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Verdreht
Verfasst: 23:04:2011 9:51
von lotte
Hallo an alle,
ich war nun vor kurzem eine Woche alleine mit meinen Girls zu Hause, Freund verreist. Wie immer war mir in dieser Woche mulmig, hatte sogar an 2 Tagen wieder mal verstärkte Angst. Es geht dabei immer um so Gedanken wie"ich kippe um und bin sicher gleich tot oder muss ins KH".
Jetzt bin ich über Ostern ganz alleine zu Hause (das wollte ich so, zum Ausruhen und weil ich mit meiner Schwie-Mu nicht so kann, die mein Freund mit den Kids besucht). Und was passiert: ich google, ob ich alleine noch in der Lage wäre die 112 zu wählen, falls etwas schlimmes passiert. z.B. ein Herzinfarkt. Bin angespannt wie Harry und kann mich zu nix "sinnvollem" aufraffen. Stattdessen rauche ich zuviel und tigere durchs Haus, immer meinen Körper am abscreenen, der sicher gleich schlapp macht.
Sicher hab ich Nachbarn um mich rum, aber was, wenn ich es nicht schnell genug schaffe? Wenn keiner da wäre? Meine Eltern bräuchten 20 Minuten hierher ... Okay, worst case: ich wäre dann bewusstlos oder gleich tot und würde es eh nicht mehr merken. Meine family würde mich dann am Montag finden, kein schöner Anblick, aber auch das könnte ich dann ja nicht mehr ändern.
Warum aber gelingt es mir nicht, den Dingen ihren Lauf zu lassen und mich mal "normal" mit mir zu beschäftigen? Mit was SCHÖNEM

Das wäre toll.
Danke fürs Zulesen,
Liebe Grüße Lotte
Verfasst: 23:04:2011 18:32
von Leuchtkäfer
So Lotte,
nun mal los! Ich meine das nicht provokativ, sondern ernst: Was hast Du in Deinen ganzen Zeiten in der Therapie gelernt? Hast Du mal eine Verhaltenstherapie gemacht, um genau diese Gedankengänge und Handlungen umzupolen? Das kann man, das weißt Du, das hast Du uns immer wieder selber geraten. Genau das rate ich jetzt Dir.
Was kannst Du für Deinen Alltag und für Deine Probleme aus den Therapien umsetzen und mitnehmen und was bringt Dir nichts?
Überleg doch mal. Du kennst Dich selber am besten, DU hast es in der Hand, die Dinge in eine Richtung zu beeinflußen.
Schreib doch gerne mal hier, was in den schlimmen Zeiten immer geholfen hat, dann überlegen wir zusammen. Das meine ich ganz ernst.
Ist es Entspannung? Verhaltensübungen oder Ablenkung oder alternative Heilmethoden? Womit kannst Du Dir selber helfen?
Ich weiß das inzwischen bei mir ganz gut, oft hakt es nur an der Umsetzung. Dafür sind eben manchmal andere Menschen nötig, mit denen man seine Gedanken sortieren und dann auch ausführen kann.
So Lotte, Kopf hoch, ich denke ganz fest an Dich, aber gib nicht auf, irgendwann kannst Du diesen Zuständen anders begegnen.
Grüße von Leuchtkäfer
Verfasst: 23:04:2011 19:40
von lotte
Liebes Leuchti,
danke, das hat gut getan. Aaaalso: die letzten 3 Jahre habe ich eine Tiefenpsychologische Therapie gemacht, die mir zwar viel "aufgezeigt" hat an Hintergründen (Mutter auch angstkrank, früh Verantwortung übernommen etc), aber eben keine konkreten Beispiele fürs Verhalten geliefert hat.
Da bin ich nun im Gespräch mit meinem "Uralt-Thera", bei dem ich eine VT vor Jahren (ok, ohne Kinder) erfolgreich abgeschlossen habe. Und bei welchem ich das alles noch mal auffrischen möchte. Sowie es ausschaut, wäre das bereits im Mai. Davor habe ich mich für 10 Tage in einer psychosomatischen Klinik angemeldet, um mit meinen Süchten (rauche wie ein Schlot und trinke zuviel) klar zukommen. Auch möchte ich dort meine alte Mediaktion (opipramol) mal fachmännisch testen lassen.
Am besten hat mir immer meine Arbeit, texten, kreativ sein geholfen. Das ist so was nur für mich und macht mir großen Spaß. Leider habe ich derzeit nicht so viele Aufträge, aber wenn es mir auch körperlich wieder besser geht, wird da auch wieder mehr draus. Entspannen ist schwieriger, ablenken geht gut ebenso wie Gespräche mit Freunden über das Thema. Oder darüber schreiben.
Die Umsetzung

