Zutiefst verunsichert

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Jen73
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Zutiefst verunsichert

Beitrag von Jen73 »

Hallo ihr Lieben,
kurz zu mir, ich umreiße meine Geschichte eben grob:
ich bin Jenny 50 Jahre alt und hatte vor 23 Jahren eine PPD, wurde gut behandelt und nach einem Jahr konnte ich meine AD´s ausschleichen und absetzen. 5 Jahre später habe ich aus dem Nichts heraus, während der Arbeit, eine PA bekommen.
Diese haben sich dann auch in immer kürzeren Abständen gehäuft, sodass ich wieder AD´s eingeschlichen habe.
Dann drei Jahre später wieder ausgeschlichen und nach 6 Monaten merkte ich schon wieder, da stimmt was nicht, es geht wieder los. Mit meiner Psychologin gesprochen und da hat sie mir schon fast deutlich zu verstehen gegeben, dass ich wohl immer eine Erhaltungsdosis Sertralin nehmen müsste. Das habe ich dann auch 10 Jahre getan und ich hatte NIX! Mir ging es blendet. Zu meiner Psychologin bin ich brav alle 6 Monate für ein neues Rezept und immer nur kurz gesagt, mir geht es super.
Aber wie der Mensch vielleicht halt manchmal so ist :-( habe ich dann nach 10 Jahren!! Einnahme wieder ganz langsam reduziert, zum Schluss hatte ich dann nur noch 50mg die Woche! Da meinte dann meine Psychologin, dass sie sich nicht vorstellen kann, das diese Dosis irgendwas bringt und ich dann auch gar keine nehmen kann. Hab dann über Wochen nur noch 25 mg genommen und dann irgendwann gar nichts mehr. Das ist dann genau ein Jahr gut gegangen. Bis dieses Jahr zum 17.06.2024. Mitten im Urlaub, kam alles wie aus dem Nichts zurück. Schlimme Angst, tiefe Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit. Zuhause habe ich dann direkt mit 25 mg eine Woche lang eingeschlichen, dann 11 Tage 50mg und weil es immer schlimmer wurde hat meine Psychologin dann gesagt, ich muss auf 100 mg hoch.
Hab dann drei Tage 75 genommen und seit 3,5 Wochen nehme ich 100mg Sertralin.

Ok ihr denk bestimmt, alles klar, ist nen alter Hase, die kennt das Spiel.
So ist es leider nicht :-( Das Aufdosieren bei 50mg und 100mg war der absolute Horror (hatte das von damals so 0,0 in Erinnerung)
Aber ich habe mir regelrecht verkniffen eine Tavor zu nehmen.
Ich bin wieder ganz am Anfang von vor 10 Jahre, ich hab so eine tiefe Verunsicherung und große Panik, dass das Sertralin bei mir nicht mehr wirkt.
Ich wache jeden Morgen mit schlimmsten Angstzuständen auf, quälende innere Unruhe, am Anfang konnte ich das noch auf das Einschleichen schieben, aber nach 3,5 Wochen 100mg sollten die Nebenwirkungen weg sein.
Mein ganzer Tag ist ein Kraftakt, mein Körper bebt innerlich und meine Haut brennt wie Feuer.
Ich lese hier seit Tagen rauf und runter, nur um immer wieder irgendeine Bestätigung zu bekommen, dass es wieder gut wird.
Ich kenn mich so gar nicht mehr.
Das schlimmste ist, dass ich immer wieder versuche zu rekonstruieren, wie es vor 10 Jahren war, ob es da auch so schlimm war und so lange gedauert hat. Ich würde aber fast behaupten, nein. Und das befeuert die Angst, dass es nicht mehr richtig wirkt.
Ich hab pro Woche immer so zwei ganz gute Tage, ein Tag war sogar dabei, wo ich gesagt hätte, oh wie früher. Und dann am nächsten Tag zack wieder nen Tief über mehrere Tage.
Heute morgen war es dann wieder so schlimm wie am Anfang von der Erhöhung auf 100. Quälende Unruhe und Hoffnungslosigkeit. Konnte einfach nicht mehr und hab 0,25 Tavor genommen. Dann war wenigstens die Unruhe weg.
Sollte das Sertralin irgendwann wieder wirken, was ich so sehr hoffe, dann hab ich mir geschworen es NIE WIEDER abzusetzen.
Nie, nie wieder.

