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Kein guter Morgen

Verfasst: 27:12:2010 8:10
von Feebie
Guten Morgen ihr Lieben,

wenn auch mein Morgen nicht gut anfing. Ich habe wirklich schlecht geträumt letzte Nacht. Die Nächte davor allerdings auch.*seufz*
Nicht mehr so wie zu Zeiten der PPD, wo die Träume einem wirklich Angst machen. Jetzt sind es halt normale Träume, die Gefühle auslösen und Streßbewältigung bedeuten.

Heute war es eigentlich kein dramatischer Traum. Mein Mann hatte nur seiner gesamten Familie offenbart, das "wir" in die Schweiz auswandern würden, ohne mir vorher auch nur ein Strebenswörtchen zu erzählen.
(Also in meinem Traum, nicht in Wirklichkeit, wir gehen nirgendwo hin).
Und ich war so unglaublich sauer auf ihn! Wir haben uns fürchterlich gestritten und mit meiner SchwiMu habe ich mich auch noch gefetzt und plötzlich stand ich ganz alleine da. Niemand brachte auch nur ein Fünkchen Verständnis für mich auf.

Ich habe mich jetzt die ganze Zeit gefragt, warum mich ausgerechnet dieser Traum so aufwühlt, und mir ist mal wieder klar, das es doch immer noch mit der PPD zu tun hat. Wieviel Zeit auch immer verstreicht, der Arm der PPD reicht wirklich weit. Ich verarbeite sie ja nun schon fast ein Jahr. Und immer wieder gibt es etwas, das analysiert, bearbeitet, neu durchdacht werden muss. Vieles was mich als Person ausmacht ist inzwischen stark von der PPD beeinflußt und ich erkenne das oft erst, wenn ich länger darüber nachdenke.

Dieser Traum hat mir (wie schon so oft) mal wieder bewußt gemacht, wie alleine und unverstanden ich in meiner PPD war. Niemand hat mein Leid gesehen. Und niemand hat meinen zarten Andeutungen Beachtung geschenkt. Es hat mir überhaupt niemand Beachtung geschenkt. Mein Sohn war ein Highlight, aber die Mama dahinter sah man nicht mehr.
Daran knabber ich heute noch, weil ich weiß, das es nicht hätte so weit und so schlimm kommen müssen, wenn jemand mal MICH angesehen hätte. Der Stachel sitzt immer noch tief und tut auch immer noch weh.

Und immerhin beeinflußt er mich heute noch in so weit, das ich mich ganz schwer jemandem öffnen kann. Wenn jemand nett zu mir ist, oder mich kennenlernen möchte, dann hinterfrage ich, was derjenige wohl wirklich damit beabsichtigt, weil ich nicht glauben kann, das er einfach an meiner Person interessiert ist. Wenn dieser jemand dann auch noch im Kontakt mal etwas Kritik übt (was Freunde ja auch mal tun), dann fühlte ich mich sofort verletzt und denke "Habe ich doch gewußt, das der mich gar nicht mag". Versteht ihr was ich meine? Ich schlage die Tür zu meinem Herzen sofort wieder zu, wenn ich sie mal leicht zu öffnen wage.

Meinem Mann habe ich mein Herz wieder geöffnet, aber das hat auch sehr sehr lange gedauert. Jetzt würde ich gerne wieder mein Herz für die "Welt" öffnen. Ich möchte wieder soetwas wie ein "Urvertrauen" spüren. Ich fühle mich so eingemauert und fast herzlos. Früher hatte ich immer offene Arme und ein großes weites Herz. Jetzt fühle ich mich verschlossen und verletzbar. Es ist schwer diese Gradwanderung hinzubekommen. Das Herz so weit zu öffnen, das wenigstens die lieben Menschen zu mir durchdringen können, aber nicht zu weit um wieder verletzt zu werden. Das wird nicht funktionieren, denn immer wieder wird es Verletzungen geben und das gehört wohl auch zum Leben, aber ich mag nicht mehr verletzt werden. Die Verletzungen die ich erlebt habe sind genug für ein ganzen Leben...

Vielleicht fühlt sich mein Herz auch gerade nur so kalt an, weil Weihnachten dieses Jahr einfach nicht an mich heran gekommen ist. Und ich weiß halt nicht, ob es an meinem verschlossenen Herzen liegt, oder an etwas anderem. Ich erinnere mich nur, das ich letztes Jahr (trotz PPD) mehr Weihnachtsstimmung hatte und viel dankbarer war, als ich es heute bin. Vielleicht bin ich einfach undankbarer....?

Ich sehe diesen wunderschönen Tannenbaum und trotzdem rührt sich nicht viel in mir drin. Und nun ist Weihnachten schon ein paar Stunden vorbei. Ich habe Angst das irgendwann das Frühjahr kommt und ich mich frage, wo eigentlich Weihnachten geblieben ist. Mich hat leider nicht einmal auch nur 5 Minuten lang so etwas wie Besinnlichkeit oder ähnliches ergriffen. Nichts! Einfach so durch und vorbei. Was hat nur dieses Jahr gefehlt???

Wollte das nur mal niederschreiben. Danke!

