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Neu hier...

Verfasst: 13:09:2010 10:46
von schnecke
Hallo,

ich habe im Januar die Diagnose PPD bekommen. Im Oktober letztes Jahr kam mein Sohn zur Welt. Die Geburt an sich war wohl eher komplikationslos, aber dennoch ganz anders, als ich es mir gewünscht hatte (PDA, obwohl ich keine wollte, Kristellerhilfe, da Kind feststeckte, sehr viel Hektik in der letzten Geburtsstunde, da Herztöne immer wieder abfielen). Da ich anfangs Stillprobleme hatte (er war recht groß und schwer --> 54cm, 4450g), wurde ihm einfach zugefüttert. WIrklich gezeigt, wie das mit dem Stillen klappt, hat mir niemand.

Anfangs ging es noch einigermaßen zu Hause. Ich war glücklich, liebte mein Kind.
Dann fing er an zu schreien, 6 Stunden, mal 8 Stunden, mal nur 4 Stunden. Er hat einfach nicht mehr aufgehört. Vom Kinderarzt und der Hebamme hörte ich immer nur, dass es normal ist, dass Kinder mal weinen.
Im Dezember dann bei der Nachsorge, kam der erste "Zusammenbruch". Mein Bild der "perfekten Mutter", dass ich verzweifelt versucht habe anderen zu zeigen, brökelt in der Praxis meiner Frauenarztpraxis. Unser Sohn schreit die Praxis zusammen, da er Hunger hat. Ich habe keine Milch dabei, und auch keine Milch um ihn stillen zu können. Und habe einfach losgeweint. Vor Scham, vor Wut, Enttäuschung. Ich bekam eine andere Hebamme, eine Haushaltshilfe und die Adresse von der Babyambulanz in Stuttgart.
Die Hebamme und die Haushaltshilfe sind nun schon lange nicht mehr da, aber wir machen mittlerweile eine Familientherapie. Derzeit weigere ihc mich noch gegen AD (hatte früher bereits welche eingenommen), nehme aber ein homöopathisches Mittel.

Von meiner Familie erhalte ich nicht viel Rückhalt, es wird einfach nciht verstanden, warum ich so ambivalente Gefühle meinem Kind gegenüber habe und es nicht "einfach" liebe (wie gern würde ich das...). Mein Mann gibt sich sehr viel Mühe, ist aber beruflich leider sehr unter Druck. Freunde habe ich mittlerweile nicht mehr wirklcih, da ich mich sehr zurückgezogen habe. Ich hatte nicht mehr die Kraft, mich zu erklären, warum ich so bin, warum wir unseren Sohn so viel Tragen (da er viel geweint hat), warum er bestimmte Lebensmittel am Anfang des Beikostalters nicht essen durfte und auch heute nicht darf (er leidet unter Neurodermitis). Eine Bekannte aus dem Geburtsvorbereitsungskurs hat mich seit Januar begleitet, ist nun aber wieder 400km weit weg in ihre Heimat gezogen.

So, ich glaube, dass war es erstmal. Ich würde mich freuen, wenn ich hier Menschen kennenlerne, die mich nicht nur verurteilen.

Liebe Grüße, schnecke

Verfasst: 13:09:2010 11:05
von mici
Hallo Schnecke,

nur kurz, da ich unter Zeitdruck bin. Herzlich Willkommen im Forum! Wir sind hier alle ganz lieb und ich bin sicher, dass Du sehr, sehr viele Frauen kennenlernen wirst, die Dich nicht verurteilen, im Gegenteil, wir sind hier alle sehr verständnisvoll miteinander und ich hoffe, dass Du Dich in unserer Runde wohlfühlst!
Viele von uns stecken noch mitten drin, andere haben es schon geschafft, wir sind ein bunter Haufen, schön, dass Du nun auch dazugehörst, ich bin sicher, dass Du aus Deinem Tief wieder herausfinden wirst!

Magst Du uns noch ein bisschen von Deiner momentanen Lebenssituation erzählen? Hast Du z.B. eine Therapie begonnne? Wer hat die Diagnose PPD gestellt? Wie kommst Du im Alltag zurecht, wie verbringt Ihr die Zeit? Warum sträubst Du Dich gegen ein AD? Welche ambivalenten Gefühle gegenüber Deinem Kind meinst Du genau?
Auch, wenn noch viele Fragen offen sind, habe ich den Eindruck, dass Du mit Deiner Geschichte gut zu uns passt. Schau Dich erstmal in Ruhe und "leb Dich ein", :wink:

Lieben Gruß,

MICI

Verfasst: 13:09:2010 13:03
von Nora
Hallo Schnecke,

herzlich willkommen hier bei uns. Fühl Dich zunächst einmal angenommen genau so wie Du bist mit all Deinen Gefühlen. Wir alle hier haben mehr oder weniger ähnliches erlebt oder müssen es derzeit noch durchleiden, so dass Du hier ganz gut aufgehoben bist.
Wenn Du kannst, dann stöbere hier ein bißchen herum und Du wirst erkennen, dass Du nicht alleine bist - und das hilft schon viel.

