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wie komm ich da raus?

Verfasst: 26:08:2011 16:28
von susuri
hallo,

hab mich heute morgen vorgestellt und ein bisschen was von meiner aktuellen situation geschildert. nun hab ich wieder ein bisschen zeit um etwas mehr zu erzählen..
also, ich leide eiegtnlich seit ich mich zurückerinnern kann unter depressionen, am amfang war es lange zeit unklar was es ist, ich selber kannte natürlich nur meine sicht- und denkweise, so dass ich niemals auf den gedanken gekommen wäre, es handle sich um eine krankheit, für die ich womöglich gar nichts kann. denn schuldgefühle waren für mich permanent da, ich fühlte mich für alles verantwortlich was nicht klappte und hatte daher immerzu das gefühl mich bestrafen zu müssen. seit ich denken kann war ich schon immer sehr perfektionistisch und da diese hohen erwartungen nie zu erfüllen waren, fühlte ich mich dauernd schuldig.
naja, um mich bestrafen, habe ich teilweise exzessiv sport getrieben, gehungert, ein paar mal geritzt... im nachhinein denke ich, dass mein unglücklichsein über diesen zustand schon strafe genug war, aber ich war so drin indiesem teufelskreis.
um nicht allzu lang zu erzählen, seitdem sind ein paar jahre vergangen, ich habe lange therapie gemcht, was mir aber nicht geholfen hat. allein ad's haben mir geholfen ein halbwegs normales leben zu führen, zu studieren, zu arbeiten und soziale kontakte aufrecht zu erhalten.
mittlerweile bin ich also verheiratet und seit april mama. ich habe quch während der schwangerschaft mein ad (venlafaxin, ca 37,5 mg) weitergenommen, einige absetzversuche in den letzten jahren haben mir gezeigt, dass ich nicht ohne kann. zum glück kann ich mit venlaf. auch stillen! nun bin ich bei 75 mg, aber ich komm sehr oft nicht mehr klar.

meistens hab ich einen fast wöchentlichen wechsel von hoch- und
tiefphasen, was mir mein leben und das meiner familie sehr anstrengend macht. ich frag mich woher dieser erneute absturz kommt, vorher bin ich relativ gut mit meinem ad gefahren.
man sagt immer ad's können nicht süchtig machen, aber mir kommt es schon wie gewöhnung vor, so dass och angst habe, wenn ich v. noch weiter erhöhe, dass ich bald wieder an meinem jetzigen punkt angekommen bin und irgendwann nichts mehr wirkt.. wüsste nicht, wie ich dann mein leben und den alltag bewältigen sollte...
mein mann hatte jetzt in seiner verzweiflung (mir gings mitte der woche wieder sehr schlecht) in einer klinik angerufen und mich jetzt gefragt, ob wir da mal hinfahren sollen. bin unschlüssig, aber. IRGENDWAS muss sich tun!
hab oft angst vor dem was kommt, wenn der kleine mal größer ist und wir mehr termine haben. im moment sind wir ja meistens daheim, so dass ich meine hoch- und tiefphasen gut "verstecken" kann, aber so kann und will ich ja nicht weitermachen. irgendwann wollen wir auch gerne ein zweites kind, aber dazu müsste ich echt stabiler sein.
dass ich jemals unbeschwert sein kann hab ich schon für mich abgehakt.

hmm, vielleicht mag jemand mal etwas dazu schreiben!? bin wahrscheinloch schon zu sehr und zu lange in meinen eigenen gedanken verheddert, als dass ich noch objektiv sein könnte, in beiden phasen. hab einfach sehr oft keine lust mehr auf SO EIN leben, dem jede leichtigkeit fehlt, einfach nur zu geniessen und mich zu freuen. auch die freude und dankbarkrit für meinen lieben, tollen mann und meinen kleinen sohn wird fast täglich überschattet von meinem allzu arbeitswütigen kopf, der mich immer wieder runterzieht.

liebe grüße von susuri

Verfasst: 28:08:2011 9:26
von Marika
Ein liebes Hallo,

du hast ja ein ganz schönes Päckchen zu tragen, was deine Vorgeschichte zeigt. Jetzt noch die SS und Geburt dazu - da hat sich wohl noch eine PPD oben "drauf gesetzt" bzw. deine schon bestehende psych. Instabilität negativ beeinflusst.