Tja, wem sagste das? Ich habe wohl derzeit mehrere Baustellen, weiss aber auch, dass immer nur eins nacheinander geht.
Ach so, mit meiner Mutter hab ich noch Zoff, spielt da sicher auch mit rein. Immer wenn ich was habe (wie jetzt Klinik) hat sie plötzlich ein viel größeres Problem und wirft mir dann vor, wenn ich mich davon distanziere. MUSS ich aber! Denn dieses Thema hat mich lange begleitet und auch krank gemacht ;(
Ach, da könnte ich nun Romane verfassen

Fürs Erste sag ich vielen Dank! Und wünsch Dir frohe FEIertage.
LG
Lotte
Verfasst: 23:04:2011 22:57
von ubure
Hi Lotte,
das sag ich ja dauernd: die TT gibt einem keine Werkzeuge in die Hand. Jaja, ich geb's ja zu, bin kein Fan dieser Therapieart.
Ablenken ist ja okay, aber das reicht leider nicht. Ich kenne diese Ängste ja auch zu gut, aber ich sehe da schon einen deutlichen Unterschied zwischen uns beiden, und der liegt in der Bewältigung der Angst. Bei mir dauert das mal 1-2 Stunden, wobei ich da nur ängstliche Schrecksekunden habe und ansonsten einfach ein flaues Gefühl in der Magengrube. Ich kann das auch perfekt, mich dem Ganzen zu ergeben und mich darin zu suhlen, aber das weiß ich dann auch ganz genau, dass ich mich jetzt dazu selber entschieden habe, weiter diesem Gefühl zu fröhnen. Ansonsten wird die Angst von außen betrachtet, nach Gründen und Auslösern gesucht, diese werden dann in der Relation bewertet und die Angst beendet. Drop the thought, oder besser: Drop the fear.
Vielleicht hast Du im internen Forum den Thread von VGMN verfolgt? Da haben Vicky und Marika auch eine schöne Anleitung gegeben, wie man die Spirale wieder verlassen kann. Wäre das denn nichts für Dich?
Evtl. könntest Du ja auch wieder eine kleine medizinische Krücke benutzen, zum Unterstützen beim Anders-Denken-Lernen?
Wie gesagt, Ängste hat jeder, wir hier ganz besonders, und das wird sich im ganzen Leben auch nicht ändern. Aber es muss nicht sein, dass Du Dich tagelang damit quälst, zumal es ja auch keinen Grund dafür gibt, außer ein paar verdrehte Gedanken, die sich tierisch "aufmandeln" (hochdt.: groß machen, wichtig machen). Denk mal an das ganze Adrenalin, dasDu ständig durch Deinen Körper pumpst, das macht auch Deine Nebenniere 'putt. Tu das nicht, ist echt nicht schön. Ich habe die letzten 3 Jahre mit so einem Sch... verbracht, und meine Ängste waren sehr real. Trotzdem habe ich mich immer wieder runter gebracht, sonst wäre ich wohl durchgedreht oder hätte mich verabschiedet etc. Aber das ist eben nicht passiert, weil ich in den schlimmsten Zeiten mir höchsten 5 panische Minuten gegönnt habe und dann wieder analytisch geworden bin, was mir wieder Ruhe zum Denken gegeben hat, und jedes Mal hat es dann eine Lösung gegeben.
Warum denkst Du eigentlich, dass Du umkippen könntest? Ich meine, hast Du niedrigen Blutdruck etc., wodurch Du wirklich öfter Kreislaufprobleme bekommst? Das hatte cih früher auch sehr stark, dann kam auch immer mehr solche Ängste dazu, wie Du sie hast: in der S-Bahn, in der FuZo, überall, wo es viele Menschen gab, wurde mir schwindlig, der Boden wie Watte unter meinen Füßen, und oft musste ich aussteigen, oder mich setzen, damit ich nicht wirklich umkippte. Das hörte aber irgendwann auf. Aber Du?
LG,
Inez
Verfasst: 24:04:2011 13:58
von lotte
Hi Inez,
Du hast, wie so oft, Recht

