Seite 1 von 1

Ich komme von der Dunkelheit nicht weg

Verfasst: 02:07:2011 20:04
von shane
Hallo an alle,

ich bin 24 und habe einen kleinen Jungen der 17 Monate alt ist. Ich leide durch ein schlimmes Kindheitstrauma seit ich 11 Jahre alt bin unter Depressionen, SVV und Borderline.
Nach der Schwangerschaft habe ich schlimme Depressionen bekommen. Ich habe täglich geweint , habe den kleinen total abgelehnt ja sogar gehasst. Als er für 3-4 Tage ins KH musste weil er eine Kopffehlhaltung hatte hat er während der Untersuchung so stark geweint das ich als der Arzt aus dem Zimmer ging, richtung Fenster ging und schon dabei war zu springen als die Schwester kam. Ich hatte total hohen Blutdruck und naja so verlief das alles. Es zog sich weiter so hin. Als es nach einigen Monaten nicht besser wurde, holte ich das Jugendamt zu mir. Ich wollte den kleinen zur Adoption freigeben.
Meine Mutter hat mir in der Zeit eigentlich alles abgenommen und mich auch darin bestärkt das Kind nicht wegzugeben.
Heute ist er 17 Monate alt und momentan bin ich wieder in einem ganz tiefen Loch drin. Die Gedanken sich das Leben zu nehmen werden wieder stärker, aber die vernünftige Stimme die dich dazu zwingt zu " Leben " weil Du ja Verantwortung hast ist größer.
Ich kann ganz ehrlich von mir sagen das ich nicht für Kinder geboren bin.
Mag an meiner Kindheit/ Krankheit liegen... Aber ich kann mich kaum an Dingen erfreuen und es fällt mir schwer meinem Kind schöne Dinge zu zeigen. Wenn er schreit drehe ich fast durch , mir stehen die Tränen in den Augen und ich denke mir nur: Ich muss hier weg, ich sterbe...

Mein Leben ist vorbei... und keiner versteht mich. Ich höre nur " manche haben viel mehr kinder und haben keine Mutter die die Wäsche macht etc. "
Es gibt auch wunderschöne Momente , aber ich bin sehr instabil und habe einfach keine Kraft mehr...

Verfasst: 03:07:2011 10:53
von scaramouch
Hallo Shane
es berührt mich was du da schreibst, denn auch ich stand vor einiger Zeit an dem Punkt, wo ich mir das Leben nehmen wollte.

Und ich habe nur einen Satz für dich, der dir vielleicht so helfen wird, wie er mir geholfen hat:

NICHTS bringt dich so weit weg vom Leben, wie der Moment, in dem du es selbst beendest!!!

Meine Mama hat diesen Satz in meiner dunkelsten Stunde zu mir gesagt und sie hatte vollkommen recht.
Frag dich was du willst! Ich wollte mein LEBEN zurück.
Frag dich was du nicht willst. Ich wollte nicht STERBEN.

Und ab diesem Moment waren meine Suizidgedanken weg. Wenn du wieder Leben willst, musst du kämpfen.

Und du schaffst das!!!

Was ist bei dir mit Medikamenten und/oder Therapie??? Bist du in Behandlung?

Liebe Grüsse
scaramouch

Verfasst: 03:07:2011 11:21
von Kika30
Hallo Shane,

deine Gedanken und Gefühle kenne ich sehr, sehr gut.
Ich kann jetzt sagen, dass ich froh bin noch am Leben zu sein.

So, ich bin immer sehr skeptisch wenn ich die Diagnose Borderline höre.
Ich wurde 8! Jahre!!! wegen Borderline behandelt. Mehrere Klinikiaufenthalte mit spezial Stationen für Borderline, psychosomatische Kliniken.... mein zustand verbesserte sich nicht wirklich.
Die Ärzte wollten mir nicht glauben, dass mein damaliges SSV aufgrund meiner Kindheitstrauma herführt.

Erst vor 3,5 Jahren kam ich zu einem Psychiater der keine Arztbericht angefordert hat und mich ganz neu Untersuchte. Er sagte mir ich habe viell. einen Anteil von 10% Borderline. Das wiederum reicht nicht für eine eindeutige Diagnose, denn 5%-10% kann man bei jedem Menschen finden wenn mann will.
Er sagte mir ich habe eine schwere komplexe PTBS. Ich begann eine Traumatherapie und mein Zustand verbesserte sich sehr schnell und kontinuirlich.

