diesen und jenen Gründen aber arbeiten MUSS. Und jetzt du, einen Mann an deiner Seite, der wohl genug verdienen würde, um euch zu erhalten. Du MUSST also nicht, du WILLST. Deine Mutter war vielleicht auch gar nicht unglücklich damit, arbeiten zu gehen, wird aber, wie ich es zumindest aus dem Freundeskreis meiner Mutter kenne, sich wohl darauf berufen haben, dass ihr eben das Geld braucht. Dass sie auch WOLLTE, davon war nie die Rede. (Vielleicht passt das jetzt alles auch gar nicht, dann entschuldige bitte) Weitergegeben wird nur, dass die Arbeit ein mühsames übel ist, welches die Frau von ihrer Urbestimmung abhält, 24/7 für ihr Kind dazusein.
Und ich sage euch, mich kotzt das so an, dass man sich immer rechtfertigen muss, egal, was man tut. Nie wird man so genau beobachtet und so streng kontrolliert wie mit Kindern. Egal, ob es ums Stillen geht, ums Sauberwerden, ums Schlafen, Elternbett ja/nein, wie lange Elternzeit, Kinderbetreuung, Arbeit ja/nein, Vollzeit/Teilzeit etc etc.
Das hört ja nicht mehr auf!!! Und den richtigen Weg, den kategorischen Imperativ, den gibts hier einfach nicht. Es muss jede wirklich ihren individuellen Weg finden und wird dann aber doch nicht 100% dahinter stehen können, weil wir uns hier immer in Graubereichen bewegen werden.
Aber ich plädiere dafür, dass wir uns alle auch selbst an der Nase nehmen, nicht vorschnell urteilen, nur weil es jemand anders macht als wir. Dass wir das nicht gleich als Angriff deuten, sondern als Alternative neben unserem Lebensmodell bestehen lassen können.
Und ich will dir, Leuchti schon auch noch die Frage stellen, ob da auch die Angst dahinter steckt, was andere von dir denken, also z.B. die Vorletzte, die dann sieht, dass F. noch immer da ist?
Lg E
Verfasst: 13:09:2010 19:07
von Leuchtkäfer
Hallo Elisabeth,
meine Mutter hatte ganz bestimmt ein sehr schlechtes Gewissen, mich in einem Kindergarten abzugeben. Sie hatte auch eine PPD -die unbehandelt blieb- und wenn sie sich nur ansatzweise so wie ich gefühlt hat, dann hatte sie ein schlechtes Gewissen.
Sie erzählt mir immer wieder, daß ich nie bei anderen Kindern schlafen wollte und immer bei ihr sein sollte. Sie schafft es dabei aber immer, es in Untertönen (sie spricht es nie aus) so hinzustellen, als sein ich Schuld daran gewesen, weil ich so ein schwieriges Kind war. Oder ich interpretiere das in ihre Aussagen rein. ich weiß es nicht.
Ich habe jedenfalls über meine Kindheit das Gefühl, daß meine Mutter alles für mich getan hat und ich undankbare Göre,dafür auch noch ein schwieriges Kind war. Als ich älter wurde habe ich das versucht durch gute Schulleistungen und immer Angepaßtsein zu kompensieren.
Wie paßt das denn zu der Situation mit meinem SOhn jetzt, habt Ihr eine Idee?
Ja, ich finde es schrecklich, wenn die Kindergärtnerinnen oder andere Mütter von mir denken würden, ich schiebe meinen Sohn ab und laß ihn lange im Kindergarten. Ich glaube auch, daß sie genau das denken, wenn er der Letzte ist, der geholt wird. Ich habe diese Gedanken auch anderen Eltern gegenüber und denke: Die armen Kinder, die müssen so lange in der Krippe sein.
Das macht mich echt fertig zur Zeit. Ich finde diesen Eiertanz zwischen Arbeit und Familie total schwierig und habe das Gefühl, nur verlieren zu können.