Ja - es wird gesagt, AD´s machen nicht abhängig und ich bin auch davon überzeugt. Ich denke, es geht dir nicht schlechter, weil die Dosis deines AD´s nicht mehr reicht, sondern ganz einfach weil jetzt ein neuer Faktor dazu gekommen ist - eben die Geburt und mit ihr deine PPD. Daher würde ich eine Erhöhung des AD´s auf alle Fälle in Erwägung ziehen, denn sonst wird ein Befinden nicht besser, sondern du krauterst immer auf diesem Level wo es dir nicht gut geht, rum. Ich glaube auch nicht, dass du wenn du jetzt erhöhst, ständig erhöhen mußt - im Gegenteil: Es würde dir eine STABILITÄT bringen um die PPD auszuheilen und dann später evlt. sogar wieder zu reduzieren.

Bei mir ware es z.B. so: Vor 6 Jahren PPD, 30 mg Cipralex - über 2,5 Jahre plus Therapie. Dann langsam reduziert bis sogar auf komplett absetzen. Dann aber ein Wiederauftreten der Depression - auch ich werde wohl mein AD für immer brauchen. Nur der Unterschied: Ich brauche heute nur noch 10 mg Cipralex und bin völlig gesund!!!!!! Und das bei einer Einnahme des AD´s von 6 Jahren!!!! Du siehst, ganz viel von der Erkrankung ist verschwunden - der kleine Rest ist halt rezidivierend - dieser Rest steckte schon immer in mir.

Meine Gesichte soll dir zeigen, dass eine Erhöhung nur bedeutet, dass die Erkrankung sich verändert hat und daher eine neue Einstellung des AD´s braucht - nicht aber das eine Gewöhung oder gar Sucht sich einstellt. Der Grund liegt in der Erkrankung und deren Veränderung.

Verfasst: 29:08:2011 18:01
von susuri
hey marika,

danke für deine ermutigende antwort, ich merke auch in den letzten tagen, dass es mir besser geht, genauer gesagt, dass ich mich stabiler fühle. irgendwie schwer zu beschreiben, jemand der das nicht kennt, könnte es wohl nie nachempfinden.
sonst hab ich so oft das gefühl ziemlich nah am abgrund zustehen und es bräuchte nur ein leichter windzug kommen, der mich runterstößt - im moment bin ich weiter weg, so dass schon ein viel heftigerer wind kommen müsste um mich richtung agbrund zu bewegen.... und das fühlt sich gut an.
:-) aber nach den letzten wochen wage ich nicht zu viel zu hoffen, da es sich doch immer sehr schnell geändert hat und oft kaum vorhersehbar war.

du hast mich ja im andern forum gefragt, was ich nehme und ob ich therapie mache. also, wie schon gesagt, venlafaxin 75 tgl, aber keine begleitende therapie. hab bis 2008 verhaltenstherapie gemacht und es hat mir nie richtig geholfen, es war mehr so, wie ein netter plausch mit meiner damaligen therapeuton, sie war echt nett und ich konnte mich wirklich mal ausko... aber es war immer wie eine andere welt für mich dort in ihrem kleinen zimmer. sobald ich wieder draussen war und irgendwas für mich damals unkontrollierbares geschah, war ich wieder voll drin in meinem "programm" und meine therapeutin und alles was wie besprochen hatten meilenweit weg und ich konnte nichts anwenden... keine ahnung ob ich heute. vielleicht doch davon profitieren würde, bin dem ganzen immer noch skeptisch gegenüber... grade deshabl so froh und auch dankbar, dass ich immer mit ad's gut über die runden kam.
wenn das nicht mehr wirken würde, puh, mag gar nicht dran denken...

mein mann kam schon mal mit der idee einer kur, aber ich befürchte, es würde ähnlich ablaufen wie in der therapie. sicher schön, mal rauszukommen hier, aber so bald ich wieder hier wäre, wäre alles wie vorher. kann mir einfach nicht vorstellen, dass es einen anhaltenden effekt hätte. - hast du in der hinsicht erfahrungen? oder jemand anders, der das hier vielleicht liest?
hab ja doch noch hoffnung, meinen zustand vielleicht dauerhafter stabiler halten zu können... okay, wenns mir wieder schlechter geht, hab ich auch diese hoffnung nicht mehr.

