Neu hier
Verfasst: 07:11:2010 22:07
Hallo ihr,
ich habe grade einige der Vorstellungsthreads gelesen, und hab jetzt das Gefühl, hier doch nicht ganz richtig zu sein, weil es mir doch nicht ganz so schlecht geht, wie ich es hier jetzt gelesen habe. Trotzdem stelle ich mich jetzt mal ausführlich vor...
Mein Sohn kam im Juni zur Welt. Ich hatte eine komplikationslose Schwangerschaft, allerdings sehr anstrengend gegen Ende, weil ich einen gigantomanischen Bauch hatte. Geplant war, dass der Kleine im Geburtshaus auf die Welt kommt - ich hatte wahnsinnige Angst vor unnötigen Interventionen, vor Verunsicherung und der Nicht-Wahrung meines "Schamgefühls" im Krankenhaus, und allgemein hab ich ein Problem, Ärzten zu vertrauen. Geplant hatte ich also, dass mein Kind bei dämmrig-rotem Licht in einer behüteten, geborgenen Atmosphäre möglichst in der Wanne auf die Welt kommt, ich es aus dem Wasser hebe, wir kuscheln, ich es gleich anlege, die Nabelschnur darf auspulsieren...nun ja.
Nach 6 h Presswehen und einem Kopf auf Beckenboden wurde ich dann per Rettungswagen verlegt. Im Krankenhaus standen 12 Menschen um mich herum, als ich mich untenrum wieder ausgezogen habe und auf das Kreißbett kletterte, was mir bis heute die Tränen in die Augen treibt, weil dieses "klettern" einfach so erniedrigend war. Ich weiß, es war notwendig, es war die Situation, aber ich möchte diese Szene am liebsten streichen. Auch das folgende - gleißend-helles Licht, Menschen, die mich ohne Vorwarnung auf rüde Art untersuchten, der Wehentropf, das Kristellern, der Dammschnitt, die Saugglocke, das unbetäubte Nähen....die Vorwürfe, die mir gemacht wurden, als mein Kind endlich vermessen und gewogen war. Er hatte 4900 g auf 59 cm, ein 38cm-Kopf.
Ich hatte ihn 1 h im Arm und hatte ihn kurz angelegt, als mir aufgefallen ist, dass er schwitzt. Das hab ich der Hebamme dort mitgeteilt. In der Folge kam ein Kinderarzt, der ihn nur gebadet untersuchen wollte, die Verlegung in die Kinderklinik anordnete, und mir nicht mehr die Gelegenheit gab, mich von ihm zu verabschieden. Er kam dann mit einer neonatalen Infektion auf die Neo-Intensiv, während ich in meinem Ent-Bindungskrankenhaus blieb. Und genau so kam ich mir vor, ent-bunden.
Alles zu erzählen sprengt jetzt wohl den Rahmen. Wir hatten einen miesen Stillstart, und haben das dank meiner absoluten Willenskraft das Stillen betreffend trotzdem gemeistert. Der Kleine schreit wie ein 2jähriges Kind, hat Bärenkräfte, hat die ersten 8 Wochen durchgebrüllt, und auch heute ist jeder Ausflug, jedes "Haus verlassen" ein Abenteuer. Ich vereinsame. Ich hab die Geburt noch nicht "durch", ich hab das Gefühl auf ganzer Linie versagt zu haben. Er war zu groß für mich. Einfach ne Nummer zu groß, und all das, was man über natürliche Geburten liest, dass es fast egal ist wie groß das Kind ist, wenn frau sich nur genug entspannt und fallen lässt....macht mich fertig. Ich weiß nämlich, dass ich das während der Geburt nicht konnte, mich richtig fallen lassen. Die Geburt hab ich also schon nicht richtig hinbekommen. Hier habe ich jetzt ein ständig frustriertes, nörgeliges, anstrengendes, anspruchsvolles Baby, das tags wie nachts alle 1,5 bis 2 Stunden stillt, das von einem Infekt in den nächsten schlittert, dass das Tragetuch und jede andere Tragehilfe nur begrenzte Zeit (ca 30 min) toleriert, das das Autofahren hasst wie die Pest und den Kinderwagen sowieso. Ich habe Probleme damit, mein Kind anzusehen, und mehr als "genervt" zu fühlen. In den schönen Momenten, ja, da geht das, das ich denke, dass es doch so toll ist, dass er da ist. Gleichzeitig hab ich das Gefühl, dass dieser Gedanke nur ein oberflächlicher ist. Ich suche grade die Liebe für ihn in mir, und bin mir nicht sicher, ob sie da ist.
