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Hat mein Therapeut recht?
Verfasst: 23:09:2010 21:04
von Lotte20
...bin ja seit ein paar wochen in therapie und wir arbeiten mit einem buch, in dem es darum geht, negative gedanken und gefühle zu akzeptieren... (darüber wird ja auch im ,,kobold" geschrieben).
an sich finde ich das buch auch ganz okay, nur irgendwie nervt mich, dass das thema zwangsstörung (also bei mir die zwangsgedanken) nicht im vordergrund stehen, sondern halt allgemein das negative denken. wie ich lerne, diese anzunehmen und nach und nach dieses krankhafte grübeln einstellen kann... hört sich auch ganz nett an, nur irgendwie verwirrt mich, dass er zb meint, dass es keine eindeutigen anzeichen dafür gibt, ob man das was man (zwanghaft) denkt, ausführt oder nicht... bzw ob man es machen WILL oder ob es NUR ein zwangsgedanke ist.
er sagt halt, dass gedanken gedanken sind und (erstmal) NICHTS mit der realität zu tun haben. Deswegen wäre es quasi auch egal was ich denke, da ich nur """böse""" bin, wenn ich es auch ausführe.. ABER meine angst ist ja gar nicht, dass ich es ausführen könnte, sondern nur, dass ich das, was ich denken, wirklich wollen könnte....
da meinte er halt, dass man sich NIE sicher sein kann ( dass es auch keine 90% , geschweige denn 100%ige sicherheit dafür gibt).
dass es diese sicherheit nicht gibt, weiß ich.. aber ich habe gehofft, dass er mir irgendwie bestätigen kann, dass ich deutliche anzeichen dafür habe, dass ich nicht böse bin, sondern wirklich nur zwangsgedanken habe.
aber das wird er nicht können, da es (seiner meinung nach) nicht geht.
als ich ihm irgendwann mal von meiner panikattacke erzählt habe, meinte er nur irgendwas vonwegen ,,man muss akzeptieren, dass es einem manchmal mal schlecht geht, geht jedem so!"
stimmt ja auch...
man könne auch keine krankheiten klar abgrenzen, da alles sich irgendwie vermischt und es keine eindeutigen anzeichen für krankheit xy gibt... denke irgendwie, dass das nicht stimmt.. habe zb auch gehört, dass man physisch erkennen kann, ob einer an depressionen leidet.. (neurologie).
dies sei wohl nur in selten der fall... irgenwie weiß ich nicht, woran ich bin...
er hat mich auch gefragt, was denn daran so schlimm sei.. also wenn ich diese dinge, die ich denke, wollen würde ... da ich da ja im prinzip dann nichts für könnte (und solange ich nichts ausführe, sei es doch an sich nichts schlimmes...)

Verfasst: 23:09:2010 21:09
von mici
er hat mich auch gefragt, was denn daran so schlimm sei.. also wenn ich diese dinge, die ich denke, wollen würde ... da ich da ja im prinzip dann nichts für könnte (und solange ich nichts ausführe, sei es doch an sich nichts schlimmes...)
Genau diese Frage ging mir beim Lesen Deines Beitrags auch durch den Kopf. Was macht jemanden "böse"? Seine Gedanken oder seine Taten?
Verfasst: 23:09:2010 21:23
von Lotte20
habe dir mal eine pn geschrieben :)
Verfasst: 24:09:2010 0:30
von Lotte20
...aber wenn jemand zwanghaft denkt ,,ich bringe mein kind um" und merkt ,,ich will das, tue es aber nicht, weil ich dann ins gefängnis komme", wäre das doch ne "dramatische angelegenheit"!?
woher weiß man also, ob dieses gefühl ,,ich will es" echt ist oder zwang?
das zweifeln alleine ist kein beweis dafür, dass man eigentlich "nur" eine zwangsstörung hat. so einfach ist das (leider) nicht.
immer wieder über xy nachdenken, angst davor haben es zu wollen... all das lässt darauf schließen, dass es zwang ist.. aber man weiß es nicht.
die 100%ige sicherheit gibt es nicht, das ist klar.. die kann einem keiner geben.
es ist ein teufelskreis, weil man doch bei jedem prüfen das darauf folgende gefühl/den darauf folgenden gedanken erneut prüfen muss...
verwirrend aber (mit viel übung) hoffentlich lösbar.
