Widerwille

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Insulinde

Widerwille

Beitrag von Insulinde »

Hallo allerseits,

wem geht es denn noch so? jedes mal, wenn ich meine tabletten nehmen muss, fühle ich mich wie ein versager, es nicht ohne zu schaffen. Für mich ist JEDE Tablette wie ein eingestehen, es nicht zu schaffen.
Ich weiß, dass es der falsche Ansatz ist, trotzdem kostet mich das immer richtig viel Kraft...

Grüße, Insulinde
susuri

Beitrag von susuri »

hallo insulinde,

ich kann auf eine art deine gedanken schon verstehen, aber mir geht es ganz und gar nicht so. ich weiss, dass ich eine KRANKHEIT habe, gegen die ich ein medikament nehmen muss, damit es mir besser/gut geht. ohne dieses kann mein körper einfach nicht so funktionieren, wie er sollte (wie bei den meisten krankheiten auch), daher ist es keine frage des wollens oder versagens oder so.
manchmal wenn es mir morgens nicht so gut geht, ich angespannt o.ä. bin, "freu" ich kich sogar drauf, weil ich weiss, gleich wirds mir besser gehen bzw. werd ich entspannter sein.
für mich ist also die tabletteneinnahme eine eher positive sache, die mittlerweile einfach zu meinem leben dazugehört, ich hinterfrage sie nicht mehr, hab ich oft genug gemacht mit vielen absetzversuchen, die mir nichts gebracht häben - im gegenteil!
wie lang nimmst du denn das ad schon? noch keine besserung in sicht? ich wünsche dir, dass du auch diese negativen gedanken loswerden kannst, wenn dir die tabletten wirklich helfen.

vlg, susuri
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Insulinde,

wie so vieles im Leben ist auch die Tabletteneinnahme eine Sache der Bewertung und der Betrachtung. Ich kann dein Gefühl verstehen, auch wenn es mir selber gar nicht so geht, sondern so wie Susuri das beschreibt.

Du weißt ja eigentlich, dass es "der falsche Ansatz" ist, wie du selber schreibst, dennoch kannst du gegen dieses Gefühl jetzt im Moment halt nicht ankommen. Ich denke es ist auch hier wichtig, dass du dich nicht unter Druck setzt - will heißen - du mußt dein AD nicht von heute auf morgen "lieb gewonnen" haben - auch das braucht einfach manchmal Zeit. Und die solltest du DIR geben, wichtig ist einfach, dass du die Einnahme trotzdem weiter machst und du dich langsam und behutsam vielleicht mal in die Materie "Antidepressiva" begibst. Hast du dich schon mal so richtig damit auseinander gesetzt, wie sie wirken, was die bei DIR bewirken, damit es dir besser geht?

Ich glaube wichtig ist auch zu verstehen, dass psych. Krankheiten NICHT MIT DEM WILLEN zu beeinflussen sind und das sämtliche Stimmungen, Gefühle, Gedanken und Emotionen zu einem großen Teil aus der Mixtur von Hormonen und den Botenstoffen im Gehirn zustande kommen. Dein Gehirn ist ein ORGAN, wie die Leber, das Herz usw... Dieses Organ ist krank geworden - sprich der Stoffwechsel in ihm. Und das wird behandelt u.a. mit einem AD! Krebs kannst du auch nicht mit dem Willen verhindern oder heilen.... Positives Denken ist nur bedingt möglich und in der Akutzeit deiner Depression UNMÖGLICH. Genau so wie wenn du einem der das Bein gebrochen hat sagst: Steh dich einfach hin! Ja, der fällt um wie ein Stein - er kann es nicht mit seinem Willen beeinflussen, das Bein muss erst heilen. Der Unterschied: Das gebrochene Bein kann jeder gut sehen, die Erkrankung des Botenstoffwechsels im Gehirn aber niemand und daher ist immer noch dieses "Tabu" da... das kann doch keine körperliche Erkrankung sein. Ist es doch - ist eine Stoffwechselerkrankung ähnlich wie z.B. Diabetes - das ist Fakt.

Ob dir das alles hilt - ich weiß es nicht. Ich hoffe einfach sehr, dass du mit der Zeit anders über dein AD denken kannst.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
nic

Beitrag von nic »

Hallo Insulinde...

ich kann Deinen Ekel vor den Tablette und die damit verbundene Versagensangst gut verstehen.
Mir ging es auch lange Zeit so - und auch heute habe ich noch manchmal Tagae, wo es mich ankotzt nicht "frei" zu sein.

Aber Du bist nun enmal krank und diese Krankheit wirst Du erst wieder los, wenn Du es schaffst, dich adäquat un Dich zu kümmern.
Solange brauchst Du eben diese Krücke, wie bei einem gebrochenen Bein.

Es hat nichts mit Versagen zu tun, sondern mit einer Notwendigkeit.

Und wenn Dein Bein wieder verheilt ist, dann kannst Du wieder neu lernrn zu laufen... ohne Krücke.

Deshalb wäre es jetzt das Beste, sie dankbar anzunehmen, bis Du sie nicht mehr brauchst und Deine Kraft dafür zu nutzen Deine Beine zu trainieren... verstehst Du?

Alles Liebe

N!c
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