Neu hier mit Zg

[Jersey24]

Ich wurde bisher immer mehr auf Angst behandelt. Also auch ziehen lassen, entspannen, ablenken. Aber, das ist wie ich jetzt weiß, nicht mehr so ganz die moderne Technik bei Zwang. Ich habe viel gelesen und man behandelt heute wohl viel mit Exposition mit Reaktionsverhinderung (gibt ne Behandlungs-Leitlinie dazu) und ich mag meinen Therapeuten wahnsinnig gern, menschlich. Aber altuwll kommen wir nicht so ganz weiter. Er hat auch keine Kinder und Familie und iwie merke ich das ein bisschen. Ich werde also zu November nochmal die Therapie wechseln. Hier an der Uniklinik gibt es ein spezielles Programm. Ambulant, also auch nur einmal die Woche.
Aber ich bin echt etwas gerade. Weil ich so wenig voran komme…gefühlt habe ich alles dazu gelesen, bin in Therapie (wenn auch noch nicht in einer spezifischen, dennoch ist es VT) und nehme jetzt Medikamente. Und dennoch tappe ich so auf der Stelle! Und das ja, obwohl ich das schon kenne!!!!

[SaraGossa]

Hey du Liebe,
Ich melde mich auch dazu, weil auch ich nach der Geburt meines Sohnes 2021 massive ZG bekommen habe...es ist so schrecklich, ich schicke dir erstmal eine dicke virtuelle Umarmung❤
Ich möchte dir eines versichern: Du wirst wieder gesund, weil du nämlich tätig bist. Du unternimmst was, du WILLST wieder gesund werden und leitest die dazu nötigen Schritte ein. Die ZG sind Biester, auf unsere grössten Ängste stürzen sie sich und nehmen uns vollkommen ein.
Bei mir waren der Zwang und die Ängste rückblickend, wie bei Marika, unterschwellig bereits immer da. Ein grosser grosser Faktor waren bei mir das fehlende Selbstvertrauen und Urvertrauen in mich. Plus die Erkenntnis, dass ich hochsensibel bin. Ich sehe es so: Da ist etwas in dir, das aufgearbeitet werden möchte. Es zeigt sich zwar über fiese ZG, aber mit der Zeit, Therapie und Geduld wird sich Stück für Stück herauskristallisieren, was der Kern des Ganzen ist.
Es klingt so blöd, aber ich bin SO dankbar heute....versteh mich nicht falsch: Die PPD war Horror, aber ich bin heute eine Version von mir, die ich mir nie hätte erträumen lassen können. Ohne (irrationale) Ängste, ohne ZG. Selbstsicher. Geerdet.
Die Angst wird weniger werden und somit den ZG den Nährboden nehmen. Dadurch wirst du mehr Vertrauen in dich bekommen, denken: "Ja, ich habe diesen Gedanken, aber denken und tun sind zwei grundverschiedene Dinge. ICH WEISS ich würde sowas nie tun"
Und irgendwann wirst du das nicht nur denken, sondern auch fühlen. Step by step. Du machst das super und wir begleiten dich♡

[Jersey24]

Ihr seid hier alle großartig! Danke. Einfach danke.
Ich dachte halt einfach, ich hätte das alles schon mal aufgearbeitet und sei nun gewappnet…großer Irrtum offensichtlich. Ich hatte das 2012 ziemlich heftig, dann immer mal wieder kleine Anflüge und jetzt halt wieder doll. Und das ist sehr frustrierend. Weil man so viel schon gemacht hat und dann in der akuten Situation dennoch reinstürzt. So auf die Zukunft hat geblickt, ist das nicht toll. Und im netz (auch auf höchst seriösen Seiten) steht halt, dass man den Umgang zwar damit lernen kann, es aber nicht heilbar ist. Und gerade weil ich es wieder habe, ist das nicht schön zu lesen

Konntet ihr euch das iwie besser erklären, weil es innerhalb der PPD war? Dafür ist es bei mir zu spät gekommen…
Ich hatte im Wochenbett auch ganz kurz zg, ich könnte ihn ersticken, weil ich zu dicht an ihm war mit der Strickjacke. Aber der Gedanke war komischerweise nach drei Tagen weg…

[Marika]

