Unverhofft kommt oft.
Verfasst: 16:01:2011 12:11
Hallo!
Auch ich habe hier her gefunden, nach dem ich die Reportage auf ARTE über die Wochenbettdepression gesehen habe.
Ich bin verheiratet, 20 Jahre alt und habe im Juli 2010 unsere Tochter geboren.
Die Schwangerschaft kam für uns überraschend, allerdings glaube ich, das es für meinen Mann schwerer war als für mich. Er erkrankte dann bereits im Januar 2010 an Depressionen, zwar hauptsächlich wegen seiner Arbeit, aber immer wieder kam zum Vorschein, das ihm die Verantwortung die da auf ihn zukommt ängstigt.
Ich empfand die Schwangerschaft als einen tollen Zustand. Ich habe es geliebt schwanger zu sein, auch wenn ich mit meiner Freude darüber bald ziemlich allein da stand. Der dicke Bauch, die Tritte.. und als es dann am 13.7. los ging, war ich schon etwas traurig darüber das diese Zeit zu Ende sein sollte, aber ich war überzeugt das mich etwas noch schöneres erwartete.
Nach dem ich 10 Stunden lang dafür gekämpft hatte die Kleine auf natürlichem Wege zu bekommen, musste dann letztlich doch ein Kaiserschnitt gemacht werden. Die Kleine kam nicht ins Becken.. im nachhinein glaube ich man gab ihr gar keine Möglichkeit den richtigen dreh zu finden, ich lag - bis auf 30 Minuten - die ganzen 10 Stunden am CTG, durfte nicht aufstehen und mich nichtmal drehen. Ich wollte mich so gern bewegen, aber ich war unsicher.. das erste Kind, gerade mal (zu dem Zeitpunkt noch 19) und die Hebamme machte sowieso schon beim Vorgespräch anspielungen auf mein Alter. Was ein Zufall das ich sie dann auch tatsächlich bei der Geburt dabei hatte.
Die Geburt war, für mich, einfach fürchterlich und letztlich war ich froh als sie dann endlich draußen war. Ich mochte nicht mehr, ich wollte nur noch mein Baby haben und aufs Zimmer.
Die Tage im Krankenhaus verliefen dann ruhig, mein Mann kam täglich nach der Arbeit vorbei und nach 4 Tagen durften wir nach Hause. Das stillen klappte im Krankenhaus überhaupt nicht, ich schaffte es nichtmal selbst sie anzulegen! Kaum war ich zu Hause klappte es beim 1. Versuch. Mir bereitete der Stillstart von da an überhaupt keine Probleme mehr, das stimmte mich etwas glücklicher.
Die ersten Wochen mit dem Baby liefen dann auch relativ gut, ich versorgte die Kleine, aber ich war traurig. Einfach so.
Die Depression von meinem Mann verschlimmerte sich allerdings ständig, er begab sich in die Tagesklinik und schwieg mich an.
Ich kümmerte mich in der Zeit um alles allein, mein Mann machte ledeglich seine Hausaufgaben für die Tagesklinik. Aber ich ließ ihn, denn ich hielt mir ständig vor Augen das er ja krank sei.
Die letzte Oktoberwoche wurde dann die schlimmste bis dahin. Ich war so wütend, so allein, so verzweifelt.
Einschlafen konnte ich am Abend schon lange kaum noch. 3 Stunden und mehr dauerte es in der Regel, wenn ich dann endlich eingeschlafen war wachte meine Tochter auf, sobald sie weinte, weinte auch ich. Mein Mann hätte ja doch nichts machen können, ich stillte ja. Morgens kam ich kaum aus dem Bett, war froh wenn die Kleine länger schlief und sobald ich aufstand fing ich an zu weinen und ich weinte und weinte und weinte. Ich wurde wütend, auf meinen Mann, weil er mich so allein ließ. Sagte mir wieder, er könne ja nichts dafür er sei krank, aber das machte mich noch wütender! Immer musste ich rücksicht nehmen! Immer zurückstecken! Alles allein machen! Mir ging es AUCH schlecht! Aber das sah er nicht. Überhaupt nicht.
Am 29.10. ging ich dann zu meinem Hausarzt, nachdem ich die Nacht zuvor ernsthaft darüber nachgedacht hatte mir das Leben zu nehmen. Ich wollte nur meine Ruhe. Nur schlafen. Meinen Mann nicht mehr sehen, das Kind nicht mehr sehen.
Er wies mich sofort in die Psychiatrie ein. Am 30. zog ich gemeinsam mit meiner Tochter ein.
Nach dem ersten Gespräch sagte man mir, das ich eine Wochenbettdepression hatte. Ich wollte aber nicht daran glauben, denn ich versorgte meine Tochter ja UND eigentlich liebte ich sie. Es viel mir nur manchmal schwer mit ihr zusammen zu sein, weil es mir Angst machte. Angst ich mache Fehler, Angst ich versage, Angst ich mache sie unglücklich. Von Wochenbettdepressionen hatte ich aber bis dahin nur im Zusammenhang mit "Keine Bindung zum Kind aufbauen können" und "Kind nicht versorgen können". Das es auch anders ging wusste ich nicht.
