Massive Unruhe, Rückfall?

[Marika]

Liebe Iris!

Lass dich mal fest in den Arm nehmen. Ich kann dich sehr, sehr gut verstehen. Alle deine Gefühle kenne ich, auch wenn ich nicht in der Klinik war, war mein Weg ein sehr langer und harter Kampf. Ganz oft dachte ich genau das: es wird nie mehr gut, es ist gar keine Besserung da, ich mache keine Fortschritte, ich kann nicht mehr. Pure Verzweiflung, alles dunkel, kein Ausweg. Diese Gefühle sind absolut schrecklich und lassen einen wirklich verzweifeln.

Und trotzdem sage ich dir: Du wirst wieder GESUND! Du hast eine schwere PPD und da ist die Heilung oft sehr langwierig. Du stehst trotzdem nicht am Anfang, es gab schon Lichtblicke. Das ist ein schwacher Trost, ich weiß aber genau so muss man es sehen. Es ging mir genau gleich.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass der Besuch ein Auslöser sein kann. Schließlich hast du dich da sicher "zusammen gerissen", das kostet enorm viel Kraft. In deiner momentanen Verfassung ist dann das System natürlich komplett überfordert. Ich habe das oft erlebt. Du bist nicht alleine. Ich kenne auch von hier einige, die einen wirklich langen steinigen Weg gehen mussten, aber sie haben es geschafft. Und das wirst du auch!

[Sternschnuppe2023]

Liebe Iris,

ich kann deine Verzweiflung so gut nachempfinden. Mir ging es exakt genauso vor etwas mehr als einem Jahr. Kaum geschlafen, dann durchgängig diese fiese Unruhe. Für mich gab es nur zwei Vorstellungen von der Zukunft, für immer als Wrack in irgendeiner Klinik oder daran zugrunde gehen. Doch es wurde wieder besser. Das wird es bei dir auch . Auch wenn du es dir gerade nicht vorstellen kannst. Ich dachte damals, ich bin die eine, bei der es keine Besserung geben wird. Ich habe versucht nur den Moment zu sehen. Das hat mir etwas geholfen, nicht komplett in meiner Verzweiflung abzudriften.
Du hattest schon gute Wochen. Das wird wieder kommen.
Ich bin in Gedanken bei dir. Die Krankheit ist so fies und gemein.
Aber du schaffst das

[alibo79]

Liebe Iris, wie geht es dir im Moment? Bitte verliere nicht den Mut, auch ich habe schon zweimal diesen harten, steinigen Weg gehen müssen. Es war wirklich schlimm und hat auch lange gedauert. Als ich wieder neu erkrankt bin war das schlimmste, dass ich wusste was das bedeutet nämlich wieder lange Zeit kämpfen zu müssen und ich mich fragte ob ich die Kraft habe es nochmal durchzustehen. Aber ich habe es geschafft, auch du schaffst das. Die unruhe am Morgen ist so schwer auszuhalten. Bei mir waren es starke unruhe, Angst und die tiefe Traurigkeit mit Erschöpfung. Mit der Zeit wusste ich, dass es in der Regel im laufe des Vormittags weniger wurde. Daran habe ich mich festgehalten.
Wie sieht denn der weitere Plan für dich aus? Sind nochmal Änderungen bei den Medikamenten geplant?

[Iris36]

Hallo, mittlerweile ist man sich relativ sicher dass es eine neue Episode der Depression ist, ausgelöst durch zu viel Stress im Alltag mit den Kindern.

Medikamente wurden hier in der Klinik schon etwas angepasst. Das unretardierte quetiapin auf 100mg erhöht und die Oberärztin letzte Woche hat auch das trazodon, welches angstlösend und beruhigend wirkt zum schlafen in niedrigster Dosierung wieder angesetzt.

