Seite 1 von 1

Mamas, die schon lange krank sind ? *sensibel*

Verfasst: 09:08:2011 19:04
von Lie-ll
Hallo zusammen,
möchte Euch alle ganz lieb begrüßen.

Ich werde mich auch noch vorstellen, jedoch habe ich gerade eine schlimme Krise und wollte erst einmal fragen, ob es hier Mamas gibt, die schon sehr lange krank sind oder ständig Rückfälle haben, bzw. auch Mamas bei denen sich die PPD in eine andere psychische Erkrankung umgeschlagen hat.

Ich fühle mich mit dem Thema echt alleine, denn es scheint solche Mamas nicht zu geben oder Sie schreiben nichts im Netz :(

Ich hatte vor 11 Jahren nach der Geburt meines ersten Kindes eine schwere PPD, danach wurde es als "depressive Episoden" bezeichnet und ich war in Behandlung. 2006 kam dann meine Tochter zur Welt und die Situation spitzte sich wieder zu. Weitere Behandlung.

Ich hatte zwischendurch tolle Phasen - euphorische nahezu und dann kam immer wieder der ganz schwere Absturz, zuletzt auch mit Suizid-Gedanken.

Ich bin jetzt schon 11 Jahre in Behandlung mit mehr oder weniger Erfolg,
vor 2 Jahren bekam ich die Diagnose Bipolare affektive Störung mit leichter Hypomanie - also nicht heilbar.

Mein schlimmstes Problem sind aber die Gedanken, die alle Mamas hier haben - meine Kinder ! Ich habe ein stabiles Umfeld, ein Häuschen, einen lieben Mann etc. und trotzdem plagt mich oft das Gefühl der Hilflosigkeit mit den alltäglichen Dingen, oft fühle ich mich wie eine Marionette, die auf das Leben schaut, anderen zuschaut und erstarrt ist.
Manchmal weiß ich garnicht, wie man intuitiv handelt.
Ständig hinterfrage ich alles, wäge ab, drehe mich im Kreis und drehe bald durch.
Wie geht Ihr damit um, kennt das jemand ?
Lg Lie-ll

Verfasst: 09:08:2011 19:39
von Mylady
Hallo!

Ja, ich kann dich gut verstehen!!
du weißt, die Krankheit ist nicht heilbar und du siehst alles wie in einem ´Schleier an dir vorrüber ziehen. So gerne würden wir die Zeit mit unseren kleinen Mäusen mehr genießen, doch unsere Krankheit nimmt uns oft jede Freude und wir *leben* nur mehr dahin.

Alltägliche Handgriffe fallen uns schwer und wir müssen uns extrem aufraffen, um nicht alle Vorhänge zu schließen und nur mehr zu schlafen und uns zurück zu ziehen!

Auch ich bin schon lange krank!
Wenn ich so zurückdenke sicher schon 4 Jahre!
Mit Auf und Abs aber tendenziell immer immer schlechter geworden, seit ich Medikamente nehme, gehts hablwegs gut durch den Tag. Das is mal wichtig!

Nein, du bist nicht allein!!
Auch ich weiß, meine ZG sind nicht mehr wirklich heilbar!
Ich nehme auch bereits die Höchstdosis der Medikamente und komm damit nur mäßig durch, muss auch akute Helferlein dazu nehmen, um nicht in tiefe Löcher zu fallen!!
Aber aufgeben, nein ich nicht!!!
Wir alle geben nicht auf,
dnen unser Leben ist lebenswert!

sicher kennst auch du den Gedanken, hätt ich bloß eine andere Krankheit nur nicht diese. wir habe eben dieses Los zu tragen! Und eben besonders Menschen mit psych. Erkrankungen sind sehr stark, denn sie ertragen vieles! Was ein seelisch gesunder Mensch nicht mal erahnt!!

Lg My lady

Verfasst: 09:08:2011 19:54
von Lie-ll
Hallo Mylady,
es tut gut von Dir zu lesen, der Text könnte von mir stammen !

Ja Du hast recht, aufgeben will ich ja auch nicht, aber es fällt oft so verdammt schwer.
Manchmal denke ich vielleicht geht es "gesunden" Müttern auch nicht anders, Sie machen sich nur nicht so viele Gedanken darüber.
Ich weiß es nicht, denn ich bin ja nicht gesund.

