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Neu und verzweifelt

Verfasst: 28:05:2011 19:25
von madame
Hallo Leidensgenossinen,

ich lese hier ab und zu mit, habe aber noch nicht aktiv am Forum teilgenommen. Gerade eben ist wieder etwas passiert, was mir ungeheurlich ist. Ich habe mein Kind (6 Monate alt, Mädchen) schlafen gelegt und sie wollte nicht trinken. Es war alles wie immer, aber sie wollte einfach nicht trinken.

Ich wäre fast ausgerastet, weil unser Ritual dadurch zerstört wurde. Sie schrie wie am Spieß und ich schrie zurück. Ich habe sie angeschrien und es tut mir so weh, dass ich es getan habe. Ich kann mich zumeist noch am Riemen reißen, aber heute wars extrem. Niemand hat mir die Stimmung vermiest, keiner hat mir was getan, aber ich bin am Rande des Wahnsinns.

Meine Tochter und ich habe so viel Spaß den ganzen Tag, sie lacht, ist total brav und schläft auch in der Nacht gut. Aber immer ganz plötzlich ändert sich die Stimmung bei mir und es passt mir nicht mal mehr, wenn sie brabbelt. Es fängt mir an auf die Nerven zu gehen, wenn sie "brrrr" macht. Wenn sie dann trinken soll und "brrrrrrr" macht, dann raste ich aus.

Ich könnte stundenlang von verschiedensten Situationen berichten, aber das bringt's auch nicht. Ich bin mit meinem Mann auch dermaßen oft wegen Banalitäten beleidigt, aber nicht nur 1 Stunde lang, sondern der ganze Tag ist dann vermiest. Gewitterstimmung par excellance und keiner kann was dafür. Das ist erst seit der Geburt so.

Ich bin depressiv, oder?

Ich habe mich schon mit dem Thema auseinandergesetzt und weiß ehrlich gesagt nicht, wohin ich mich jetzt wenden soll.

Was ich fast vergessen hätte: "Hallo ihr!"

Verfasst: 29:05:2011 11:33
von scaramouch
Hallo und Herzlich Willkommen liebe Madame,

ich kann dir leider nicht genau sagen, ob du depressiv bist und das würde ich mir auch nicht rausnehmen, denn ich bin kein Arzt und möchte keine Diagnose stellen.
Aber für mich klingt das was du schilderst schon nach grosser Verzweiflung deinerseits und diese Agressionen scheinen auch nicht üblich bei dir zu sein.
Entschuldige bitte, wenn ich dich jetzt ausfrage, aber für mich und uns hier ist es wichtig, ein paar Dinge mehr über dich zu wissen.
Wann fing es an mit den Stimmungsschwankungen?
Wie war die Geburt und die Zeit danach für dich?
Hattest du Unterstützung im Umfeld?
Was für Symptome hast du noch, die dir seltsam vorkommen?

Warst du schonmal in deinem Leben depressiv oder in irgendeiner Weise psychisch "krank"?

Ich weiss jetzt nicht wo du wohnst, aber zuallererst ist es immer gut, mit deinem Gynäkologen zu sprechen oder deinem Hausarzt. Die kennen natürlich auch Stellen, an die sie dich verweisen könnten.
Alternativ kannst du mal im Internet schauen, ob es bei dir in der Nähe vielleicht eine Beratungsstelle für solche Probleme gibt.
Ich habe mich zum Beispiel an die Mütterberatung gewandt und um Hilfe gebeten. Die haben mir dann eine psychiatrische Klinik empfohlen, in der ich eine ambulante Therapie gemacht habe.
War ein grosser Erfolg für mich!!!

Zunächst solltest du aber wie gesagt deinen Arzt aufsuchen und ihm alles schildern, denn noch ist keine Diagnose gestellt.

Und du darfst dich auch jederzeit an mich wenden wenn du etwas Starthilfe benötigst.
Ansonsten ist hier im Forum ständig jemand, der auf deine Beiträge antworten kann.

Liebe Grüsse
scaramouch

Verfasst: 31:05:2011 10:53
von madame
scaramouch hat geschrieben: Wann fing es an mit den Stimmungsschwankungen?
Seit ich Zuhause war nach der Geburt.

Wie war die Geburt und die Zeit danach für dich?
Die Geburt war höllisch, ich hatte so extreme Schmerzen, dass ich kurz vor der Ohnmacht stand und als der Kop endlich in den Geburtskanal gerutscht ist, musste ein Not-KS gemacht werden, weil die Herztöne schwächer wurden und keine stark genuge Wehe kam.

3 Wochen nach dem KS hatte ich noch eine Bauchfellentzündung (wegen der Narbe) und einen Darmverschluss...


Hattest du Unterstützung im Umfeld?
Mein Mann war immer für mich da und auch meine und seine Eltern, aber das wollte ich gerade am Anfang nicht, weil ich "zeigen wollte", dass ich das alleine schaffe.

Was für Symptome hast du noch, die dir seltsam vorkommen?
Ich bin ein Mensch mit fröhlicher Natur, immer lachend, immer freundlich... seit der Geburt bin ich wie ein Trauerschleier... die kleinste Kleinigkeit lässt mich ausrasten oder beleidigt sein, als hätte man mich betrogen.

Warst du schonmal in deinem Leben depressiv oder in irgendeiner Weise psychisch "krank"?
Ich war adipös, das ist für mich auch psychisch bedingt.
Danke für die Tipps. Mit meinem Gynäkologen mag ich über sowas nicht reden und mit meinem Hausarzt kann ich über sowas nicht reden, der ist was die Psyche anbelangt eher mau drauf.

Verfasst: 31:05:2011 15:46
von scaramouch
Hey du

danke für die Angaben zu deiner Geschichte. Ich nehme mir immer noch nicht heraus, dir eine PPD zu diagnostizieren, aber ich finde, es klingt schon sehr danach. Deswegen wäre es sinnvoll, jetzt keine Zeit mehr zu verlieren, denn der Leidensdruck ist schon gross genug.

Ok, du weisst selbst am besten, ob du mit Gyn und Hausarzt sprechen kannst. Das scheint nicht der Fall zu sein, also müssen wir eine andere Möglichkeit finden.

1. Vorschlag:
Suche dir selbstständig einen Psychiater/Psychiaterin in deiner Nähe aus und mache dir einen Termin.
"Psychiater" klingt immer nach "irre", aber letztlich hat es damit NICHTS zu tun!!!!! Also nur Mut.

2. Vorschlag:
Google mal nach Mütterberatungsstellen oder Depressionshilfe in eurer Stadt.

3. Vorschlag:
Schau ob es eine psychiatrische Klinik bei euch gibt, die auch ambulante Sprechstunden bietet oder gar spezielle Angebote für PPD-Betroffene hat.

Nimm erstmal locker Kontakt auf, du wirst sehen, die Leute dort sind ganz nett und behutsam.

Alles wird wieder gut, aber man muss echt aktiv werden.

Halt mich auf dem Laufenden und sag wenn du Hilfe brauchst.

scara