Meine Persönlichkeit hat sich irgendwie gewandelt...

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Muschelkalk

Meine Persönlichkeit hat sich irgendwie gewandelt...

Beitrag von Muschelkalk »

...bin gerade beim Lesen auf eine sehr interessante Sache gestossen. Im Alltags-Forum hat eine von uns (sorry, hab net genau hingeguckt :oops: ) erzählt, dass sich ihr Farbgeschmack geändert hat. Das ist bei mir genauso. Ausserdem lese ich heute komplett andere Bücher als vor der Erkrankung. Ich frag mich jetzt, ist das Zufall?

Hier also meine Metamorphose:

statt Schwarz und Blau trage ich jetzt ganz viele Rot- und Grüntöne
statt hochwertiger Literatur lese ich jetzt mit Vorliebe Thriller und Krimis
und kurz nach Krankheitsbeginn fing ich an, Oliven zu lieben...hab ich vorher voll scheusslich gefunden...

Hab diesen Veränderungen nie Bedeutung beibemessen. Mich würde jetzt nur interessieren, ob ihr das (evtl. auch aus anderen Bereichen) kennt?

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Jenny

Beitrag von Jenny »

Ja, kenne ich. Bei mir war die Wandlung nicht so stark, aber besonders in puncto Essen und Trinken merk ich das. Ich hab schon immer bittere Sachen gemocht, aber nie so sehr wie zur Zeit meiner Depression. Bittere Schokolade und Rotwein zum Beispiel. Aber wie gesagt, ich mach demnächst genau dazu nen Thread auf.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Guten Morgen, liebe Verwandlungsmuschel!

auch ich habe einige neue Vorlieben - vor allem bei Farben und auch beim Essen. Meine Wohnung habe ich total von blau auf orange-grün-gelb umdekoriert. Und bei der Kleidung bevorzuge ich jetzt rosa, hellgrün, hellblau und weiß.... anstatt früher schwarz!

Beim Essen mag ich jetzt plötzlich auch süße Sachen total gerne, da bin ich früher nicht so der Fan gewesen. Ich mag jetzt auch viel liebe so richtig schnulzige Liebesfilme anstatt Thriller oder Horrorstreifen...aber das liegt wohl daran, dass ich ZG vermeiden will. :roll:

Auch bin ich jetzt total gerne unter Leuten, gehe sogar fast jeden Morgen alleine mit Noah in die Stadt - das hätte ich früher nie gekonnt. Hatte immer Angst, es könnte mich wer blöd anschauen, weil ich nicht perfekt genug bin. :oops: Das wird für mich wohl wiederum eine gute Ablenkung sein, vermute ich.

Aber das mit den Farben und dem Essen ist schon sehr interessant. Liebe Jenny, ich würde es toll finden, wenn du uns da wirklich einen Beitrag reinstellen würdest - was die Farben betrifft!!!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Kate

Beitrag von Kate »

Guten Morgen,

ja gestern war mein 2. Jahrestag. Man das war ganz schön Achterbahn!
Die ganzen Erinnerungen an die schrecklichen Momente und das Gefühl, die letzten zwei Jahre nicht wirklich erlebt und auch kein Baby gehabt zu haben, very strange.
Das mit der Veränderung kann ich absolut unterstreichen. Ich konnte nach dem Klinikaufenthalt nicht in unsere alte Wohnung zurück. ich liebte blau und jetzt habe ich alles blau verbannt und meine ganze Wohnung ist jetzt gelb, orange, terra, rot dekoriert. Ich ertrage keine dunklen Farben mehr, sie machen mir sofort Angst. Genauso wie dunkle Häuser mit hohen Tannen, roter Klinker, Bungalows.. verrückt, was? :oops:
Auch Filme: im ersten Jahr mit der PPD konnte ich absolut kein Fernsehen gucken, hatte totale Angst dabei, keine Ahnung wovor. Außerdem hatte ich ständig das Gefühl mir fällt die Decke auf den Kopf, mega Panik vor langeweile, musste mich ständig beschäftigen. Fernsehen war da zu passiv, habe mich schrecklich gelangweilt bei diesem schei.. Programm, was so geboten wird. Ich hatte ständig das Gefühl, es sei alles viel zu durchsichtig und vorhersehbar in Filmen.
Ich hasse inzwischen jegliche Art von Komödien oder Liebesfilmen, ist mir alles zu flach und langweilig. Inzwischen häng ich ganz gerne mal wieder vor der Glotze zum Entspannen, aber nur bei guten Dokus oder Krimis/Thriller, wo man zwischendurch das Atmen vergisst (z.B. purpurnen Flüsse oder einen guten Tatort (in Münster natürlich)) Auf der anderen Seite kann ich grausame Dinge gar nicht ertragen. Wenn so was vorkommt schalte ich sofort um, ganz schlimm wenn es die Realität (Nachrichten) ist und besonders, wenn es um Kinder geht. Da bin ich vollig affektlabil.
Bei Büchern ist es ganz extrem, ich kann keinen einzigen Roman oder sonstwas Unterhaltsames lesen, nur Fachliteratur und das als wäre ich süchtig nach Wissen.
So gesehen habe ich mich sehr verändert.
Sorry für das Durcheinander, es spiegelt etwas mein inneres Chaos wider. :?
So viele Gedanken, Gefühle, Erinnerungen durcheinander, es lässt mich gar nicht los heute.
An alle, die wieder gesund sind: kommt irgendwann die Unbeschwertheit zurück?
So jetzt muss ich los den Kindergeburtstag vorbereiten. Gestern konnten wir nicht feiern oder vorbereiten, weil ich abends noch eine schwere Chemie Prüfung hatte.