Verfasst: 24:09:2010 1:33
von selina
mörder, vergewaltiger und andere menschen sind meistens vorher nie beim Therapeuten gewesen.Du gehst dort hin um dir die bestätigung und Sicherheit zu holen (die es für nix auf der Welt gibt) das du nicht böse bist oder pervers stimmts?Weisst du was die Täter machen in dieser Zeit wo du an dir Arbeitest?Sie leben irgendwo isoliert und schmieden ihre ekeligen Pläne.
Lotte ich kann es dir nur immer wieder sagen, versuche endlich das streben nach absoluter Sicherheit aufzugeben , denn es gibt si enicht.Find dich damit einfach ab dir wird nämlich keine andere möglichkeit bleiben mein eliebe!Und überlege es dir noch einmal mit dem AD

Ich habe auch noch ab und an ZGs aber weitaus weniger und nicht mehr so intensiv!
Finde es aber sehr gut was dein Therapeut macht!Hört sich für mich gut an wenn man zwischen den zeilen liest!
Verfasst: 24:09:2010 7:11
von mici
Und überlege es dir noch einmal mit dem AD Exclamation
Aha! Kein AD?!! Lotte! Warum nicht????
Verfasst: 24:09:2010 7:24
von Lotte20
...weil ich denke, dass ich erstmal richtig an meiner psyche arbeiten sollte bevor ich medikamente nehme... also erstmal intensiv (mithilfe der thera) mit meinen gedankne und gefühlen auseinandersetzen usw... und wenn das alles nicht hilft, dann evtl ad.
Verfasst: 24:09:2010 7:42
von mici
...aber wenn jemand zwanghaft denkt ,,ich bringe mein kind um" und merkt ,,ich will das, tue es aber nicht, weil ich dann ins gefängnis komme", wäre das doch ne "dramatische angelegenheit"!?
Wenn es so wäre, dass Du eigentlich Dinge willst, die "pervers" oder "böse" sind, dann nutzt es nichts, wenn Du versuchst, zu verdrängen, dass es so ist! Deswegen, und das predigen alle Therapeuten von ZGs, musst diese Gedanken zu Ende denken, auch auf die Gefahr hin, dass Du am Ende feststellst, Du WILLST das, was Du denkst! Denn dann erst kann die Therapie am richtigen Ende wirksam werden, nämlich sich mit Deinen Gefühlen beschäftigen, die Dir sagen, dass Du "perverse" und "böse" Dinge willst. Das, was Du bislang versuchst, ist, zu verdrängen, dass es MÖGLICH ist, dass Du Dinge wollen könntest, die man nicht wollen sollte! Doch damit bewegst Du Dich nicht vom Fleck!
Zum AD: Ich weiß nicht, ob es in Deiner Situation möglich ist, dass Du an Deiner Psyche effektiv arbeiten kannst, OHNE AD! Bei mir wurde das erst durch das AD möglich und bei vielen anderen hier auch!
Gruß, MICI
Verfasst: 24:09:2010 7:51
von Marika
Hallo,
es gibt eine ganz klare Bezeichung, WAS ZG sind: Gedanken, die man immer wieder denkt, die sich nicht bremsen lassen, die einem Angst und Panik machen und die man nicht denken und haben will!!!! Das sind ZG. Genau so wird es von der WHO deffiniert. Sobald man Gedanken angenhem empfindet, sind es KEINE ZG mehr, sondern werden problematisch bzw. können sie gefährlich werden.
So hat mir das auch mein Psychiater erklärt und ist überall nach zu lesen.
Psych. Krankheiten sind manchmal fließend und vermischen sich - ich z.B. hatte eine Zwangsstörung mit einer Angsterkrankung und Panikattacken. Dann gibts nur die Panikstörung, wo Panikattacken einfach so ohne ZG kommen. Dann gibts die Psychose - wieder was anderes. Es stimmt schon - oft sind die Symptome fließen, aber genau so oft sind sie klar zu bestimmen.