Ich finde es gut dass du Unterstützung hast. Aber eine Mutter die sagt andere haben es nicht so leicht, weil sie z.B. ihr Wäsche selber machen müssen ist keine Hilfe!!!

Bist du in therap. Behandlung?
Versuche nach Möglichkeit Unterstützung durch Jugendamt o. ä. zu bekommen. Mein Sohn ist tagsüber 6 Std bei einer Tagesmutter. Da muss ich mich nicht erklären oder irgendwelche kommentare von Fam.angehörigen antun.

Generell ist es wichtig sich von Menschen zu distanzieren die einem nicht gut tun.

Ich hoffe meine Worte helfen ein wenig.
Ich wünsche dir viel Kraft und höre nicht auf zu kämpfen.

Verfasst: 07:07:2011 10:34
von kadisha
was ist denn eine ptbs??

liebe shane wie geht es dir denn heute??

lg

Verfasst: 07:07:2011 10:42
von shane
ich finde auch das borderline eigentlich so gut wie bei jedem zu finden ist. ich glaube es hat sich bei mir auch noch keiner die mühe gemacht meine kindheit aufzuarbeiten. wie du schon sagst es wird in die akte geschaut " aha aha " und das wars dann.
gestern nacht hatte ich wieder so schlafprobleme. totales herzrasen , schmerzen im linken arm und luftnot.
ich hab die ganze zeit angst zu wenig schlaf zu haben weil ich sowieso dauermüde bin.
mein freund ist nur am meckern wenn ich ihm sage " der kleine is heut wieder so bockig, kein wunder das da keine liebe aufkommt " da krieg ich nur beleidigungen an den kopf und zu hören das das keine richtige arbeit ist mit m kind so wie er es halt macht.
ja das jugendamt habe ich auch schon kontaktiert und ich hoffe das ich jetzt ne tagesmutter kriege. obwohl ich mich eigentlich sehr dafür schäme. denn ich gehe nicht arbeiten oder so. ich muss das doch schaffen. aber es zieht sich so durch mein ganzes leben. alles ist zu schwer... ich sehe das alles nur als last an und die kleinste kleinigkeit bringt mich fast zum durchdrehen. die beziehung zu meinem freund steht momentan auch auf kippligen beinen weil er mich belogen hat. ich weiß nicht wie ich das schaffen sollte, wäre ich ganz allein mit dem kind.
ich habe medikamente immer nur eingenommen wenn ich stationär war.
sertralin 50 mg.
aber jetzt nehme ich nur diazepam 10 mg wenn es gar nicht mehr geht. aber auch so wenig wie möglich. mein hausarzt hat mir auch lorazepam 1mg aufgeschrieben, die habe ich allerdings noch nicht eingenommen und werde es wohl auch nicht tun. ! suchtfaktor !
mir kommt das alles so vor als würde es kein ende nehmen, ich stehe morgens auf und arbeite alles ab. ohne freude. wie ein automat!
ich versage als mutter. er hat was besseres verdient. da bin ich mir sicher.

Verfasst: 07:07:2011 10:42
von Kika30
Hallo kadisha,

PTBS = Postraumatische Belastungsstörung.

Verfasst: 07:07:2011 10:56
von Kika30
Liebe shane,

Diazepam ist aber stärker als Lorazepam!!! Ich habe über ein halbes Jahr 5 mg Lorazepam genommen. War abhängig und hat irgendwann nicht mehr geholfen. Dann bekamm ich Diazepam und auch da war die Wirkung irgendwann gleich null. Bekommst du die Medis nur von einem Hausarzt?
Bitte wenn das so ist, wende dich an einen Psychiater oder Neurologen!!

Die Gedanken und Gefühle bzw. das schlechte Gewissen ich gebe mein Kind zu einer Tagesmutter haben mich die erste Zeit auch sehr gequält. Aber als ich dann die Entlastung gespürt habe und ich mit meinem Kind viel geduldiger umgehen konnte wurde das schlechte Gewissen weniger. Du musst als Mutter deinen Weg gehen und darfst nicht vergleichen!!! Ich habe auch eine sehr gute Tagesmutter, die mir immer wieder gesagt hat, du bist keine schlechte Mutter, weil du den kleinen zu mir bringst. Ich finde es hat etwas mit Verantwortung zu tun. Wenn ich merke ich schaffe das nicht allein und mein Kind und ich müssen beide Leiden, dann muss ich eine Lösung finden und in meinem Fall war/ist es die Tagesmutter.

