Habt ihr schon mal was von Symbiose gehört??

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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ulma68

Habt ihr schon mal was von Symbiose gehört??

Beitrag von ulma68 »

Hallo, habt ihr schon mal was von Symbiose gehört? Habe ein Buch darüber mit dem Titel: Angst !! Stecke z.Zt mitten in einer Verhaltenstherapie und vor kurzem ging bei mir fast gar nichts mehr., war kurz davor in eine Klinik zu gehen. Da habe ich dann mit Medis angefangen ( Mirtazapin- jetzt 30mg). Jetzt geht es etwas besser. Aber zurück zu meiner Frage: Ich verspüre immer mehr undefinierbare Ängste und eine wahnsinnige Lebensangst, kann auch eine ungelöste Symbiose zu den Eltern eine große Rollle spielen, daß ich mich jetzt mit PPD rumquälen muß??? Manchmal glaube ich, bin ich immer noch Kind ( möchte es unbewußt auch bleiben), obwohl ich doch selber Mutter bin!!! ( Lebe aber vollkomen selbständig :?) Wer hat da ´ne Idee und schafft man irgendwann den Absprung zum Erwachsen sein ??Kommt irgendwann der Zeitpunkt in der Therapie, wo ich sagen kann : ja jetzt hab´ich´s kapiert??? Bin echt ratlos . Wer kann mir auf die Sprünge helfen???

Liebe Grüße
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hi Ulma,
ja, da könnte was dran sein. Ich habe zwar keine reine PPD, sondern eine Angststörung, die ich von meiner Mutter habe. Schon damals musste ich mich zwangsläufig an diese Situation anpassen, hab also unbewusst viel Verantwortung übernehmen müssen. Und die lehne ich heute irgendwie ab, obwohl ich auch 2 kids habe. Ich glaube, ich habe meine Mutter immer beschützt (und nicht andersrum) und auch heute noch fordere ich ich mein Kindsein ein, was jetzt aber net mehr so geht, denn ich bin eigentlich erwachsen. Mein Freund Zb wirft mir auch oft vor, ich müsste endlich mal erwachsen werden. Ich glaube, ich habe einfach wichtige Schritte der Abnabelung damals verpasst und obwohl ich heute auch selbständig leben, schütze ich meine Oldies (ich rauche und mache das nicht vor meinem Vater, aus Angst, ihn zu enttäuschen, wie doof, aber ich komme auch trotz VT nicht richtig dagegen an). Du schaffst den Absprung, wenn Du Deine Sachen, die Dir wichtig sind, auch offen nach aussen trägst, mit aller Konsequenz (auch den negativen). Ich bin nach 1,5 Jahren jetzt fertig mit meiner Therapie, ja, es kommt der Zeitpunkt, wo du es verstanden hast, es kommen aber auch wieder Momente, wo Du Dich in alten Verhaltensmustern (eben denen aus der Kindheit) wiederfindest. Das kann man aber lernen, es braucht einfach viel Zeit. Wie lange machst Du denn schon Therapie? Uff, schwieriges, aber sehr interessantes Thema. Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig helfen? LG Carlotta, auch ein grosses Kind :D
rosered

Beitrag von rosered »

Naja, mir gehts da ziemlich ähnlich. Ich hänge auch viel zu sehr an meiner Mutter. Aber bei mir hat das den grund, dass ich schon als kleines Kind meinen Vater verloren hab, und somit von klein auf eine sehr starke Bindung zu meiner Mutter habe. Ich lebe zwar noch bei meiner Mutter, aber in einer eigenen Wohnung. Und ich bin grad auf dem Weg in die Selbstständigkeit.

Vor ein paar wochen noch, war ich so auf meine Mutter fixiert, dass ich total durchdrehte, wenn sie nicht zu Hause war. Doch mittlerweile schaffe ich es schon, ohne sie auszukommen. Ich bin zwar froh, wenn sie zuhause ist, aber es ist auch mal schön, wenn sies nicht ist! :wink:

Das mit dem Kind bleiben wollen. Naja. Ich möchte mir ein bisschen Kind sein schon bewahren. Das geb ich ehrlich zu. Ich will zwar gerne erwachsen sein, aber naja, ich glaub ein bisschen Kindlichkeit sollte sich jeder bewahren. :wink:

Mensch red ich heut einen Blödsinn zusammen. Ich glaub das war jetzt nicht das, was du hören wolltest, oder??? Sorry.... :oops:
Muschelkalk

Beitrag von Muschelkalk »