Sorry für den langen Text, aber die Verzweiflung musste mal raus.

Liebe Grüße
Jenny

P.S. Dieses Forum ist wirklich ein Segen. Ihr seid alle wunderbar und gebt einem so viel Mut!
alibo79
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Re: Zutiefst verunsichert

Beitrag von alibo79 »

Hallo Jenny, herzlich willkommen hier im Forum.
Ich finde es gerade toll, daß sich hier auch mal eine Frau anmeldet, die nicht mehr so ganz jung ist ( nicht negativ gemeint). Doch meistens sind es ja Frauen, die jünger als ich sind, die gerade durch eine Krise begleitet werden müssen.
Was mir als erstes einfällt, sind natürlich die wechseljahre. Wie sieht es da aus, kann es auch sein, dass die Veränderungen der hormone aktuell das geschehen verschlimmern? Und wie sieht es mit deinem Alltag aus, war der doch die letzten Wochen und Monate stressiger als sonst? Gibt es aktuell etwas belastenden in deinem Leben?
Ich kann mir vorstellen, dass du evtl doch noch Nebenwirkungen merkst und wahrscheinlich auch die Depression. Was ist dein Gefühl bringen die 100mg schon Wirkung? Muss noch weiter erhöht werden?
Ich glaube dass es sehr unterschiedlich von Episode zu Episode sein kann, wie schnell die Medikamente wirken.
Ich habe 2 schwere Episoden hinter mir und ich weiß bei der 2. Episode war es genauso wie bei dir, mein Kopf hat permanent die erste und zweite Episode miteinander verglichen, abgecheckt und gegrübelt wann und wie ich mich gefühlt habe, wie die Verläufe waren usw. Es war vieles ähnlich, aber auch einiges ganz anders. Man denkt ja, so, ich kenne das nun alles und weiß wie es läuft und trotzdem ist man total verzweifelt, verunsichert und hoffnungslos. Und beobachtet sich jeden Tag und jedn Moment wie man sich fühlt.
Ich glaube, so wie du es schreibst, dass es in einem Monat schon wieder besser aussieht, nur aktuell heißt es durchhalten. Bis dahin lass deinen Frust freien Lauf, manchmal muss man sich einfach über diese beknackte Krankheit einfach ausko...
Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Jen73
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Re: Zutiefst verunsichert

Beitrag von Jen73 »

Lieben Dank für deine Nachricht. Und ich hoffe es ist wirklich ok, dass ich hier als älteres Semester schreibe. Auch wenn meine PPD schon so lange her ist.
Meine Periode habe ich schon seit zwei Jahren nicht mehr. Ich denke mal, dass der Ö und P Spiegel schon seit einiger Zeit unten ist. Da hatte ich natürlich noch Sertralin genommen, auch wenn in der geringen Dosis. Das Thema Wechseljahre ist auch so ein schlimmer Trigger gerade bei mir. Lese da in Foren rauf und runter und man wird total verunsichert. Der Trigger ist, dass eventuell der Rückschlag nun doch von den Hormonen kommt und mir kein AD dieser Welt helfen kann. Wie oft ich schon gegoogelt hab, ob Sertralin auch bei Wechseljahrsbesdepressionen helfen. Es ist zum verzweifeln. Auch wenn da immer steht, dass AD auch da zum Einsatz kommt, beruhigt mich das immer nur kurzfristig.
Bin letzte Woche aus lauter Verzweiflung zum Gyn, weil ich dachte das wirkt alles nicht, weil es so lange dauert, und hab hier nun
bioidentische Hormone liegen. Will die aber jetzt am Anfang nicht auch noch auf das Sertralin hauen.
Ich weiß gerade nicht was richtig oder falsch ist.

Auslöser gab es keine. Ich hab ein fröhliches, glückliches Leben, mit einem tollen Job und einer liebevollen Familie.