Zwangsstörungen sind tatsächlich zum aktuellen Zeitpunkt der Forschung nicht heilbar. Es macht aber einen Unterschied, ob man schon vor der Schwangerschaft und Geburt damit zu tun hatte (so die du und ich z.b.) oder ob sie ganz neu erst um Schwangerschaft.... usw. aufgetaucht sind. Letzteres hat eher Aussicht auf Heilung auch dauerhaft ohne Medikament. Bei uns die vorbelastet sind, ist eine dauerhafte Beschwerdefreiheit mit Medikamenten gut erreichbar, aber ohne Medikamente zeigt die Erfahrung, kommt es immer wieder zu Rückfällen. Auch die längste und beste Therapie alleine kann Zwangsstörungen ohne Medikament nicht ausreichend in Schach halten. Sie ist aber trotzdem sehr wichtig, um eine Stabilität zu erreichen. Ich habe mich damit arrangiert, mir ist klar, ich werde auch weiterhin mit Escitalopram leben.

Ich habe erst nach der Geburt erfahren, was ich da eigentlich habe. Es war so oder so ein Albtraum. Erst etwas später wurde mir klar, dass ich ZG ja schon viel früher hatte. Irgendwie hat mir das geholfen, es besser zu akzeptieren. Heute habe ich mit der Akzeptanz keine Probleme mehr, es ist wie es ist. Ich bin gesund, eine "bessere Variante von mir selber" sie SaraGossa schon geschrieben hat.

[Tami84]

Hallo, ich bin von Zwangsgedanken nur teilweise betroffen, doch möchte ich mal was auf den Weg geben….. viele, die ZG haben denken sie seien unnormal. Ich habe mich viel mit dem Thema beschäftigt und es ist so, dass gesunde Menschen durchaus auch so Gedanken haben sie aber nicht drauf eingehen. Ein Beispiel von mir. Oft denke ich im Auto, was wäre, wenn ich jetzt gegen einen Baum fahre. Mein mitfahrendes Kind wäre mir hilflos ausgeliefert. Oder wenn ich mit ihr auf dem Balkon bin schickt mir mein Gehirn den Gedanken was ist, wenn ich sie jetzt übers Geländer halten würde, etc. Wir „kranken“ bekommen dann Angst und spinnen das Ganze immer weiter. Hinterfragen, ob wir noch ganz dicht sind etc. Und genau da liegt die Lösung. Sich bewusst zu machen, dass viele Menschen solche Gedanken haben nur sie nicht aussprechen oder weiter darauf eingehen.

Und noch etwas. ZG gehören zu einer Angsterkrankung. Sie zeigen was die schlimmste Vorstellung ist. Zum Beispiel das eigene Kund zu vergewaltigen oder vom Balkon zu schubsen oder oder oder. Das Gehirn zeigt einem immer das Worst Case Szenario. Das ist an sich nichts schlimmes und durchaus normal, sofern man sich nicht drauf einlässt bzw. damit identifiziert.

Ich hoffe, meine Worte helfen dir etwas zu verstehen, dass du nicht Unnormal bist.

LG

[Marika]

Genau, jeder Mensch hat solche Gedanken also quasi "Was wäre wenn..." Gedankenspiel. Eine völlig normale menschliche Angewohnheit. Mir hat das ein Stück weit geholfen. Sehr oft haben mir Gesunde ihre "verrückten" Gedanken erzählt... sie waren oft sogar identisch mit meinen ZG.

Der Unterschied ist, dass unser Filter im Gehirn nicht richtig arbeitet. Ständig kommen die Gedanken wieder, lassen sich nicht abstellen und machen immer mehr Angst. Das Gehirnareal hinter der Stirn (frontaler Kortex) ist mitverantwortlich dafür, er arbeitet überaktiv. Er ist für die Impulskontrolle verantwortlich. Da er zuviel arbeitet, könnten wir die ZG gar nicht ausüben. Wir haben durch diese Überaktivität sogar eine gesteigerte Kontrolle über unsere Impulse, höher als Gesunde. Das klingt völlig paradox, weil wir durch diesen komischen plötzlich starken Impulsdrang fürchten, wir könnten gleich was Schlimmes tun. Durch die Überaktivität geht das gar nicht, aber sie ist andererseits ein Grund, dass ZG enstehen. Wie gesagt, paradox. Wie müssen tatsächlich "mechanisch" in der Therapie lernen, dieses zwanghafte Denken wieder "zu verlernen".