Ich kann manchmal nicht mehr. Der Kleine fordert mich jede Minute. Seit 4 Tagen sitzt und steht er. Er ist noch nicht mal 5 Monate alt. Ich kann ihn keine Sekunde mehr aus den Augen lassen. Seit er auf der Welt ist, habe ich kein Buch mehr gelesen, keinen Film mehr gesehen, außer einem schlechten RüBi-Kurs habe ich keinen Sport mehr gemacht, habe meine Handarbeitshobbys komplett aufgegeben. Mich gibt es nur noch in Form der singenden, stillenden, schuckelnden Mama. Die Person von vorher existiert nicht mehr. Gut, ich habe nicht erwartet, dass mein Leben einfach weiterläuft, natürlich nicht. Aber ganz so heftig....
Sind das Lusxusprobleme? Ich hab das Gefühl, permanent erschöpft zu sein. Der Kleine schläft nicht gut, und ich weiß das, weil ich selbst noch schlechter schlafe. Ich werde manchmal ihm gegenüber aggressiv und muss mich sehr beherrschen.
Ich habe fürchterliche Angst davor, dass der Kleine an SIDS stirbt. Wenn er schläft, renne ich alle paar Minuten hin um zu schauen, ob er noch atmet. Wenn ich nach dem Stillen neben ihm liege, überkommt mich der Gedanke, und ich male mir aus, wie absolut unvorstellbar schrecklich es sein muss, im Bett eine Leiche zu finden. Und wie ich darauf reagieren würde. Und was die richtige Reaktion ist, und ob ich dazu imstande wäre. Und dass ich nie wieder ein Kind bekommen könnte, wenn ich ihn an SIDS verlieren würde. Das nimmt so viel Raum ein, dass ich vor 3 Wochen dazu übergegangen bin, ihm jeden Abend nach dem einschlafstillen zu sagen "ich liebe dich, und du bist mein größter Schatz, ich will dich nicht verlieren", damit er das im Gedächtnis hat. Das ist doch nicht normal????
Ich hab das Gefühl die Hälfte vergessen zu haben...und schick es schnell ab. Vielleicht ergänze ich später nochmal.
ich habe grade einige der Vorstellungsthreads gelesen, und hab jetzt das Gefühl, hier doch nicht ganz richtig zu sein, weil es mir doch nicht ganz so schlecht geht, wie ich es hier jetzt gelesen habe. Trotzdem stelle ich mich jetzt mal ausführlich vor...
Mein Sohn kam im Juni zur Welt. Ich hatte eine komplikationslose Schwangerschaft, allerdings sehr anstrengend gegen Ende, weil ich einen gigantomanischen Bauch hatte. Geplant war, dass der Kleine im Geburtshaus auf die Welt kommt - ich hatte wahnsinnige Angst vor unnötigen Interventionen, vor Verunsicherung und der Nicht-Wahrung meines "Schamgefühls" im Krankenhaus, und allgemein hab ich ein Problem, Ärzten zu vertrauen. Geplant hatte ich also, dass mein Kind bei dämmrig-rotem Licht in einer behüteten, geborgenen Atmosphäre möglichst in der Wanne auf die Welt kommt, ich es aus dem Wasser hebe, wir kuscheln, ich es gleich anlege, die Nabelschnur darf auspulsieren...nun ja.
Nach 6 h Presswehen und einem Kopf auf Beckenboden wurde ich dann per Rettungswagen verlegt. Im Krankenhaus standen 12 Menschen um mich herum, als ich mich untenrum wieder ausgezogen habe und auf das Kreißbett kletterte, was mir bis heute die Tränen in die Augen treibt, weil dieses "klettern" einfach so erniedrigend war. Ich weiß, es war notwendig, es war die Situation, aber ich möchte diese Szene am liebsten streichen. Auch das folgende - gleißend-helles Licht, Menschen, die mich ohne Vorwarnung auf rüde Art untersuchten, der Wehentropf, das Kristellern, der Dammschnitt, die Saugglocke, das unbetäubte Nähen....die Vorwürfe, die mir gemacht wurden, als mein Kind endlich vermessen und gewogen war. Er hatte 4900 g auf 59 cm, ein 38cm-Kopf.