Mein Therapeut sagte mal über meine Gedanken zu Kindererziehung:
"Sie müssen nicht perfekt sein, guter Durchschnitt reicht vollkommen"
Kinder brauchen keine perfekten Eltern.

Im Prinzip weiß ich das alles ja auch, aber wo ist durchschnittlich, wo ist gut, wo ist perfekt ?

Mit den Medis ist das bei mir genauso ich fahre mit zwei Medis an der Höchstdosis und mit einem im Durchschnitt.
Wie sieht Dein Alltag so aus ?
Gibt es spezielle Situationen, in denen es ganz schlimm ist ?
Lg Lie-ll

Verfasst: 10:08:2011 11:39
von Mara
Es ist verdammt hart, wenn man schon lange krank ist. Nun, bei mir sind es inzwischen 15 Jahre. Ich hatte aufgrund der Erkrankung keine normale Jugendzeit.
Wo andere lebten und das Leben erlebten, kämpfte ich mit meiner Krankheit die mir alles zerstörte. Ich nahm viele Jahre keine Medis und hatte keine Therapie, aber dann kam der Absturz und nun bin ich Mutter geworden und hätte nie gedacht es jemals zu werden. Und leider leider geht es mir wieder wie früher. Ich mache das gar nicht an dem Kind aus. Sie hat damit nicht direkt zu tun, ausser das ich jetzt umdenken muss. Ich kann nicht einfach mal so aussteigen, für Wochen in die Klinik obwohl ich das eigentlich dringend sollte. Ich wünsche mir seit ich 16 bin, ein normales und gesundes Leben, aber die Depressionen mit der PTBS und all seinen Symptomen kommen immer und immer wieder. Deswegen glaube ich irgendwie nicht so recht, dass es eine PPD ist, sondern meine eigentliche Grunderkrankung.
Ich hoffe so sehr, dass es wieder besser wird. Kann einfach nicht mehr lange so weitermachen.


Liebe Grüße
Mara

Verfasst: 10:08:2011 14:04
von Lie-ll
Liebe Mara,
ich verstehe Dich so gut.
Es ist wirklich verdammt hart.

Ohne in Selbstmitleid zu versinken, möchte ich behaupten, dass es kranke Mamas viel schwerer haben, weil Ihnen die Leichtigkeit fehlt.

Wir beschäftigen uns viel mit unserer Krankheit, haben oft Angst vor dem neuen Tag, wo andere losgelöst sind, haben wir ständig negative Gedanken.

Oft denke ich, dass ich mein Leben und meine Familie nicht genug genießen kann, andererseits glaube ich, dass das viele Menschen, die es könnten, auch nicht tun. Es ist Ihnen nur nicht bewußt.

Was heißt eigentlich "das Leben genießen" ?
Ich glaube, dass uns da viel zu viel vorgemacht wird heutzutage, jeder möchte jeden übertrumphen und das bessere Leben "haben".
Meinst Du nicht die machen sich was vor.

Ich glaube wir sind viel realistischer, wir können einfach nicht so auftrumphen, wir können uns nicht wie viele Menschen, ständig ins "rechte Licht" stellen.

Und uns damit etwas vormachen. Da denke ich oft: "Man, sind diese Menschen wirklich überzeugt von Ihrem überheblichen, verschönten Gerede von Ihrem ach so perfekten Leben" ?

Jetzt schreibe ich das hier gerade, was seit 11 Jahren mein Problem ist und es hört sich so leicht an, dass alles zu ändern, doch das ist es nicht.

Bei mir zieht sich die Krankheit ja auch durch mein ganzes Leben, ich glaube die einzige Zeit an die ich mich glücklich erinnere war zwischen 14 und 16 Jahren.
Davor war eine schwere Zeit und danach wurde ich krank.

Genau wie bei Dir, weiß ich mitlerweile, dass es natürlich nicht an meinen Kinder liegt, sondern ganz alleine in mir.

Am Anfang dachte ich immer:"Verdammt warum hast Du das getan, warum wolltest Du Mutter werden, damit fing der ganze Mist doch an"!