Wenn dein Kind reden könnte und du ihn Fragen könntest: Willst du eine andere Mama. Er würde NEIN sagen. Er kennt dich so wie du bist und so ist es für ihn genau richtig. Ich habe auch eine Zeitlang mit dem Gedanken gespielt meinen kleinen Wegzugeben. Heute sehe ich das ganz anders. Ich bin froh, dass er da ist.

Ich drück dich und quäle dich nicht zu sehr!

Liebe Grüße
Kika30

Verfasst: 07:07:2011 11:12
von shane
kika30:

schön zu lesen das ich nicht die einzige bin der es schlecht geht bzw. so!
ja ich muss mal wieder zu meiner neurologin aber dann muss ich mit dem kleinen dahin und kann nicht in ruhe reden usw. deshalb bleib ich immer zu hause...
warst du auch stationär in behandlung? ich überlege in die klinik zu gehen und dann vom jugendamt eine kurzzeitpflege in anspruch zu nehmen. aber beim letzten mal haben sie gesagt ich dürfe mein kind nich sehen in der zeit und auch nich wissen wo er zu der zeit ist. da hab ich so panik bekommen und das alles abgesagt. jetzt habe ich gehört das dass nur so ne akut sache ist wenn die kinder geschützt werden müssen. ich bin doch keine mutter die ihr kind schlägt. aber wenn man psychisch krank ist , ist man ja auch gleich unzurechnungsfähig. PTBS wurde bei mir auch diagnostiziert und depressionen...
im moment würd ich mich so gern verletzen, aber ich darf nicht. sonst kriege ich stress mit meinem freund und meiner mutter... und dann ist alles kaputt... ich kann einfach keinen stress abbauen...
:( möchte auch unbedingt sterilisiert werden. mal sehen ob ich das durchbekomme. zur zeit habe ich die spirale und will wirklich nie wieder ein kind.

Verfasst: 07:07:2011 15:26
von Kika30
Liebe Shane,

es tut mir sehr Leid, dass deine Not gerade so groß ist.
Ich war mit meinem kleinen damals auch in der Psychatrie. das erste mal nach 3 Monaten und dann war ich nochmal als der kleine 9 Monate war.
Das erste mal war ich nur 1 Woche das zweite Mal 4 Wochen.
Der kleine war dann tagsüber bei der Tagesmutter.
Leider gibt es von Jugendamt zu Jugendamt immer unterschiede. Ich hatte das Angebot, dass wenn der kleine in eine kurzzeitpflege soll, dass ich weiß wo er ist und dass der Kontakt aufrecht erhalten bleibt, weil ich ihn ja nicht für immer abgeben will. Hast du schon mal an eine Haushaltshilfe gedacht? Die muss die Krankenkasse bezahlen, wenn die Mutter im Krankenhaus ist. Diese würde dann zu euch nach hause kommen. Natürlich nur bis dein Freund von der Arbeit kommt. Aber er ist der Vater und kann ruhig auch mal stärker in seine Pflichten genommen werden. Du musst jetzt als erstes an dich denken, dann an dein Kind und dann an deinen Freund!
Du könntest aber auch mal in der Klinik anrufen und dort den sozialen Dienst verlangen und fragen was es für möglichkeiten gibt, wenn du stationär gehst was mit dem Kind gemacht wird.

Ich wünsche dir Kraft und dass du dir die Hilfe nimmst die du brauchst.

Solltest du noch Fragen haben oder noch was los werden wollen dann melde dich.