Immer sind alles nur Kompromisse. Ich weiß, daß das Leben aus Kompromissen besteht, aber ich habe da echt noch keinen Weg gefunden.
Heute ist Elternabend in der Krippe, ich bin gespannt...
Grüße von einer verwirrten Leuchtkäfer
Verfasst: 13:09:2010 21:45
von AmoebeMS
Ich habe eine Idee.
Da du erwachsen und kein Kind mehr bist, würde ich vorschlagen, dass du endlich mal bei deiner Mum nachfragst. Sie kann mit der Wahrheit herausrücken oder sich vor der Wahrheit drücken, aber du hättest etwas getan, um deine Position zu klären. Was soll das? Hat man mit Ü30 Angst vor seiner Mutter?
Ich verstehe das nicht ganz.
Verfasst: 14:09:2010 7:41
von Marika
Hallo,
ich sehe dein "Problem" so: Du hast ein ganz geringes Selbstvertrauen, dass du bereits in der Kindheit nicht entwickeln konntest.
Denn so in etwas erinnere ich mich an meine eigenen Kindheit aber im Bezug auf meinen Vater.
Ich habe das in der Therapie anschauen und bearbeiten können. Ich habe nie Selbstvertrauen und Selbstliebe gelernt in meiner Kindheit. ABER - ganz wichtig war: Ich habe gesehen, dass meine Eltern mir nichts schlechtes wollten, sondern mich so erzogen haben, weil sie dachten, sie würden alles richtig machen. Von Natur aus bin ich mit einem sensiblen Nervenkostüm ausgestattet worden und durch "unglückliche Umstände" wurde durch die strenge Erziehung eines Elternteils nie der Grundstein für Selbstvertrauen, Selbstständigkeit und Selbstliebe gelebt.
Und was habe ich ganz lange Zeit gemacht? Ich zweifelte ständig an mir selber, fragte mich bei allem "was denken die anderen von mir? Ist das schlecht für mein Kind, könnte ich es nicht besser machen?" Oft war ich der Meinung "Ich bin eine schlecht Mutter" - und alle haben mich kopfschüttelnd angeschaut und gesagt "eine besser Mutter kann man nicht sein". Aber mein Selbstvertrauen war viel zu gering, um das selber zu sehen.
Ich war auch so ein Kind: wollte nie woanders schlafen, immer bei Mama sein - mußte mich aber dann so verhalten, wie mein Vater das wollte. Ich war immer schon ein eher ängstliches Kind und wenn ich mich mal was getraut habe, sagte man mir - aus Besorgniss allerdings - "lass das, das kannst du nicht, da könnte ja das und das passieren". So konnte ich nie (auch durch schlechte Erfahrungen) Selbstvertrauen lernen. Eigene Ideen wurden meist abgelehnt, weil "man macht da so und so".
Schau - deine Kindheit war nun mal wie sie war, aber DU BIST DU und du lebst heute im "Hier und Jetzt" und hast es in der Hand, es ANDERS zu machen. Du bauchst auch nicht traurig zu sein, wenn dein Kleiner mal haut - klar ist das nicht so toll, aber das macht fast jedes Kind und du machst das ja super, zeigst ihm seine Grenzen. Dein Kind darf so sein, denn Millionen andere sind genau gleich.
Zu lernen, NICHT ZU DENKEN WAS DENN JETZT DIE ANDEREN DENKEN, ist nicht ganz einfach, aber machbar und zwar in der Therapie. Das bedeutet SELBSTVERTRAUEN aufbauen. Dann erledigt sich das grübeln über das Denken der anderen von selbst. IHR MACHT EUER DING und wenn alle gut damit können, DANN IST ES RICHTIG. Es ist nicht automatisch etwas gut oder richtig, nur weil ein Großteil es so macht - richtig ist das, was für einen selber und seine Familie stimmig ist.
SELBSTVERTRAUEN ist hier glaub ich ein Schlüssel für dein Problem.