Heute weiß ich, dass mich das alles überfordert, weil ich Angst habe.
Einfach nur Angst, vor der Verantwortung dieser kleinen Menschen, vor dem Leben mit Ihnen, vor den Entscheidungen, die ich für Sie treffen muss, davor auch von meinen Kinder abgelehnt zu werden.

Mir fällt es schwer authentisch zu sein, Regeln zu setzen ohne schlechtes Gewissen, mich abzugrenzen und zu denken:"Nein, ich mache jetzt einfach nur mal was für mich"

Nach dem ersten Kind, dachte ich auch, wenn das zweite erstmal da ist, kann ich das richtig genießen, alles nachhholen, was ich beim ersten verpasst habe.
Doch Fehlanzeige !
Es wurde wieder genauso, nur jetzt hatte ich zwei Kinder und zweimal so viel Angst ...
Trotzdem bereue ich es nicht...

Liebe Mara,
wenn es Dir wirklich momentan ganz schlecht geht, schaue doch mal nach Kliniken, wo Du Dein Kind mitnehmen kannst.

Bist Du denn jetzt mit Medis eingestellt ?

Ich denke auch nicht, dass es unbedingt die PPD ist, diesen Fehler habe ich bei mir auch lange gemacht. Sondern es ist wohl wirklich die Grunderkrankung, die noch tiefer sitzt als die PPD und deshalb auch noch schwerer zu behandeln ist.

Fühl Dich lieb gedrückt ...
Lg Lie-ll

Verfasst: 11:08:2011 6:52
von Libelle1
Hallo, ja ist verdammt schwer wenn man schon so lange krank ist.

Eigentlich bin ich depressiv seit dem ich denken kann.Selbstmordgedanken hatte ich schon mit 7.Eine normale Kindheit war mir nicht vergönnt.

Über die ganzen Jahre über gab es gute und schlechte Phasen.Wirklich gesund war ich nie.Ich glaub auch nicht dass mein Kind oder die SS das eigentliche Problem sind.Es hat nur sehr viel Erinnerungen und Ängste ausgelöst die ich sonst verdrängt hatte.
Ich war gezwungen mich in der 1.SS mit meiner Kindheit auseinanderzusetzen weil ich ständig Flashbacks hatte.Im Nachhinein war es aber auch eine große Chance endlich mal seelischen Müll loszuwerden.Obwohl es eine ganz schlimme Zeit war.
Jetzt in der 2.SS kam ich mit den körperlichen Veränderungen nicht klar und ich mache mir sehr viel mehr Sorgen um das Kind.

Ob ich wirklich jemals richtig richtig gesund sein werde weiß ich nicht.

Es ist verdammt hart jeden Morgen aufzustehen und jeden Tag erneut zu kämpfen.

Aber ich werde weiterkämpfen.Mit AD und Therapie oder was auch immer es an Hilfe geben wird.

Aufgeben ist keine Option.

Verfasst: 14:08:2011 8:33
von claudia
Liebe Lie II,

auch ich bin an der "bipolaren Störung"(manisch-depressive Erkrankung) erkrankt.

Ich war vor den Geburten meiner Kinder gesund,bekam aber nach den Geburten Psychosen und daran anschließend depressive Phasen.

Ich war bei allen drei Kindern in stationärer Behandlung.Weil ich vorher aber nie krank war,konnte ich mich mit einer nun ausgebrochenen psychiatrischen Grunderkrankung überhaupt nicht anfreunden.Das paßte nicht in mein Weltbild von mir:ich hatte doch immer alles gut gemeistert und war auch nicht blöd...

Ich machte die Fehler immer und immer wieder:nach dem ersten stationären Aufenthalt war ich auf eine Depotspritze eingestellt:ich fuhr nach drei Malen einfach nicht mehr zur Ärztin hin,wurschtelte mich ein halbes Jahr so durch und war danach genesen-dachte ich.

Beim zweiten Wunschkind sollte alles anders werden:mit Hilfe von Schatten-und-Licht machten mein Mann und ich eine Liste von den Dingen,die wir meinten beeinflussen zu können,um die Gefahr einer zweiten Psychose nach der Geburt zu bannen.Fehlanzeige:genau wie beim ersten Mal mußte ich innerhalb der ersten 14 Tage nach der Geburt stationär wegen PPP gehen.