Kika

Verfasst: 07:07:2011 16:52
von sol
Suche dir eine gute Traumaklinik- es wäre so wichtig, dass du wieder stabil wirst. Bisdahin Traumatherapeutin ambulant suchen, das zieht sich alles sehr, sehr hin. Wichtig ist es auch, dass du regelmäßig Medis - ADs nimmst. Sonst kommst einfahc nicht zur ruhe. Ich habe selber eine komplexe PTBs und weiss wie schwer es ist, gesund zu werden. Es gibt immer wieder Rückschläge. Was mir mal sehr in einer akuten Krise gehlfoen hat, war ein Lebensvertrag aufzusetzen- Ich bin einfach sehr froh eine Therapeutin gefunden habe, die sich auf Traumata spezialisiert hat. Machst du Therapie? Es wäre so hilfreich für dich Imaginationsübungen- STabilisierungsübungen zu haben, damit du besser mit dem Trauma umgehen kannst.

Ich wünsche dir ganz, ganz viel Kraft.
Gruss

Verfasst: 08:07:2011 11:44
von shane
kika:

und ist die kinderplanung von dir auch abgeschlossen? ich habe angst das mein sohn auch mal psychische probleme haben könnte.
die tagesmutter kommt dann für wieviel stunden zu dir? die vom jugendamt suchen mir gerade eine tagesmutter. ich möchte noch was im leben schaffen, ich habe einfach keine kraft. manchmal bürste ich mir wochenlang die haare nicht. und ganz selten kriege ich dann einen schub und bin für 2-3 stunden motiviert.
und das geht schon über 12 jahre so... ich wünschte ich könnte meinen kopf einfach in die reperatur geben!aber das geht nicht.

sol: ich bin nicht in behandlung nein. mit diesen imaginationsübungen kam ich in der klinik überhaupt nicht klar. mich fallen zu lassen fällt mir sehr sehr schwer. da behalte ich gern die kontrolle damit ich auf der sicheren seite bin.
kennst du denn eine gute traumaklinik?! als ich letztens in der klinik war hat der chefarzt bei der ersten visite gleich derart direkt auf mein trauma angesprochen das ich heulend da raus bin. diese eiskalten direkten fragen... widerlich!
was ich auch oft empfinde ist das ich mich wie 50 fühle. wirklich...

Verfasst: 08:07:2011 12:23
von Kika30
Liebe shane,

ich bin aktuell Schwanger. Stehe kurz vor der Entbindung. War nicht geplant, ist aber jetzt so wie es ist. Nein ich habe keine Angst, dass mein Sohn durch mich psychische Probleme bekommen könnte. Auch wenn er erst zwei Jahre alt ist, rede ich viel mit ihm. Wenn es mir nicht gut geht, sage ich ihm, dass ich heute traurig bin, und dass es morgen wieder besser ist. Ich denke, dass es wichtig ist, dass die Kinder wissen was los ist und nicht anfangen bei sich die Ursache zu suchen.

Darf ich fragen wie alt du bist?

Das was sol geschrieben hat halte ich auch für sehr wichtig. Eine Traumatherapie bewirkt echt viel. Diese aber nur bei einem wirklichen Traumatherapeuten. Denn in der Traumatherapie geht es die ersten 1-2 Jahre garnicht um das Trauma selbst. In der Traumatherapie habe ich gelernt wie ich die Kontrolle über Flasch-BAcks habe und nicht die Flasch-Backs über mich. Un mein sicherer Ort ist mein sicherer Ort, der mir auch im oft sehr stressigen Alltag hilft.

Zur Tagesmutter: Mein Sohn geht 4 Tage für 6 Std zu der Tagesmutter. So, dass ich die Zeit zu hause wirklich für mich nutzen kann. Um im Haushalt was zu tun oder zu schauen, was ich brauche um mein seelisches Gleichgewicht wieder herzustellen.

Lg. Kika

Verfasst: 09:07:2011 10:50
von shane
kika:

herzlichen glückwunsch erstmal zur schwangerschaft!
hast du denn angst das es dir nach der geburt wieder schlechter gehen könnte?
ich bin 24 jahre alt... das du deinem kleinen redest und ihm sagst das du heute traurig bist, finde ich gut. vielleicht sollte ich das auch mal tun statt ohne ein wort rauszugehen damit er mich nicht weinen sieht.
in göttingen fand ich die klinik total schlecht, dann war ich in pulsnitz... der reinste horror!
das einzig schöne da war das es für jeden ein einzelzimmer gab.
ich kann mir nur nich vorstellen wie das is wenn ich für so lange zeit von meinem freund und kind weg bin. ich komme nach hause und nichts ist mehr so wie es war..