wie beeinträchtigt / beeinflusst deine geschichte dich denn heute noch im alltag? hast du das gefühl mit deiner medikation vollkommen "normal" leben zu können?
und bist du in einer partnerschaft? sorry, wenns zu persönlich wird, ich mach mir nur gedanken um meinen mann und würde gern mal hören wie andere partner dwmit klarkommen... es tut mir oft so leid, wie ich mich ihm gegenüber verhalte, aber in den momenten wo ich am liebsten nicht mehr da sein würde, kann ich einfach nicht anders. ach, schwierig!

erstmal ganz liebe grüße, vielleicht bis bald?!

susuri

Verfasst: 29:08:2011 19:34
von Marika
Hallöchen zurück,

sehr gerne beantworte ich deine Fragen - sie sind keinesfalls zu persönlich! :wink:

Ich lebe schon sehr lange in einer Partnerschaft - 19 Jahre sind es! Dazwischen haben wir geheiratet, uns scheiden lassen, sind wieder zusammen gekommen und haben dann unseren Sonnenschein vor 6 Jahren bekommen. Ich habe also mit meinem Partner schon vor der PPD viele Höhen und Tiefen durchgemacht, aber die PPD war schon eine der härtesten Prüfungen. Mein Mann hat sich am Anfang sehr schwer getan, er konnte nicht verstehen, was mir den so Angst machte, warum ich Zwangsgedanken habe und sie nicht einfach "nicht denken" konnte. Wir hatten doch ein süßes Baby und mir gins grotten schlecht. Das hat unsere Beziehung schon belastet und es gab einen Punkt, wo ich nicht mehr wußte, ob wir es packen würden - da gings mir aber schon wieder gut - nur hatte ICH MICH VERÄNDERT!!! Und mit dieser neuen Marika mußte mein Partner erst klar kommen. Ich war plötzlich viel selbstbewußter, stand auf eigenen Beinen, traute mich meine Meinung sagen - ich war vorher immer sehr still und schüchtern - plötzlich begehrte ich auf! Die Therapie hat mich im Gegensatz zu dir sehr, sehr positiv beeinflußt - rückblickend würde ich sogar sagen, durch sie bin ich erst erwachsen geworden, habe einen Kokon abgestreift, der mich jahrelang eingeengt hatte. Dementsrpechend hart waren auch die 2,5 Jahre, in der ich Therapie gemacht habe - ich hatte viel zu lernen und oft hat das auch sehr weh getan. Aber es war für mich nötig und wichtig, denn ich habe wie gesagt mich selbst gefunden.

Heute ist die Partnerschaft mit meinem Mann eine wirklich wieder sehr schöne - die Narben der PPD sind bei uns beiden verheilt. Mein Mann hat sich dann auch informiert, auch wenn er nie ganz verstehen wird, wie sich eine Depression anfühlt, wie sollte er auch. Er weiß aber, dass es einfach eine Erkrankung ist die halt bei mir chronisch verläuft und das AD mich einfach gesund sein läßt. Mich beeinträchtigt somit weder die vergangene PPD, noch das AD oder die chronische psych. Instabilität - ich fühle mich ganz einfach gesund, normal, keinerlei Krankheitssymptome. Meist vergesse ich, dass ich eigentlich "chronisch krank" bin, nur morgens werde ich kurz daran erinnert, wenn ich mein AD nehme - das wars dann aber schon. Und ganz, ganz ehrlich: trotz all dem Schlimmen - ich führe heute ein so glückliches und schönes Leben, wie nie zuvor. Ich bin so unendlich dankbar für dieses Geschenk, denn ich weiß dass es wirklich nicht allen so geht, nach einer PPD. Warum es bei mir so ist? Wirklich sagen kann ich es nicht, vielleicht habe ich für mich einfach Glück gehabt und die richtige Kombi erwischt, die mich gesund sein läßt.

Mich beflügelt auch sehr, hier Betroffenen zu helfen, das ist für mich ein immer währender Prozess an dem ich selber ständig wachse und mich weiter entwickle. Früher habe ich ständig auf den Zeitpunkt gewartet, wo ich wieder "die Alte" bin, wo alles den alten Trott weiter geht - heute weiß ich, dass das Gott sei Dank so nie sein wird, das Leben ist ein ständiger Wandel und unsere Aufgabe ist es, zu wachsen, unsere Persönlickeit immer weiter zu entfalten und Neue Facetten an uns zu entdecken.