Danach war ich geheilt."Nur nicht wieder schwanger werden",sagten mir die Ärzte.Dann bleiben sie auch gesund.
Als ich dann mit dem dritten Kind ungeplant schwanger wurde,war ich voller Angst,hoffnungs-und mutlos.Meinte,mein ganzes Leben würde jetzt zusammenbrechen-ich flüchtete in eine Depression.
Mit Hilfe von Medis und ganz netten Ärzten bekam ich diesmal nach der Geburt keine PPP.

Im weiteren Verlauf machte mich Streß allerdings depressiv,sodaß ich nochmal die Klinik aufsuchte.Hier wurde ich wieder auf andere Medikamente eingestellt und als es mir besser ging,setzte ich diese wieder eigenmächtig ab...die Folgen ließen nicht lange auf sich warten.Ich mußte zwar nicht stationär gehen,mich aber wieder in psychiatrische Behandlung begeben.
Diesmal wollte ich geheilt werden und nahm brav meine Medis wie verordnet.Nach 1,5 Jahren reduzierte ich mit meinem Arzt die Medis und setzte dann während einer psychosomatischen Reha ganz ab.

Mit den Worten,ich hätte großes Glück gehabt und wäre jetzt gesund,wurde ich aus der Klinik entlassen.

Erst der Winter 2008/09 brachte nach einem Einbruch ohne SS oder Geburt die Diagnose BS und im weiteren Verlauf auch die Einsicht,das ich psychisch krank bin.Die Erkrankung begann wahrscheinlich bei mir schon mit den Geburten der Kinder.Hätte ich kontinuierlich die Medis weitergenommen-schon beim ersten Mal-wäre mein Leben sicherlich anders verlaufen.Aber es ist jetzt so,wie es ist.

Ich nehme meine Medis täglich weiter.Absetzversuche habe ich nicht mehr gemacht-nur Dosisreduzierungen.Aber auch da habe ich schnell gemerkt,wann das Ende der Fahnenstange erreicht war.

Meine Kinder sind jetzt 15,11 und 8 Jahre alt.Ich schaffe meinen Alltag,nehm mir Zeit für mein Hobby und kann das Leben genießen-auch mit BS.Außer Haus arbeiten geh ich allerdings nicht mehr.

Im Internet gibt es auch ein Forum für bipoalar Erkrankte unter www.bipolar-forum.de.

Du kannst mir gerne auch per PN schreiben.

Als Mutter mit einer Grunderkrankung ist frau halt doppelt belastet.Nicht nur der Alltag mit Kind/Kindern will gemeistert werden.Auch die Krankheit dreht einem so manchen Strich durch die Rechnung.Aber nur Mut-ihr schafft das auch!!!

LG,Claudia

Verfasst: 14:08:2011 19:42
von Lie-ll
Hallo Claudia,
ich finde es wirklich schön, dass Du Dich gemeldet hast, denn ich kenne keine weitere bipolar erkrankte Mama.
Ich bin momentan in einer depressiven Phase, habe dieses Jahr auch noch keine Hypomanie gehabt.
Ich leide zudem stark an dem "Rapid Cycling", diese extremen Gemütsschwankungen machen mir sehr zu schaffen.
Es gibt so viele normale Momente, da fühle ich mich stabil und in der nächsten Stunde, am nächsten Tag etc. fährt alles in tiefe Depris.
Du sagst Du warst stationär - hat es Dir geholfen ? Hat es entscheidende Vorteile gegenüber der ambulanten Therapie ?
Ich überlege nämlich auch, ob ich nicht mal stationär gehen sollte, um meine Medieinstellung anzupassen und weitere Therapie zu erhalten.
Welche Medis nimmst ?
Gerne auch per PN

Lg Lie-ll

Verfasst: 15:08:2011 13:39
von claudia
Hallo Lie-II,

hab Dir ´ne "PN"geschickt-Claudia

Verfasst: 16:08:2011 8:23
von claudia
Lie-II,

melde Dich mal bitte,ob die "PN" von gestern bei Dir angekommen ist,sonst mache ich micnochmal an´s Werk...

LG,Claudia