2 Wochen blieb ich dort in der Psychiatrie. Ich weinte jeden Abend, weil ich zu meinem Mann wollte. Dort fühlte ich mich noch einsamer. Therapien machte ich in der Zeit kaum, denn die Station war nicht spezialisiert auf Mütter mit Babys. Das Personal war maßlos überfordert mit der Zeitplanung und mit meiner Tochter. Eigentlich hatten sie dafür ja auch keine Zeit. Der Oberarzt gab mir die Möglichkeit nach Hause zu gehen und ambulant etwas zu versuchen, oder in die nächste Stadt zu fahren und dort auf eine spezialisierte Station zu gehen.
Ich ging nach Hause. Aus Angst meinen Mann allein zu lassen.
Seitdem gehe ich nun regelmäßig in die Ambulanz zum Psychiater und habe für den 7. Februar einen Aufnahmetermin für die Tagesklinik.
Bis vor 3 Wochen habe ich voll gestillt, dann drängte der Psychiater zum abstillen um mir Medikamente geben zu können. Ich war verunsichert, wusste nicht das es Medikamente gibt die man trotz stillen nehmen darf und ließ mich drängen. Schön blöd, denn jetzt bin ich noch trauriger, noch enttäuschter und noch unglücklicher. Ich habe so gern gestillt und habe leider bis jetzt das Gefühl, dass das das einzige ist was ich meiner Tochter geben kann. Ich stille jetzt noch am Abend und habe Sertralin hier liegen, aber noch nicht genommen. Muss morgen erst noch mit dem Psychiater reden, wegen dem stillen abends. Bin wieder verunsichert.
Mein Mann hat seine Therapie in der Tagesklinik abgeschlossen und es ging ihm einigermaßen gut, bis vor kurzem. Jetzt gehts wieder schlechter, weil es mir so schlecht geht. Er muss viel tun im Moment. Ich komme kaum aus dem Bett, fühle mich antriebslos und sinnlos. Aber, wenn er das alles macht, habe ich Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen. Es ist meine Schuld das es schlechter wird. Ein Teufelskreis.
Kann wieder nicht einschlafen.
Tut mir leid das es so lang geworden ist. So in der Form habe ich mich noch nicht getraut es zu sagen. Ich schäme mich so für meine Gefühle. Schäme mich so sehr dafür das ich nicht einfach mit dem zufrieden sein kann was ich habe.
Liebe Grüße
JuliMami2010
Auch ich habe hier her gefunden, nach dem ich die Reportage auf ARTE über die Wochenbettdepression gesehen habe.
Ich bin verheiratet, 20 Jahre alt und habe im Juli 2010 unsere Tochter geboren.
Die Schwangerschaft kam für uns überraschend, allerdings glaube ich, das es für meinen Mann schwerer war als für mich. Er erkrankte dann bereits im Januar 2010 an Depressionen, zwar hauptsächlich wegen seiner Arbeit, aber immer wieder kam zum Vorschein, das ihm die Verantwortung die da auf ihn zukommt ängstigt.
Ich empfand die Schwangerschaft als einen tollen Zustand. Ich habe es geliebt schwanger zu sein, auch wenn ich mit meiner Freude darüber bald ziemlich allein da stand. Der dicke Bauch, die Tritte.. und als es dann am 13.7. los ging, war ich schon etwas traurig darüber das diese Zeit zu Ende sein sollte, aber ich war überzeugt das mich etwas noch schöneres erwartete.
Nach dem ich 10 Stunden lang dafür gekämpft hatte die Kleine auf natürlichem Wege zu bekommen, musste dann letztlich doch ein Kaiserschnitt gemacht werden. Die Kleine kam nicht ins Becken.. im nachhinein glaube ich man gab ihr gar keine Möglichkeit den richtigen dreh zu finden, ich lag - bis auf 30 Minuten - die ganzen 10 Stunden am CTG, durfte nicht aufstehen und mich nichtmal drehen. Ich wollte mich so gern bewegen, aber ich war unsicher.. das erste Kind, gerade mal (zu dem Zeitpunkt noch 19) und die Hebamme machte sowieso schon beim Vorgespräch anspielungen auf mein Alter. Was ein Zufall das ich sie dann auch tatsächlich bei der Geburt dabei hatte.
Die Geburt war, für mich, einfach fürchterlich und letztlich war ich froh als sie dann endlich draußen war. Ich mochte nicht mehr, ich wollte nur noch mein Baby haben und aufs Zimmer.
Die Tage im Krankenhaus verliefen dann ruhig, mein Mann kam täglich nach der Arbeit vorbei und nach 4 Tagen durften wir nach Hause. Das stillen klappte im Krankenhaus überhaupt nicht, ich schaffte es nichtmal selbst sie anzulegen! Kaum war ich zu Hause klappte es beim 1. Versuch. Mir bereitete der Stillstart von da an überhaupt keine Probleme mehr, das stimmte mich etwas glücklicher.