Diese Schwankungen verunsichern mich extrem. Es gibt sogar Schwankungen innerhalb eines Tages, also es kann sich von Stunde zu Stunde ändern und Abends ist es fast immer gut. (Der Klassiker)
Mal ist ein Tag die Panik im Vordergrund und mal die Depression.
Ich geh Abends ins Bett mit einem "normalen Gefühl" und denke dann schon mit Grauen an den nächsten Morgen/Tag.

Ich würde schon sagen, dass die 100mg Sertralin schon etwas mehr Wirkung zeigen, als die 10 Tage mit 50mg.
Auch wenn es noch weit weg von "normal" ist.

Habe einfach so unglaubliche Angst, dass es nicht mehr wirkt.
alibo79
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Re: Zutiefst verunsichert

Beitrag von alibo79 »

Ich habe auch immer wieder gedacht dass mein AD nicht wirkt oder nicht passt, va in den tiefs war das meine typischen Gedanken. Ich denke dass du beim FA gewesen bist ist gut, wird da denn nicht auch der hormon Spiegel gemessen?
Ich glaube, dass die hormone schon wirklich helfen können deinen Zustand zu bessern.
Wahrscheinlich antwortet dir Marika und nic bestimmt noch, die beiden haben auch dein alter und können zu den Wechseljahren noch mehr sagen.
Ich weiß, dass die Frau von meinem Psychologen auch stark unter Wechseljahren gelitten hat und ihr die bio identische hormone gut geholfen haben. Eigentlich müsste dass doch auch sowieso mehr bringen als AD oder was sagt dein Arzt dazu?
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
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Anne 861
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Re: Zutiefst verunsichert

Beitrag von Anne 861 »

Liebe jen ,willkommen .
Das grauenvolle morgentief ,eines der schlimmsten Symptome die ich immer wieder hatte .ja du sagst es ,zum abend wird es immer besser .Ich nehme ja escitalopram und in meiner ( habe auch schon öfters ausgeschlichen und immer wieder aus dem nichts rückfälle gehabt) einschleichphase wechselten sich im Minuten takt Hochs und Tiefs ab .Die Hochs wurde dann mehr aber das dauerte ca .12 Wochen. Dieses brennen auf der Haut kenne ich auch ,das ad fing an zu wirken sagte man mir damals und die Angst kommt nicht mehr so durch .Es besserte sich tatsächlich. Bei meinen rückfällen hab ich genau wie du, immer darüber nachgedacht ob es davor auch so schlimm war aber für mich war jeder rückfall Horror. Zu mir wurde gesagt ,ich muss bei einer erhaltungsdosis bleiben da es wahrscheinlich chronisch ist . Wie meisterst du den Alltag, gehst du weiterhin arbeiten ? Machst du Sport? Liebe Grüße..marika und alibo haben immer sehr hilfreiche Tipps 😉
Anne 861
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Re: Zutiefst verunsichert

Beitrag von Anne 861 »

Ich hatte vor ca einem Jahr ein trigger, ein Antibiotika was mir so auf den Magen geschlagen hat ,dass ich weinend vorm Arzt saß und dachte die Angst kehrt in voller Wucht zurück .Meine Ängste schlagen mit zb .extrem auf den Magen, essen geht dann überhaupt nicht .Sobald magenprobleme kommen ,ist mein kopf in Alarmbereitschaft und ruft die Angst hervor ..hattest du vor kurzem vielleicht irgendein Erlebnis, dass dir zugesetzt hat ?
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Marika
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Re: Zutiefst verunsichert

Beitrag von Marika »

Liebe Jen!

Herzlich Willkommen bei uns. Ich melde mich auch als alte Häsin... :wink: Wir sind im selben Alter (ich bin 51) und meine PPD brach vor 19 Jahren aus. Ich bin dann tatsächlich mit Escitalopram (Anfangs noch mit Tavor und Mirtazapin in hohen Dosen) und langem Weg wieder völlig gesund geworden. Ich brauche dazu aber eine Erhaltungsdosis von 10 mg Escitalopram. Unter dieser Dosis schleichen sich die Symptome wieder an und es kommt zu einem Rückfall bei mir. Habe ich 2 x so erlebt. Unsere Geschichten ähneln sich also sehr.