Was Panikattacken anbelagt kann ich nur sagen: Ich habe in meiner Therapie daran erfolgreich gearbeitet, WIE ich mich verhalten kann, wenn eine Attacke kommt und habe so gelernt, gar keine mehr zu bekommen. Das geht - Panikattacken annehmen - nun, da gibts schon Mittel und Wege, dass in den Griff zu bekommen.
Du hast meiner Meinung nach nur ZG und du hast die 99,9 % Sicherheit diese nicht auszuführen. Die größere Sicherheit als Menschen die keine ZG haben. Du weißt ja warum - weil der frontaler Kortex überaktiv arbeitet und leider ZG deswegen produziert, aber gerade auch wegen dieser Überaktivität KANN man gar nichts schlechts tun, weil dort die Impulskontrolle liegt. Und die ist in einem überaktiven Kortex so hoch, dass eine Ausführung so gut wie unmöglich ist. Ein wirklicher Täter hat einen extrem unterkativen Kortex - also eine deutlich herbgesetzte Impulskontrolle und dazu haben Täter NIE ZG, das geht aus allen Studien eindeutig hervor. Und das kannst du ruhig glauben - aber als Zwängler tut man sich da schwer, ich weiß.
Besser und leichter zu arbeiten ginge MIT AD, aber das ist deine Entscheidung. Ein AD erzeugt keinen künstlichen Zustand, sondern die Normalität der Botenstoffe, die bei Zwangsstörungen nachweislich durcheinander gekommen ist. Wenn diese wieder stimmen, werden schon mal die ZG weniger, der Rest kann man dann in der Therapie bearbeiten.
Und: Wo beginnnt "böse" - eine gute Frage! Meiner Meinung da, wo grausige Gedanken als angenehm bzw. anregend empfunden werden, wo man sich bei schrecklichen Gedanken gut fühlt. Und genau da ist dann auch klar: DAS SIND KEINE ZWANGSGEDANKEN mehr, das sind dann andere krankhafte Persönlichkeitsstörungen.
Du siehst, ich habe etwas andere Infos als du erhalten. Ich möchte da aber deinen Therapeuten nicht werten, ich weiß nur - so was ich dir jetzt geschrieben habe, steht es in allen Lehrbüchern und habe ich auch von meinem Therapeuten und der WHO.
Du weißt was du fühlst, du weißt tief in dir drinnen, dass du das nicht als angenehm empfindest, was du denkst. Es kommt nur immer der Zweifel "woher bin ich sicher, dass das was ich denke über die ZG, auch richtig ist, dass ich sie nicht doch als gut empfinde, obwohl sie mich ekeln" - das ist eindeutig der Zwang und der sitzt bei dir sehr tief. Daher drehst du dich im Kreis und bist dir bei nix mehr sicher. Denn die Antwort ist in deiner Frage selbst (die du schon oft gestellt hast): Woher weiß ich, dass die Gedanken die mich so anekeln, nicht doch für mich angenehm sind? Antwort: Weil sie dich anekeln!!!! Nur als Zwängler genügt dir diese Antwort nicht, daran kannst du aber arbeiten.
Liebe Grüße von
Verfasst: 24:09:2010 9:05
von Leuchtkäfer
Hallo Lotte,
ich kenne diese Ebene, daß man denkt,böse zu sein auch. Mici hat das entscheidende geschrieben. Du mußt Deine ZGs zuende denken.
Ich habe mich wochenlang mit einem Gedanken rumgeschlagen, weil ich ihn nicht einmal der therapeutin sagen wollte.
Den Inhalt kennen viele: Brotmesser und Kind... ich laß das jetzt hier, ins Detail zu gehen.
Das schlimme an dem Gedanken war, daß ich keine Angst vor ihm hatte, sondern das Gefühl hatte, ich WILL das wirklich und es würde mir auch noch Freude machen. DAS wiederum hat mich geängstigt und ich habe mich geschämt.
Als ich ihn dann doch meiner Therapeutin erzählt habe, haben wir genau das gemacht, was mici gesagt hat. Zuende gedacht. Ich mußte ihr schildern, wie genau ich das Messer nehme, was ich dabei fühlen würde, Freude, Befriedigung, doch Angst? Dann genau schildern, was mein Sohn fühlen würde, wie er dabei aussieht u.s.w.