Also dann, liebe Grüße
Kate
bambam

Beitrag von bambam »

Hey Muschelkalk,

aber mich auslachen wegen Hansi-Hinterseer-Filme usw... :lol: Da kannste mal sehen!

Würde Deinem veränderten Geschmack in puncto Farben und Literatur nicht unbedingt soviel beimessen... Leichte Literatur = seichte Unterhaltung. Wer will schon immer schwere Kost?! (Und damit mein ich nicht die Milchschnitte, liebe Muschelkalk!)

Verändert man sich denn nicht dauernd? Manchmal schenkt man dem aber nicht soviel Bedeutung... Ich glaub einfach nur, das Du im Moment verstärkt nach Veränderungen an Dir selber suchst...

Ergo: lies den Thriller und lass Dir die Oliven schmecken! (Das mit den Farben Rot/Grün kann ich keinesfalls nachvollziehen, aber jeder nach seiner Facon... :wink: )


Liebe Grüße,
bambam
Nickolakala

meine auch......

Beitrag von Nickolakala »

hallo, das ist ja total interessant das hier zu lesen.
Denn ich habe mich seit meiner PPD auch total verändert. Ich bin dadurch ziemlich verwirrt, weil ich mich frage: wieso und weshalb?
Ich bin seit 6 Jahren Mama und Hausfrau, und momentan total unzufrieden. Ich würde gerne arbeiten gehen, ich wäre am liebsten von morgens bis abends unterwegs. ich hab kein Bock mehr auf Haushalt und Wohnung........Ich zweifle an meiner Ehe. Ich weiss jetzt endlich mal mehr was ich will und lass mich nicht nur treiben.......
Trotzdem finde ich diese Situation irgendwie beängstigend !! Ich hätte gerne wieder meinen "inneren Frieden".......
micmaria

Beitrag von micmaria »

hallo kate

ich würde mich als gesund bezeichnen,einige tiefs kommen noch vor doch die gehen schnell vorüber, habe vor ca drei wochen meine medis ganz abgesetzt hatte kurz(zwei Tage) einen durchhänger mit panikattaken
seitdem hatte ich nichts mehr war wohl auch ein bissel angst von mir das es wieder kommt und deshalb hat mein körper so reagiert,aber egal nun sind sie weg!!!!!
ich bin aber auch nicht mehr so unbeschwert denke noch viel nach mag nicht mehr über belangloses zeug reden(was nicht schlimm ist bringt eh nix) unternehme mehr mit meinen kindern,was in der phase vorher nicht immer so war.Ich konnte mich damals zu nichts aufraffen ,alles war mir zuviel,die ist jetzt zu 1oo%besser gewodren,ich fühle mich einfach gut das ist die hauptsache und ich hoffe auch dir geht es bald wieder besser.Ich habe auch meine Wohnung in der zeit meiner depri neu gestaltet alles viel heller viel freundlicher,das ist wohl normal bei dieser krankheit .Aber auf jeden fall bleibt der zustand nicht bestehen auch nicht bei Dir,da bin ich mir sicher



so das ist meine Erfahrung habe auch noch vor einem halben jahr gedacht es geht nie vorrüber



ganz liebe grüße und kopf hoch
micmaria :roll:
micmaria

Beitrag von micmaria »

oh einige schreibfehler drin entschuldige bin noch nicht so lange dabei lerne das noch mit dem schreiben,schreiben kann ich schon aber mit dem computer mein ich natürlich :?
Muschelkalk

Beitrag von Muschelkalk »

Hoi, Mädels!

Na, das war ja jetzt nicht sooo fruchtbar... :D ...egal. Ich fands einfach spannend, das mal zu erfragen.. Ich fasse mal zusammen: Man kann das Ganze als Phänomen sehen, man kann aber auch sagen: He, sind wir nicht alle ein bisschen Plemplem und wechseln unseren Style? Ich hab das Gefühl, dass an der Sache mit den Farben wirklich was dran sein könnte. Bei mir war es so, dass wir eine blaue Couch hatten, als ich krank wurde. Und als ich dann wieder aus dem Spital zurückkam, hatte ich voll den Hass auf diese Farbe. Als wir später umgezogen sind, habe ich besagte Couch mit einem riesigen, bunten Bassetti-Foulard umhüllt. Wollte das Blau nicht mehr sehen. Und jetzt liebe ich die Couch wieder über alles, da sie mich nicht mehr an diese absoluten Verzweiflungsstunden erinnert....

Hmmmm....ich glaube, dass das nicht nur damit zusammenhängt, das blaue Sofas superout sind. Ne, habe auch Möbel, die definitiv nicht mehr up to date sind. Aber die stören mich null!

LG
Christokalk (als Hommage an den Verhüllungskünstler :wink: )
Runespoor

Beitrag von Runespoor »

Hi!
Ich bin die mit den Farbwechsel. :-) Heute habe ich ganze Sache gemacht und aus meinen Kleiderschrank alles blaue verbannt. Irgendwie geht es mir seit dieser Aktion besser bzw. ich sehe das ich was verändere. Ferner miste ich in der Wohnung kräftig aus. Entferne allen überflüssigen Plunder, einiges wandert erstmal in den Keller. Äußeres Aufräumen gleich innerliches Aufräumen. Naja, ferner habe ich mir überlegt weil mir das lesen so schwer fällt Hörbücher aus der Bücherei zu holen.Es tut sich was. Aber irgendwie täuscht meine Tatenkraft über einiges hinweg. Deshalb auch so schwer von Therapeuten ernst genommen zu werden. Gruß Antje
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