In den Wechseljahren bin ich auch, habe aber noch hin und wieder die Periode. Ich merke sonst außer Hitzewallungen nichts negatives von den Wechseljahren... jedenfalls bis jetzt. :wink: Psychisch bin ich völlig stabil, ich würde sogar sagen ich habe gerade eine mega tolle Zeit. Nur noch selten die Periode und somit auch keine PMS Symptome mehr, finde ich sehr befreiend. Ich werde immer selbstbewusster und fühle mich sehr wohl in meinem Körper, obwohl der natürlich nicht mehr jung ist. :wink: Ich war vor kurzem zur Gyn Vorsorge und sie meinte, dass meine Dauermedikation von Escitalopram sicher ganz viel zu meinem Wohlbefinden beiträgt und hat auch gesagt, sie rät mir es weiterzunehmen. Sollten die Hitzewallungen schlimmer werden, kann man immer noch zuerst mit einem pflanzlichen Präparat arbeiten. Das hatte ich vor einem Jahr mal genommen, weil da war es mal heftiger. Blöde Zwischenblutungen und starke Hitzewallungen. Das pflanzliche Präparat (mir pflanzlichen Isloflavonen) hat wirklich mega gut geholfen gegen diese körperlichen Symptome. Ich habe es jetzt wieder abgesetzt nach einem Jahr und es sind nur hin und wieder Hitzewallungen zurück gekommen, was aber gut aushaltbar ist. Ich möchte nach Möglichkeit meinen Körper so natürlich wie möglich durch diese Phase gehen lassen.... ich weiß ja was hilft, sollte es schlimmer werden. Ich kann also die Option von pflanzlichen Isloflavonen sehr empfehlen, natürlich in Absprache mit dem Arzt.

Weiters denke ich, dass du mit dem Sertralin noch Geduld brauchst. 3 Wochen sind noch sehr wenig. Dass du sagen kannst, 100 mg machen einen Unterschied zu den 50 mg ist auf jeden Fall ein Hinweis, dass die Richtung stimmt. Es kann aber einfach noch einige Wochen dauern, bis du eine wirkliche gute Besserung hast. Darauf musst du dich einstellen, so bitter das auch ist. Halte noch ein bisschen durch.

Deine Geschichte zeigt, dass es einfach öfter vorkommt, dass eine Dauermedikation nötig ist um gesund zu bleiben. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Du wirst ganz sicher bald stabiler werden. Gib dem Körper manchmal auch einfach die Möglichkeit runter zu fahren mit einer Tavor, dafür hast du es ja bekommen. Es entlastet das System und in den Stunden der Wirkung des Tavors kannst du Kraft sammeln. Das ist wichtig.

Du wirst das wieder schaffen, ganz sicher. Wir begleiten dich dabei!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Jen73
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Re: Zutiefst verunsichert

Beitrag von Jen73 »

Ich danke euch von Herzen für eure Antworten. Das hilft mit wirklich sehr.

Der Morgen ist mal wieder ziemlich schlimm gestartet, die Unruhe ist fast unerträglich, ich sitze dann wie starr auf der Couch und lese Erfahrungsberichte und komme von Hölzchen auf Stöckchen. Habe aber keine Tavor genommen.
Mein Gedankenkarussell dreht sich ohne eine Sekunde Ruhe, den ganzen Tag. (Abends dann nicht mehr so arg) Das ist so furchtbar anstrengend.

Ich war gerade mit meinem Mann einkaufen, es war unerträglich. Die Unruhe frisst mich auf, als würde ich aus meiner Haut platzen. Konnte mich 0,0 konzentrieren, mir war alles zu laut. Fühle mich wie innerlich getrieben, als wäre ich auf Speed. Also so stell ich mir das vor. Und immer die Angst im Hinterkopf, ob das jemals wieder normal wird. Vor 8 Wochen konnte ich noch ganz normal einkaufen gehen!! Ich habe einfach so eine schlimme Angst. Sage mir dann immer, halte durch, heute Abend hast du wieder ein paar gute Stunden.