Wie lange es in der Klinik noch weitergeht für mich wissen wir noch nicht. Kommt drauf an wie sich mein Zustand weiter entwickelt und ich mich stabil genug fühle wieder heim zu gehen.
Am Wochenende hab ich zuhause übernachtet. Die Nacht war nicht besonders und von ängstlichem aufwachen geprägt. Aber ich habe den Sonntag bis zum Nachmittag durchgehalten und bin erst dann wieder zurück in die Klinik.

Ansonsten ist zuhause der Plan meinen Sohn nun schon mit knapp 11 Monaten in die Krippe einzugewöhnen, was auch nochmal den Stress daheim weniger werden lässt, und ich nur noch am Nachmittag beide Kinder habe.

Und wie immer alle sagen: es wird wieder besser und gut, und heute ist nach 4 Wochen Klinik tatsächlich der erste Tag an dem ich es auch wieder glauben kann heißt also die Richtung stimmt wieder.

[alibo79]

Liebe Iris, schön, dass du etwas Hoffnung schöpfen kannst, das freut mich sehr. Ich bin mir sicher, dass du bald noch einen guten ruck nach vorne spüren wirst. Setz dich nicht unter Druck, gib dir die Zeit, die du brauchst.
Und wenn dein Kind in die Betreuung geht und es dir damit besser geht, dann profitieren alle davon.
Mir hat es damals auch sehr gut getan, als meine Kinder in die Betreuung gegangen sind.
Natürlich habe ich mich manchmal gefragt, wie es gewesen wäre, wenn ich nicht krank geworden wäre. Und war auch traurig darüber. Heute sehe ich aber, dass da ganz viele Gedanken mit rein gespielt haben an meine überzogenen Vorstellungen ans Mutter sein und meine übermäßige Perfektionismus. In meinem tiefen Herzen war es aber so, dass ich auch Zeit für mich brauchte. Und es war gut die zu bekommen.
Bist du am Wochenende zu Hause oder in der Klinik?
Liebe Grüße

[Iris36]

Guten Morgen,

In Summe geht es mir doch schon deutlich besser als noch vor ein paar Wochen. Meine Medikamente wurden auch nochmal etwas erhöht.

Am Wochenende darf ich immer zuhause übernachten, was letztes Wochenende echt schon super geklappt hat. Da hab ich auch wieder gemerkt ich komme wieder klar zuhause.

Der Plan sieht nun vor, dass ich heute in einer Woche aus dem stationären Setting entlassen werde und wenn alles klappt ab dem 7. November in der Tagesklinik starten kann.

Das mit dem Druck sagt sich so leicht und ist ganz schön schwer sich selber keinen zu machen. Vorallem wenn man etwas unbedingt möchte, wie eben in einer Woche wieder heim zur Familie

[Sternschnuppe2023]

Huhu liebe Iris,

So schön zu hören, dass es dir weiterhin besser geht .
Hast du das Tavor jetzt komplett ausgeschlichen? Und was macht dein Schlaf.

Ich wünsche dir weiterhin alles Gute . Berichte dann gerne, wie es läuft, wenn du zu Hause und in der Tagesklinik bist.

[Iris36]

Hallo,

Tavor ist seit über einer Woche raus. Schlafen ist meist schon besser aber schlechte Nächte drehen leider die Tage immer noch um 180 Grad. Sprich ich hab massive Stimmungseinbrüche und kämpfe mich im hier und jetzt zu halten. Und ich weiß nicht wie ich das Zuhause schaffen soll.

Wie habt ihr das denn hinbekommen? Wenn die Nacht gut war und ich schlafen konnte sind die Tage auch kein Problem. Nach über 5 Wochen Klinik ist die Sehnsucht wieder komplett nach Hause zu kehren einfach riesig. Aber ich hab Angst dass es zu früh ist, da eben wie gesagt eine schlechte Nacht die Tage noch komplett dreht.

Ich weiß einfach nicht was ich tun soll. Heute ist auch wieder ein echt mieser Tag. Ich bin elendig müde, da meine neue Mitbewohnerin im Zimmer ganze Wälder absägt. Mein Antrieb ist gefühlt bei 0 und ich würde mich am liebsten einfach nur ins Bett legen und heulen. Nichts desto trotz hab ich mich aufgerafft und bin nach Hause zu meiner Familie gefahren.