Ich habe mich dieses WE komplett meinen Ängsten verschrieben. Ist ja auch einfacher, als was dagegen zu machen. Nein, ich habe keinen niedrigen Blutdruck, manchmal Herzstolpern, umgekippt bin ich noch nie! Derzeit habe ich leicht erhöhte Leberwerte, eine Kombi aus meinem Medi und dem Alkohol. Wird ja alles in der Klinik gecheckt. Es gab eine dramatische Situation nach der Geburt, mit BD von 80:40, aber da war ich auch geschwächt wegen Blutverlust.
Das umkippen steht bei mir stellvertretend für Verantwortung abgeben, für mich, die Kinder. Aber einfach mit einer Ohnmacht davonstehlen, das geht halt nicht, ich muss mich stellen! Umkippen steht auch nicht für gleich tot sein, dass muss ich wohl auch erstmal lernen.
So, ich gehe jetzt raus, zu ner Freundin, auch wenns schwerfällt. Ich möchte nicht noch einen ganzen Tag mit dieser Sch ... verbringen.
JA, VGMS thread hab ich gelesen, ist ja quasi so was ähnliches wie bei mir ;(
Danke und einen netten Sonntag noch!
LG
Lotte
Verfasst: 25:04:2011 5:17
von vergissmeinnicht
Liebe Lotte!
Muss jetzt auch mal was dazu schreiben, da ich ja weiss wie das ist wenn einam immer die Gedanken in die Quere kommen :)
Aaaalso, dieses Gefühl, das du beschreibst hatte ich bisher genau einmal in meinem Leben.Ich stand am Krankenbett meiner Mutter auf der Intensiv und der Oberarzt sagte mir dass meine Mutter in akuter Lebensgefahr ist.
Ich dachte mir " so jetzt fällst du um, bist vor ihr tot, das willst du nicht hören".
Es war schrecklich, ich stand da wie angewurzelt und wunderte mich dass ich noch atmen kann, mein Herz noch schlägt und wünschte mir irgendwie sogar dass ich umfalle und erst wieder aufwache wenn alles wieder gut ist.
Ich war hochschwanger der Arzt fragte mich ob mir nicht gut sei und brachte mir einen Sessel.
Der Gedanke dann dass ich nicht umfalle und den Schmerz aushalten muss war schrecklich...
Ich glaube, so ein Gefühl kommt einfach wenn man sich "wegstehlen" will.
Nix hören, nix sehen, nix fühlen...
Vielleicht hast du gedanklich die überforderung schon so tief in deinen Kopf eingeprägt, bedingt durch die schwierige Anfangszeit die wir hier alle hatten, dass das schon ein altes Muster ist in dem du immer fällst auch wenn du jetzt nicht mehr überfordert bist...
Du kannst sehr wohl, sehr gut mit deinen Kindern allein sein, nur weiss es dein Kopf noch nicht

Vielleicht weil du ihm immer sagst " Lotte das schaffst du sowieso nicht, hast es anfangs nicht geschafft schaffst es jetzt auch nicht"...ist es so?
Du musst mehr an dich glauben liebe Lotte!!!
Du schaffst das da bin ich mir sicher , das musst du nur noch deinen Kopf klarmachen, mit welcher Therapieart, da kenn ich mich leider nicht aus...
Ganz liebe Grüße
VGMN
P.S. Und dass du tot umfällst ist seeeeeehr seeeeehr seeehr unwahrscheinlich in deinem Alter, bist ja keine 80 und dann auch noch ausgerechnet dann wenn du allein zuhause bist ?

Die Wahrscheinlichkeit ist so gering dass sie gar nicht existiert!
Verfasst: 25:04:2011 8:40
von vergissmeinnicht
Mir ist noch was eingefallen und zwar :
Wie steht dein Mann eigentlich zu deinen Ängstenß
Fühlst du dich von ihm ernst genommen?
Es könnte auch sein dass dir dein Unterbewusstsein sagt" ok, er lässt mich allein dann wird er schon sehen was er davon hat.
Wenn ich umfall werd ich ernst genommen und er sieht auch dass ich (noch?) Hilfe brauch".
Du musst nicht gleich tot sein denn du willst ihm ja noch sagen dass du es ihm ja gesagt hast und er dich gefälligst unterstützen soll!
Hmm..war so ein Gedanke...
Liebe Grüße
Verfasst: 25:04:2011 15:59
von lotte
Liebe VGMN,
danke für Deine Zeilen. Ich fange mal unten an. Mein Freund unterstützt mich sehr und kennt meine Ängste ziemlich gut. Er unterstützt mich außerordentlich, auch, was die Kids angeht.
Es ist eher mein Problem, das mit der Verantwortung abgeben wollen, weil ich sie eben viel zu früh habe tragen müssen. Mit 1 Kind ging das alles noch wunderbar, beim 2.ten hat es mich dann quasi reingerissen. War auch eine schnelle geburt, fast im "Galopp" verloren, mit viel Blutverlust, das hat mich sehr geschwächt damals. Und dann die Grosse noch da ... Kennst das ja.
Du hast Recht, ich müsste mehr an mich glauben und eher die Erfolge sehen (Lotte hats mal wieder geschafft), anstatt mir einzureden, es ginge nicht. Ich möchte ja jetzt im Mai noch mal bei meinem alten Thera eine VT machen, WIE und WAS kann ich tun, damit ich erst gar nicht in diese Spirale rutsche.
Nein, ich bin noch keine 80, aber über 40

Wobei es ja theoretisch jeden treffen kann - es gibt sie eben nicht, die 100% Garantie fürs Leben. In ein paar Stunden sind meine Lieben wieder hier. Und: Lotte hat ÜBERLEBT!!!

Das wussten alle (Freunde, Freund etc), nur die kleene Lotte hat mal wieder dran gezweifelt ...
LG
von derselben