Liebe Uma,

ich spiele mal wieder die diabola advocata: Der Begriff Symbiose der riecht seeehr stark nach Psychoanalyse..und das ist nicht angebracht als Therapieform bei Ängsten, Depris und Zwängen. Ich spreche da aus eigener Erfahrung...war mal ne zeitlang in den "Fängen" eines kleinen Freuds. Und es brachte mich Nullkommanix weiter. Ich war (zusätzlich zu meiner Depri-Traurigkeit) irgendwann auch noch fix und fertig, weil ich dachte, meine Ma hätte mich als Kind nicht genug geliebt...und ich würde diese Liebe immer einfordern und wäre deswegen so krank geworden (quasi ein Schrei nach Liebe). Gottseidank bin ich durch einen Umzug an einen neuen Arzt/Thera geraten, der mir diesen Kummer wieder nehmen konnte. Ich WEISS jetzt, dass das Quatsch war. Ich habe in meinen Tiefs nur leider wie ein Magnet funktioniert..alles, was mich theoretisch weiter hätte runterziehen können, hab ich an mich gerissen. Und so auch diesen Mama-Verlustangst-Quatsch.

Könnte es nicht eher sein, dass wir, die wir diese Krankheit haben, einfach sehr sensibel sind? (Serotoninmangel führt zu grossen Ängsten, seelischer Instabilität und gar zur Aggression). Und einfach die Beziehung zu anderen sehr wichtig für uns ist, da kleinste Dissonanzen uns schon verunsichern? Der Schritt zu solch elementaren Dingen wie Mutter-Kind-Bindung ist dann nur noch klein..(leider).

Muschelkalk


P.S. I hate Freud
Christina

Beitrag von Christina »

Hallo Ulma,

ich bin mir eigentlich ziemlich sicher das unsere Kinderheit und die Beziehung zu unserer Herkunftsfamilie sehr viel mit unserer Erkranung zu tun hat. Bei mir war das in jedem Fall so. Und ich denke das es bei vielen anderen auch so ist. Ich habe sehr viel mit den systemischen Familienaufstellungen erreicht und gelernt. Bei mir hat es einige Traumas (heiß das so? :oops: ) in der Kindheit und Jugend und einiges mehr was mit meinen Ahnen zu tun hat zu meiner Krankeit geführt. Also viel mit meiner Mutter und Vater. Ich konnte das alles aufarbeiten und mit davon lösen. Das hat mir geholfen wieder gesund zu werden.

Ich denke wenn du die richtige Therapie hast kannst du diese ungelösten Konflikte sicher lösen. Das du das eingesehen hast ist ja schon mal der erste Schritt. Irgendwann kommt auf jeden Fall der Punkt wo du sagst jetzt hab ichs geschafft. Du hast dich gelöst. Da ich dich noch nicht so gut kenne kann ich nicht natürlich nicht sagen wo da der Konfliktpunkt ist und woran du arbeiten musst, aber deine Therapeut/in weiß das sicherlich da sie dich ja kennt. Arbeite weiter daran und du schaffst es. Kannst dir ja mal überlegen mal eine systemsiche Beratung zu machen. Das ist speziel nur für diese familiären ungelösten Konflikte und Verstrickungen. Mir hat das sehr geholfen.

Alles Gute
Lg
Chris
Jenny

Beitrag von Jenny »

Auch ich hatte eine sehr enge, aber auch sehr ungute Bindung zu meiner Mutter. Ich kann sagen, dass meine Bindung heute nicht weniger eng ist, aber sie ist gleichberechtigt von der Ebene her, auf der wir uns begegnen. Will heißen, sie ist nicht mehr die Mutter, die dem Kind sagt, was es zu tun hat und ich bin nicht mehr das (pubertierende) Kind, das die Mutter verantwortlich macht für alle Seelenqualen, die es durchsteht.
Da ich nicht der Typ für therapeutische Sitzungen bin (lieber lass ich mir ein Loch ins Knie bohren als mich bei Ärzten auszuweinen, sorry, aber so bin ich), habe ich mir irgendwann gesagt: Liebe Mutter, du wolltest mein bestes, deshalb bin ich dir nicht mehr böse. Du handeltest falsch aber du handeltest aus Liebe. ich vergebe dir alles, vergib auch mir, wenn ich dich verletzt habe. Ich bin jetzt erwachsen und für mein Leben selbst verantwortlich. Später habe ich ihr das auch so ähnlich gesagt und sie hat es tatsächlich verstanden. Seitdem geht es mir auch besser.
Madeleine