Liebe Grüße von
Verfasst: 14:09:2010 20:06
von Leuchtkäfer
Hallo zusammen,
@amoebe: Weißt du, was ich nicht ganz verstehe? Dein Beitrag zu meinem letzten Post und auch zu der Sache mit dem Schwimmen-Gehen im anderen Strang klingen so derart genervt. Du verstehst also nicht, daß ich mit, ja selbst über 30, ein Problem damit habe, meine Mutter nach ihrer Erziehung und meiner Kindheit zu fragen. Schade. Du verstehst nicht, daß es manche Eltern runterzieht, wenn sie ständig gute Ratschläge bekommen und eben nicht die Stärke haben, das für ihre Familie beste durchzuziehen. Schade.
Was ist los mit Dir Amoebe? Bist Du so genervt von uns? Unserem Jammern? Oder geht es Dir einfach nicht gut?
Die Dinge sind nicht gleich wieder einfach, nur weil eine akute Depression überwunden ist, sie waren es vielleicht nie.
Ich traue mich z.B. nicht, meine Mutter nach dieser Zeit zu Fragen, weil ichAngst vor den Antworten habe, nicht vor meiner Mutter. Ich habe Ansgt, was diese Antworten für Schmerz bei mir und auch bei ihr auslösen und frage deswegen im Moment nicht.
@Marika. Ja, mein Selbstwertgefühl ist nicht so toll. Nach außen hin war und bin ich immer noch die Wilde, die sich alles traut, erfolgreich ist und ihr Leben mit links meistert. Das ist aber mitnichten so. Ich habe mich gestern auf dem Elternabend so unwohl gefühlt, weil gleich wieder die Gedanken hochkamen, daß die anderen Eltern genau wissen, was für ihre Kinder gut ist und auch dementsprechend handeln. Ich kam mir klein und dumm vor.
Dazu kommt, daß ich gerade gar nicht weiß, was für mich und mein Kind gut ist. Du sagst es, Deine Eltern haben wohl auch gedacht, sie machen alles richtig und trotzdem leidet ihre erwachsene Tochter an mangelnder Selbstliebe.
Was wird mein Sohn also von mir "abbekommen", worunter er leiden wird?
Du hast Recht, ich bin ich und kann Dinge in meinem Leben ändern, das haben wir alle schon oft getan und werden es noch oft tun. Es ist für mich aber nach der PPD immer noch dünnes Eis, wenn ich merke, daß diese Dinge und Änderungen eben auch den Umgang mit meinem Sohn angehen, denn da fehlt es an allen Ecken und Enden an Selbstvertrauen.
Ich habe noch keinen Weg für mich gefunden, damit unzugehen. Ich versuche, viel in mich reinzuhören und erstmal wahrzunehmen, was ich denn gerade möchte oder fühle. Das ist für mich schon ein großer Schritt, diesen vermeintlich verwerflichen Egoismus aufzubringen. Dann versuche ich danach zu handeln, schwierig.
In der Therapie wird das nicht mehr Thema sein, denn ich habe nur noch eine Stunde, dann ist sie vorbei. Ich möchte nicht ausschließen noch einmal eine Therapie zu machen, aber aktuell wird es keine Verlängerung geben.
Mich würde trotzdem nochmal ganz konkret interessieren, wie Ihr alle Euch fühlt oder gefühlt habt, wenn ihr Eure Kinder lange in der Krippe oder im KiGa abgebt. Wie geht es Euch dabei? Bin ich die einzige, die dann denkt, sie sei eine Rabenmutter? Wie seid ihr Euer schlechtes Gewissen losgeworden? Seid Ihr es vielleicht nicht los geworden und es gehört dazu?
Ich weiß, daß die Krippe meinem Sohn nicht schadet, im Gegenteil, aber meine Gefühle wissen das anscheinend nicht...
Viele Grüße von Leuchtkäfer
Verfasst: 14:09:2010 20:08
von Leuchtkäfer
Beitrag gelöst, war doppelt geschickt worden...