Nach drei, vier Sätzen habe ich gesagt, das kann ich nicht, ich halte das nicht aus. Mußte ich aber. Wir haben konsequent alles durchdacht, was der Gedanke mir eingab, was ich alles mit diesem Messer machen könnte. Wie ich mich verhalte, wie mein Sohn, was wir beide dabei fühlen.
Das tat so unendlich weh, aber am Ende war keine Befriedigung, kein Wille und nichts Böses mehr übrig.
Nur noch eine heulende Leuchtkäfer, die sich sicher war, so "etwas" nie, nie, nie mit ihrem Kind machen zu können.
Das war die schrecklichste Therapiestunde, die ich hatte, aber sie hat mich bezüglich der ZGs unheimlich weitergebracht.
Dir wünsche ich auch ganz viele Erfolge für die nächste Zeit,
Grüße von Leuchtkäfer
Verfasst: 25:09:2010 16:01
von Lotte20
ich danke euch
@selina: ja damit muss ich mich wohl abfinden, es gibt keine sicherheit.. hat mir mein therapeut auch mindestens drei mal gesagt

ist mir auch durchaus bewusst aber irgendwie wünscht man sich diese manchmal trotzdem.
@Mici:
ich werde es erstmal so probieren und hoffe, dass ich auch ohne ad da wieder rauskomme.
mir sollte eigentlich egal sein, was mein umfeld denken könnte aber irgendwie beeinflusst es mich schon ziemlich, wenn ich zb merke, dass die menschen um mich herum nicht richtig wissen, dass mich diese gedanken manchmal sehr belasten und meine familie wäre sicher sehr erschrocken, ewnn ich auf einmal ad nehmen würde (wobei sie es ja wahrscheinlich nicht erfahren.)
meine große schwester (die selbst unter angstzuständen leidet) meinte auch irgendwann mal (als wir uns über ad unterhalten haben und ich meinte ,,nee ich nehme das momentan auch nicht..") ,,..wieso auch? du hast ja keine depression" den genauen wortlaut weiß ich nicht mehr..war aber so ähnlich.
sie hat ja nicht unrecht, denke auch nicht, dass ich eine depression habe... oft erkenne ich mich meine zg nicht als zwang.. auch wenn ich mir ständig gedanken über alles mögliche mache.. irgendwie klingt es so dramatisch wenn man das unter ,,zwangsstörung" einordnen würde..
denke dann oft ,,reiß dich zusammen, jammer nicht rum, jedem gehts mal schlecht".
die gedanken zuende denken? fällt mir schwer, habe es aber schon mal versucht... das komische ist halt, dass ich oft nicht differenzieren kann, ob ein gefühl (welches weder angenehm noch wahnsinnig unangenehm ist) jetzt echt ist oder ob es das resultat des zwangsgedanken ist...deswegen traue ich mir nicht.
@Marika:
ja das stimmt, aber manchmal, wenn ich diese gedanken denke, kann ich nicht klar sagen ,,eigentlich habe ich angst davor" sondern dann fühlt es sich manchmal ziemlich "neutral" an.. also weder gut noch wahnsinnig schlecht.. und ich weiß nicht, ob dieses neutrale gefühl ein resultat meiner zwangsgedanken ist (also sozusagen ein zwangsgefühl, welches mir angst einjagen will) oder ob das der beweis dafür ist, dass ich diese gedanken (manchmal) vllt doch nicht so grausam finde, wie ich sie eigentlich (sonst immer) empfinde...
@Leuchtkäfer:
wow.. das muss echt hart sein... habe mir (einfach um mich zu testen) das gleiche gerade auch mal detailiert vorgestellt (schrecklich!!!) und gemerkt, dass ich sowas niemals wollen, geschweige denn machen würde...
jetzt weiß ich ,,so fühlt es sich an, wenn man die dinge in wahrheit grausam findet".
dieses gefühl müsste ich also auch bekommen, wenn ich meine gedanken , schritt für schritt, durchgehe..!?
habe dir mal eine pn geschrieben.