Meine Medikamente sollen laut Arzt erst mal so bleiben und es soll nichts umgestellt werden.

[alibo79]

Schnarchen ist für mich auch der horror. Deswegen habe ich seit der ppd ein eigenes Schlafzimmer. Ich brauche es Ruhig, da ich sonst ständig aufwache. Wenn die Kinder bei mir schlafen dann liegen sie auf einer separaten Matratze. Komischerweise stören mich Geräusche von draußen nicht wie Wind, Regen etc.
Wenn ich eine fürchterliche Nacht hatte, habe ich mich oft nochmal hingelegt wenn es gerade passte. Durch die unruhe, die durch die Depression kommt konnte ich zeitweise mich dann nicht erholen. Ganz wichtig war nicht grübeln, dann konnte ich mich mit der Zeit erholen.
Ansonsten habe ich versucht mit Augen zu und durch, den Tag irgendwie rumzu kriegen. Auf jeden Fall nicht zuviel Leerlauf zulassen, denn das hat die Stimmung wieder ins kippen gebracht.

[Sternschnuppe2023]

Huhu liebe Iris,

Mit dem Schlafen geht es mir wie Alibo. Ich schlafe auch separat. Mein Freund schnarcht sehr laut und generell brauche ich nachts meinen Rückzugsort ohne Geräusche, etc.
Verständlich, dass da bei dir die Nacht auch nicht so gut war. Schön, dass du schon wieder bessere Nächte hast.

Wenn bei mir die Nächte schlecht waren, habe ich versucht trotzdem Programm zu haben. Tapetenwechsel, Babykurse, alles was mich irgendwie von meinen Gedankenkreisen ablenken konnte. Auch wenn es am Anfang nur Sekunden waren, wo ich nicht in meinen Gedanken fest hing. Daheim und im Bett zu bleiben, hat mir gar nicht gut getan. Erst als es mir wieder besser ging.

[Iris36]

Hallo,

Die letzte Nacht hier zu Hause war leider gar nicht gut. Die ganze letzte Woche war irgendwie gar nicht gut. Der Druck den ich mir selber mache am Mittwoch nach Hause zu gehen ist einfach zu groß. Vermutlich bin ich einfach noch nicht so weit, so sehr ich es auch möchte.

Ich werde morgen bei der Visite mal die Möglichkeiten die für mich in Frage kommen durchsprechen und der ärztlichen Empfehlung nachkommen.

[Sternschnuppe2023]

Liebe Iris,

ich denke dein Gefühl zeigt dir was der richtige Weg ist. Es ist schonmal toll, dass du wahrnimmt, dass du dir da sehr viel Druck mit machst und es vielleicht noch etwas zu früh ist. Aber ich verstehe dich, man möchte etwas so gern, wie du gerade nach Hause, aber der Körper zeigt einem klar, dass man sich vielleicht doch noch mehr zeit geben sollte.

[alibo79]

Liebe Iris, du hast länger nichts geschrieben, wie geht es dir aktuell, bist du weiterhin in der Klinik?
Was macht der Schlaf?

[Iris36]

Ich werde am Mittwoch aus dem stationären Setting entlassen, und starte ab Donnerstag mit der Tagesklinik.

Nachdem das mit den Medikamenten und meiner Stimmung ein ziemlich hin und her und auf und ab war, bekomme ich seit etwa einer Woche unterstützend diese Magnet Stimulation, kurz rTMS. Ich merke nun tatsächlich wie sich mehr und mehr Stabilität einstellt. Der Schlaf wird dadurch auch besser würde ich sagen.

[Anne 861]

Davon habe ich schonmal gehört ,dass soll sehr gut anschlagen . Nimmst du denn noch zusätzlich ein Medikament? Muss man das mit dem Magnet dauerhaft machen ?