Die ersten Wochen mit dem Baby liefen dann auch relativ gut, ich versorgte die Kleine, aber ich war traurig. Einfach so.
Die Depression von meinem Mann verschlimmerte sich allerdings ständig, er begab sich in die Tagesklinik und schwieg mich an.
Ich kümmerte mich in der Zeit um alles allein, mein Mann machte ledeglich seine Hausaufgaben für die Tagesklinik. Aber ich ließ ihn, denn ich hielt mir ständig vor Augen das er ja krank sei.
Die letzte Oktoberwoche wurde dann die schlimmste bis dahin. Ich war so wütend, so allein, so verzweifelt.
Einschlafen konnte ich am Abend schon lange kaum noch. 3 Stunden und mehr dauerte es in der Regel, wenn ich dann endlich eingeschlafen war wachte meine Tochter auf, sobald sie weinte, weinte auch ich. Mein Mann hätte ja doch nichts machen können, ich stillte ja. Morgens kam ich kaum aus dem Bett, war froh wenn die Kleine länger schlief und sobald ich aufstand fing ich an zu weinen und ich weinte und weinte und weinte. Ich wurde wütend, auf meinen Mann, weil er mich so allein ließ. Sagte mir wieder, er könne ja nichts dafür er sei krank, aber das machte mich noch wütender! Immer musste ich rücksicht nehmen! Immer zurückstecken! Alles allein machen! Mir ging es AUCH schlecht! Aber das sah er nicht. Überhaupt nicht.
Am 29.10. ging ich dann zu meinem Hausarzt, nachdem ich die Nacht zuvor ernsthaft darüber nachgedacht hatte mir das Leben zu nehmen. Ich wollte nur meine Ruhe. Nur schlafen. Meinen Mann nicht mehr sehen, das Kind nicht mehr sehen.
Er wies mich sofort in die Psychiatrie ein. Am 30. zog ich gemeinsam mit meiner Tochter ein.
Nach dem ersten Gespräch sagte man mir, das ich eine Wochenbettdepression hatte. Ich wollte aber nicht daran glauben, denn ich versorgte meine Tochter ja UND eigentlich liebte ich sie. Es viel mir nur manchmal schwer mit ihr zusammen zu sein, weil es mir Angst machte. Angst ich mache Fehler, Angst ich versage, Angst ich mache sie unglücklich. Von Wochenbettdepressionen hatte ich aber bis dahin nur im Zusammenhang mit "Keine Bindung zum Kind aufbauen können" und "Kind nicht versorgen können". Das es auch anders ging wusste ich nicht.
2 Wochen blieb ich dort in der Psychiatrie. Ich weinte jeden Abend, weil ich zu meinem Mann wollte. Dort fühlte ich mich noch einsamer. Therapien machte ich in der Zeit kaum, denn die Station war nicht spezialisiert auf Mütter mit Babys. Das Personal war maßlos überfordert mit der Zeitplanung und mit meiner Tochter. Eigentlich hatten sie dafür ja auch keine Zeit. Der Oberarzt gab mir die Möglichkeit nach Hause zu gehen und ambulant etwas zu versuchen, oder in die nächste Stadt zu fahren und dort auf eine spezialisierte Station zu gehen.
Ich ging nach Hause. Aus Angst meinen Mann allein zu lassen.
Seitdem gehe ich nun regelmäßig in die Ambulanz zum Psychiater und habe für den 7. Februar einen Aufnahmetermin für die Tagesklinik.
Bis vor 3 Wochen habe ich voll gestillt, dann drängte der Psychiater zum abstillen um mir Medikamente geben zu können. Ich war verunsichert, wusste nicht das es Medikamente gibt die man trotz stillen nehmen darf und ließ mich drängen. Schön blöd, denn jetzt bin ich noch trauriger, noch enttäuschter und noch unglücklicher. Ich habe so gern gestillt und habe leider bis jetzt das Gefühl, dass das das einzige ist was ich meiner Tochter geben kann. Ich stille jetzt noch am Abend und habe Sertralin hier liegen, aber noch nicht genommen. Muss morgen erst noch mit dem Psychiater reden, wegen dem stillen abends. Bin wieder verunsichert.
Mein Mann hat seine Therapie in der Tagesklinik abgeschlossen und es ging ihm einigermaßen gut, bis vor kurzem. Jetzt gehts wieder schlechter, weil es mir so schlecht geht. Er muss viel tun im Moment. Ich komme kaum aus dem Bett, fühle mich antriebslos und sinnlos. Aber, wenn er das alles macht, habe ich Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen. Es ist meine Schuld das es schlechter wird. Ein Teufelskreis.
Kann wieder nicht einschlafen.
Tut mir leid das es so lang geworden ist. So in der Form habe ich mich noch nicht getraut es zu sagen. Ich schäme mich so für meine Gefühle. Schäme mich so sehr dafür das ich nicht einfach mit dem zufrieden sein kann was ich habe.
Liebe Grüße
JuliMami2010