Herzliche Grüße
Nora

Verfasst: 13:09:2010 13:45
von schnecke
Hallo,

danke für die lieben Worte.
Mittlerweile habe ich etwas "gestöbert" und gelesen. In einigen AUssagen finde ich mich leider wieder...

Zu meiner derzeitigen Lebenssituation: Mein Mann und ich wohnen hier mit unserem Sohn und unseren Haustieren (2 Nymphensittiche und ein Zwergkaninchen) in der Stadt. Seit ich mich immer mehr zurückgezogen habe, streiten mein Mann und ich immer häufiger (wir sind seit 2001 zusammen und 2007 verheiratet). Mittlerweile habe ich das Gefühl, gar nicht mehr "runterzukommen" sondern nur noch auf 180 zu laufen.
Da ich nun vor 2 Wochen in der Familientherapie ENDLICH erfahren habe, dass unser Sohn NICHT überreizt ist (das meinte bisher immer mein Kinderarzt, so dass ich meist zu Hause war mit dem Kleinen), bin ich auch etwas unterwegs. Bei schönem Wetter zwinge ich mich, mit ihm in den Park zu gehen oder wenigstens in den Garten. Er krabbelt sehr viel und gerne und fängt langsam an, die ersten eigenen wackeligen Schrittchen in sein Leben zu wagen. Ansonsten bemühen wir uns regelmäßig Mittwoch vormittag zum Frühstück der ProJuFa zu gehen. Dort sind andere Mütter und Kinder, da ich hier nun mittlerweile wieder alleine bin, ist das manchmal eine ganz nette Abwechslung. Ab Oktober werden wir auch wiederi ins Babyschwimmen gehen, da ist aber derzeit Pause.

Mit ambivalenten Gedanken meine ich, dass ich auf der einen Seite die "perfekte Mutter" (haha) sein will und muss, immer Angst habe, dass es unserem Sohn nicht gut geht/ich ihm weh tu/ ich seine Entwicklung behindere und andererseits bin ich manchmal so voller Wut auf ihn. Mir fällt es sehr schwer mit diesen negativen Gefühlen unserem Sohn gegenüber umzugehen. Oft denke ich, ob es für ihn nicht besser wäre, bei einer andren Mutter zu sein, die ihn auch wirklich liebt. Ich weiß ja, dass er nichts dafür kann, dass er so oft weint ("Schreikind") und seine Haut so entsetzlich juckt (Neurodermitis), aber an manchen Tagen weiß ich morgens nciht, wie ich es bis abends aushalten/schaffen soll.

Ich habe bereits 2005 Psychopharmaka eingenommen und habe Schlafmittelentzug hinter mir. Damals brachten die AD nicht den gewünschten Erfolg, deshalb bin ich da irgendwie skeptisch. Ich hatte bereits früher unter anderem mit Depressionen zu kämpfen, habe im Mai 2007 eine ambulante Therapie beendet (war 2005 in einer Klinik). Ehrlich gesagt habe ich das "Mutter sein" nie mit Depressionen in Verbindung gebracht und hätte nie gedacht, dass es für mich so schwierig wird.

Als unser Sohn auf die Welt kam, habe ich, wie wahrscheinlich fast alle von Euch, sehr viele (gutgemeinte?) Ratschläge bekommen. Ich war/bin total verunsichert, da irgendwie jeder wusste, was mein Kind benötigt und wie man mit ihm umzugehen hat. Häufig wurde ich übergangen und mir unser Kind aus dem Arm genommen.

Oje, nun wurde das hier wieder ein Roman... Tut mir leid.

Liebe Grüße, schnecke

Verfasst: 13:09:2010 18:51
von Leuchtkäfer
Hallo Schnecke,

mir ist als erstes aufgefallen, wie traurig Dein erster Vorstellungsbeitrag klingt. Das tut mir sehr leid.
Es ist wirklich etwas ganz Schlimmes, daß gerade nach der Geburt eines Kindes eine Dpression zum Vorschein kommt, das ist traurig.

Ich glaube, daß Du alles im Moment ganz richtig machst. Du gehst unter Leute, Du triffst Dich mit anderen Müttern, Du verbringst viel Zeit mit Deinem Sohn. Stress Dich nicht mit zu viel anderen Dingen, sondern sieh zu, daß Du ganz viel Ruhe für Dich findest.

Ich kenne diese Gefühle genau. Man denkt, jemand anderes sei viel besser für das eigene Kind, man tut ihm nicht gut und das quält Dich sehr. Das ist aber nicht wahr. Du bist die beste Mutter für Dein Kind und wirst es immer sein. Du bist krank geworden nach der Geburt und da kannst Du nichts für.

Hier verurteilt Dich niemand, wir wissen alle, wie schlecht es einem mit einer PPD geht und wollen versuchen, Dir zu helfen.

Liebe Grüße von Leuchtkäfer

Verfasst: 13:09:2010 20:35
von smaugerl
Liebe Schnecke,

schön das du zu uns gefunden hast - herzlich willkommen :-)

lg
smaugerl