Oft werde ich gefragt, warum ich denn so gar nicht hadere, dass ich krank geworden bin, dass die chronische Depression immer in mir sein wird ... ich kann darauf nur sagen, dass ich ganz einfach mein Schicksal angenommen und ich mich mit allem ausgesöhnt habe. Dass mir das gelungen ist, führe ich auf meinen wunderbaren Psychiater und Therapeuten zurück, der mich in diesen Jahren begleitet hat. Ich habe meine Sichweise - meinen Fokus verändert und bin von einer ewigen Pessimistin zu einer meist positiv Denkenden Frau geworden. Das hat mich nachhaltig verändert.

Jetzt bin ich ziemlich abgeschweift und ob dir meine Ausführungen was nützen, weiß ich grad nicht so recht. Manches mag auch ein bissl "esotherisch" klingen im weitesten Sinne, aber es ist allemal offen und ehrlich, was ich dir geschrieben habe. Hoffe, du kannst damit ein wenig was anfangen!

Verfasst: 29:08:2011 21:04
von susuri
... das klingt sehr schön was du geschrieben hast und macht echt hoffnung, dass man nicht nur wieder ein schönes leben führen kann, sondern sogar positives aus dieser ganzen sch... ziehen kann. ich denke oft, wieviel mir meine depressionen schon kaputt gemacht haben oder mich gar nicht erst etwas haben versuchen lassen. das macht mich dann schon traurig, andererseits ist mir klar geworden, dass ich bestimmt auch dadurch ein viel bewussterer mensch mit feineren antennen geworden bin und z.b. nun auch weiss, wer wirkliche freunde sind.
mein mann z.b. ist auch ein großer optimist und das tut mir unheimlich gut. manhcmal finde ich es ein wenig zu doll vor allem weil er einiges meiner meinung nach zu locker sieht (grad jetzt mit kind muss man sich ja schon um einiges kümmern, papierkram und so), aber im großen und ganzen beneide ich ihn um sein seelenheil :-) er sucht und findet auch immer das positive und hat ne menge spass bei allem was er tut. ich weiss, dass ich NIE so werde, aber hoffe, dass im laufe der zeit etwas davon auf mich abfärbt - mal sehen ;-)

toll, dass eure beziehung dem ganzen standgehalten hat. in schlechten phasen bin ich mir immer fast sicher, dass mein mann es nicht mehr lange mit mir aushält, ich kann mir dann einfach nicht vorstellen, was an mir noch seine traumfrau (wie er sagt) ausmachen soll. auch deshalb will und muss ich wieder stabiler werden.
habt ihr denn nie an ein 2.kind gedacht? (sorry, wieder persönlich :oops:)
habe keine ahnung wie hoch dass "ppd-rückfallrisiko " ist, wahrscheinlich bei jedem unterschiedlich. ich weiss ja, dass ich nie geheilt sein werde und hoffe einfach, dass ich mit gut eingestelltem ad auch gut leben und nicht nur überleben kann. das tückische an den hochphasen, so wie ich sie erlebe ist, dass ich dann dazu neige, das medikament niedriger zu dosieren oder gar ganz abzusetzen, weil ich echt davon überzeugt bin es auch ohne zu schaffen.leider lässt dann natürlich der absurz nicht lange auf sich warten...

was ich eigentlih noch schreiben wollte: wir wünschen uns noch 1 oder 2 kinder, aber die angst istnatürlich da, dass die ppd zurückkehrt, wenn nicht gar schlimmer wird. und das leben mit 2 oder 3 kindern ist ja dann ach noch mal anstrengender. naja, wir haben ja noch zeit, unser sohn ist ja erst knappe 5 monate.

viele grüße!