Ich hoffe, ihr hattet schöne Weihnachten.
LG,
Feebie

Verfasst: 28:12:2010 10:11
von vergissmeinnicht
Liebe Feebie!

Jetzt hab ich dir da seitenlang geschrieben und jetzt ist alles weg!!!
Grml..mal sehen ob ich es nochmal hinbekomme...

Also, ich lese seit 2 Tagen dein Posting, bin nicht grad die geborene Ratgeberin aber da du mir nicht aus den Kopf gehst möchte ich dir meine Gedanken dazu schreiben.

Vor einigen Wochen sah sich mein Freund alte Fotos an.
Es sagte dann dass er es hätte sehen müssen dass es mir so schlecht ging..
Ja hätte er..wie sehr hätte ich es mir gewünscht..gesehen zu werden..aufgefangen zu werden..ich wusste doch selbst nicht was mit mir los war...jedoch..wenn ich es nicht wusste, du es nicht gewusst hast, wie hätten es dann unsere Männer sehen sollen?
Wie sollten sie uns verstehen wenn wir es selbst nicht konnten?
ja es waren wohl genug Anzeichen da aber ist es nicht so dass wir alle mal auch wen nicht "gesehen" haben der Hilfe brauchte?
Vielleicht weil wir selbst zu beschäftigt waren um zu sehen..bestimmt nicht aus böswilligkeit oder Ignoranz.
....Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern...aber kann man von "Schuld" reden? Sie alle hätten uns nicht dafür beschützen können, so sehr wir es uns auch wünschen.

Wir verletzen und werden verletzt und das wird immer so sein.
Wir können uns nicht davor schützen und auch unsere Kinder nicht.

Es ist als hätten wir hinter einen Vorhang geschaut, wir können nie mehr so tun als hätten wir nicht gesehen und somit wird es wahrscheinlich nie mehr so sein wie früher.
Ich wünsche mir oft die Zeit "davor" zurück, jedoch nicht weil mein Baby da noch nicht da war.
Sondern weil ich eine andere war, ich habe meine Leichtigkeit verloren, fühle mich vom Leben vergewaltigt und beschmutzt.
Aber vielleicht sind wir dadurch grösser geworden?
Weil wir sehen wenn es wem schlecht geht, weil wir hinter den Kulissen schauen?

Da fällt mir noch was ein.
Meine Mutter hatte vor Jahren immer starke Kopfschmerzen, da sie zu dieser Zeit auch ein Alkoholproblem hatte nahm es keiner sonderlich ernst.
Sie war bei Ärzten deswegen...es hiess das komme von den Depressionen..
Sie hatte Gleichgewichtsstörungen, wir dachten, trink nicht soviel dann kannst auch wieder gerade gehen hast nächsten Tag nicht Kopfweh.
Wir müssen dich nicht vom Boden heben wenn du umfällst und allen ist geholfen, dass sie ein Alkoholproblem hatte sah sie sowieso nicht.
Eines Morgens kam sie nicht mehr aus dem Bett, sie schrie nur noch dass ihr Kopf platzt..Arzt gerufen..Krankenhaus...MRI...diagnose Hirntumor, 12 mal 6 cm gross.
Keiner hat es gesehen, die Ärzte nicht, wir als ihre Familie nicht, dieser Tumor konnte ungehindert so gross werden.
Wer hat jetzt Schuld? wir? die ärzte?
Haben wir uns damit nicht alle schuldig gemacht? Ich schäme mich heute noch dass ich alles aufs saufen schob..
...vergib uns unsere Schuld...

Krankeiten, Schicksalschläge kommen, keiner kann sie verhindern und keiner kann uns davor beschützen.
Obwohl ich auch oft dazu neige meinen Mann die "Schuld" zu geben..zu denken er wollte es nicht sehen..es war nur das Baby wichtig...

Dein Traum sagt dir bestimmt dass du ganz allein bist mit deiner Krankheit, bist du ja auch liebe Feebie, denn in Wirklichkeit musst du allein durch.
Du kannst Hilfe bekommen, Verständnis, Liebe, wie es nich anfühlt in der Hölle zu sein kann nur wer erahnen der auch schon mal da war.
Das ist wie bei der Geburt, wir können unsere Männer dabei haben, sie unterstützen uns, jedoch müssen wir den Wurm allein "rausdrücken".
Sie können die körperlichen Schmerzen nicht mal erahnen...genausowenig wie jetzt oder damals unsere seelischen...

Wir müssen uns damit arangieren, es akteptieren, Frieden mit uns und unseren Mitmenschen schliessen, dann werden wir auch wieder glücklich werden.

Ich weiss nicht ob man mit meiner Antwort hier was anfangen kann
Auch ich fühle mich oft klein, andere schreiben hilfreicher, ich will mich auch nicht blamieren, habe Angst abgelehnt zu werden, so wie du bei der kleinsten Kritik, das ist jedoch ein Zeichen unserer Krankheit und eines Tages werden wir wieder gross sein!

Wir werden stark sein und wieder wissen wer wir sind, warum wir geliebt werden und dass wir geliebt werden!

Wie du so schön sagtest...GUT IST GUT GENUG!!!

Fühl dich umarmt
VGMN