Was mich verzweifeln lässt, dass ich auch schon ein paar Tage hatte, also nicht mehrere Tage am Stück, wo ich gar keine Unruhe hatte. Nichts. Auch morgens nichts. Das kurbelt dann wieder meine Gedankenspirale an. Wenn es so heftige Schwankungen sind, sind es doch die Hormone? Wie gesagt, ich bin postmeno und habe seit 2 Jahren meine Periode nicht mehr, und seit 1,5 Jahren Hitzewallungen, mit denen ich aber wirklich leben kann.
Einen Hormontest wollte meine Gyn nie machen, da sie meint, das bringt alles nix und postmeno schon mal gar nicht.
Hab ihn zwei Wochen aber wieder einen Termin bei ihr und werde das dann nochmal besprechen, sonst lasse ich ihn als Selbstzahler bestimmen.
Einen Tag später habe ich dann einen Termin bei meiner Psychologin, dort werde ich das Thema auch noch mal ansprechen.
Ich brauche einfach jemanden der mir sagt, es ist egal ob sie AD´s oder Hormone nehmen, eins von beiden wird ihnen helfen.
Weiß aber auch jetzt schon, dass meine Gyn sagen wird, auf Grund meiner Vorgeschichte, dass es daran liegt, dass ich keine AD´s mehr genommen habe.

Ich muss irgendwie wieder aus dem Gedankenkarussell rauskommen. Und ich brauche was zur Beruhigung, was nicht direkt Tavor ist.
Hatte früher auch mal Opipramol bekommen, hatte aber irgendwie das Gefühl, das bringt nichts bezüglich der Ängste.
Dann dieses permanente googlen, würde sagen im Moment ist das schon zwanghaft. Mal denke ich, ok es ist deine Angsterkrankung, dann wieder, ok es sind doch die Hormone. Eine Endlosspirale.
Passt die Dosierung von Sertralin, warum hatte ich unter 50mg auch einen guten Tag, und unter 100 auch? Habe ich so eine schlimme innere Unruhe weil die Dosis zu hoch ist, oder ist es die Erkrankung. Oder ist es doch zu wenig, weil es immer nur ein paar gute Tage sind und ich nicht dauerhaft stabil werde. Brauche ich nun doch das erste mal 150mg? Fragen über Fragen in meinem Kopf und keine Lösung.

Ich gehe jetzt eine runde Spazieren, auch wenn es mir verdammt schwer fällt. Aber irgendwie muss diese Unruhe raus.

Ich danke Euch!
Jenny


P.S. Meine Mama nimmt übrigens seit 20 Jahren durchgehend Sertralin, am Anfang 150mg und seit 15 Jahren 100mg. Sie hat eine generalisierte Angststörung mit Depressionen. Sie war jedoch so "clever" dieses nie abzusetzen und ihr geht es blendet. Früher konnte mich das immer beruhigen, aber selbst das hilft gerade nicht mehr. Das hat meine Psychologin auch übrigens zu der Aussage gebracht, dass es bei mir vermutlich eine genetische Geschichte ist.
Anne 861
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Re: Zutiefst verunsichert

Beitrag von Anne 861 »

Hey jen ,ich wollte nur kurz antworten zwecks tavor .Habe mich da nie ran getraut .Vielleicht besprichst du mit deinem arzt mal promethazin tropfen ,ich habe sie immer in der Tasche als Notfall Medikament zwecks meiner angst.sie machen nicht abhängig ,sind nicht ganz so stark und beruhigen auch .Melde mich später nochmal .Liebe grüße..und spazieren gehen ist sehr gut ,mal soll sich ja draußen bewegen auch wenn es schwer fällt .immer kleine Fortschritte.
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Marika
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Re: Zutiefst verunsichert

Beitrag von Marika »

Hallo!

Promethazin nehmen hier einige. Wie Anne sagt, es ist nicht ganz so stark, macht nicht abhängig und beruhigt trotzdem. Es ist von der Wirkung dem Opipramol überlegen. Ich würde das tatsächlich mit dem Arzt besprechen.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Nici
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Re: Zutiefst verunsichert

Beitrag von Nici »

Liebe Jen!

Herzlich willkommen im Forum. Auch ich bin schon sehr lange hier im Forum und möchte dir gerne von meinen Erfahrungen berichten.