Verfasst: 29:08:2011 21:05
von susuri
... das klingt sehr schön was du geschrieben hast und macht echt hoffnung, dass man nicht nur wieder ein schönes leben führen kann, sondern sogar positives aus dieser ganzen sch... ziehen kann. ich denke oft, wieviel mir meine depressionen schon kaputt gemacht haben oder mich gar nicht erst etwas haben versuchen lassen. das macht mich dann schon traurig, andererseits ist mir klar geworden, dass ich bestimmt auch dadurch ein viel bewussterer mensch mit feineren antennen geworden bin und z.b. nun auch weiss, wer wirkliche freunde sind.
mein mann z.b. ist auch ein großer optimist und das tut mir unheimlich gut. manhcmal finde ich es ein wenig zu doll vor allem weil er einiges meiner meinung nach zu locker sieht (grad jetzt mit kind muss man sich ja schon um einiges kümmern, papierkram und so), aber im großen und ganzen beneide ich ihn um sein seelenheil :-) er sucht und findet auch immer das positive und hat ne menge spass bei allem was er tut. ich weiss, dass ich NIE so werde, aber hoffe, dass im laufe der zeit etwas davon auf mich abfärbt - mal sehen ;-)

toll, dass eure beziehung dem ganzen standgehalten hat. in schlechten phasen bin ich mir immer fast sicher, dass mein mann es nicht mehr lange mit mir aushält, ich kann mir dann einfach nicht vorstellen, was an mir noch seine traumfrau (wie er sagt) ausmachen soll. auch deshalb will und muss ich wieder stabiler werden.
habt ihr denn nie an ein 2.kind gedacht? (sorry, wieder persönlich :oops:)
habe keine ahnung wie hoch dass "ppd-rückfallrisiko " ist, wahrscheinlich bei jedem unterschiedlich. ich weiss ja, dass ich nie geheilt sein werde und hoffe einfach, dass ich mit gut eingestelltem ad auch gut leben und nicht nur überleben kann. das tückische an den hochphasen, so wie ich sie erlebe ist, dass ich dann dazu neige, das medikament niedriger zu dosieren oder gar ganz abzusetzen, weil ich echt davon überzeugt bin es auch ohne zu schaffen.leider lässt dann natürlich der absurz nicht lange auf sich warten...

was ich eigentlih noch schreiben wollte: wir wünschen uns noch 1 oder 2 kinder, aber die angst istnatürlich da, dass die ppd zurückkehrt, wenn nicht gar schlimmer wird. und das leben mit 2 oder 3 kindern ist ja dann ach noch mal anstrengender. naja, wir haben ja noch zeit, unser sohn ist ja erst knappe 5 monate.

viele grüße!

Verfasst: 30:08:2011 8:36
von Marika
Hallo,

für uns war immer klar, dass wir nur ein Kind wollen. Als Noah auf die Welt kam, war ich bereits 32, mein Mann 34. Er hat auch noch einen weiteren bereits erwachsenen Sohn aus einer Beziehung in sehr jungen Jahren. Die PPD kam erst danach, war aber nie der Faktor der uns sagen ließ "wir wollen kein weiteres Kind". Für uns war das einfach immer schon klar und wir haben es nie bereut. Mein Süßer (er kommt in 2 Wochen in die Schule) ist ein wunderbares, liebes Kerlchen - aber so anstrengend wie mindestens 3 Kinder!!!! :lol:

Ja - absetzen in Hochphasen - ist sooo verlockend, aber das verkehrteste was du tun kannst. Denn mit jedem Mal wo du genau das tust und wieder zurückfällst, rückt eine bleibende Stabilität oder gar AD-Freiheit in noch weitere Ferne. Es ist so, dass man nach erreichen einer richtigen Stabilität das AD mind. 6 Monate, besser aber noch ein ganzes Jahr nehmen sollte, ehe man reduziert. Hat man einen Rückfall so wie ich letzten Sommer und schon komplett abgesetzt, sollte man das AD 5 JAHRE einnehmen, bevor man es wieder versucht. Die Studien zeigen, das alles andere meist völlig in die Hose geht. Ich für mich hab mich damit angefreundet, dass AD immer zu brauchen, auch wenn mein Arzt meinte, dass wir es auf jeden Fall nochmal versuchen mit dem Absetzen... in 4 Jahren!!! :lol: Da bin ich aber gar nicht begeistert, weil ich noch zu lebendig im Kopf habe, wie schlecht es mir ging.
Also - das rumdosdieren in Hochphase solltest du wirklich sein lassen!!!!