Ich hatte ihn 1 h im Arm und hatte ihn kurz angelegt, als mir aufgefallen ist, dass er schwitzt. Das hab ich der Hebamme dort mitgeteilt. In der Folge kam ein Kinderarzt, der ihn nur gebadet untersuchen wollte, die Verlegung in die Kinderklinik anordnete, und mir nicht mehr die Gelegenheit gab, mich von ihm zu verabschieden. Er kam dann mit einer neonatalen Infektion auf die Neo-Intensiv, während ich in meinem Ent-Bindungskrankenhaus blieb. Und genau so kam ich mir vor, ent-bunden.
Alles zu erzählen sprengt jetzt wohl den Rahmen. Wir hatten einen miesen Stillstart, und haben das dank meiner absoluten Willenskraft das Stillen betreffend trotzdem gemeistert. Der Kleine schreit wie ein 2jähriges Kind, hat Bärenkräfte, hat die ersten 8 Wochen durchgebrüllt, und auch heute ist jeder Ausflug, jedes "Haus verlassen" ein Abenteuer. Ich vereinsame. Ich hab die Geburt noch nicht "durch", ich hab das Gefühl auf ganzer Linie versagt zu haben. Er war zu groß für mich. Einfach ne Nummer zu groß, und all das, was man über natürliche Geburten liest, dass es fast egal ist wie groß das Kind ist, wenn frau sich nur genug entspannt und fallen lässt....macht mich fertig. Ich weiß nämlich, dass ich das während der Geburt nicht konnte, mich richtig fallen lassen. Die Geburt hab ich also schon nicht richtig hinbekommen. Hier habe ich jetzt ein ständig frustriertes, nörgeliges, anstrengendes, anspruchsvolles Baby, das tags wie nachts alle 1,5 bis 2 Stunden stillt, das von einem Infekt in den nächsten schlittert, dass das Tragetuch und jede andere Tragehilfe nur begrenzte Zeit (ca 30 min) toleriert, das das Autofahren hasst wie die Pest und den Kinderwagen sowieso. Ich habe Probleme damit, mein Kind anzusehen, und mehr als "genervt" zu fühlen. In den schönen Momenten, ja, da geht das, das ich denke, dass es doch so toll ist, dass er da ist. Gleichzeitig hab ich das Gefühl, dass dieser Gedanke nur ein oberflächlicher ist. Ich suche grade die Liebe für ihn in mir, und bin mir nicht sicher, ob sie da ist.
Ich kann manchmal nicht mehr. Der Kleine fordert mich jede Minute. Seit 4 Tagen sitzt und steht er. Er ist noch nicht mal 5 Monate alt. Ich kann ihn keine Sekunde mehr aus den Augen lassen. Seit er auf der Welt ist, habe ich kein Buch mehr gelesen, keinen Film mehr gesehen, außer einem schlechten RüBi-Kurs habe ich keinen Sport mehr gemacht, habe meine Handarbeitshobbys komplett aufgegeben. Mich gibt es nur noch in Form der singenden, stillenden, schuckelnden Mama. Die Person von vorher existiert nicht mehr. Gut, ich habe nicht erwartet, dass mein Leben einfach weiterläuft, natürlich nicht. Aber ganz so heftig....
Sind das Lusxusprobleme? Ich hab das Gefühl, permanent erschöpft zu sein. Der Kleine schläft nicht gut, und ich weiß das, weil ich selbst noch schlechter schlafe. Ich werde manchmal ihm gegenüber aggressiv und muss mich sehr beherrschen.
Ich habe fürchterliche Angst davor, dass der Kleine an SIDS stirbt. Wenn er schläft, renne ich alle paar Minuten hin um zu schauen, ob er noch atmet. Wenn ich nach dem Stillen neben ihm liege, überkommt mich der Gedanke, und ich male mir aus, wie absolut unvorstellbar schrecklich es sein muss, im Bett eine Leiche zu finden. Und wie ich darauf reagieren würde. Und was die richtige Reaktion ist, und ob ich dazu imstande wäre. Und dass ich nie wieder ein Kind bekommen könnte, wenn ich ihn an SIDS verlieren würde. Das nimmt so viel Raum ein, dass ich vor 3 Wochen dazu übergegangen bin, ihm jeden Abend nach dem einschlafstillen zu sagen "ich liebe dich, und du bist mein größter Schatz, ich will dich nicht verlieren", damit er das im Gedächtnis hat. Das ist doch nicht normal????
Ich hab das Gefühl die Hälfte vergessen zu haben...und schick es schnell ab. Vielleicht ergänze ich später nochmal.