Hinter Zwangsstörungen bzw. Zwangserkrankungen steht immer Angst. Daher geht man die Angst zuerst an. Aber es besteht dann schon ein Unterschied zwischen der Behandlung von Angsterkrankungen und Zwängen. Beides fließt zwar ineinander und doch gibt es Unterschiede. Daher auch die 2 unterschiedlichen Begrifflichkeiten. Ich finde es gut, dass du deine Therapie nochmal ab November gezielter machen kannst.

[Jersey24]

Danke ihr Lieben!
Eine gesteigerte Kontrolle? Aber ich bin dem Impuls ja mal nachgegangen? Zum neutralisieren?

Ich weiß, dass alle komische Gedanken haben, also auch solche. Ich stand auch schon mit meinem Sohn auf dem Balkon und dachte: oh je. Das war aber nie mit Angst beladen. So ist das glaub ich bei gesunden. Sie denken: oh. Komisch. Fertig. Ich frage mich aber tatsächlich auch. Ob gesunde an missbrauch denken? Also kurz? Und dann machen sie weiter?
Bei mir schiessen diese Gedanken halt so mit massiver Angst ein, dass es quasi unmöglich ist, sie „stehen“ zu lassen. Ich hatte diesen oädophil gedanken, wie gesagt, schon paar mal. Immer mit Angst. Vor meinem Sohn. Dennoch ist es mir da meist gelungen, nach paar Tagen das wieder gut sein zu lassen.
Jetzt hab ich noch in letzter Zeit immer mal dran erinnert.und dann kam er reingeknallt. Der Gedanke.
Ich denke jetzt natürlich: wenn du die immer mal wieder hattest, bedeuten sie vielleicht doch, dass das wahr ist?
Kennt das jemand, dass „alte“ Gedanken eine neue Episode auslösen?

[Marika]

Nein, du hast eben NICHT einen ZG ausgeführt, sondern eine ganz normale körperliche Interaktion mit deinem Sohn gehabt. Wie schon mal erklärt hat das eine mit dem anderen nichts zu tun. Du hast zwar "neutralisiert" das hat aber rein gar nichts mit "ZG ausführen" zu tun. Du darfst es ruhig glauben: du hast eine gesteigerte Impulskontrolle und könntest die Gedanken gar nicht ausführen.

Nein, du bist nicht pädophil, warst es nie und wirst es nie sein. Egal wie oft du diesen Gedanken schon hattest. Meine ZG waren früher aggressive ZG gegen meine Mutter, die selben hatte ich auch gegen mein Kind (die anderen ZG kamen dann noch dazu) und ich war alles andere als gewalttätig.... im Gegenteil wir sind meist ja sehr sensibel, harmoniebedürftig und sanft. Menschen mit diesen Charakter Eigenschaften sind viel eher prädestiniert für ZG und Zwänge, als andere. Als ich damals nach 9 Monaten ohne AD einen Rückfall hatte, sind auch die alten bekannten ZG wieder auf heftigste Art und Weise reingeknallt, eben auch die pädophilen.Und ich stand da, unfähig das zu tun, was ich in der Therapie gelernt hatte. Erst als ich wieder mit dem AD begonnen habe, verschwand dieser Spuk wieder.

Ja, ich kenne Gesunde, die sich auch schon gefragt haben, ob sie einem Kind Pädophile Gewalt antun könnten. Meist kommt sowas zustande, wenn das Thema in den Medien ist. Dann machen sich die meisten ihre Gedanken und sie sehen es bildlich vor sich.... dann reagiert man mit Abscheu, wir ja auch. Nur Gesunde wissen im selben Moment, was für ein Quatsch das ist und weg ist der Gedanke. Wir bewerten den Gedanken mit Angst, sind uns unsicher was das zu bedeuten hat, fragen uns: bin ich was ich denke? Und kommen wegen mangelndem Selbstvertrauen zu dem Schluss: ja, ich bin vielleicht das was sich mir da an ZG aufdrängt. Wir sind nicht in der Lage, den Gedanken einfach stehen zu lassen, das ist eben auch darum der Fall weil unsere Gehirnchemie (allen voran der Botenstoff Serotonin) nicht passt. Das noch zusätzlich zu der schon erwähnten Überaktivität bestimmter Gehirnareale. Das AD setzt genau da an, angefangen von einer wieder regulierten Gehirnchemie, bis hin zu einer Normalisierung bestimmter Gehirnareale und sogar damit verbundenen neuen Nervenverbindungen. Das alles wird aber Zeit brauchen.