Zum Thema "was liebt mein Mann eigentlich noch an mir" oder auch andere Menschen: DU MUSST LERNEN DICH SELBST SO ZU LIEBEN WIE DU BIST und nicht jemand sein bzw. sich so zu verbiegen, dass er nach deiner Einschätzung geliebt wird!!!! Versuch auch nicht zurück zu schauen, was die Krankheit kaputt gemacht hat (auch bei mir hat sie Scherben hinterlassen), sondern verschieb den Fokus nach VORNE: Was kannst du tun, damit es dir immer besser geht, was kannst du aus dem ganzen für dich raus holen! Das Zurück schauen verlangt dir ständig Energie ab, die du weit besser einsetzen kannst - nämlich im "nach Vorne schauen". Nur so ergeben sich Lösungen, "a-ha - Erlebnisse" und neue Erkenntnisse! Das habe ich z.B. alles in meiner Therapie gelernt - ich habe wirklich gelernt "anders rum" (so nenne ich es immer) zu denken, mein Gehirn wurde praktisch umtrainiert. Die Vergangenheit kannst du nämlich nicht mehr ändern - die Zukunft aber bewußt positiv beeinflussen, daher ist HIER deine Energie gefragt und bringt auch sicht-und fühlbare Ergebnisse.

Ihr wünscht euch noch Kinder - wunderbar!!! Das ist etwas in der Zukunft, dass du positiv mitgestalten kannst. Und Schwanger sein geht auch mit AD, wir haben hier aktuell ganz viele Frauen die bereits ihr 2. Kind mit AD erwarten.

Das alles hat mir viel lange und harte Arbeit an mir selber in der Therapie abverlangt. Und von heute auf morgen gings auch nicht, es hat oft weh getan - aber im Endeffekt hat sich das alles 100 x gelohnt.

Wenn du noch Fragen hast - nur zu, bin gerne für dich da!

Verfasst: 30:08:2011 9:49
von kadisha
hallo marika!

danke nochmal für deine tipps wegen dem absetzen des ad!
ich kann mich noch dran erinnern, dass es mir eine zeitlang auch relativ gut ging, und ich mit dem gedanken spielte das ad runterzudosieren etc.
dabei war ich noch nicht mal mehrere monate stabil
na ja und selbst ohne runterdosierung kam dann wieder éin rückschlag und ich musste sogar hochdosieren,

aber ich wusste garnicht, dass man, wenn der absetzversuch gescheitert ist, das ad mind. 5 jahre nehmen soll. das ist ja echt der hammer. aber egal, solange es einem gut geht macht man ja alles mit :)

liebe grüsse!

Verfasst: 30:08:2011 13:31
von ubure
Hallo,

also, ich tippe mal schwer auf die Hormone, die jetzt nach der Geburt so ganz anders aufgestellt sind als zuvor, deshalb wäre es ganz normal, dass das Venfl. Dir im Moment nicht so hilft wie gewohnt. Außerdem ist es oft der Fall, dass Frauen nach der Geburt mit SD-Problemen zu kämpfen habven.

Nachdem ich ja auch so eine wie Marika bin (also, nicht so eine...sondern natürlich so eine Langzeit-rezidiv-Depressive *hi, Du Kollegin aus AT!*) und hier schon soooo vieles Rästelraten um Ursachen der Depressionen mitbekommen habe (inkl. meinereinerselber) würde ich Dir, um sofort auf des Pudels Kern zu kommen,
1. die SD-Hormone testen lasse
2. einen Botenstoff-Test machen lassen
3. einen Hormonstatur machen lassen.

Entweder zusammen oder der Reihe nach, je nac h Ergebnis.

Sollte das alles nichts ergeben, gibt esnoch eine Reihe weiterer Verdächtiger, die man durch solche Tests sehr leicht entlarven kann, man muss es nur machen.

Du bist schon so lange in diesem Kreislauf, es wäre gut, wenn das Ganze mal mit Hand und Fuß angegangen wird. irgendwann reicht's einfach mal, nicht wahr?