Ich nehme aufgrund einer generalisierten Angststörung, Dysthymie und Depressionen
Escitalopram seit 2017. 2019 habe ich langsam auf 10 mg runter dosiert und einen Rückfall mit extremer Angst, Panik und Depression erlitten. Ich bin wieder auf 15 mg gegangen und die ersten Monate waren die Hölle. Zur Beruhigung habe ich auch Opipramol verschrieben bekommen. Es hat mir früher mal bei einer Schlafstörung geholfen, aber tagsüber zum runterkommen leider nicht. Nach einem Jahr ging es mir wieder relativ gut.
2021 hatte ich eine belastende Situation in der Familie und habe mir gedacht, ich könne ein paar Tropfen mehr Escitalopram nehmen (von meinem Psychiater habe ich die Erlaubnis jederzeit bis 20 mg hoch zu dosieren). Es waren 4 Tropfen, die ich mehr genommen habe…unglaublich, es hat alles wieder durcheinander gebracht. In Absprache mit meinem Arzt bin ich dann zurück auf 15 mg und trotzdem hat es bei mir einen extremen Rückfall ausgelöst. Es war wieder die Hölle, aber es wurde von Monat zu Monat wieder besser, obwohl es wieder sehr lange gedauert hat bis ich wieder ohne Symptome war. Nie wieder werde ich etwas an meiner Dosierung ändern.
Hormonell habe ich auch seit der Pubertät Probleme. Ich habe u.a. PCOS, Bioidentische Hormone haben bei mir leider keinen Erfolg gezeigt.
Meine Oma hatte auch psychische Probleme und ich denke bei mir ist das auch genetisch veranlagt. Leider habe ich sie nicht mehr kennen gelernt.

Halte durch, es wird wieder besser…es dauert leider.
Ich kenne alle deine Gedanken. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich nicht das AD geändert habe als ich so verzweifelt war, weil es nach Wochen immer noch nicht besser wurde.

Dies ist nur meine persönliche Erfahrung, bin natürlich kein Arzt und darf hier auch
keine Empfehlungen aussprechen.

Alles Liebe für dich!
Nici

15mg Escitalopram
Nici
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Re: Zutiefst verunsichert

Beitrag von Nici »

Bin übrigens auch schon 46 Jahre alt… :roll:
Nici

15mg Escitalopram
alibo79
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Re: Zutiefst verunsichert

Beitrag von alibo79 »

Ich kenne auch viele, die promethazin zur Beruhigung bekommen. Ich kenne es auch, ich bin aber auf quetiapin umgestellt worden. Das vertrage ich auch sehr gut.
Bei uns liegen psychische Erkrankungen auch in der Familie. Meine Eltern haben eine psychische Erkrankung und wir 4 Kinder auch. Teilweise ohne Medikamente recht stabil, teils mit Medikamenten. Mein Bruder und ich werden sehr wahrscheinlich dauerhaft Medikamente brauchen und meine Mutter nimmt auch eine kleine dosierung.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Jen73
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Re: Zutiefst verunsichert

Beitrag von Jen73 »

Hallo ihr Lieben,
ich wollte mich noch mal melden. Bin nun in der 5.Woche mit 100 mg Sertralin.
Hatte diese Woche ja zwei Arzttermine, Gyn und Psychologin, der Gyn Termin wurde aber seitens der Praxis verschoben. (nun in vier Wochen)
Der Termin bei meiner Psychologin war gut, sie wusste ja noch gar nichts von meinem Rückfall, da ich ja bei ihrer Urlaubsvertretung war.
Auf jeden Fall, hat sie mir deutlich aber nett zu verstehen gegeben, dass sie absolut nicht verstehen kann, warum ich das Sertralin abgesetzt habe, zumal zwei Versuche ja schon in die Hose gegangen sind. Und ich konnte ihr wirklich nur zustimmen!
Sie erklärte mir zum dritten Mal, dass ich immer eine Erhaltungsdosis benötigen werde und ich das endlich akzeptieren soll. Dann kam natürlich der Vergleich mit einem Schilddrüsenmedikament, dies würde auch niemand in Frage stellen. Ich weiß das ALLES! und ich ärgere mich so unfassbar über mich selbst. Jetzt hab ich die Quittung und viel heftiger als je zuvor. (So fühlt es sich zumindest an)