Daher solltest du gut im Gespräch mit deinem Arzt bleiben, was das Escitalopram anbelangt. 5 mg sind mit allergrößter Wahrscheinlichkeit zu wenig. Mein Psychiater hat nach 5 Tagrn gleich auf 10 mg erhöht und dann meist nach ein paar Wochen Beobachtung auf 15, 20 und 30 mg. Das heisst aber nicht, dass es bei dir auch so gemacht wird, ich möchte dir nur sagen, dass du mit 5 mg wahrscheinlich noch keine ausreichende Wirkung haben wirst. Und es dauert zusätzlich 2 bis 4 Wochen bis eine Dosis richtig zu wirken beginnt.

[Jersey24]

Du bist so toll! Danke!

Ich hatte den Gedanken halt immer ziemlich aus dem nichts…dennoch egal?

[Marika]

Aber natürlich, ist das so Liebes! Das ist ja das schreckliche daran... Diese Gedanken kommen aus dem Nichts, wir können sie nicht einordnen, sehen keinen Zusammenhang und sind uns daher so dermaßen unsicher und voller Angst. Das ist sogar absolut typisch und charakteristisch für ZG. Auch dass du dich immer wieder fragst, ob nicht doch pädophil bist ist absolut typisch und klar der fiese ZG.

[Jersey24]

Ich hatte den Gedanken, wie gesagt, über all die Jahre immer wieder mal. So drei mal oder so als einschiessender Gedanke, konnte es aber dann iwann ruhen lassen
Und hab mich gerade iwie in letzter Zeit häufig dran erinnert beim Baden (ohne Angst) und gedacht: hoffentlich denkst du sowas nicht mal wieder. Und bumm…

Und gerade weil ich den Gedanken iwie immer wieder erinnert habe (gefühlt mehr als alle anderen komischen Gedanken, die ich schon hatte), denke ich, es konnte was dran sein. Im Sinne von: wenn man so was so oft denkt ob all den Jahren, muss ja stimmen. An die anderen Gedanken hast du dich nicht so oft erinnert

[Marika]

Nein, da ist nichts dran. Es ist schlicht ein Gedanke mit absurdem Inhalt. Versuch immer wieder Stopp zu sagen, wenn du in diese Grübelspiralen kommst. Du kannst den Inhalt nicht analysieren, der Inhalt ist einfach nur ansurd und unwichtig.

[taskki1984]

Ja , weil der dich am meisten ängstigt. Deshalb kommt er immer wieder ..
Ich hatte auch schon viele andere, die blieben ne Weile und dann gingen sie wieder. Nur die sexuellen Zwangsgedanken sind „konstant“ . Weil sie mich am meisten belasten nehme ich an.

Da ist aber definitiv kein Fünkchen Wahrheit dran, dass will dir deine Angst einfach einreden.

Warte jetzt mal die Wirkung vom Escitalopram ab. Es hat mir so viel Erleichterung verschafft. Bestimmt hilft es dir !

[Jersey24]

Meine eigentliche Angst war die vor Schizophrenie. Die hat mich auch über ein Jahr zwanghaft begleitet. Die macht mir gar nix mehr aus. Und in dem Rahmen kamen viele anderen doofen Gedanken mal auf, unter anderem der pädophile…

Aber ja, du wirst recht haben, das ist einfach der schlimmste Inhalt. Gerade mit eigene Kind, deshalb kam dieser Gedanke wohl immer wieder mal kurz, bis er jetzt leider zum Zwang wurde.

Wie geht’s dir denn aktuell?

[taskki1984]

Leider nicht so besonders .. bei mir hat es sich etwas verändert .. ich habe nicht mehr die Angst , dass da etwas dran sein könnte - dafür weiß ich zuviel über die Krankheit und kann das alles schon einordnen .. ich hab einfach immer so Zwangsbilder/Vorstellungen zu dem Thema oder auch einfach die Angst , dass die gleich wieder kommen. Fast den ganzen Tag.. also ich kann meinen Alltag bewältigen und arbeiten und mich kümmern .. aber bin halt innerlich total gestresst … ich hoffe einfach , dass das Cipralex wieder bald anschlägt und mein Kopf wieder richtig funktioniert

Echt nervig dass es so eine bekloppte Krankheit überhaupt gibt. Bin manchmal echt wütend darüber , vor allem da ich jetzt so lange symptomfrei war und weiß wie schön das ist . Aber es wird bestimmt wieder besser und bei dir auch! Ich bin jetzt optimistisch