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Sich nicht abgrenzen können von anderen...
Verfasst: 27:09:2010 12:39
von FrauGrün
So langsam steige ich dahinter, auch weil es mir öfter gesagt wird. Ich kann mich kaum von anderen abgrenzen. Mir gehen die kleinsten Dinge ewig nach, führen zum Schlafproblem, machen mich hilflos. Auch wenn ich nur etwas beobachte, oder von jemanden der wildfremd ist dumm angemacht werde. Das gibt es ja, bei Autofahrern, im Bus oder oder oder. Ich kann das kaum loslassen und es verfolgt mich. Hat jemand von Euch so etwas Ähnliches? Würde mich über jede Antwort freuen.
Verfasst: 27:09:2010 13:29
von Lotesse
Hallo FrauGrün,
das Problem kenne ich auch. Ich hatte eine zeitlang massive Probleme, nachts einzuschlafen, weil mir irgendwelche "Baustellen" nachhingen. Diese Baustellen habe ich beseitigt. Wie Du solche Sachen aus Deinem Kopf bekommst musst Du selbst rausfinden. Bei mir geht das mit Schreiben.
Einer Freundin, die mich auf's übleste hintergangen hat, habe ich einen Brief geschrieben. Den wird sie nie bekommen, aber ich habe allen Schmerz und alle schlechten Gefühle in diesen Brief gelegt. Und jetzt geht es mir viel besser.
Auch an die Klinik, in der ich entbunden habe, habe ich einen Brief geschrieben. Niemals wird irgendjemand diesen Brief erhalten, aber mir hat es gut getan.
Wenn ich mich über jemanden so dermaßen geärgert habe, dass es mich durch die Nacht verfolgt, dann habe ich auch schon mal hier Dampf abglelassen. Das hat unglaublich geholfen.
Ein Tagebuch kann Wunder wirken. Da kannst Du Dir die nötige Distanz zu Deinen Gedanken aufbauen und sie hinterher einfach im Buch lassen.
Wenn Du einfach anonym irgendwo Deinen Gefühlen freien Lauf lassen willst, dann leg doch einen Blog an, zum Beispiel hier:
www.blogspot.com , da kannst Du Dich über rüpelhafte Autofahrer aufregen oder andere unliebsame Zeitgenossen.
Du musst versuchen, Deinen Kopf frei zubekommen. Das hilft, um nachts wieder besser zu schlafen.
Liebe Grüße,
Lotesse
Verfasst: 27:09:2010 13:35
von AmoebeMS
Hallo Frau Grün,
ich weiß zwar schon, was du damit meinen könntest, aber kannst du nicht vielleicht doch etwas näher ins Detail gehen? Ich meine, welche Situationen hast du erlebt? Und wer hat dich darauf u. a. hingewiesen?
Ich frage deshalb so explizit nach, weil es manchmal "zu einfach" wäre darauf hinzuweisen, dass man als Mutter mit zb einer PPD eher dünnhäutig ist und das Wort der Anderen wirklich wörtlich nimmt und es sofort mit der Kritik an sich selbst in Verbindung bringt. Im Grunde wäre das die einfachste Antwort, ich weiß, weil es oft einfach stimmt. Nicht das Gesagte wohlgemerkt, sondern die Interpretation.
Kannst du Beispiele anfügen?
LG AmoebeMS
P.S. Von Blogs halte ich persönlich nichts, aus dem einfachen Grund, da es in solchen "Foren" ganz miese Menschen gibt, mit deren Posts man sich zudem noch auseinander setzen muss. Ein Forum wie dieses, ist für eine bereits sehr in Anspruch genommene Seele ein Vergnügen, weil man verstanden wird. Aber in einem Blog? Himmel, die - mit Verlaub - wirklich Assozialen möchte ich keinem auf dem Hals hetzen. Ist das nicht offen für alle??????
Verfasst: 27:09:2010 13:51
von FrauGrün
Vielen lieben Dank erst mal für Eure Antworten.
Ja, das Schreiben, das habe ich früher auch gemacht, das werde ich wieder probieren (auf Papier!).
Und zu den Situationen. Unsere Nachbarin hat Ihren 8jährigen brutal zusammengeschrien, sie hat auch schon mal zu mir etwas gesagt "Schleimer", weil ich unserer anderen Nachbarin Blumen auf den Tisch gestellt hatte, als diese krank war. Sicher ist das humorvoll gemeint gewesen, aber ja- da bin ich dünnhäutig... Auch früher bei der Arbeit mit stets wechselnden Kollegen ist mir so mancher Satz nachgegangen. Die Dinge kreisen wie Gespenster durch meinen Kopf. Mein Problem ist, daß ich mich auch nie wehre. Ich halte mich immer zurück.