Beitrag von Madeleine »

Hallo, die Sichtweise, die jenny geäußert hat, vertrete auch ich.Ich war ca.35 Jahre, als ich wirklich sagen konnte, ich habe mich von meinen Eltern abgenabelt, besonders von meinem vater.Sollten sie jetzt sterben, kann ich weiterleben-die " Symbiose ", oder wie auch immer, war aufgelöst.Ich war erwachsen.Ich verzieh meinen Eltern, da ich jetzt selber wußte, wie schwierig erziehung ist, ihre Fehler und inzwischen, meine Mutter ist Alzheimer erkrankt, haben sich die Rollen fast vertauscht.Das ganze ist ein Prozess und ich bin dankbar, das meine Eltern so lange leben, lebten, damit ich überhaupt dieses Stadium erreichen konnte.Ich bin aber auch schon 42 Jahre alt und mit Ende 20 oder Anfang 30 sah die welt noch anders aus.......
Milla

Beitrag von Milla »

Hi Ulma! :D

Ich weiß es nicht.Ich bin selber von meiner Mutter überbeschützt worden und war ein sehr ängstliches,scheues,schüchternes Kind.Hatte eigentlich eine soziale Phobie (Angst vor den Anderen,Angst sich vor Anderen zu blamieren,so heißt es im Fachjargon) und habe sehr lange gebraucht,um diese Angst zu überwinden (bin 36 Jahre alt).Also Angst hat sehr wahrscheinlich mit Überbeschützung zu tun,denn das Kind lernt nicht,daß seine Ängste unbegründet sind,da es die Konfrontation mit der Umwelt/den Anderen vermeidet.

Ich habe auch sehr lange gebraucht,um mich von meinen Eltern abzunabeln.Dieser Prozeß hat,glaube ich,erst richtig angefangen,als ich meinen Mann kennengelernt habe (mit 25/26 Jahren alt).Vorher lebte ich zwar seit dem 20.Lebensjahr nicht mehr im Elternhaus,war aber finanziell und psychich komplett von meinen Eltern abhängig.Dies hat zu unzähligen Konflikten zwischen uns geführt,wie es oft der Fall ist,wenn Menschen von anderen Menschen abhängig sind (in einem Psychologiebuch habe ich den Begriff "konflikthaft-verstrickt" gelesen,der meine Beziehung zu meinen Eltern damals ziemlich gut beschreibt).

Jetzt weiß ich,daß meine Eltern auch von mir psychich abhängig waren.D.h. sie haben mich unbewußt zu einem unselbständigen,gehorsames Mädchen erzogen und konnten mich in der Pubertät auch nicht wirklich loslassen.Dies geschah aber unbewußt.
Ich glaube im Nachhinein,sie hatten unbewußt Angst,allein zu sein,zu zwei,allein miteinander.Deshalb war es schwierig für sie,daß ich und meine Schwester unser Leben außerhalb unseres Elternhauses lebten.
Meine Depression mit 16 Jahren habe ich sehr wahrscheinlich bekommen,weil ich mich unbewußt schuldig fühlte,meine Eltern zu verlassen (ich lernte gerade für das Abitur,sozusagen die Tür für ein Leben außerhalb des Elternhauses-durch die Depression hat sich dieser Abnabelungsprozeß um 4 Jahre verschoben,denn erst mit 20-22 Jahren war ich imstande,mein Abitur zu machen).

Jetzt aber fühle ich mich fast komplett von meiner Eltern abgenabelt (zudem mein Vater vor 11 Jahren gestorben ist).Ich bin aber trotzdem kein unabhängiges Wesen,denn ich binn jetzt von meinem Mann abhängig und unsere Beziehung ist deswegen wieder "konflikhaft-verstrickt".

Ich weiß nicht,inwieweit diese Abhängigkeit von den eigenen Eltern eine Rolle bei der PPD spielt.Ich bin persönlich der Meinung,daß die Konflikte mit meinem Mann eine große Rolle gespielt haben,wobei es eine Wechselwirkung zwischen PPD und Beziehungskrise gibt:die PPD ist sicher für Konflikte in der Partnerschaft verantwortlich (durch meine Stimmungsschwankungen,meine extreme Sensibilität), welche wieder depressive Tiefs ausgelöst haben und so die PPD aufrechterhalten haben.

Hum,ich weiß nicht,ob ich deine Frage wirklich verstanden habe! :roll:
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