Ich bin 32, glücklich verheiratet und wir haben einen 16Monate alten Sohn Ben, ein absolutes Wunschkind und unser kleiner Sonnenschein.
Leider schlief Ben in seinem 1.Lebensjahr sehr sehr schlecht, auch jetzt ist die Situation noch nicht gut (aber ein wenig gebessert hat es sich).
Dieser Schlafmangel führte bei mir zunächst zu immerwährender Müdigkeit und Erschöpfung, die sich nun jedoch schleichend zu einer Depression gewandelt hat.
Ich habe genetisch die Veranlagung zu Depressionen, hatte auch vor 13 Jahren schon mal große Probleme. Mit Hilfe einer tollen Therapeutin habe ich in 3 Therapiereihen gelernt, mein Leben so zu gestalten (Sport, Auszeiten, eigene innere Kraftquellen, Meditation...) dass ich bis zu Bens Geburt keine Probleme mehr hatte. Ich habe immer rechtzeitig erkannt, wenn es für mich brenzlig wird und konnte immer ohne medikamentöse oder erneute therapeutische Behandlung rechtzeitig gegensteuern.
Seit Ben da ist, ist es mir leider nicht mehr möglich, da ich einfach keine Zeit, keine Freiräume mehr habe (ist ja ganz normal mit einem Baby/Kleinkind). Die einzigen Zeiten, die ich Ben nicht betreue (wenn er schlief oder er mal bei Oma war), habe ich versucht ebenfalls zu schlafen, habe mich um unsere Hunde gekümmert oder auch mal das Nötigste im Haushalt gemacht. Das ging einige Monate ganz gut, jedoch auf Dauer führte es mich in einen Teufelskreis in dem ich völlig verloren ging. Seit 6 Monaten kann ich nun nicht mehr einschlafen, nachdem Ben mich das 1.Mal geweckt hat. Ben schläft nun seit 5 Monaten wenigstens 6 oder 7 Stunden am Stück (also bis 2 oder 3 Uhr morgens), dann liegt er 1 - 2 Stunden wach neben mir im Bett und schläft dann wieder ein (jippie!!) - doch ich liege auch dann weiter wach bis er dann wieder aufwacht. So geht das bis ca.7 Uhr, wenn wir aufstehen. Auch tagsüber kann ich seit vielen Monaten nicht mehr schlafen, obwohl ich mich mittags mit Ben hinlege und es jeden Tag wieder versuche. Das Gedankenkarusell in meinem Kopf lässt mich einfach nicht zur Ruhe kommen und einschlafen, obwohl mein Körper vor Erschöpfung schreit.
Das verschlimmert natürlich meine Erschöpfung und Frustration mit jeder Woche, die vergeht. An guten Tagen (so wie heute), wenn ich supertolle 5Stunden Schlaf bekommen habe, kann ich den Alltag noch ganz gut bewältigen.
An schlechten Tagen reicht meine Kraft nur noch für meinen Sohn. Er soll schließlich so wenig wie möglich unter meinem Problem leiden. Gegenüber meinem Mann und unseren Hunden fällt es mir dann sehr schwer, meine innere Frustration und (verbale) Aggression zu bändigen - meist kriegen die alles ab, weil irgendwie muss es doch immer raus. Schlechtes Gewissen ist dann natürlich sofort da, weil ich weiß, wie ungerecht ich bin und dann fühle ich mich noch mieser.
Die schlechten Tage sind leider in den letzten 4 Wochen immer mehr, und immer schlimmer geworden. Zweimal war ich nach einer komplett schlaflosen Nacht völlig handlungsunfähig, mein Mann bzw. meine Schwiegermutter musste sich um Ben kümmern, ich lag den ganzen Tag im Bett und konnte nicht mal aufstehen.
Dies macht mir große Angst und ich muss jetzt die guten Tage nutzen, um mir Hilfe zu suchen.
Seit 1 Jahr übernimmt eine erneute Depression ganz langsam und heimlich mein Leben, schleicht sich ein und macht alles kaputt, was mein Mann und ich uns aufgebaut haben - das will ich nicht zulassen!!
Was für mich persönlich auch so schlimm ist, ist dass jegliche Leichtigkeit und Lebensfreude aus unserem Leben verschwunden ist. Ich funktioniere mittlerweile wie ein Roboter, aber meine Kraft reicht leider nur noch für meinen Sohn: an ihn geht all meine Liebe, Zärtlichkeit und der Rest an Lachen und Fröhlichkeit, für den ich noch Kraft habe. Wenn er im Bett ist, bin ich nur noch hohl und leer, mein Mann ist der Leidtragende, denn oft will ich wenigstens dann meine Ruhe und niemanden mehr um mich haben, bin nur noch gereizt und er kann nichts richtig machen (und eine Stunde nach meinem Sohn muss ich sowieso ebenfalls ins Bett gehen, sonst kriege ich gar keinen Schlaf, also wirklich Zeit für mich/ für meinen Mann und mich und zum Erholen ist eigentlich nie). So möchte ich nicht leben.
Ich habe gestern ein wenig im Forum gelesen, was ich gelesen habe hat mich darin bestärkt, dass es höchste Zeit ist, mir Hilfe zu suchen. Die Erfahrungsberichte der Frauen dort sprechen mir so sehr aus der Seele, als hätte ich sie selbst geschrieben. Ich habe an den schlechten Tagen schon öfter daran gedacht in eine Klinik zu gehen, da sie mir wirklich Angst machen und ich schon oft den Gedanken hatte "Wenn ich jetzt mit dem Auto gegen den Baum fahre, komme ich ins Krankenhaus und hab endlich mal die Chance zu schlafen" - natürlich habe ich es nicht gemacht, so stark waren die Gedanken also nicht.
Die Liebe zu meinem Sohn ist bis heute immer stärker gewesen, der Wunsch bei ihm zu sein und für ihn da zu sein. Das ist auch der Grund weshalb ich NICHT OHNE IHN in eine Klinik gehen würde.
Ausserdem bin ich eigentlich sicher, dass ich noch einige andere Möglichkeiten habe, die VOR einem Klinikaufenthalt kommen.
Ich erhoffe mir mit Hilfe des Forums zum einen Austausch mit "Leidensgenossinnen", damit ich mich nicht mehr so allein und schuldig fühle.
Zum anderen hoffe ich, Hilfe dabei, den Weg zur professionellen Hilfe leichter zu finden, also nicht erst lange suchen zu müssen an wen ich mich wenden kann, was es für Möglichkeiten gibt... - wie gesagt ist Zeitmangel in meinem Leben ein sehr ausschlaggebender Punkt. Ben ist ein sehr aktiver, sehr lebhafter und sehr fröhlicher kleiner Sonnenschein, der am liebsten mit Mama oder Papa die Welt entdeckt.

So, jetzt muss ich Schluss machen, meine Männer haben das Frühstück fertig.
Ich hoffe, ich habe meine Situation gut beschrieben, ich habe jetzt keine Zeit dies nochmal durch zu lesen und schicke es einfach ab. (wie gesagt, heute ist einer meiner wirklich guten Tage, die sind eher selten geworden in letzter Zeit)
Viele Grüße an alle im Forum, ich bin sehr froh euch gefunden zu haben und jetzt zu euch zu gehören!!