Mehr Situationen fallen mir gerade nicht ein... hilft das?
Gesagt hat es mir mein Mann schon öfter und eben besagte Blumennachbarin, mit der ich sehr gut kann. Sie fragte mich vorhin "Kannst Du Dich da nicht abgrenzen?". Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen...
Verfasst: 27:09:2010 18:27
von Lotesse
@Amoebe: Ein Blog ist einfach wie ein Tagebuch. Kein Forum oder so. Da kann man was schreiben, wenn man will, das wird vielleicht auch gelesen. Wahrscheinlich aber eher nicht, weil es mittlerweile einfach so viele davon gibt. Ich habe eins, ich schreibe da schon seit Jahren immer mal wieder. Aber ich habe noch nie einen Kommentar bekommen, weder gut noch schlecht. Da muss man sich aber auch nicht mit anderen Posts auseinandersetzen. Die müsste man nämlich auch erstmal suchen, das ist ja kein Forum wie dieses, wo alle neuen Posts angezeigt werden.
@FrauGrün: Auf Papier mit der Hand ist vielleicht echt noch die beste Lösung, weil Du weisst, dass das hilft. Es gibt immer mal wieder Situationen im Leben, die einem nachhängen. Ob dünnhäutig oder nicht, das ist doch dann egal. Leg einfach alles in den Stift, alle Gefühle, alles, was Dir in der Situation und später durch den Kopf gegangen ist. Das hilft bestimmt, die Gespenster wieder loszuwerden. Und schreib wirklich auch die alten Sachen auf, damit Du die endlich abhaken kannst!
LG,
Lotesse
Verfasst: 27:09:2010 20:21
von Leuchtkäfer
Hallo Frau Grün,
ich kenne das ganz genau. An nicht so guten Tagen ziehe ich mir jeden Schuh an, der sich auf dem Weg durch den Tag bietet.
Mich mault einer an, weil ich kurz wegen ein Schwätzchens mit dem Fahrrad den Gehweg blockiere und schon bin ich geknickt. Ich bin dann nicht sauer auf denjenigen oder so, sondern fertig, weil mich überhaupt jemand angemault hat. Von solchen Situationen -auch wie Deine mit dem "Schleimer"- kenne ich zu hunderten.
Ich habe für mich heraus gefunden, daß ich mit Kritik unglaublich schlecht umgehen kann, weil ich es nicht schaffe, meine Handlungen als Ziel der Kritik zu sehen, sondern immer mich als Mensch abgelehnt fühle.
Das war auch vor der PPD schon so.
Mir ist so wichtig, was andere von mir denken und daß sie immer gut von mir denken sollen, daß mich selbst so eine "Anmache" auf der Straße mitnimmt.
Mir hilft da nur, an meinem Selbstbewußtsein zu arbeiten und mir immer wieder zu sagen, daß ich als Person nicht verkehrt bin und nicht alles perfekt sein kann und darf.
Das geht langsam, aber es geht.
Grüße von Leuchtkäfer
Verfasst: 28:09:2010 4:47
von Marika
Hallo,
kenne ich ganz genau so, ist aber besser geworden, seit ich mehr Selbstvertrauen und Selbstbewußtsein habe. Und das wiederrum habe ich meiner Therapie verbessern können.
Diese Dünnhäutigkeit kennen sehr viele von uns, man kann da aber echt was gegen tun.
Liebe Grüße von
Verfasst: 28:09:2010 9:15
von FrauGrün
Auch hier vielen vielen Dank, ihr trefft den Nagel auf den Kopf. Mein Mann überlegt gerade, ob Kritik nicht ab können in der Kindheit antrainiert wird. Das ist aber wohl alles viel komplexer. Ich freue mich schon auf meine Therapieplatz! Denn genau daran muß auch ich arbeiten, dem Selbstbewußtsein!
Verfasst: 28:09:2010 9:34
von mici
Ich hatte das Problem früher ganz extrem! Hab alles interpretiert, auch Dinge, die mit mir gar nichts zu tun hatten und mir auch nicht galten! Hab alles auf mich bezogen und immer negativ gegen mich verwendet! Wenn ich dann ganz genknickt war und anderen mein Leid geklagt habe, wurde ich getröstet. Es wurde mir versichert, dass es bestimmt nicht mir galt, dass der andere es so nicht gemeint habe, dass ich es in den "falschen Hals" gekriegt habe, dass es aber manchmal auch rücksichtslos von den anderen war, bestimmte Sachen zu sagen, dass ich doch so ein friedliebender Mensch sei, mit mir könne man sich gar nicht streiten, dass ich doch selbst immer so entgegenkommend und hilfsbereit sei, wie kann man mir da nur so ungehobelt kommen, und, und, und.....
Ganz schön egozentrisch!