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ZG so gut wie überwunden, trotzdem noch Schuldgefühle :-(
Verfasst: 07:12:2011 23:05
von Sheeeee
Hallo ihr lieben!
Erstmal vorweg: Ich bin stabil, traue mich zwar noch nicht von geheilt zu reden aber mir gehts echt wieder hammermäßig gut. Wenn man mal so eine Depression mit fiesen ZG hinter sich gelassen hat dann freut man sich echt über jede Kleinigkeit, oder mir gehts zumindest so

ABER: Ich habe noch Schuldgefühle, dass es überhaupt sowas wie ZG in meinem Kopf gab bzw. genauer gesagt, dass ich überhaupt ZWEIFEL hatte,ob ich diese nicht ausführen möchte (aufs Kind bezogen), wie es doch so üblich ist bei uns "geplagten".
Ich denke mal, der einen oder anderen erging es auch so eine Zeit lang... Wie seid ihr damit umgegangen? Ungeschehen machen kann ich es nicht aber finde keine angemessene Sichtweise, wie ich meine erlebte Depression und die ZG "abschließen" kann indem ich mir nicht solche Vorwürfe mache... Vielleicht habt ihr ja ein paar Gedankenanstöße für mich?
Ihr habt mir wirklich schon so oft weitergeholfen als es mir dreckig ging! Vielen lieben Dank dafür! Würde euch dafür am liebsten alle einzeln drücken.
LG M.
Verfasst: 08:12:2011 10:07
von Marika
Hallo meine Liebe,
oh ja - ich weiß wovon du schreibst. Du hast recht, denn jede/r die/der mit ZG zu tun hatte, kennt dieses Schamgefühl, die Trauer, die Schuldgefühle. Obwohl sie jeder Grundlage entbehren, haben wir sie. Das ist noch ein Teil der Grunderkrankung selber, als noch der Rest der Zwangserkrankung an sich.
Mir hat enorm der Aufbau meines Selbstvertrauens und meines Selbstwertgefühls in der Therapie geholfen. Das sind ja eigentlich auch die Punkte, die bei Menschen mit Zwängen sehr schwach bis gar nicht ausgeprägt sind. Dann war auch wichtig für mich, genau zu verstehen, WIE ZG im Gehirn zu stande kommen und mir immer wieder vor Augen zu halten, dass sie eben NICHT kommen, weil ich das tun will, sondern weil ich ständig mich kontrollieren will, ob ich ja nie sowas tun könnte. Denn schlimme Dinge passieren ja - wir hören sie ja ständig in den Medien. Und alleine diese Tatsache dass Menschen zu solchen Bestien werden können, verunsichern uns und so beginnen wir uns zu hinterfragen: "Ja wenn es schon so was gibt, könnte ich das denn auch?" Oft läuft das unbewußt ab, was uns dann aber sehr bewußt wird, sind die scheußlichen ZG, die ja nur kommen, weil wir ständig kontrollieren wollen, ob uns dabei auch ja Angst und Bange wird. Ein Mensch mit normalem bzw. großem Selbstvertrauen fragt sich solche Dinge auch - nur ist er so überzeugt von sich, dass er einfach weiß: "Nein, das könnte ich nie" und damit ist die Sache vom Tisch. Bei uns aber nicht - wir sind zu UNSICHER und so startet das Gehirn diesen verhängnissvollen Mechanismus von ZG-Angst-ZG-Angst .... bis ins Unendliche.
Selbstvertrauen zu entwickeln, kannst du im Alltag zu jeder Zeit gut lernen, in dem du Dinge tust, du dich vorher nicht getraut hast. Meine Knackpunkte waren: meine Meinung zu sagen, über einen Platz gehen, wo viele Menschen mir "zuschauen" und ich früher nie gemacht habe weil ich Angst hattest zu stolpern und alle lachen mich aus, alleine mit meinem Kleinen ins Schwimmbad gehen, alleine in ein Cafe gehen und bestellen, usw.... Hat in erster Linie jetzt nicht direkt jetzt mit den ZG zu tun, aber wenn man aktiv Dinge tut, die man früher sich nie zugetraut hat (zugegeben mit Angst im Bauch), dann steigt das Selbstvertrauen nach und nach, weil wir merken - hey, ich kann das ja und nix passiert! Du mußt dich sprich dein Gehirn mit positiv gemeisterten "Angstsituationen" füttern, so lernt man Selbstvertrauen. Das ist nicht immer so fein, dieses Üben, aber es funktioniert.
Wo liegen bei dir Dinge, die du dir bisher nicht zutraust? Magst du uns paar hier aufschreiben? Dann können wir gemeinsam schauen, wie du die angehen kannst. Denn wenn du mal genügend Selbstvertrauen hast, dann verschwindet auch dieses letzte Schuldgefühl!
Hi!
Verfasst: 22:12:2011 12:28
von Sycanda
Mir geht es auch so! Ich kann das eins zu eins unterschreiben. Ich denke dann immer ich kann es nicht ungeschehen machen. Ich kann es nicht vergessen. Wie konnte ich nur so denken. Aber mittlerweile finde ich es nicht mehr sooo schlimm, weil ich wie Marika schon sagt die Erkrankung an sich verstanden habe. D.h. dann für mich, ich muss es nicht ungeschehen machen, es ist nichts schlimmes. Ich wollte mein Kind nur schützen indem ich mich tausendmal absichere. Ich habe sehr oft mit meiner Therapeutin drüber gesprochen und wir gucken da auch immer ganz genau drauf. Die Schuldgefühle sind viel besser geworden. Die Trauer auch. Es geht langsam weg....Juhuuuu....Ich habe zwar immer noch zwanghaftes Denken, aber keine ZG mehr. Das ist schon leichter. Auch wenn noch nicht alles passt.
Liebe Grüße