Habe ihr von meiner Besorgnis berichtet, dass ich Angst davor habe, dass das AD nicht mehr wirkt. Diese Angst konnte sie mir nehmen, da ich schon etliche gute Momente unter 100 mg Sertralin hatte.
Ich hab vor 4 Wochen angefangen eine Excel Liste zu erstellen (bitte haltet mich nicht für verrückt :-) ), die aufgeteilt ist je Tag in Morgens, Vormittags, Mittags, Nachmittags und Abends. (Ja die Aufteilung musste so detailliert und nicht nur pro Tag, da die Schwankungen innerhalb eines Tages manchmal so krass sind :-)
Hab ihr die Liste gezeigt, sie grinste natürlich und meinte typisch für mich, aber sie konnte die Tendenz sehen.
Ich glaube das auch alles, aber trotzdem reißt es einen immer wieder um, wenn wieder ein paar schlechte Tage kommen.
Gerade nach drei guten Tagen, fühlen sich dann die schlechten Tage doppelt so schlimm an. Eine Mischung aus Enttäuschung und Zweifel.
Natürlich versuche ich an den schlechten Tagen mir immer die guten Tage vor Augen zu halten, aber nach dem vierten, fünften wiederkehrenden Tief, ist das alles so unglaublich belastend. Was wenn es doch nicht richtig wirkt. Die Frage schleicht sich dann natürlich in den Kopf.

Die letzte Woche war bis jetzt "die beste Woche" und natürlich konnte diese Woche da nicht mithalten. Diese Woche ist sehr zäh und ein Wechsel zwischen schlecht und geht so. Am meisten macht mir der depressive Anteil zu schaffen.
Was mich diese Woche auch noch total aus der Bahn geworfen hat, war die "Abendstimmung"
Die letzten Wochen konnte ich mich immer zu 95% darauf verlassen, das egal wie der Tag war, die Stimmung Abends immer gut bis sehr gut war. Das war mein Anker an einem heftigen Tag.
Nun hatte ich diese Woche zwei Abende die nicht sehr gut waren sondern nur ganz ok und das hat in mir so eine Verunsicherung ausgelöst, dass alles nur noch schlimmer machte.
Wenn ich das hier so schreibe, frage ich mich, was stimmt mit mir nicht, ich bewerte Tageszeiten, sowas wäre mir vor dem Rückfall im Juni nie in den Sinn gekommen.
Manchmal sind die Schwankungen so heftig, dass ich gestern noch gedacht habe, am Montag war ich ein komplett anderer Mensch, als dann Dienstag. Da kann man doch nur kirre werden.

Ich habe nun in 5 Wochen meinen nächsten Termin bei meiner Psychologin und bis dahin soll ich bei 100 mg Sertralin bleiben. Bis zu diesem Termin wäre ich dann bei 10 Wochen 100 mg und diese Zeit möchte sie der Dosis geben, bevor über eine Erhöhung nachgedacht wird.

So sorry, für den langen Text. Aber es tut gut, das alles mal runterzuschreiben.

Ich drücke euch Alle!
Jen
alibo79
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Re: Zutiefst verunsichert

Beitrag von alibo79 »

Guten Morgen jen,
Ich finde das gar nicht verrückt mit der Tabelle, ich habe es das erste halbe Jahr in der depression ähnlich gemacht. Ich habe die Tage mit + oder- in verschiedener Anzahl und Kombinationen gekennzeichnet und aufgeschrieben was immer so l8s war. Das hat mir ein besseres Gefühl gegeben dafür wie der Alltag so läuft und ich konnte die Schwankungen teilweise besser einschätzen. Außerdem hatte ich dadurch hatte ich ein Gefühl von Kontrolle und dass ich es quasi in der Hand habe. Denn durch die Depression hatte ich ein extremes Gefühl des kontrollverlustes.
Abends war es bei mit teils auch besser, aber eben auch nicht immer. Es gab auch Abende, da war ich so mega kaputt vom Tag, dass da schon wieder Ängste und Zweifel aufgekommen sind wie ich bloß dien nächsten Tag schaffe und Angst vor dem nicht schlafen , so die üblichen negativen Gedanken eben.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
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