LG,
Inez

Verfasst: 30:08:2011 13:56
von gwen
Mal eine Frage, wo macht man diesen Botenstoff-Test???
Hab noch nie davon gehört.
LG
Gwen

Verfasst: 30:08:2011 14:07
von kadisha
das wüsste ich auch mal gerne, schliesse mich also gwens frage an ?
also gehört hab ich schon davon, aber ich weiss nicht wer sowas macht

lg

Verfasst: 30:08:2011 19:58
von susuri
hallo zusammen,

danke für eure beiträge, ich denke auch, dass sich alles erstmal hormonell einpendeln muss nach der geburt. ist ja echt etwas was man so gar nicht gebruachen kann, wo sich ja eh schon so viel ändert mit einem baby und man viel anstrengendere tage (und nächte) hat als vorher.
mittlerweile hab ich echt das gefühl, dass das venla endlich anschlägt.. es fühlt sich alles viel leichter an, sogar spülmaschine ausräumen heut morgen ist mir leicht von der hand gegangen :-) aber meistens wars dann doch nur ein vorübergehendes hoch und der absturz dann umso tiefer, grrrrrrrr!
freitag fahren wir ne woche in urlaub, ich hoffe so sehr, dass ich die zeit geniessen kann, damit wir alle was davon haben. in letzter zeit hab ich grad meinem mann schon so viel "kaputt gemacht", dadurch, dass ich plötzlich wieder einen anfall bekommen habe. das tut mir so unendlich leid...

hmm, bei diesen tests bi. ich etwas unsicher (was ist eigentlich sd?)... ich selber weiss schon, dass vieles in meiner kindheit schiefgelaufen ist. möchte aber gar nicht alles wieder aufrollen, das schreckt mich auch vor einer erneuten therapie ab, wo ich ja wieder alles erzählen müsste. vielleicht würde es mir helfen, aber irgendwie bin ich da eher der verdrängungstyp. das liegt aber sicher auch daran, dass meine mutter schon vor einigen jahren verstorben ist und ich deshalb ihr nic mehr die schuld geben möchte. hab da irgemdwie skrupel...
wo kann man denn diese tests machen lassen? die werden doch sicher nicht von der kasse bezahlt. hat jemand von euch damit schon positive erfahrungen gemacht?

liebe grüße

p.s. marika, vielen dank nochmal für deine ausführliche antwort, das mit dem "nach-vorne-schauen" ist auch schon mein motto und oft hab ich das gefühl, dass es mir in kleinen schritten gelingt. nur wenn ich dann wieder in einem tief festhänge, brechen natürlich die alten, nicht gut tuenden verhaltensweisen durch. hast du denn auch noch momente, in denen du kleine anzeichen aus deiner ppd-vergangenheit bemerkst? und kannst du, wenn ja, direkt dagegen ansteuern? ich merke bei mir deutlich, dass ich mich dann sooo schnell wieder fallenlasse und in diese depri-stimmung verfalle, dass ich gleich alles schlecht mache, schlecht rede und verteufel. dann ist es auch für aussenstehende, vor allem meinen mann, unmöglich an mich ranzukommen. auch wenn es mir bewusst ist, bin ich in der situation wirklich machtlos und komme nicht dagegen an :-(

Verfasst: 31:08:2011 7:35
von Marika
Liebe Susuri,

ganz ehrlich: Ich habe seit einem Jahr überhaupt keinerlei - auch keine kleinen - Anzeichen der PPD mehr. Die Dinge die ich in der Therapie gelernt habe, wende ich aber im Alltag fast ohne nach zu denken an. Gerade wenn es um MEINE BEDÜRFNISSE geht, oder das "nein" sagen, gerade im Berufsleben. Als ich letztes Jahr wieder erkrankte, hatte ich allerdings plötzlich das Gefühl, das Gelernte zwar zu wissen, aber es nicht abrufen zu können, so als wäre mein Hirn blockiert und verwehrt mir den Zugang. Da sieht man deutlich, dass diese Erkrankung eindeutig auch eine chemische Stoffwechselstörung im Gehirn ist, wo genua ein AD dann ansetzt.

Ich bin mir sicher wenn ich nur eingleisig gefahren wäre - also nur AD oder nur Therapie, wäre ich heute nich da wo ich bin. Das AD kann viel - nämlich den Gehirnchemie ausgleichen, aber nur eine Therapie kann Traumata die dieses Ungleichgewicht erst hervorgerufen hat und krankmachende Verhaltensmuster mit sich bringt, aufzeigen und ausheilen. Daher ist es nur logsich, dass BEIDES zusammen einen möglichst großen Heilungserfolg bringen. Verdrängen ist nicht wirklich gut, weißt du wahrscheinlich eh selber. In einer wirklich guten Therapie geht es auch NICHT um Schuldzuweisungen, sondern einzig und alleine ums Erkennen, Verstehen, Anschauen und Gehen lassen - ohne Schuld oder Wertung der Personen.